Verheißungsvoller Blick über’n Heckenrand

Szene12 reist anno 15 mit Haydn zum Mond – eine Kritik

„Wir sind offen, bunt, völlig frei und kreieren neue Werke auf der Basis bekannter Opern“, sagt der Dresdner OFF-Theaterverein szene12 von sich selbst. Mit diesem Anspruch schenkt er Dresden seit 2012 jedes Jahr eine unkonventionelle Operninszenierung, wobei er nicht davor zurückscheut, Ort, Zeit und Inhalt der Werke zu verändern. Mit Joseph Haydns Oper „Il mondo della luna“ entführt das Studentenensemble rund um Regisseur Toni Burghard Friedrich das Publikum nun sogar auf den Mond – und bringt eine wahrhaft komische Oper auf die Bretter der Bühne im Labortheater.

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Ewige Reise im Hamsterrad

Kafkas „Amerika“ am Staatsschauspiel – eine Kritik

Mit Kafka im Theater ist das so eine Sache. Seine Sprache ist ausgefeilt, die Texte sind vom ewigen Kreisen durch die Irre geprägt und entziehen sich (eigentlich) jeder Bühnendramaturgie. Alle drei Romane sind Fragment geblieben, wurden erst nach Kafkas Tod von dessen Verleger Max Brodt veröffentlicht. Am Staatsschauspiel Dresden haben Regisseur Wolfgang Engel und der Gastdramaturg Simon Strauß nun Kafkas Roman „Amerika“ (1913, auch „Der Verschollene“) in der Fassung von Pavel Kohout und Ivan Klíma opulent inszeniert.

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Macht als riesiges Gesellschafts-Spiel

Fiesko von Genua_StaatsschauspielDD

Riesige Party: Schillers Fiesko am Staatsschauspiel Dresden (Fotos: PR/David Baltzer)

Schillers „Verschwörung“ am Staatsschauspiel – eine Kritik

Nicht viel Spannendes gab es bislang auf der großen Bühne des Dresdner Staatsschauspiels zu sehen. Die meisten Premieren in der aktuellen Spielzeit waren entweder von grober Langeweile oder von kitschigem Klamauk getragen. Regisseur Jan Philipp Gloger inszenierte nun mit Friedrich Schillers „Die Verschwörung des Fiesko zu Genua“ (1783) einen fast unbekannten Klassiker für Dresden. Schillers „Republikanisches Trauerspiel“, so der Untertitel, ist sein zweites vollendetes Drama nach den „Räubern“.

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Achtung! Theater mit Nebenwirkungen!

„Herr Dr., die Kanüle klemmt“ am Boulevardtheater

Zugegeben: Es mutet schon ein bisschen schlüpfrig an, wenn eine Komödie mit dem frivolen Titel „Herr Doktor, die Kanüle klemmt“ auf die Bühne kommt, in der die Figuren so vielsagende Namen wie Löchler, Kitzler oder Nudelmann tragen. Das Boulevardtheater Dresden setzt die Altersbeschränkung für das Stück im Programmheft schon mal vorsorglich auf 18 Jahre hoch. Donnerwetter, das kann ja heiter werden, denkt man sich und nimmt gerade noch die lasziv-erotische Ansage wahr, die einem freundlich ins Ohr haucht, man solle sein Handy für ungestörten Theatergenuss doch bitte ausschalten, bevor der Vorhang aufgeht.

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Oper mit Gruselfilm-Effekt

Giuseppe Verdis „Maskenball“ an den Landesbühnen

Verdis Opern gehören schon immer irgendwie zu den Thrillern der Musiktheaterliteratur. Der Regisseur Sebastian Ritschel bringt den „Maskenball“ an den Landesbühnen Sachsen nun in seiner Inszenierung auch optisch im Hitchcock-Stil auf die Bühne – und das gelingt ihm äußerst kurzweilig.

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Theater einmal derb und deftig, bitte!

Friedrich Dürrenmatts „Panne“ am Kleinen Haus

Es duftet nach Bratensoße und frisch belegten Schnittchen. Die Tafel, an der vier alte, tattrige Herren sitzen, ist mit einem blütenweißen Tischtuch bedeckt. Gerade als das Zimmermädchen einen edlen französischen Wein einschenken will, passiert draußen eine „Panne“. So beginnt das gleichnamige Stück von Friedrich Dürrenmatt in der Inszenierung von Roger Vontobel am Kleinen Haus Dresden. Doch die vermeintliche Tischordnung trügt – schon bald wird sie sich in ein heilloses Chaos, eine Essensschlacht mit Prozesscharakter verwandeln.

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Willkommen mitten am Rand!

Bürgerbühne zeigt einen packenden „Katzelmacher“

Die Münchner Vorstadt, das ist am Kleinen Haus Prohlis oder Gorbitz. Die Figuren aus Rainer Werner Fassbinders Film „Katzelmacher“ (1969), das sind an der Bürgerbühne des Staatsschauspiels junge Menschen aus Dresden. Robert Lehniger inszeniert die Theaterversion auf der Bühne 3 unterm Dach in einer fließend ineinander übergehenden Raum-Video-Konstellation (Fotos: PR/Matthias Horn).

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Erfrorene Herzen

Humperdincks „Königskinder“ an der Semperoper

Die Adventszeit ist gemeinhin auch die Zeit der Märchen. Und keine Oper ist mit diesen letzten, oft glänzenden Tagen im Jahr wohl enger verbunden als Engelbert Humperdicks (1854–1921) „Hänsel und Gretel“ (1893). Selten gespielt wird dagegen seine zweite Oper „Königskinder“ (uraufgeführt 1910 in New York) mit einem Libretto von Elsa Bernstein. Es ist eine Geschichte von Verblendung und Kälte einer Gesellschaft, die das wahre Gute nicht zu erkennen vermag. Nach der umjubelten Premiere und Wiederentdeckung des Stücks (Fotos: PR/Matthias Creutziger) an der Semperoper Dresden am Freitag (19.12.) muss man sich wundern, warum es so selten zu sehen ist.

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Theaterorgasmus mit Unterhaltungswert

„Harry und Sally” am Boulevardtheater Dresden

Männer und Frauen können nicht befreundet sein! Der Film „Harry und Sally“ von Rob Reiner hat das schon im Jahr 1989 bewiesen. Oder war es doch anders? Wie dem auch sei, die Liebeskomödie erobert jetzt in der Bühnenfassung von Marcy Kahan das Dresdner Boulevardtheater – und beschert dort beste Unterhaltung und herzerfrischende Vorweihnachtsromantik.

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Goethes kranke Gesellschaft

„Faust I“ am Staatsschauspiel – eine Kritik

Es war ein Experiment: Der schwedische Regisseur Linus Tunström inszeniert Goethes „Faust, der Tragödie erster Teil“ am Staatsschauspiel Dresden – und kürzt das allerheiligste Stück der deutschen Theaterliteratur dabei auch noch auf eine zweistündige Version ohne Pause zusammen. Die meisten Nebenfiguren fallen in seiner Inszenierung raus, ebenso wie die Zueignung und das Vorspiel auf dem Theater. Das Ganze beginnt im Krankenhaus statt in der Studierstube.

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