Die Türkei zu Gast in Dresden

Societaetstheater lädt zu Europa-OFF-Fest

Theater- und Musikkünstler aus der Türkei sind dieser Tage mit einem vielseitigen Programm in Dresden und Leipzig zu Gast. Unter dem Titel „Off Europa: Türkei urban“ haben sich das Societaetstheater Dresden und das LOFFT in Leipzig zu einem Deutsch-Türkischen Theaterfestival mitten in Sachsen zusammengetan. Bis zum 21. September ist in beiden Städten eine Auswahl von jungen türkischen Theateraufführungen, Performances, Tanzdarbietungen, Filmen und Musik zu erleben, die den Facettenreichtum aus der freien Tanz- und Theaterszene der Türkei, insbesondere Istanbuls an hiesige Theater (Foto: PR) bringt.

Diese Inszenierungen stammen größtenteils aus Istanbul, sie handeln von Aufbrüchen, Emanzipationsschritten und Momenten der Befreiung. Insbesondere junge Künstlerinnen befragen ihre noch immer fragile Stellung in der türkischen Gesellschaft darin selbstbewusst und bezwingend (z.B. in „Aptal, Siridan, Ve Suclu“/„Dumm, Gewöhnlich und Schuldig“). Doch auch ihre männlichen Kollegen zeigen sich reflektierend und sensibel, beispielsweise in Performances, die sich einer Dialogbereitschaft mit dem Publikum verschrieben haben („Sen Balik Degilsin Ki“/„You Are Not A Fish After All“).

Zudem haben die deutschen Theaterleute auch ganz bewusst Künstlerinnen und Künstler mit türkischen Wurzeln eingeladen, die in Städten wie Amsterdam, Berlin oder Hamburg leben und arbeiten sowie in manchen Fällen auch schon außerhalb der Türkei geboren wurden. Der Hip-Hop-Rapper Volkan T. und der Tänzer, Performer und Choreograf Melih Gencboyaci sind nur zwei Beispiele dafür. (NC)

Linktipp & Programm: www.offeuropa.de

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„Turm“-Film zum Einheitstag

Tellkamps Dresden-Saga in der ARD

Die Figuren aus Uwe Tellkamps Dresden-Roman „Der Turm“ (2008) werden am 3. und 4. Oktober im Fernsen zu Leben erwachen. Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit wird das in der Wende-Zeit angesiedelte Familienepos des Dresdner Autors als Zweiteiler in der ARD ausgestrahlt (jeweils 20.15 Uhr). Der von der Firma teamWorx produzierte Film ist rund 180 Minuten lang und folgt im Wesentlichen der Romanhandlung, die das Leben des Dresdner Bildungsbürgertums zwischen 1982 und 1989 behandelt und vor allem im Dresdner Stadtteil Weißer Hirsch (Foto: NC) spielt.

Die Dreharbeiten zu dem Film fanden 2011 auch in Dresden und Umgebung sowie in Görlitz, Bad Düben, Pilsen (CZ) und Berlin statt. Als Hauptdarsteller standen dabei Jan Josef Liefers und Claudia Michelsen vor der Kamera. Zusammen mit Roman-Autor Uwe Tellkamp und Regisseur Christian Schwochow feiern sie bereits am 24. September im Parkhotel am Weißen Hirsch in Dresden Gala-Premiere des Films. Am 28. September wird „Der Turm“ dann auch in Berlin vorgestellt. Zwei Jahre zuvor feierte „Der Turm“ bereits als Theateradaption in zwei Versionen am Staatsschauspiel Dresden sowie in Wiesbaden Premiere. (NC)

Linktipp: www.mdr.de/der-turm/index.html

MDR-Interview zum Film: www.mdr.de/mdr1-radio-sachsen/audio350440.html

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Norwegische Autoren lesen in Dresden

Lange Nacht der nordischen Literatur

Nordische Autoren werden am 31. August (19 Uhr) in Dresden zu Gast sein und aus ihren Werken lesen. Die Lesung im Literaturhaus Villa Augustin findet im Rahmen einer Lesungsreihe namens „Schriftproben – lange Nacht der nordischen Literatur“ statt, bei der vom 30.8. bis 7.9. deutschsprachige und nordische Autoren in Berlin, Stuttgart und Dresden zusammentreffen. Initiiert wird das Ganze unter der künstlerischen Leitung von Susan Bindermann, Literaturagentin, und Moritz Malsch, Leiter der Lettrétage Berlin.

