Zwischen Gegenwart und Zukunft

Dresdner Musikfestspiele 2015 – ein Rückblick

Der Schlagzeuger Martin Grubinger trommelte am Sonntagvormittag zusammen mit den Bamberger Symphonikern in der Semperoper das Ende der Dresdner Musikfestspiele 2015 (Foto: PR/Oliver Killig) ein. Und die waren noch erfolgreicher als im vergangenen Jahr: 35.000 Besucher bei 48 Konzerten an 23 Spielstätten in 26 Tagen, das ergibt unterm Strich einen Besucherzuwachs von elf und eine Auslastung von 93 Prozent. Was diese Zahlen jedoch nicht ausdrücken können, ist die Freude, Inspiration und kreative Atmosphäre, die über 1500 Künstler aus aller Welt während der Festspiele nach Dresden tragen, Konzerte, die das Publikum von den Sitzen rissen, tobender Applaus, aber auch ruhige, zurückgenommene Momente, die noch lange nachhallen.

Gute Mischung, nicht nur bei der Eröffnungsgala für alle

Wie bei guten Musikstücken gilt auch bei Festivals: Die Mischung macht’s – und die gelang in diesem Jahrgang besonders gut. Das zeigte sich nicht nur bei der Eröffnungsgala in der Dresdner Messe, die ein unterhaltsames Programm für alle mit herausragenden künstlerischen Leistungen paarte und so die Hemmschwellen zur oft elitär empfundenen Klassik wie „Feuer und Eis“ zum Schmelzen brachte.

Der besondere Reiz der Musikfestspiele liegt zudem darin, Künstler zu erleben, die sonst nicht oder nur selten in Dresden auftreten – und dabei auch immer wieder Neues zu entdecken. Auch das gab es in diesem Jahr reichlich: Junge Musiker aus Skandinavien wie die norwegischen Barokksolistene um den Geiger Bjarte Eike oder das herrlich unkonventionelle Pekka Kuusisto Projekt zeigten, wie harmonisch virtuose künstlerische Leistungen mit überraschenden Aufführungen Hand in Hand gehen können.

Renommierte Orchester und Grenzüberschreitungen

Konzerte von renommierten Orchestern wie der Accademia Nazionale di Santa Cecilia, dem Helsinki Baroque Orchestra oder dem Philadelphia Orchestra gehören gewiss ebenso zu den Höhepunkten der diesjährigen Musikfestspiele (elbmargarita war bei den dreien leider nicht dabei). Nicht zu vergessen, das 2012 gegründete Dresdner Festspielorchester als mittlerweile fester Bestandteil, das unter Ivor Bolton und mit der Geigerin Isabelle Faust ein energisch sprudelndes Konzert in der Semperoper bescherte.

Am Rande, dem Dresdner TU-Campus, eröffneten sich darüber hinaus erneut Grenzen zwischen Wissenschaft und Kunst, Experiment und Musik. Da ist zum einen das aus dem vergangenen Jahr weitergetragene Projekt „Bohème 2020“, das durchaus noch stärker in die Musikfestspiele verwoben werden könnte. Zudem verknüpften der Musikwissenschaftler Prof. Dr. Martin Rohrmeier und Violinist Florian Meyer bei „Sound & Science“ musikalische Theorie mit Praxis – eine interessante Ergänzung zum prallen Konzertangebot.

Junge Künstler gehören zum Programm

Schön ist auch, dass die jungen Künstler, in diesem Jahr die Streicherphilharmonie unter Wolfgang Hentrich (mit Violinist Chad Hoopes) oder das Junge Sinfonieorchester des Landesgymnasiums Dresden, das trotz Regens bei „Dresden singt und musiziert“ aufspielte, mittlerweile fest zum Festspielprogramm zählen. Denn nur so können Festivals nicht nur zahlenmäßig, sondern auch in die Zukunft wachsen.

Musikfestspielintendant Jan Vogler, der erst Ende April seinen Vertrag bis 2021 verlängerte, kann also zufrieden sein – und ist es auch. „Gerade nach den Schlagzeilen über Dresden in den vergangen Monaten ist das Signal unseres wachsenden Festivals und der Glaube an die Kraft von Musik in der Gesellschaft eine wichtige und positive Botschaft, besonders in diesem Zusammenhang freue ich mich über die große Ausstrahlung der Dresdner Musikfestspiele 2015“, sagte er zum Abschluss am Sonntag.

Die nächsten Dresdner Musikfestspiele finden übrigens satte vier Wochen lang, vom 5. Mai bis zum 5. Juni 2016 statt. Das Programm (samt Festspielmotto) wird Ende September veröffentlicht.

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