Ein Fest vor dem Fest

Geballte Vorfreude in der Adventsstadt

Wer dieser Tage mit wachem Blick durch Dresden schlendert, kommt schon vor der Ankunft des ersten Adventus nicht um die Vorboten fröhlicher Feststimmung herum, die derzeit über der Stadt hereinbrechen wie ein Prasselregen an heißen Sommertagen. Nicht nur um die diesjährige Striezeltanne ist gut sechs Wochen vor dem Weihnachtsmann in den Meckermedien eine Schönheitsdiskussion entbrannt, die an Sinnlosig- und Oberflächlichkeit glatt Heide Klums Modellshow-Sprüche in den Schatten stellen könnte. Auch auf dem Postplatz sprießen schon merkwürdig weiße Zeltzipfel und amerikabunte Leuchtreklame aus dem Boden.

Die Neustadt hält da allerdings mit satten 3000 geschmackvoll platzierten LED-Leuchten (an den passenden Grünzeugketten, versteht sich) dagegen und wird so erstmals vom beliebten Szene- zu einem der schönsten Weihnachtsviertel Dresdens. Schon seit Freitag (23.11.) schmückt der Gewerbe- und Kulturverein Dresden Neustadt eV. die komplette Alaun- und Louisenstraße sowie Teile der Böhmischen und der Bautzner Straße mit insgesamt 70 Lichterketten, während in der Görlitzer und Rothenburger Straße wegen der Straßenbahnoberleitungen Kandelaber an den Hauswänden heimelige Adventsstimmung versprühen und dem Boulevard zwischen Neu- und Altmarkt nun mehr denn je entgegenglitzern.

Letzterer bleibt freilich mit der Eröffnung des 578. Dresdner Striezelmarktes am 28. November weiterhin der touristische Anziehungspunkt der selbsternannten Weihnachtsstadt schlechthin. Bis zum Heiligen Abend wird der Striezelmarkt samt seiner Zankfichte dabei täglich von 10 bis 21 Uhr (Heiligabend bis 14 Uhr) mit vorweihnachtlichen Köstlichkeiten und einem bunten Bühnenprogramm erfreuen. Jenseits der Wilsdruffer Straße reihen sich zudem gleich vier weitaus atmosphärischere, sprich teils historische, Märkte aneinander. So beginnt das bunte Mittelaltertreiben im Stallhof dieses Mal ganz matschfrei schon am 29. November um 17 Uhr. Von da an ist der Markt täglich von 11 bis 21.30 Uhr geöffnet. Zunächst bis zum kleinen Weihnachtsabend am 23. Dezember, anschließend jedoch noch einmal vom 27. bis 30. Dezember (dann nur bis 20 Uhr). Der Besuch ist allerdings auch dieses Mal nur unter der Woche ohne Eintritt möglich. Gänzlich eintrittsfreie Weihnachtsromantik unter einem dezent sternbestückten Bäumchen kann man dafür auf dem Neumarkt schnuppern (vom 30.11. bis 21.12., täglich von 11 bis 22 Uhr). Direkt an der Frauenkirche sowie in der Münzgasse öffnet zudem am 30. November der traditionelle Markt mit großer Glühweinpyramidenbar und niedlichen Büdchen seine Pforten (30.11. bis 24.12., So bis Do 10-21 Uhr, Fr/Sa 10-23 Uhr). Und auch am Dresdner Schloss gibt es wieder Glühgetränke, Kräppelchen und erzgebirgische Gaben (29.11. bis 24.12, So bis Do 11 bis 20 Uhr, Fr/Sa 11 bis 21 Uhr).

Die große Einkaufsmeile vor dem Hauptbahnhof wiegt sich ebenfalls in zaghafter Feststimmung. Der Weihnachtsmarkt auf der Prager Straße soll vom 29. November bis 23. Dezember 2012 erstmals unter dem Titel „Dresdner Winterlichter“ in ganz neuem Lichterglanz erstrahlen und zur festlichen Geschenkejagd beitragen. Am Postplatz könnte der Glühwein allerdings einen bitteren Beigeschmack haben. Denn während das in den vergangenen Jahren an dieser Stelle sehr beliebte Winterdorf inzwischen via (allerdings sehr rechtschreibschwacher) Online-Petition um seine Heimat in Dresden kämpft, entsprechende Presseanfragen zu seinem Verbleib bislang jedoch bewusst unbeantwortet lässt, wird die Stadt dort dieses Mal von einem etwas kitschig anmutenden Hüttenzauber (28.11. bis 24.12., täglich 10 bis 22 Uhr) wachgerüttelt. Hier sind unter anderem Abendbrot im Zeltrestaurant und Après Ski nahe der Haltestelle angesagt – ob Dresden das wirklich braucht, wird wohl noch vor Ablauf des unheilvorhersagenden Maya-Kalenders feststehen.