„Das Literaturhaus Villa Augustin pflegt schon seit Längerem engen Kontakt mit dem Berliner Literaturhaus Lettrétage. Dieses hat uns nun als Kooperationspartner für Schriftproben hinzugeholt“, sagt Jan Göthlich vom Dresdner Literaturhaus.

Insgesamt 15 Prosa-Autorinnen und Autoren zwischen 25 und 40 Jahren, die aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Österreich und Deutschland kommen und sich in den literarischen Szenen ihrer Länder bereits einen Namen gemacht haben, stehen bei Schriftproben im Mittelpunkt. Sie sprechen über individuelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedingungen des Schreibens, diskutieren untereinander ihre jeweiligen poetologischen Positionen und stellen erstmals übersetzte literarische Texte öffentlich vor. Daneben erhalten die nordeuropäischen Teilnehmer über die vielfältigen Termine des Rahmenprogramms die Gelegenheit, wichtige Institutionen der deutschen Literaturlandschaft kennenzulernen.

In Dresden werden dabei zehn Autoren aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Island und Finnland ihre Werke vorstellen. Unter anderem werden die norwegischen Autoren Dan Aleksander Andersen und Benedicte Meyer Kronberg über ihre Werke reden. Aus Schweden sind Eiríkur Örn Norddahl und Haukur Már Helgason mit von der Partie. Die Lesungen finden in Originalsprache durch die Autoren und in deutscher Übersetzung durch Schauspieler statt.

Alle Lesungen können anschließend als Podcast heruntergeladen und per Livestream mitverfolgt werden. Geplant ist zudem, im Anschluss an die Konferenz die Texte in Übersetzung als Anthologie zu veröffentlichen.

Nicole Czerwinka

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Generation grenzenlos

Dresdnerin liest „Weiblich, jung, flexibel“

Carlynn und Ellen sind zwischen Mitte und Ende 20, mit dem (Germanistik-)Studium gerade fertig und auf dem Weg der beruflichen Selbstfindung. Die beiden Hauptfiguren in Felicitas Pommerenings Roman „Weiblich, jung, flexibel“ sind junge Frauen, wie wir ihnen auf der Straße im Jahr 2012 tagtäglich begegnen könnten, ohne es eigentlich zu merken. Zwei Mädels von nebenan, die das Schicksal der Generation grenzenlos teilen: Am Ende eines praktikumsreichen, nebenjobgeplagten und prüfungsintensiven Studiums stehen sie vor der Qual der Wahl oder der Herausforderung beruflicher Profilierung und befinden sich so mitten im Strudel unterbezahlter Full-Time-Jobs. Die Vorstellungen der beiden Protagonistinnen könnten dabei verschiedener nicht sein – ihre Probleme freilich bleiben dennoch dieselben. Während Carlynn sich nach einem geplatzen Vorstellungsgespräch bei einem versnobbten Fernsehsenderfuzzi erst einmal in Indien auf die Suche nach sich selbst begibt (ein Versuch, aus ihrem stringenten Lebenslauf einmal auszubrechen), beginnt Ellen eine Arbeit in einer Agentur für Kommunikationsdesign – mit dem utopischen Ziel, ihre 50-Stunden-Woche nach einem Jahr Befristung endlich in eine Teilzeitstelle umwandeln zu können.

Auf witzige Art erzählt Felicitas Pommerening, die ihre Jugend in Dresden verbrachte, in ihrem Debütroman anhand dieser beiden Figuren die Geschichte einer Generation, der nahezu alle Möglichkeiten offenstehen und die gleichzeitig an der Unbestimmbarkeit konkreter Ziele in einer von ständigem Wandel geprägten Zeit, in der Flexibilität zum vermeintlichen Allheilmittel wird, die Orientierung verlieren. Die eigentlichen Wünsche und Ziele der jungen Frauen – sei es die Erfüllung im Beruf, etwas „Sinnvolles“ zu tun oder auch nur der Wunsch nach Familie und Kindern – drohen in da schnell auf der Strecke zu bleiben.

