Die Staatsoperette lädt zum musikalischen Spaziergang durchs Kraftwerk ein
Nix mit Sommerpause dieses Jahr: Dresdens Theater unternehmen nach dem Corona-Stillstand erste vorsichtige Schritte in Richtung Normalität. Mit einem „Operettenspaziergang von Wien bis New York“ hat die Staatsoperette Dresden ein virenschutztaugliches Format entworfen, das dem Publikum bei aller Vorsicht gehörig Freude machen wird. Nicht nur, weil nach fast dreimonatiger Kulturpause jetzt alle hungrig auf Livetheater sind, sondern auch weil sie das Kraftwerksgelände dabei ab dem 20. Juni von ganz neuen Seiten kennenlernen dürfen.
Intendantin Katrin Kondaurow hat aus der Not eine Tugend gemacht und zeigt jene Kreativität, die von Politik und Publikum in letzter Zeit so vehement gefordert wurde. „Ein Theater lebt von seinen Aufführungen, vom Austausch mit dem Publikum und nicht zuletzt von seinen Künstlerinnen und Künstlern“, sagt Katrin Kondaurow, die bereits früher als ihre Dresdner Amtskollegen, nämlich bereits bevor erste Lockerungen für den Bühnenbetrieb in Kraft traten, kleine Open-Air-Formate an ihrem Haus in Aussicht stellte.
Leicht freilich ist das nicht, erfordert der Spielbetrieb unter den aktuellen Beschränkungen doch einiges an Einfallsreichtum: „Die Genres, in denen wir als Staatsoperette unterwegs sind, verlangen vor allem nach großen Ensembles in allen Sparten, aber das ist momentan nicht möglich. Deshalb haben auch wir uns auf die Suche nach Alternativen für kleinere Besetzungen gemacht. Mit unseren Operettenspaziergängen können wir nun ein schönes Angebot unterbreiten, das einerseits etwas von unserer musikalischen und programmatischen Vielfalt zeigt, unterhaltsam ist und außerdem unsere Besucher das Kraftwerksgelände entdecken lässt“, sagt sie.
So macht der Operettenspaziergang diesen Sommer zumindest für zwei Stunden auch das Reisen wieder möglich – und sei es bloß musikalisch: In Siebenmeilenstiefeln geht es etappenweise um die Welt: Fünf 20-minütige Programme entführen an fünf Spielorten auf dem Kraftwerksgelände und im Theater thematisch in eine andere Metropole. An der Station „Paris“ verbreiten Chansons und Offenbachiaden französisches Flair, in „Wien“ spielt ein Salonorchester walzerselig auf und in „Dresden“ gibt es selten gehörte Ausschnitte aus Klassikern der DDR-Operette. Nicht in großer Besetzung, sondern in kleinen Formationen sorgt das gesamte Ensemble, Solisten, Tänzer, Chor und Orchester der Staatsoperette Dresden, an diesem zweistündigen Abend für ein doch umfassendes Theatererlebnis.
Das Publikum startet in Gruppen jeweils an einem anderen Ort und wird – wie bei Reisen eben üblich – von einem Guide durch das Gelände geführt. Angst vor schlechtem Wetter muss hier niemand haben: Für die Spaziergänge gibt es unter Einhaltung aller Abstandsregeln eine Ausweichvariante im Saal. Insgesamt 15 Vorstellungen sind vom 20. Juni bis 12. Juli geplant, 25 Euro kostet das Ticket zur Operettenreise inklusive Willkommensgetränk.
Für das Publikum heißt das: Für alle Fälle Mundschutz einpacken, dann kann’s losgehen! Wer erst wieder Operettenluft geschnuppert hat, dem sei vorab gesagt: Der Vorverkauf für die kommende Spielzeit beginnt am 7. Juli – die Hoffnung auf ungetrübte Theaterfreuden vor voll verkauftem Saal im Herbst dürfte bei allen Beteiligten schon jetzt riesig sein.
Info: Operettenspaziergang von Wien bis New York, ab 20. Juni im Kraftwerk Mitte, Eintritt 25,- Euro, Karten hier