Träumt euch ins Märchenwunderland!

„Alice im Wunderland“ als bezauberndes Adventsstück an der Staatsoperette Dresden

Der große Wert der Kunst liegt darin, dass sie uns in wundersame Welten entführt, in denen wir das Staunen mit Kinderaugen wieder lernen. Und was könnte uns wohl mehr in Staunen versetzen als die Geschichte aus einem Wunderland, in dem Phantasie zum Prinzip und das Unmögliche wahr wird? Mit der neuen, von Radek Stopka choreografierten Version von „Alice im Wunderland“ (Fotos: Pawel Sosnowski) öffnet die Staatsoperette Dresden zum Advent das große szenische Märchenbuch für Publikum aller Generationen. Die Musik zu dem Tanzmärchen, das gut zwei Stunden lang nahezu ohne Worte auskommt, stammt von dem Dresdner Komponisten Sven Helbig.

Der Ballettabend frei nach Lewis Carrolls Kinderbuchklassikern „Alice’s Adventures in Wonderland“ und „Through the Looking Glass“ entführt mit einem ausgefeilten Licht- und Videokonzept (Guido Petzold) quer durch die Welt in phantastische Gefilde. Kaum, dass Alice (Melania Mazzaferro) ihre Augen geschlossen hat, dringen Zebras und lebendige Blumenwesen in den Saal, erblühen im bunten Schein des Lichts die schönsten Orte auf der großen Bühne. Wir sehen die kleine Alice durch den Himmel schweben, die böse Herzkönigin im Spiel auftrumpfen, Frösche Basketball spielen, und geben uns dem Staunen über die Magie dieser Wunderwelt hin, dem Rausch der Phantasie, der den grauen Alltag restlos aus den Köpfen fegt, als wäre er nur ein lästiger Gedanke.

Alice und die Herzkönigin (Foto: Pawel Sosnowski)

Sven Helbigs Musik wirkt zu diesen Bildern wie ein Sog, dem man sich kaum entziehen kann. Die Kompositionen erinnern anfangs noch deutlich an seine „Pocket Symphonies“ von 2013, jedoch gespickt mit märchenhaften Klängen. Erst allmählich entwickeln sie sich hin zu einem immer satteren Orchestersound, der ebenso wie die Bilder auf der Bühne aus dem Vollen schöpft. Die Musik ist der Erzähler, der die Geschichte wie im Film begleitet, vorantreibt oder koloriert. Ein federleichtes Klavier, stimmungsvolle Bläser, warm tönende Streicher oder ein rhythmisches Perkussion-Ensemble auf der Bühne – mitreißend, aber nie eintönig spielt Helbig mit den Möglichkeiten des Orchesters der Staatsoperette Dresden, das unter der Leitung von Johannes Pell zu einem vollmundigen Klang findet und in mannigfaltigen Schattierungen leuchtet.

Das Ballett der Staatsoperette Dresden entzündet im Wunderland mit den märchenhaften Kostümen von Thorsten Fietze auch optisch ein Feuerwerk. Melania Mazzaferro tanzt sich als Alice durch alle Länder und Stile, vom klassischen Ballett bis zu Jazz- und Stepptanz. Eliton Da Silva de Barros steht ihr als weißes Kaninchen stets humorvoll zu Seite und wird zum Publikumsliebling des Abends. Dominica Herrero Gimeno ist eine ulkige Grinsekatze und Sergiy Tonevitskyy gibt den verrückten Hutmacher als väterlichen Beschützer. Philip Lehmann und Felix Roßberg von der Breakdance-Gruppe The Saxonz ernten zur Premiere – völlig zu Recht – euphorischen Zwischenapplaus für ihre virtuosen Tanzeinlagen als Zwiddeldum und Zwiddeldei. Ebenso wie die Artistin Nina Kemptner, die nach der Pause atemberaubende Vertikaltuchakrobatik vollführt und alle Blicke auf sich zieht. Ohne Frage ist an diesem Abend alles dabei, was die moderne Theaterbühne hergibt: Da schweben lebensgroße Schmetterlinge durch den Saal, tanzen Flamingos übers Parkett, schwimmt Alice durch das Abflussrohr, es leuchtet der Saal, dreht sich die Bühne, tanzt das Ballettensemble über oder unter Wasser durchs Wunderland.

Eliton Da Silva de Barros ist als weißes Kaninchen der Liebling des Abends. (Foto: Pawel Sosnowski)

In den bunten Bildern dieses lebendigen Märchenbuches funkeln zahlreiche Geschichten und Beziehungen auf, erzählt wird mit Herz und glücklicherweise ganz ohne Anspielung auf diese seltsame kalte Winterwelt draußen vor den Türen des Theateraushauses. Das kindliche Staunen darf sich hier für gut zwei unbeschwerte Stunden einmal richtig austoben, während das Theater den Sog eines märchenhaften Traumes entwickelt, aus dem man so bald eigentlich nicht wieder aufwachen möchte. Ein Hoch auf die Phantasie und auf alle, die ihr in diesem Stück ganz ausgelassen die Bühne bereiten!

Info: „Alice im Wunderland“ an der Staatsoperette Dresden, wieder am 5., 7., 13., 14., 15. Dezember

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