Weitaus traditionellere Gemütlichkeit mit größerem Potenzial für wirklich besinnliche Vorfreude versprechen dagegen drei kleine rechtselbische Weihnachtsmärkte. Sowohl den liebevoll gestalteten Weihnachtsmarkt in Loschwitz (geöffnet vom 1.12. bis 16.12., 13 bis 20 Uhr, Fr/Sa bis 21 Uhr, Sa/So ab 11 Uhr) als auch den 15. Neustädter Advent im Dresdner Barockviertel (Eröffnung am 30.11., 18.30 Uhr in der Dreikönigskirche) mit Adventsgeschichten von Prominenten (1.12. bis 23.12., täglich 18 Uhr an wechselnden Orten), sollte in Verbindung mit dem ebenfalls neu konzipierten Augustusmarkt auf der Hauptstraße und am Goldenen Reiter (29.11. bis 23.12., täglich 11 bis 21 Uhr) niemand verpassen.

Hast man sich erst durch das geballte Angebot an Dresdner Open-Air-Weihnachtsmärkten gefuttert, geschlendert und geschwärmt, locken natürlich auch Nachbarstädte wie Radebeul, Radeburg, Weinböhla oder Meißen mit Weihnachtlichem und Nascherreien für Zuckerschnuten – anschließend kann das eigentliche Fest dann aber getrost beginnen.

Nicole Czerwinka

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Hamlet als Konzert

Shakespeare am Dresdner Schauspielhaus

Das hat das Dresdner Schauspielhaus wohl in 100 Jahren so noch nicht gesehen: Stehende Ovationen schon am Anfang der Premiere von Shakespeares „Hamlet“ (Foto: Matthias Horn) am 24. November. Doch gilt der Applaus (noch) nicht den Schauspielern, sondern ist vielmehr ein ironischer Geniestreich von Regisseur Roger Vontobel, bei dem das Publikum gleich zu Beginn der Inszenierung Teil eines großen Auftritts wird. Die Bühne ist hier ein Spiegel des feudalen Zuschauerraumes des Großen Hauses selbst (Claudia Rohner), in dessen mittelster Loge König Claudius (Torsten Ranft) und seine Gattin Gertrud (Hannelore Koch) Platz genommen haben. Kurz darauf tritt Christian Friedel als blass-leidender Hamlet auf und komplettiert somit seine eigene Band, die hier freilich nicht als „Woods Of Birnam“ musizieren, sondern für das Spiel im Spiel eher zu Nebendarstellern werden. Denn dieses Konzert gehört freilich – als rockiges Requiem für Hamlets just verschiedenen Vater – ebenso zum Stück.

Vontobels Hamlet in schlichter schwarzer Trauerkleidung, die wie seine Musik eindeutig aus dem 21. Jahrhundert stammt (Kostüm: Ellen Hofmann), ist ein selbstversunkener Künstler, ein sensibler Geist, der mit seinen Kompositionen verschmilzt, dem Leben aber nur die leidigsten Seiten abtrotzen kann. Rezitiert Friedel zunächst mehr die dem Shakespeare‘schen Text entlehnten Rocksongs, denn seinen Text aus der Schlegel‘schen Originalübersetzung, so nimmt man ihm diesen leidenden, egozentrisch auf der Bühne zappelnden Hamlet, doch irgendwie von der ersten Minute an ab. Gut möglich, dass dieser verrückte Egomane sich den Mord am eigenen Vater vielleicht nur eingebildet hat. Die Musik ist sein Geist und sie ist es denn auch, die den Zuschauer trotz der ungewöhnlichen Herangehensweise an das Stück sofort in selbiges hineinzieht – ohne erst Raum für Zweifel zu lassen.