Pommerening hat die Geschichten ihrer beiden Protagonistinnen aus vielen Berichten, persönlichen Eindrücken und diversen Lektüren zusammengestellt. Trotzdem bleibt ihr Roman immer Erzählung und stellt keine bierernste Dokumentation des Status quo da. Mit ihrer lockeren Schreibart spiegelt die Autorin auf humorvolle Weise die Konflikte junger Frauen – hin- und hergeworfen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, Generationskonflikten mit den Eltern und eigenen Wünschen sowie Ansprüchen an sich selbst – wider. Erfrischend ehrlich erzählt dieses Buch vom Leben zweier Freundinnen, die nicht primär nach Karriere und dem großen Geld streben, sondern vielmehr ihr eigenes kleines Glück in einer global geprägten Welt finden wollen. Anhängerinnen dieser Generation werden sich bei der Lektüre dieser 176 herzerfrischenden Seiten ganz sicher ab und an wiedererkennen und das eine oder andere Mal von herzhaften Lachen geschüttelt werden. – Mehr kann man nicht wollen.

Nicole Czerwinka

Termintipp: Felicitas Pommerening liest am Freitag (20.7.) in Dresden aus ihrem Roman „Weiblich, jung, flexibel“, 20 Uhr im Kinderladen Bambini am Blauen Wunder (Brucknerstr. 1)

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Musikfestival auf Tellkamps Spuren

„Offtracks“ lädt zu sechs Konzerten ein

Dresden ist in diesem Sommer um ein Kultur-Festival reicher. Vom 3. bis zum 8. Juli lädt das erste „Offtracks – Festival für Musik und multimediale Kunst“ einem Text von Uwe Tellkamp folgend an sechs verschiedenen Orten entlang der Straßenbahnlinie 11 zu sechs Konzerten ein, die jeweils mit Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Tanz gepaart sind.

Die Idee stammt von acht Jazzstudenten der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (HfM). Ein Seminar zum Thema Musikmanagement motivierte die jungen Jazzer vor etwa eineinhalb Jahren dazu, ihr eigenes Konzept für ein Festival für Dresdner Nachwuchskünstler auf die Beine zu stellen. „Eigentlich wollten wir das Ganze recht kurzfristig organisieren, aber wir haben schnell gemerkt, dass die Veranstaltung Hand und Fuß haben muss, wenn wir sie in Dresden etablieren wollen“, sagt Musikstudentin Katharina Lattke, die für das Offtracks-Festival und den seit März als dessen Träger fungierenden gleichnamigen Verein die Pressearbeit übernommen hat.

Sie war es auch, die dann im Internet auf die Kurzgeschichte „Der Schlaf in den Uhren“ stieß, mit der der Dresdner Autor Uwe Tellkamp im Jahr 2004 den Ingeborg-Bachmannpreis gewann. „Wir haben damals gezielt nach einer Geschichte gesucht, uns dabei mit regionalen Künstlern auseinandergesetzt und diesen Text von Tellkamp gefunden“, sagt Lattke. Tellkamps Erzählung handelt von einer Straßenbahnfahrt durch Dresden. In bildhafter Sprache erzählt der Autor darin, „wie die Straßenbahn in den Schienen schlenkerte und Funken stoben, wenn sie, von der Haltestelle Leipziger Straße kommend, vor dem Bahnhof Neustadt um die Ecke bog, die rotweiß gestrichene tschechische ‚Tatra‘-Bahn“. Die Erzählung folgt dieser Bahn die Bautzner Straße hinauf, bis zum jenem Stadtviertel, das Tellkamp in der Kurzgeschichte wie auch seinem berühmten Dresden-Roman zum „Turm“ stilisiert.

Diese literarische Bahnfahrt haben die acht Musikstudenten zum Grundgerüst ihres Festivalkonzepts gemacht. Schließlich schlängelt sich die Straßenbahnlinie 11 bis heute – wenn auch nicht mehr im rotweißen Tatra-Kleid – die Bautzner Straße entlang. „Wir haben den Text intensiv und mehrfach gelesen und mit den Bildern der einzelnen Stationen gearbeitet“, sagt Lattke. Entsprechend der Atmosphäre im Tellkamp-Text haben die jungen Organisatoren sich nicht nur die sechs Spielstätten – vom Sputnik bis zum Lingernerschloss – entlang der Linie 11, sondern auch die jeweils dort auftretenden Künstler gesucht. So wird das Festival am 3. Juli im Sputnik am Neustädter Bahnhof starten, wo der junge Schlagzeuger Demian Kappenstein zusammen mit der Choreografin und Tänzerin Valentina Carbo den ersten Abend mit Matineecharakter gestaltet. „Wir wollten beim Festival auch das Thema Zeit behandeln, weil es im Text einen großen Raum einnimmt, die Künstler haben das mit ihren eigenen Ideen dann jeweils weiterentwickelt“, so Lattke.

