Gut oder schlecht? – Ist doch egal!

Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ enttäuscht am Staatsschauspiel Dresden

Regen prasselt auf die schräge Bühne im Dresdner Schauspielhaus. Vier arme Tröpfe stehen im Dunkel. Doch als die Frau im roten Kleid auftaucht, nimmt Bertolt Brechts Stück „Der gute Mensch von Sezuan“ (Fotos: Sebastian Hoppe) auf einmal Fahrt auf. Shen Te, die ehemalige Nutte, die jetzt einen Tabakladen besitzt, rettet dem Flieger Yan Sun in dieser Szene das Leben – und verliebt sich in ihn.

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Das Spiel mit der Vernunft

Lessings „Minna von Barnhelm“ befreit vom Staub der Aufklärung am Kleinen Haus Dresden

Wer hätte gedacht, dass ein 250 Jahre alter Theaterschinken wie Gotthold Ephraim Lessings „Minna von Barnhelm“ (1767) das heutige Publikum tatsächlich noch vom Hocker reißt? Die Inszenierung von Michael Talke macht am Kleinen Haus des Staatsschauspiels wieder Lust auf Klassiker – und dazu braucht es gar nicht viel mehr, als ein paar bunte Regieeinfälle und ein starkes Ensemble!

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Die Lawine des Shitstorms

Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ macht Lust auf die Saison am Staatsschauspiel

Das ist schon mal ein gelungener Einstand: Der neue Intendant des Dresdner Staatsschauspiels, Joachim Klement, überzeugt mit seiner Stückauswahl für den Spielzeitauftakt am Großen Haus. Zwar ist Arthur Schnitzlers „Professor Bernhardi“ nicht gerade ein Stück, das man auf Anhieb in Dresden verorten würde, doch hält es uns allen bitter ironisch den Spiegel vor. Denn Schnitzlers Text aus dem Jahr 1912 ist ein schonungsloses Plädoyer für differenzierte Betrachtung der Dinge und trifft in Dresden gerade zwei Tage vor der Bundestagswahl mitten ins Herz.

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Was ist eigentlich noch sicher?

Wolfgang Engel inszeniert Heinrich von Kleists „Amphitryon“ am Staatsschauspiel

Heinrich von Kleists „Amphitryon“ erklärt die Gewissheit allen Seins für nichtig. Das Spiel der verwirrten Identitäten, in dem göttliche Doppelgänger alle Tatsachen, die uns klar erscheinen, ins Wanken bringen, erschien 1807 nach einer Vorlage von Molière in Dresden, uraufgeführt wurde es in Berlin. In der Inszenierung von Wolfgang Engel feiert Kleists Stück (Fotos: David Baltzer) nun Premiere (4.2.) am Staatsschauspiel Dresden. Und auch hier weiß am Ende niemand mehr so recht, wo die Grenze zwischen Lustspiel und Tragödie verläuft, denn Kleist stellt einmal mehr die bestehende Ordnung in Frage, indem er seine Figuren in einen unauflösbaren Strudel der Irritation schickt.

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Per Flaschenpost ins Zauberreich

„Mio, mein Mio“ als Plädoyer für die Phantasie am Staatsschauspiel Dresden

Ach, wie gerne würden wir uns doch manchmal so eine geheime Flaschenpost wünschen. Einen Geist, der uns aus der grauen Realität hinaus in ein buntes Zauberreich der Phantasie trägt. So wie den Jungen Bosse in Astrid Lindgrens Märchen „Mio, mein Mio“ (1954). Dieser Bosse verschwindet einfach aus seinem Neubauviertel, und landet in den Armen seines Vaters, dem König eines Reiches, in dem es fliegende Pferde, glitzernde Seen und sprechende Brunnen gibt. Ein Reich also, in dem der Phantasie keine Grenzen gesetzt sind. In der Regie von Matthias Reichwald zieht diese Erzählung nun als bildstarkes Vorweihnachtstheater (Fotos: PR/David Baltzer) die großen und kleinen Zuschauer am Schauspielhaus in ihren Bann.