Tatsächlich nimmt die Hamlet-Handlung parallel in den oberen Rängen auf der Bühne dann langsam ihren Faden auf. Denn während Hamlet unten seinen musikalischen Tribut für den Vater rockt, thront in der Mittelloge König Claudius mit protziger Krone neben seiner Geetrud, die Hannelore Koch als schillernde, aber durchaus gütige First-Lady mimt. Rosenkranz (Jonas Friedrich Leonhardi) und Güldenstern (Benedikt Kauff) werden prompt von ihr ermahnt, ein freundschaftlich wachsames Auge auf den Hamlet zu haben. In der dritten Loge schmachtet indes die träumerische Schwärmerin Ophelia (Annika Schilling), obwohl ihr Bruder Laertes (Matthias Reichwald) sie eindringlich vor dem Musiker da unten warnt. Und Ahmad Mesgarha gibt einen grandios schwafelnden Polonius, bevor die neuerdings in allen Stücken unverzichtbare Videoprojektion kurz hinter das Bühnenbild entführt und Hamlet wenig später die klassische Mausefalle – in diesem Fall natürlich als provozierenden Popsong mit eigener Band konzipiert – anstimmt. Dieses Lied treibt, wie erwartet, einen nervösen Ausdruck in die Augen des Königs, wie Horatio (Sebastian Wendelin) im großprojiziertem Video festhält.

Inzwischen ist auch Friedel als Hamlet gänzlich in Fahrt gekommen. Er zetert, zürnt und explodiert, lamentiert sein berühmtes „Sein oder nicht sein“ – und beweist, dass er es doch kann, das mit dem Schauspielern in großen Rollen. Singen ja sowieso. Vor allem in der zweiten Hälfte des gut dreistündigen Abends kann er sich so richtig entfalten. Die Instrumente sind verschwunden. Fast droht die klassische Theaterszene ohne die Musik zunächst hinter dem actionreichen Beginn zu verblassen. Und doch fängt sich das Stück recht schnell von selbst, ganz allein mit klassischer Schauspielkunst, wie man dankbar feststellt – und dazu ohne auch nur ein bisschen von seiner Spannung einzubüßen. Die Kulisse ist zur Palast-Wohnung geworden, Friedel indes kommt nun als jugendlich-ungestümer Hamlet erst richtig zur Geltung.

Ebenso wie Annika Schilling als unglückliche Ophelia, die nun vom Wahnsinn getrieben in Hamlets schwarzem Trauerhemd, später auch ganz ohne, über die Bühne taumelt. Schilling beherrscht die Entwicklung von der liebesblinden hin zur enttäuschten und verlorenen Ophelia in allen Abstufungen und lässt dieses verwirrte Wesen am Ende, trotz kleiner Übertreibungen, doch berührend umherirren. Nur einmal droht das Ganze kurz ins unangenehm Ulkige abzukippen, als sie als lang befederte Totengräberin erscheint. Doch das bleibt bloß Momentsache.

In der Schlussszene kämpft Hamlet dann vor allem mit sich selbst – und Christian Friedel gibt trotz sichtbarer Erschöpfung noch einmal alles. Nun ist er Hamlet, Königin, König und Laertes zugleich, wechselt die Rollen wie die Positionen – und bleibt trotzdem der Verlierer. Wenn die Kulisse wieder nach vorn fährt, sitzen Claudius, Gertrud, Güldenstern, Rosenkranz und Laertes wieder wohlbehalten oben im heimischen Palastzimmer. Selbst sein guter Freund Horatio hört Hamlets Rufe nicht, bevor dieses Theater-Konzert ein für alle Mal zu Ende ist. Keine stehenden Ovationen, dafür verdient tosender Applaus, diesmal gilt er tatsächlich einem brillanten Ensemble. Sogar die Frage, ob es reicht, Hamlet als verzogen-wirren Sohn zu interpretieren, kann nach einem solch erfüllten Theaterabend getrost unbeantwortet bleiben.