Die Straßenbahnlinie 11 bildet dabei nicht nur die Verbindung zwischen den einzelnen Stationen, sie ist zugleich ein sinnbildlicher Zeitstrahl, der alle Konzerte Tag für Tag, Station für Station miteinander verknüpft – stets unter dem Motto: „Sechs Tage, sechs Stationen, sechs Blickwinkel auf die Themen Zeit und Raum.“ – Ein ausgefeiltes Konzept für ein junges Festival, das vom Dresdner Amt für Kultur- und Denkmalschutz sicher nicht ohne Grund gefördert wird.

Die auftretenden Künstler sind dabei so verschieden, wie die Spielstätten selbst. Im Jazz- bis Popbereich, von Soloschlagzeug bis Vocalensemble, bewege sich der musikalische Stil beim Offtracks-Festival, sagt Lattke. Ergänzt wird dies beispielsweise durch Malerei, Performance, Film und Installationen junger Künstler aus Dresden. Entstanden seien diese Ideen ganz studentisch überwiegend im freundschaftlichen Austausch mit anderen Künstlern, ausgegoren dann meist bei Selbstgekochtem und langnächtlichen Diskussionsrunden am heimischen WG-Küchentisch.

Inzwischen werben neben der Webseite, ein eigens für „Offtracks“ entwickeltes Logo und eine Postkarte (Foto: PR/Jessica Struch) in der Stadt für die Veranstaltung – ebenso wie das Programm entstanden sie mithilfe eines soliden Kontaktnetzes zu anderen Studenten, Absolventen und Künstlern. Über die Internetplattform „Startnext“ werben die jungen Organisatoren für ihr Projekt zusätzlich Spenden ein. Und selbst Uwe Tellkamp, dem die Gruppe irgendwie rein zufällig in der Stadt mal begegnet sei, zeigte sich angetan von ihrem Vorhaben, berichtet Katharina Lattke stolz.

Ob das Offtracksfestival auch nach der Erstausgabe 2012 noch einmal stattfinden wird, ist allerdings derzeit nicht sicher. Es kommt wohl auch darauf an, wie viele Dresdner den Schienen der Linie 11 bei der Premiere vom 3. bis zum 8. Juli am Ende dann tatsächlich folgen werden.

(erschienen in DNN vom 02.07.12)

Linktipp: www.offtracksfestival.de

Programm:

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Lustwandeln entlang der Elbe

Impressionen vom 22. Elbhangfest

In Dresden jagt ein Stadtteilfest das nächste. Nachdem am vergangenen Wochenende die Bunte Republik Neustadt lockte, schlenderten die Dresdner vom 22. bis zum 24. Juni über das 22. Elbhangfest die Pillnitzer Landstraße entlang. Ob Trödelmarkt oder Drachenbootrennen, Konzerte oder Fußball-EM – das Fest lockte auch in diesem Jahr mit Sport, Kultur, Leckereien und Kuriosem. Hier spielte eine bekannte Dresdner Band fast unerkannt am Straßenrand, dort war ein bis auf die Räder eingestrickter VW-Bus zu bewundern – und dabei stand das Wochenende am Elbhang dieses Mal ganz im Zeichen der Frauen … Elbmargarita hat ein paar Impressionen gesammelt.

Fotos & Text: Nicole Czerwinka

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Mit Erfindergeist ins Guinessbuch

Das Tal der Superhirne, Teil IV

In Dresden wird seit jeher gefragt, geforscht und entdeckt. Allein die Technische Universität meldete 2011 rund 120 Patente an – und ist damit bundesweiter Spitzenreiter. Doch auch an den anderen Hochschulen und Instituten der Stadt köchelt es in den Erfinderstübchen. www.elbmargarita.de stellt in einer losen Serie DDner Entdeckungen vor:

Eine Erfindung, die es Anfang 2011 sogar ins Guinnessbuch der Rekorde schaffte, kam aus dem Leibniz-Institut für Festkörper- und Werkstoffforschung Dresden (IFW). Vier Forscher schafften es, den kleinsten von Menschenhand gefertigten Düsenantrieb herzustellen. Er misst gerade mal 600 Nanometer im Durchmesser und wiegt ein Picogramm (ein Billionstel Gramm). Doch wofür ist so ein Antrieb eigentlich nützlich? „Unsere Vision ist, diese Düsenantriebe als Transporter in der Blutbahn zu benutzen, um Medikamente gezielt an bestimmte Orte zu bringen“, sagt Professor Oliver Schmidt, einer der vier Erfinder des Minidüsenantriebs. Etwa ein Jahr habe die Entwicklung dieser sogenannten Mikro-Container mit Selbstantrieb gedauert, welche nach dem Vorbild biologischer Mikroorganismen konstruiert wurden. Diese Organismen nutzen die chemische Energie ihrer Umgebung und verwenden sie für ihre eigene Fortbewegung.

Der Minidüsenantrieb basiert im Wesentlichen auf dünnen Titan-, Eisen- und Platinschichten, die sich selbst zu winzigen Mikro- und Nanoröhren zusammenrollen. Die innerste Schicht dieser Mikroröhren besteht aus Platin und dient als Katalysator in der Reaktion von Wasserstoffperoxid zu Wasser und Sauerstoff. Dabei bilden sich Sauerstoffblasen, die aus den Mikro- oder Nanoröhren herausgestoßen werden und so zu einer schnellen Bewegung der Röhrchen führen. Durch ein äußeres Magnetfeld kann diese Bewegung ferngesteuert werden. Sogar das Be- und Entladen der durch die Mikro-Röhren transportierten Fracht ist durch ein Magnetfeld präzise steuerbar. In ersten Experimenten konnten die Forscher auf diese Weise bis zu 60 Styroporkügelchen sowie metallische Nanoplättchen durch die Flüssigkeit transportieren. „Die Antriebe können mittlerweile gezielt angehalten und wieder beschleunigt werden. Sie können sich auch schon von selbst – wie kleine Minibohrer – in Zellmaterial hineinbohren und ferngesteuert gelenkt werden“, erklärt Schmidt.

Wann diese Technologie in der Medizin schlussendlich zum Einsatz kommen kann, darüber spekuliert Schmidt derzeit allerdings nur ungern: „Die Vorhersage ist sehr schwierig. Mittlerweile arbeiten Gruppen in den USA und in China an der Technologie. Wenn alles gut geht, dann gibt es eine Anwendung in etwa zehn Jahren.“

Nicole Czerwinka

(erschienen in SAX 02.12, Seite 10/11)

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Autoklassiker tuckern übern Campus

Oldtimerrundfahrt zum Uni-Tag

Glänzende Karossen und knatternde Motoren waren heute (9. Juni) zum Start der ersten TUD Campus Classics hinter dem Hörsaalzentrum der Technischen Universität Dresden zu bestaunen. Im Rahmen des Uni-Tags präsentierten Mitarbeiter, Studenten und Alumni der Universität insgesamt 38 Oldtimer, darunter auch vier Motorräder. Ob Trabi, Käfer, Wartburg, Skoda, Mercedes, Ford, VW, Maserati, Barkas oder BMW – die Fahrzeuge haben bis zu 110 Jahre auf dem Blech. Kurz nach 11 Uhr brachen die Wagen angeführt von Rektor Prof. Hans Müller-Steinhagen zu einer rund 70 Kilometer langen Rundfahrt auf, die über die drei Hauptstandorte der TUD führte: Zentralcampus, Tharandt, Campus Johannstadt.

An der Gläsernen Manufaktur wird gegen 14.45 Uhr die nächste Aufstellung des Feldes sein. Gegen 17 Uhr kehren sie dann zur Schlussaufstellung in der Mommsenstraße zurück.

elbmargarita-Fotogalerie zu den Campus Classics:

Fotos (12): Nicole Czerwinka

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Die zwei Seiten des „Liliom“

Liliom, Staatsschauspiel Dresden
Torsten Ranft (vorn) ist Liliom am Staatsschauspiel Dresden (Foto: PR/Matthias Horn).

„Liliom“ am Kleinen Haus Dresden

„Auf jeden Schrecken ein Bier“, sagt der Schausteller Liliom (Torsten Ranft) und lässt die leere Flasche die schräge Bühne im Kleinen Haus Dresden hinunterrollen. Die Hauptfigur in Franz Molnars gleichnamigen Stück ist ein Raubein, ein armer Schlucker und Schlawiner, der seine Freundin Julie (Cathleen Baumann) schlägt und nie Geld hat. Eine traurige Figur, die erst im Himmel zum Menschen wird.

