Geschichte unter bunten Blättern

Impressionen von einem Ausflug nach Diesbar-Seußlitz

Die Rebhänge hinter dem Barockschloss Seußlitz sind schon gelb. Majestätisch erheben sie sich über dem Elbebogen im malerischen Elbweindorf Diesbar-Seußlitz. Der ehemalige Herrensitz Heinrich von Bünaus ist nicht nur wegen der idyllischen Lage und der vielen Weingüter einen Besuch wert.

Rund um das Schloss gibt es traumhafte Wanderwege durch den Seußlitzer Grund und über die Weinhänge. Phantastische Aussichten auf Fluss, Tal und Reben, faszinierende Architektur und – spätestens hier sollten Dresdner aufhorchen – eine Schlosskirche, die von George Bähr erbaut wurde. Eine versteckte Perle inmitten der bunt getupften Herbstlandschaft.

George-Bähr-Kirche in Diesbar-Seußlitz

Erst auf den zweiten Blick wird das Besondere offenbar: Historie, Natur und Kunst sind hier zu Hause. Als Graf Heinrich von Bünau das Anwesen erwarb, beauftragte der kursächsische Kanzler 1724 keinen Geringeren als den Dresdner Ratszimmermeister George Bähr damit, Schloss und Kirche im barocken Stil umzubauen. Etwa zur gleichen Zeit, in der die Dresdner Frauenkirche unter Bährs Leitung entstand.

Die kleine Schwester der großen Pompadour in der Residenzstadt ist etwas unscheinbarer und besticht mit ihrer lichten Atmosphäre. Dank einer Initiative aus Freiwilligen ist inzwischen auch der idyllische Garten ums Schloss wieder begehbar. Das verträumte Anwesen am Fuße zwischen Heinrichs- und Luisenburg verzaubert mit Sichtachsen im französischen und englischen Gartenbaustil. Skulpturen des Bildhauers Baltasar Permoser deuten die Jahreszeiten und Monate an.

Schlosspark Seußlitz

Auch nach den Bünaus blieb das Schloss ein lebendiger Ort, an dem sich Kunstkenner und Mäzene trafen. Um 1880 erwarb der Leipziger Kauf- und Handelsherr Julius von Harck Schloss, Rittergut und Park, 1894 übernahm sein Sohn, der Kunstwissenschaftler Fritz von Harck das Anwesen. Mit ihm zog auch seine Kunstsammlung in Seußlitz ein. Harck pflegte Bekanntschaften mit Malern und berühmten Kunstwissenschaftlern wie Wilhelm Busch oder dem Berliner Museumsdirektor Wilhelm Bode.

Schloss und Rittergut Seußlitz mit George-Bähr-Kirche

Während des Zweiten Weltkriegs wurden im Schloss Seußlitz Teile der Dresdner Sammlungen ausgelagert. Von 1944 bis 1947 richtete zudem der Maler Karl Kröner (1887-1972) sein Atelier in der Heinrichsburg ein.

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