„Hamlet“ am Dresdner Schauspielhaus, wieder am 26.11., 6.12., 12.12., 26.12. je 19.30 und 30.12., 19 Uhr

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Das Biest und die Strassprinzessin

„Endstation Sehnsucht“ am Kleinen Haus Dresden

Eine sich laut vergnügende Truppe junger Menschen feiert inmitten von grauen Kreidetafeln mit frechen Sprüchen, formelhaft anmutenden Zeichen und kleinen Kritzeleien. Wild und ungestüm springen sie von der Bühne. Zurück bleibt die fahle Wand, die ebensolche Tristesse ausstrahlt, wie es heute vor allem die Neubaugebiete am Rande der Stadt tun. Und plötzlich betritt die feine Blanche mit ihrem übergroßen Schrankkoffer die Szene. Sie wirkt wie ein bunter unpassender Vogel in dieser Umgebung und ihre elegante Erscheinung scheint sich schon im ersten Moment, genau wie ihr französischer Name, Blanche DuBois, an der Rauheit dieser kühlen Wände zu brechen.

Es ist die untergehende feudale Kultur der amerikanischen Südstaaten, die der Dramatiker Tennessee Williams 1947 in seiner Tragödie „Endstation Sehnsucht“ mit dem proletarischen Industrie-Amerika kollidieren lässt. Ein Stoff, der für Dresden im Jahr 2012 unendlich weit entfernt scheint, in der sehr atmosphärischen Inszenierung von Nuran David Calis am Kleinen Haus des Staatsschauspiels (Premiere am 22.11.2012) aber durchaus auch für die heutige Zeit existenzielle Fragen aufwirft und so überaus überzeugend an Relevanz gewinnt.

Blanche (Nele Rosetz) sucht nach der Zwangsversteigerung ihrer Plantage Zuflucht bei ihrer kleinen Schwester Stella (Ines Marie Westernströer), die mit ihrem Mann Stanley (Sascha Göpel) in ärmlichen Verhältnissen in New Orleans lebt und obendrein ein Kind erwartet. In dieser ungezwungenen, aber rauen Arbeiter-Atmosphäre wird ständig geschrien, gesoffen, geraucht, gestritten, gefeiert, gerauft und versöhnt – und schnell ist dem kühlen Realisten Stanley klar, dass seine Schwägerin nicht bloß Strass, sondern auch Geheimnisse in ihrem großen Koffer mitbringt.

Nele Rosetz, die ihr komödiantisches Talent zuletzt in „Damen der Gesellschaft“ bewies, mimt hier gekonnt und mitreißend die gescheiterte Plaudertasche Blanche. Erscheint diese anfangs noch als witzige, etwas überdrehte Person, so bröckelt ihre Fassade immer weiter, bis Blanches Verzweiflung und innere Verletzlichkeit im Schimmer des lodernden Feuers schließlich augenscheinlich werden.

Blanche ist in Illusionen gekleidet wie in ihre prachtvollen Pelze, sie hat ein gutes Herz, ist feingeistig und die eigentlich tragische Figur in dem Stück. Ihr Problem liegt dabei nicht allein in der Affäre mit einem Minderjährigen, wegen der sie ihren Job als Lehrerin verlor, sondern vielmehr in der – durchaus verständlichen – Diskrepanz mit ihrem „untermenschlich, bestialischen“ Schwager Stanley, „dem Polacken“. Zudem ist sie weit weniger leidens- und anpassungsfähig als ihre Schwester, die Ines Marie Westernströer als robust-selbstbewusste Ehefrau darstellt. Bald können Blanche und Stanley ihre Abneigung gegeneinander jedoch nicht mehr zurückhalten, sodass auch Blanches Flucht in eine oft fast träumerische Kindlichkeit keinen Halt mehr bietet.

Ihre einzige Hoffnung ruht schließlich in dem schüchternen Mitch, einem Freund Stanleys, der sich in Blanches Augen sofort von dem Rest der rüden Gesellschaft um ihren Schwager unterscheidet, weil er „so was Sensibles im Blick“ hat. Grandios lässt Wolfgang Michalek diesen naiv Verliebten in einer fast komödiantischen Slapstick-Szene mit Gitarre und Liebeslied vor Blanche erscheinen. Doch auch hier wird deutlich, dass dieser „Gentleman“ wohl eher Blanches Phantasie von einem Traummann entsprungen, denn eine realistische Lösung ist – und Sehnsucht für sie doch die Endstation bleibt.

