Sound and Science widmete sich an der TU Dresden dem Geheimnis von Musik und Zeit
Die Kooperartion der Dresdner Musikfestspiele mit der Technischen Universität Dresden ist mittlerweile zu einer schönen Tradition geworden. Seit 2014 lotet die Veranstaltungsreihe „Sound and Science“ (Foto: PR/Oliver Killig) dabei alljährlich im Mai mit experimentellen Konzertformaten im Vorlesungsstil, Schnittstellen zwischen Kunst und Wissenschaft aus. Festspielintendant Jan Vogler bezeichnet die Verbindung von Musik und Forschung gar als „marriage made in heaven“, denn die Beziehung zwischen beiden liegt für den Cellisten auf der Hand: „Albert Einstein ist das typsiche Beispiel des Geige spielenden Wissenschaftsgenies, und es gibt sehr viele klassische Musiker, die eine große Affinität zur Mathematik und anderen Wissenschaften entwickeln“, sagt Vogler.
Diese Affinität scheint im nunmehr dritten Sound-and-Science-Jahrgang auch das Dresdner Publikum zu teilen, das am Dienstagabend (31.5.) rege ins Foyer der Biologischen Institute auf dem TU Campus strömte. Dort waren im bunten Scheinwerferlicht vor der markant bepflanzten Treppe mehr als 100 Sitzplätze aufgebaut, die sich rasch füllten. Entsprechend des diesjährigen Festspielmottos nahmen schließlich der Pianist Jan Gerdes und der Psychologe Thomas Schäfer das „Geheimnis von Musik und Zeit“ unterhaltsam, aber mit wissenschaftlichem Anspruch und natürlich mit viel Musik unter die Lupe, konnten es allerdings nicht gänzlich lüften.
Thomas Schäfer erklärte dafür didaktisch klug, wie Musik Emotionen beeinflusst, den menschlichen Herzschlag und andere psysiologische Parameter verändern kann. Er zeigte mit Hilfe einer Bildschirmpräsentation und kleinen Tests, wie Klang auf uns wirkt und warum wir unter dem Einfluss von Musik anders reagieren als ohne. Dabei traten freilich auch überraschende Erkenntnisse zu Tage, etwa dass Menschen in Großstädten an warmen Tagen lieber langsame Musik hören (außer in Berlin) und dass die Musikauswahl im Supermarkt den Kauf beeinflusst, ohne dass die Kunden dies bemerken oder gar erklären können: Läuft in der Weinabteilung zum Beispiel deusche Musik, greifen die meisten zum deutschen Wein, läuft französische Musik, kaufen sie lieber franszösischen.
Jan Gerdes unterstützte solche Beispiele und kleine Experimente mit dem Publikum tatkräftig am Flügel. Mit Werken von Frédéric Chopin oder Robert Schumanns „Träumerei“ ließ er die Zeit mal schnell, mal langsamer vergehen. Er erklärte Akkordsprünge und Kompositionstechniken, die bei uns den Eindruck eines offenen Endes hinterlassen, etwa wie Mike Schoenmehls „Die kaputte Schallplatte“ und stimmte ein rührendes „As Time Goes By“ von Herman Hupfeld an. Mit diesen klangvollen Klavierbeispielen von Gerdes und guten Erklärungen von Thomas Schäfer verging die unterhaltsame Lehrstunde im Biofoyer weit kurzweiliger als es der Begriff „Vorlesung“ vielleicht erahnen ließe. Insofern zeigt sich die 3. „mariage“ aus Musikfestspiel- und Uniatmosphäre auch als die bislang vielleicht stimmigste und im Vergleich zu den vergangenen Jahren in der Publikumsresonanz zweifellos erfolgreichste.
*Die Autorin dieses Beitrags ist Pressereferentin der Dresdner Musikfestspiele, der Artikel entstand dennoch (so wie alle auf dieser Seite) unentgeltlich und unabhängig von dieser Aufgabe.