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Shakespeare in Matschästhetik

Das Große Haus ist mit einem streitbaren „Othello“ wiedereröffnet worden – endlich!

Die Sitze sind neu, die Bühnentechnik modernisiert, die Wände frisch gestrichen – und mit Thorleifur Örn Arnarssons Inszenierung von William Shakespeares „Othello“ (Fotos: PR/Krafft Angerer) weht zudem ein angenehm frischer Regiewind durch die betagten Mauern am Dresdner Schauspielhaus. Immerhin Ahmad Mesgarha ist noch der Alte, wie er da in der Titelrolle des Stücks auf die Bühne tritt – und ganz unerwartet erst mal von sich selbst erzählt. „Er spricht sehr gut Deutsch“, soll ein Rezensent in Klammern zu seiner Kritik über den jungen Mesgarha einst hinzugefügt haben. Anlass dazu gab nur sein fremd klingender Name, so wie man mit dem Namen Czerwinka oft polnischer oder zumindest osteuropäischer Herkunft verdächtigt wird, auch wenn das gar nicht stimmt.

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Furiose Jagd nach schlummernden Sehnsüchten

„Der Raub der Sabinerinnen“ am Staatsschauspiel Dresden

Auch wenn man es im schnelllebigen Computerzeitalter vielleicht nicht glauben mag: Theater kann doch eine Menge. Die Welt der Illusion, der Verkleidung, des bunten Spiels lässt Sehnsüchte blühen und Träume wenigstens für ein paar Stunden wahr werden. Insofern taugt der Schwank „Der Raub der Sabinerinnen“ (Fotos: PR/David Baltzer) der Brüder Frank und Paul von Schönthan aus dem Jahr 1884 auch bis heute ohne Probleme für einen rundum unterhaltsamen Theaterabend. Susanne Lietzow bringt das Publikum am Großen Haus des Staatsschauspiels Dresden mit ihrer Inszenierung des Stückes nach langer Zeit sogar mal wieder richtig zum Lachen – und beschert am Schluss ein furioses Theaterchaos mit Happy End.

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Klamauk mit Kästner

„Drei Männer im Schnee“ bauen am Kleinen Haus einen Schneemann in dekadent zünftiger Alpenumgebung

Für viele gehört die Verfilmung von Erich Kästners Roman „Drei Männer im Schnee“ (1934) genauso zum Vorweihnachtsprogramm wie Räucherkerzen und Lebkuchen. Die Theaterversion wandert nun in einer sehr bunten Inszenierung von Peter Jordan und Leonhard Koppelmann am Abend vor dem 2. Advent als deftige Komödie auch auf die Bühne am Kleinen Haus des Staatsschauspiels – und reißt das Premierenpublikum mit wie kaum eine andere Produktion in den vergangenen Jahren.

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Kindheit im Regen

Simon Solberg inszeniert „Rabenliebe“ am Kleinen Haus Dresden

Sie sind alle gleich: In graue Anzüge gepackt und mit grauen Bommelmützen behütet stehen sie in einem ebenso grauen Raum und versuchen langsam das Wort „Mama“ auszusprechen. Der kleine, vierjährige Junge, der in den 50er Jahren in einem Kinderheim abgegeben wurde, weil seine Mutter von der DDR aus gen Westen türmte, unterscheidet sich kaum von den anderen. Er ist klein, ein bisschen zurückgeblieben und er redet manchmal mit den Vögeln. Sonst sagt er kein Wort.

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Dreiklang, die Ausgehrubrik

Drei Weggehtipps für Kultur am Wochenende

Volle Pulle Kultur in Dresden – und wer die Wahl hat, hat bekanntlich auch die Qual. Wir picken in unserer Rubrik „KaW“ (Kultur am Wochenende) jede Woche jeweils drei einmalige Veranstaltungen am Freitag, Sonnabend und Sonntag für Dresden in Vorschau heraus.

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