In diesem Kampf zwischen Blanche und Stanley, der vor allem aus unterschiedlichen Moral- und Lebensansprüchen resultiert, stimmt über zweidreiviertel Theaterstunden lang fast alles. Keine Minute ist langweilig, jede Nuance der charakterlichen und emotionalen Bandbreite wird ausgespielt, die Figuren sind Charaktere, wie man sie – und das zeigt sich nicht zuletzt an ihrer Kleidung (Amelie von Bülow) – auch überall im richtigen Leben finden könnte. Das durchweg starke Ensemble zieht vor einer zwar abstrakten, dennoch aber atmosphärischen Bühne mit Videoprojektion zur Hinterbühne (Irina Schicketanz) in seinen Bann. Das Ende gerät dabei so berührend, wie unabwendbar: Die Szene gleicht, ebenso wie die Seele der Protagonistin, einem Trümmerfeld. Wer bleibt, das sind die anderen. Und trotzdem stirbt, selbst bei Williams, die Hoffnung zuletzt.

„Endstation Sehnsucht“ am Kleinen Haus wieder am 24.11., 6.12., 26.12., jeweils 19.30 Uh

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Weltstadt als Reiseziel

Dresden in der National Geografic

Ja, Dresden ist die schönste Stadt auf der Welt. Das wussten die Dresdner schon lange. Nun hat die Welt aber auch noch den offiziellen Beweis dafür. Denn die Zeitschrift National Geographic hat Dresden in diesem Jahr in ihre Liste der 20 sehenswertesten Orte aufgenommen. Dresden steht dort unter dem Titel „the comeback kid“ (deutsch soviel wie: die Zurückgekehrte, Wiederauferstandene) in einer Reihe mit Reisezielen wie Sri Lanka, London, dem Oman, Nordkolumbien, Island, den Virunga Vulkanen oder Neuseeland. Und kann sich zumindest aus dieser Warte nun definitiv als „Weltstadt“ rühmen.

Dresden sei eines der Toptouristenziele in Deutschland und mit einem halben Dutzend von weltklasse Museen – darunter das einmalige Deutsche Hygienemuseum – ausgestattet, steht in dem kleinen Text, der die Stadt neben einem Bild der Frauenkirche als „Topziel“ auf der Webseite von National Geografic näher vorstellt. Auch die Geschichte Dresdens von der Pracht des Augusteischen Zeitalters bis hin zum Angriff im Februar 1945 und dem Wiederaufbau wird in den wenigen Sätzen auf Englisch erzählt. Logisch, dass der Beitrag bei Facebook schon erste Dresdner Fans gefunden hat. Der Rest der Welt kommt später.

Nicole Czerwinka

Linktipp: http://travel.nationalgeographic.com

 

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Ode an die Weihnachtstanne

Hofgeflüster – die Stadtkolumne

Nanu, was ist denn das? Ein trüber Novembervormittag und am Wettiner Platz fahren in regelmäßigen Abständen Blockhüttchen auf Autoanhängern vorbei, in Richtung Innenstadt. Einige Hundert Schritte weiter wird sofort klar, wohin sie wollen. Denn auch die Riesen-Pyramide, die Tanne und das Pfefferkuchenhaus haben schon ihren angestammten Platz auf dem Altmarkt gefunden. Und bei ihrem Anblick beschwören sie beim Passanten urplötzlich Erinnerungen an wohlige Zimtaromen und beißende Schneekälte inmitten des bunt-lauten Touristentrubels auf dem Dresdner Striezelmarkt.

Im Gegensatz zu den schon herbstzeitig prall gefüllten Stollenregalen im Supermarkt sind das doch noch immer die schönsten (und wahrhaftesten) Boten der nahenden Vorweihnachtszeit. Beschwören sie doch etwa drei Wochen bevor diese dann endgültig in der Stadt ihre Ankunft feiert, selbst in den Augen ehemaliger Kinder so etwas wie latenten Endjahreszauber. Auch, wenn doch eigentich gerade noch Sommer war …

  

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Baracke statt Backsteinbau

Oder: Geschichten aus der Exzellenzuni I

Eigentlich könnte alles so schön sein. Die Bauarbeiten am Fritz-Foerster-Bau auf dem Campus der Technischen Universität Dresden (TUD) sollten just in diesen Tagen beginnen. Komfortable Studienbedingungen für die Fakultät Architektur waren hier vorgesehen – mitten auf dem Campus mit Studios, großzügigen Hörsälen und Computerräumen ausgestattet. Wie es sich für eine Exzellenzuniversität eben gehört. Schon seit den 90er Jahren schlummerten diese Pläne im Schubkasten der Universitätsleitung. Noch im Frühjahr wurden die Räume im Fritz-Foerster-Bau für dekontaminiert, weil hier früher Chemielabore untergebracht waren. Doch dann kam im Juni dieses Jahres die Exzellenzentscheidung – und mit ihr wurde eine neuerliche Neustrukturierung des Campus notwendig, die den Traum von altehrwürdigem Backstein für die Architekten wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