Franz Molnars „Liliom – Eine Vorstadtlegende in sieben Bildern“ hat es schon bei der Uraufführung 1909 in Budapest nicht leicht gehabt. Molnars Stück – irgendetwas zwischen sozialem Drama und Tragikkomödie – floppte. Und auch die Premiere der deutschsprachigen Übersetzung von Alfred Polgar in Berlin 1912 war kein großer Erfolg. Erst die Aufführung am Theater in der Josefstadt Wien lief besser. Von da an wurde „Liliom“ zum Selbstläufer. Hans Albers hat es allein 1800 Mal in Berlin gespielt, das Sujet wurde mehrfach verfilmt und Vorlage für das Musical „Caroussell“.

So richtig verruchte Rummelatmosphäre will allerdings in der Inszenierung von Hausregisseurin Julia Hölscher am Staatsschauspiel Dresden nicht aufkommen. Das überwiegend düstere Bühnenbild (Esther Bialas) beschränkt sich hier auf jene Bierflaschen auf schräger Bühne und einen großen Kasten, ein Schrank mit Ziehharmonikatüren, der auf der Schräge beständig auf- und niederfährt und sich hin und wieder für musikalisch durchaus stimmungsvolle Szenen öffnet. Das darin versteckte bunte Licht und eine kleine Kapelle sind ist alles, was hier ans Schaustellermilieu erinnert.

Ansonsten sind die Figuren im Mittelpunkt der Szenerie. Sie zeigen eine kaputte Gesellschaft kleiner Leute am Rande des Lebens. In abgewetzten Hemden hecken die Männer Pläne aus, um an Geld zu kommen, während die kurz berockten Mädels (Kostüm: Ulli Smid) sich über die Liebe austauschen. Marie (Annika Schilling) scheint es mit ihrem Wolf dabei noch besser getroffen zu haben, als Julie mit ihrem Liliom. Das Spiel dieser drei Hauptfiguren wirkt vor allem zu Beginn allerdings noch zu wenig lebendig, ist weder berührend noch zieht es den Zuschauer hinreichend in das Stück hinein. Torsten Ranft gibt den Zyniker Liliom in der ersten Hälfte noch etwas farblos, eigentlich emotionale Stellen wirken dagegen eher künstlich akzentuiert. So entsteht eine Distanz, die schnell in Langeweile umschlagen kann. In den dialoglastigen Szenen des Anfangs wirkt der Wiener Dialekt der deutschen Übersetzung von Alfred Polgar zudem allzu angestrengt, Dialektsprache wechselt ungeschickt mit Hochdeutsch.

Doch dann öffnet sich der große Kasten wieder einmal, die bunten Lichter erstrahlen und die Musik der Einmann-Kapelle (Tobias Vethake) erfüllt den Raum, rauschhafte Szenen spielen sich ab und Benjamin Höppner tanzt als Ficsur plötzlich nackt im Schrank. Das ist verstörend und überzogen, aber immerhin passiert nun endlich etwas. Auch als Liliom anschließend seinen Raubüberfall plant, nimmt das Stück langsam Fahrt auf. Torsten Ranft hat die kühle Distanz des Anfangs nun gänzlich überwunden und bringt die Figur Liliom in ihrer ganzen Ambivalenz auf die Bühne. Als dieser im hellen Licht stirbt, später wieder unter Engelsmusik im Himmel erwacht und von seiner ungeborenen Tochter erfährt, wird es sogar für kleine Momente lang berührend.

Ansonsten sind die sieben Bilder des Stückes bis zum Schluss kaum voneinander zu unterscheiden. Die Inszenierung bewegt sich bis auf diese wenigen prickelnden Momente überwiegend im Nebulösen, Ungreifbar-Abstrakten. Und die tragische Figur des kleinen Rummelschaustellers „Liliom“ verschwindet ins Dunkel, als hätten sich die Türen des hell erleuchteten Kapellenschränkchens auf der Bühne eben wieder geschlossen.

