Die Landesbühnen Sachsen zeigen „Die Fledermaus“ als bunte Neuinszenierung
Es fließe der Champagner, auf dass er alles, was uns im Leben langweilt, vergessen macht – und das Gute doppelt! So oder so ähnlich könnte man die Operette „Die Fledermaus“ (Fotos: René Jungnickel) von Johann Strauß, wie sie in der Inszenierung von Manuel Schöbel an den Landesbühnen Sachsen jetzt gezeigt wird, wohl in wenigen Worten zusammenfassen.
Man nehme ein gelangweiltes Ehepaar – die von Eisensteins –, einen auf Revanche sinnenden Jugendfreund und ein wildes Kindermädchen in einer Kleinstadt. Man würze dies mit kleinen Intrigen, welche die Macken der Protagonisten zur Schau stellen, einem rauschenden Maskenball, etwas Eifersucht, Verwechselung und natürlich jeder Menge Champagner. Fertig ist ein bunter Abend, der den grauen Novembertag vergessen lässt.
Nach einem etwas tröpfelnden Start im riesigen rosa Satinbett, regt sich bald brodelnde Partystimmung auf der Bühne im Stammhaus Radebeul. Furiose Ballette (Choreografie: Till Nau) und einige witzige Regieideen, ja sogar eine schreiende E-Gitarre lassen den Maskenball des russischen Prinzen zu einem Fest der Sinne werden.
Nicht zu vergessen, die legendären Melodien, die die Elbland Philharmonie Sachsen und der Chor der Landesbühnen unter der Leitung von Ekkehard Klemm zur Premiere mit viel Verve zum Blühen bringen. „Glücklich ist, wer vergisst, was doch nicht zu ändern ist“, und so ist auch die eine oder andere Länge in der Inszenierung dank der Musik schnell wieder verziehen.
Der Rest ist bunter Bühnenzauber, gewürzt mit eine Prise Humor, wobei die Pointen hier auch schon mal weiter flogen. Dem enthusiastischen Ensemble sei Dank bleibt der Abend in jedem Fall als theatraler Augenschmaus mit musikalischen Evergreens in Erinnerung. An erster Stelle seien Anna Maria Schmidt und Franziska Abram genannt, die dem Kindermädchen Adele im Doppelpack zu einem frechen Auftritt verhelfen. Aufgrund einer Erkältung konnte Anna Maria Schmidt die Partie nicht singen, überzeugte aber darstellerisch sowie in den Sprechszenen ohne Abstriche, während Franziska Abram den Gesangspart vom Bühnenrand aus übernahm oder sich mitten in den Balltrubel mischte und trotz des kurzfristigen Einspringens stimmlich verzauberte.
Anna Erxleben gibt die Rosalinde von Eisenstein als gelangweilte Ehefrau bravourös und kann sich mit Johannes Wollrab als Gabriel von Eisenstein und Václav Vallon als Alfred auf zwei ebenso starke Männer an ihrer Seite verlassen. Michael König bringt in der Partie des Gefängnisdirektors Frank ganz viel Humor mit auf die Bühne, ebenso wie Ylva Gruen und Andreas Petzoldt, die als gedoppelter Frosch und gedoppelter Prinz Orlofsky auftreten und die Lacher auf ihrer Seite haben.
Fast wirkt es ein bisschen, als schaut man bei dieser Inszenierung auf eine üppig schillernde Vorabendserie im Fernsehen: Nicht, dass der Stoff neu wäre, aber er unterhält doch zeitlos und bietet immer wieder Potenzial für neue Sichtweisen und Pointierungen. Die populäre „Fledermaus“ kann da schon mal zur Comicfigur avancieren, hier tanzt sie zur Ouvertüre zusammen mit Superman und der Prinzessin aus dem Froschkönig in einer Reihe. Es lebe die Phantasie, die Kunst und der Champagner – auf dass der trübe November endlich ein bisschen Farbe bekäme.
Info: „Die Fledermaus“ an den Landesbühnen Sachsen, wieder am 5., 15., 21. Dezember 2024