Die bittere Realität traf Anfang September via Brief von der Unileitung im Bürogebäude auf dem Zelleschen Weg ein, das die Fakultät Architektur derzeit am Campus (noch) ihre Heimat nennt. Im Zuge des Zukunftskonzeptes „Synergetische Universität“ werde statt der Fakultät die TU-Verwaltung im Fritz-Foerster-Bau Einzug halten. Die Architekten sollen stattdessen zukünftig vor den Toren des Kerncampus auf der August-Bebel-Straße ihre Bauwerke kreieren. In jenen abgewetzten Räumlichkeiten also, die von der TUD in den 90er Jahren eigentlich nur als Interimslösung während verschiedener Baumaßnahmen angemietet wurden, und mit denen sich seither einige Institute der Philosophischen Fakultät begnügen müssen. Letztere wiederum darf künftig auf den Zelleschen Weg ziehen, wo sie direkt gegenüber der Universitätsbibliothek gebündelt wird, damit sie nicht mehr so zersplittert ist.

Dies bedeutet zumindest für die Philosophen zwar eine exorbitante Verbesserung der Studienbedingungen – für die Architekten aber zeitgleich einen enormen Verlust von schon jetzt kaum vorhandenen Raumvorteilen. Denn großzügige Studios, so viel steht jetzt schon fest, werden in der August-Bebel-Straße selbst mit massiven Umbaumaßnahmen kaum realisierbar sein und auch die vorhandenen Hörsäle sind für die rund 1200 Studenten zählende Fakultät viel zu klein. Was das heißt, das können etwa die Geschichtsstudenten sicher in so mancher Anekdote bitterironisch, also sprichwörtlich hautnah, erläutern.

Die Universitätsleitung – das ist spätestens seit einer fakultätsinternen Diskussion (ohne Presse) Ende Oktober klar – wird von ihrem Plan jedoch so schnell nicht abrücken. Der Fritz-Foerster-Bau ist seit September fest für die exzellente Verwaltung reserviert. In der August-Bebel-Straße prüft man indes, wie exzellent die Studienbedingungen dort für die Architekten wirklich ausgebaut werden können. Die Studenten derweil sehen nicht nur rot, sondern sogar schwarz – und tragen derzeit wöchentlich Protest-Kreuze oder gar -Särge über den Campus. „Wir begraben das Vertrauen in die Unileitung“, ist darauf zu lesen.

In Dekanat und Fachschaftsrat gibt man sich indes optimistisch. Die Fronten seien nicht verhärtet, weitere Gespräche mit dem Rektor stünden bevor. Ihr Ausgang wird wohl auch den Schluss für eines der ersten spannenden Kapitel im goldenen Buch unserer neuen Dresdner Exzellenzuniversität prägen.

Nicole Czerwinka

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Literatur- in der Barock-Stadt

Erste Schriftgutmesse bietet Lesestoff

Die Bücher halten am Wochenende Einzug auf der Messe in Dresden. Am Freitag (9.11.) beginnt die 1. Literaturmesse „Schriftgut“. „Wir sind sehr gespannt“, meint Ulrich Finger, Geschäftsführer der Messe bei der Pressekonferenz am Dienstag. „Nicht nur wie sie angenommen wird, sondern auch wie alles laufen wird.“

Schließlich ist das in gewisser Weise Neuland für die Messe, die auf beinahe 18-monatige Planungsarbeit für das Literaturereignis zurückblickt. „Vor gut anderthalben Jahren kam Gerd Sperhacke (Anm. d.R. Projektleiter Eigenmessen) auf mich zu und meinte, ‚ich habe da zwei Damen, die haben da so eine Idee. Wir müssen reden.’“ Die beiden erwähnten Damen sind Patricia Eichler und Peggy Salomo vom Verein Dresdner Gesellschaft für Literatur e. V., der bei der Schriftgut als Co-Veranstalter agiert. „Die Idee war, den Menschen Bücher näher zu bringen“, so Salomo. Aber die Gäste sollen nicht nur durch eine Ansammlung von Ausstellern tingeln, sondern sie  sollen mitmachen. „Sie sollen erleben, was es heißt, Seiten zu setzen oder Papier zu schöpfen“, erklärt Salomo.

