Die Sache mit der Kreativität …

„Sound & Science“ liefert musikalische Denkanstöße

Unter dem Motto „Sound & Science“ kooperieren die Dresdner Musikfestspiele seit 2014 in einem noch recht jungen Projekt mit der TU Dresden. Die Idee dazu sei Musikfestspielintendant Jan Vogler und TU-Rektor Hans Müller-Steinhagen bei einem Glas Wein gekommen, erzählen die beiden immer wieder gern. „Wir wollen damit Türen aufstoßen, für beide Seiten – die Musikfestspiele und die Universität“, erklärt Jan Vogler das Anliegen. Es sei keine Forschungsarbeit, sondern eher ein Experiment, vielmehr ein Angebot, ergänzt Hans Müller-Steinhagen.

Im vergangen Jahr hat das mit einem Konzertabend der „Bohème 2020“ mit dem New Yorker Orchester „The Knights“ vor beeindruckender Kulisse der Hochspannungshalle der TU schon ganz gut geklappt. So lockte „Sound und Science“ das Festival hinaus aus den Konzertsälen der Stadt und junges Publikum bei verhältnismäßig niedrigen Eintrittspreisen mitten auf dem Campus ins Festspielleben. Dieses Mal gab nun das futuristische Foyer der Fakultät Informatik einer neuen Bohème-Gruppe (Foto rechts) Raum für künstlerische Freiheiten – und bot dem Projekt „Sound & Science“ zwei Wochen später gar Platz für eine noch engere Verzahnung von Musik und Wissenschaft im Rahmen der Dresdner Festspiele.

Just zum Wintersemester 2014 konnte Prof. Dr. Martin Rohrmeier dank dem Exzellenzstatus der TU Dresden das eher kleine, fast unscheinbare Institut für Musikwissenschaft mit einer hochkarätig ausgestatteten Open-Topic-Professur ordentlich aufwerten. Rohrmeier, der Musikwissenschaft, Philosophie und Mathematik an der Universität Bonn studierte, lehrt an der TU auch fachübergreifend, etwa an der Fakultät für Mathematik. Mit dem Dresdner Violinisten Florian Mayer (Foto links: PR/HL Boehme) trat er für die Musikfestspiele hier nun erstmals in einen eher theoretischen, aber interessanten musikalisch- wissenschaftlichen Dialog unter dem Titel „Der Kreativität auf der Spur“ und gab dem Publikum dabei sogleich einen Einblick in seine wichtigsten Forschungsschwerpunkte.

Rohrmeier geht unter anderem der Frage nach, wie kreative Prozesse aufgebaut sind und sich in Algorithmen fassen lassen (könnten). Kann man Kompositionsleistungen ähnlich wie bei einem Schachcomputer programmieren? Und was macht dies mit Musik? Rohrmeier zeigte anhand einiger Beispiele von Bach, wie die Systematische Musikwissenschaft Kompositionen zerlegt, um dem Prozess ihrer Entstehung auf die Spur zu kommen und gewisse Regeln daraus abzuleiten. Diese erst machen es schließlich möglich, dass auch Computer zu Komponisten werden.

Der Laie kann solche Computer-Werke vielleicht nicht sofort von handgemachten Kompositionen unterscheiden, wie Mayer und Rohrmeier in einem locker sympathischen Wechselspiel aus Theorie und Musik demonstrierten. Doch zur Kreativität gehört dennoch mehr. Sie entsteht scheinbar aus dem Zufall, ist nur schwer bis gar nicht berechenbar. Es gibt zudem verschiedene Methoden, um zu bestimmen, ob etwas wirklich „kreativ“ ist. So ist Kreativität von Zeit und Raum abhängig, vom Umfeld, in dem sie passiert, dem System, in dessen Rahmen sie entsteht. Natürlich wurden Mayer und Rohrmeier zwischen diesen vielen Theorien von Niklas Luhmann und Co. mit gemeinsamen Improvisationen auch selber kreativ – sehr zur Freude des Publikums, das nach diesem Abend einen Sack voller Denkanstöße und neuer Blickwinkel auf Musik mit nach Hause nahm.

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