Kleines Haus Dresden, wieder am 11.6., 26.6., 03.07., jeweils 19.30 Uhr

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Der Trommler im Eventwerk

Martin Grubinger begeistert bei den Musikfestspielen

Es ist eine Begegnung zwischen klassischer Kammermusik und exotischen Perkussionrhythmen, die die Dresdner Musikfestspiele am Donnerstagabend (31.5.) unter dem Motto „Martin Grubinger & Friends“ in der unkonventionellen Kulisse des gemeinhin unschön „Eventwerk“ getauften Tanztempels im alten Industriegelände bescheren. Im ungewöhnlichen Mittelpunkt des Ganzen steht der Salzburger Perkussionist Martin Grubinger (Foto: PR/Oliver Killig). In einfache schwarze Hose und T-Shirt gekleidet, entspricht der 29-Jährige weder dem Typ eines geschniegelten österreichischen Orchestermusikers noch dem des abgedrehten Schlagzeugrockers. Für die beeindruckende Begegnung von Schlagzeug mit Kammermusik hat er sich in Dresden seine Freunde und Kollegen Roland Greutter (Violine), Christopher Franzius (Violoncello), Per Rundberg (Klavier), Martin Grubinger sen. und Leonard Schmidinger (beide am Schlagzeug) mit auf die Bühne geholt.

Mit Viktor Dereviankos Bearbeitung von Schostakowitschs Sinfonie Nr. 15 A-Dur beginnt das Konzert dabei zunächst noch nahezu klassisch. Die Hauptperson, Grubinger, sitzt jedoch, während sich der erste Schostakowitsch-Satz langsam durch Klavier- und Streicherpartien hindurch entfaltet, zunächst noch seelenruhig da, scheint sich jede Note konzentriert auf der Zunge zergehen zu lassen. Es dauert einige Takte, bis er selbst die Schlagzeugstöcke in die Hand nimmt, sich noch einmal in Positur rückt, um zunächst weitere Takte verstreichen zu lassen und schließlich einen Trommelwirbel anstimmt. Aus der Vogelperspektive der Galerie betrachtet, wirkt das Konzert an dieser Stelle fast wie ein musikalisches Schauspiel, wie die Filmdokumentation eines Schlagezeugers und seiner Mannschaft – beinahe ironisch. Als es in dem mit Adagio-Largo überschriebenen zweiten Satz draußen plötzlich zu regnen beginnt, ist vom Perkussion zwar noch immer nicht viel zu hören, die Stimmung im Eventwerk aber perfekt. Die Töne streichen im melancholischen Takten dahin, während es vor den Türen leise plätschert. Ein atmosphärischer Höhepunkt. Auch jetzt sitzt Grubinger wie unberührt an seinem Instrument, hochkonzentriert, bis die Ruhe des Satzes in einer musikalsichen Explosion mündet, zu der auch er das Seine beiträgt. Alle sechs Musiker sind dabei aufs Feinste aufeinander eingestimmt, die Übergänge gelingen absolut präzise – sodass der Eindruck eines sorgfältig gewebten Klangteppichs entsteht, den man akustisch betrachtet. Dieses sehr spannungsvolle Spiel ist voller Kraft. Allein im vierten Satz verliert es einen kleinen Augenblick lang an Brillanz, jedoch kaum merklich. Nein, langweilig wird es nicht – und doch ist schnell klar, dass Schostakowitsch hier allenfalls das Aufwärmstück ist. Denn Meister Grubinger hat bisher kaum Möglichkeit, die großen Versprechen des Programmheftes – das ihn als einen der derzeit weltbesten Trommler bezeichnet – einzulösen, sich selbst in seiner Kunst zu entfalten. Man ahnt vor der Pause: Da kommt noch was!

Und so ist es auch: Während die Anwesenden im Industriegelände schnell frische Regenluft schnuppern, wird die Bühne komplett umgebaut. Mehrere Schlagzeuge, darunter allein zwei riesige Perkussion, stehen jetzt auf dem Podest. Der zweite Teil beginnt dann mit „Rebonds B“ von Iannis Xenakis (1922-2001), einem Stück, das Martin Grubinger in einer flotten Anmoderation kurz als den „Klassiker für Schlagzeuger“ bezeichnet. Jetzt ist der Virtuose in ihm erwacht. Das Stück ist laut und mitreißend zugleich. Grubinger bietet es in beeindruckender Weise dar. Endlich bekommt er seinen Soloauftritt, entführt das Publikum nun in seine Welt der Schlagzeugmusik. Er hat sein Handwerk verinnerlicht, das sieht und hört man schon in den ersten Takten. Die Rhythmen fliegen nur so dahin und am Ende ist man überzeugt: Dieser Mann macht aus selbst dem Küchenschrank seiner Oma noch Musik!

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