Etwa 78 Aussteller rund um Bücher, Schrift, Lesen, Schreiben und Verlage werden sich in der Börse (Foto: PR) und der Halle 3 präsentieren. „Obwohl die Aussteller am Anfang skeptisch waren, sind wir froh, dass es doch so viele sind. Und wir nicht nur die Börse voll bekommen haben, sondern das wir auf die Halle 3 erweitern durften.“, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Verein hat ein vollgestopftes Programm hervorgebracht. Neben Workshops, Lesungen gibt es sogar einen Poetry Slam. Am Freitag wird die Messe ihre Pforten bis 21 Uhr öffnen und am Samstag zur „Langen Dresdner Lesenacht“ bis 24 Uhr.

„Die „Schriftgut“, könnte richtungsweisend sein – wohin es für die Messe Dresden in den nächsten Jahren gehen kann“, meint Finger abschließend.

Janine Kallenbach

Linktipp: www.schriftgut-messe.de

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Deutsche Jazzjugend wetteifert in Dresden

Elf Bigbands jazzen beim Škoda-Jazzpreis

Irgendetwas muss der graue November wohl haben, dass er in Dresden gerade zur Hochzeit geballter Jazz(vor)freude mutiert. Erst haben die Dresdner Jazztage ihren Auftakt gefeiert und der Vorverkauf fürs 43. Internationale Dixielandfestival hat just begonnen, da beehrt vom 9. bis zum 11. November nun auch Deutschlands begabtester Bigband-Nachwuchs die Stadt.

Insgesamt 250 junge Musiker aus elf Bundesländern (Foto: Bigband Berenbostel) werden an diesen Tagen bei der „Bundesbegegnung Jugend jazzt“ in der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (HfM) aufeinandertreffen und um den Škoda-Jazzpreis spielen. Dieser besteht im Wesentlichen aus Workshops und gemeinsamen Konzerten mit renommierten Jazzmusikern wie Till Brönner – ist allerdings, wenn man den Initiatoren vom Deutschen Musikrat glauben darf, nicht das wichtigste Anliegen der Veranstaltung. „Für uns steht nicht der Wettbewerbscharakter, sondern die Begegnung im Vordergrund. Die jungen Musiker sollen sich austauschen, ihre Erfahrungen mit Gleichgesinnten teilen“, sagt Dominik Seidler, der die Projektleitung für Jugend jazzt beim Deutschen Musikrat innehat. Neben dem Wertungsspiel sind daher auch Workshops und gemeinsame Sessions für die Teilnehmer geplant.

Ernst zu nehmen ist der Wettbewerb aber dennoch. Bedenkt man, dass es sich bei den jungen Musikern zwischen 12 und 18 Jahren um Laien handelt, die ausschließlich in ihrer Freizeit musizieren. Alle Bigbands haben zudem im vergangenen Jahr schon die jeweiligen Landeswettbewerbe für sich entschieden. Im Wertungsspiel müssen sie sich nun in Dresden jeweils 20 Minuten lang der Jury aus fünf renommierten Jazzmusikern stellen. In zwei öffentlichen Wertungsrunden am 9. und 10. November wird die Jury drei Sieger küren. Publikum ist an diesen beiden Tagen ab 9 Uhr in der HfM gern gesehen. Sicher lustig, aber dennoch kein Faschingsscherz wird auch das anschließende Abschlusskonzert am 11.11. um 11 Uhr im Konzertsaal der HfM werden.

Dass die Wahl für den diesjährigen Austragungsort der Bigband-Bundesbegegnung nach Bingen im Jahr 2010 nun ausgerechnet auf Dresden und seine Musikhochschule fiel, ist durchaus passend. So nämlich kann die Jazzabteilung der HfM gemeinsam mit den besten Nachwuchs-Bigbands Deutschlands ihr 50. Jubiläum, also ein halbes Jahrhundert Jazzmusikerschmiede mitten in der Barockstadt, feiern. Die Vertreter der HfM-Fachrichtung Jazz/Rock/Pop werden im Anschluss an die Wertungsspiele am 10. November (19.30 Uhr) denn auch direkt zu ihrem (leider längst ausverkauften) Jubiläumskonzert aufspielen. Die Dresdner indes bekommen dank der Kombination aus Jugend jazzt und HfM-Jubiläum noch ein paar Möglichkeiten mehr, dem Novembergrau einmal(ig) mittels jugendlich-frischer Jazzmusik zu entfliehen – und das ganze drei Tage lang bei meist freiem Eintritt.

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.jugend-jazzt.de

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DDR-Opern wachgeküsst

Neue Reihe enrkundet alte Werke

Auf den ersten Blick verbindet den Sänger Guido Hackhausen (Foto: PR) eigentlich nicht viel mit der DDR. 1971 in Wuppertal geboren, studierte er Gesang sowie Musik- und Theaterwissenschaften in Berlin, bevor es ihn 2001 dann als Sänger nach Sachsen verschlug. Seit 2007 ist er als Tenor an den Landesbühnen Sachsen engagiert, und weil er die Arbeit auf der Bühne gern mit ein wenig Wissenschaft würzen wollte, begann er schließlich 2010 die Arbeit an seiner Promotion. „Ich wollte mich dabei auf einen Bereich beschränken, mit dem ich durch das Musiktheater auch praktisch schon in Berührung gekommen bin“, sagt Guido Hackhausen.

Und so kam es, dass der Sänger die Opern der DDR in den 70er und 80er Jahren neu entdeckte. „Zunächst dachte ich, dass ich eine Art Semiotik des Widerstands in den Werken, die in der DDR uraufgeführt wurden, finden müsste“, erzählt er, „doch das ist der falsche Ansatz. Man muss diese Opern aus sich selbst heraus betrachten.“ Etwa zehn bis 15 DDR-Opern habe er inzwischen eingehend analysiert. Es seien nicht immer große Meisterwerke, allerdings sind sie wesentlich rezipierbarer als die Musik, die zur gleichen Zeit in der Bundesrepublik entstand. „Und einige sind es durchaus wert, wieder einmal gespielt zu werden“, findet der Landesbühnen-Tenor. Ebenso wie die Opern selbst – etwa „Bill Brook“ von Rainer Kunad – sind jedoch auch deren Komponisten bei Theatern und Publikum nach 1989 weitgehend in Vergessenheit geraten. „Ich dachte, man müsste diese zeitgeschichtlich sehr interessanten Werke wieder auf ein Konzertpodium bringen“, sagt Hackhausen.

In Zusammenarbeit mit der Dresdner Hochschule für Musik „Car Maria von Weber“ (HfM) hat er daher unter dem Titel „MUSIKzonenMUSIK“ eine neue Konzertreihe an den Landesbühnen ins Leben gerufen. „Das soll gar nicht nostalgisch sein, sondern eher zeigen: Welche Musik hatte diese Zeit. Es geht uns darum, die Opernmusik der DDR vorurteilsfrei zur Diskussion zu stellen“, sagt er. Schließlich sind gerade an dem Radebeuler Theater einst zahlreiche Uraufführungen gespielt worden. Eine davon war die Oper „Reise mit Joujou“ von Robert Hanell. Sie hatte 1976 Premiere in Radebeul – und Regie führte damals Andreas Baumann, der heute die Opernklasse an der HfM leitet. So schließt sich denn beim Auftakt zur neuen Konzertreihe am 27. Oktober auch einmal mehr der Kreis, wenn heutige Musikstudenten der Dresdner Hochschule zusammen mit den Sängern der Landesbühnen und der Elbland Philharmonie Sachsen in Radebeul die längst vergessenen Opernschlager aus der DDR konzertant wieder zum Leben erwecken.

Nicole Czerwinka

„MUSIKzonenMUSIK“ an den Landesbühnen Sachsen, Stammhaus Radebeul, Auftakt am 27.10., 19 Uhr, öffentliche Probe am 26. Oktober

 

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Ungezwungene Tragödie

„Jungfrau von Orleans“ am Kleinen Haus

Was hat sie nur an sich, diese Johanna von Orleans, Schillers romantische Tragödie einer französischen Jungfrau, die auf Liebe verzichtete und stattdessen einer göttlichen Stimme folgend gegen die Engländer in den Kampf zog, um ihr Vaterland zu retten? Was macht diese Geschichte so interessant, dass sie bis heute die Theaterbühnen erobert?

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