Breschke & Schuch öffnen die „Striezelmarktwirtschaft“ zur saftigen Jahresendabrechnung
Auch wenn sonst nichts beständig scheint: Die Weihnachtszeit konfrontiert uns alljährlich mit lieb gewonnenen Traditionen. Eine solche hat am Kabarett Breschke & Schuch seit vielen Jahren auch die „Striezelmarktwirtschaft“, mit der sich immer im Advent das Tor für eine satirische Jahresendabrechnung öffnet. Ähnlich wie der Feiertagsschmaus bei Muttern verspricht das Programm ein Wiedersehen mit alten Bekannten, die sich einen schonungslosen Rückblick aufs Jahr liefern. Und wie das in den besten Familien nun eben vorkommt, beginnt der Spaß dieses Mal mit einem deftigen Streit.
Carsten Linke, Thomas Schuch und Daniel Vedres (Foto: PR) können sich nämlich nicht so richtig einigen, ob sie nun die christliche oder die weltliche Version von „Es ist für uns eine Zeit angekommen“ anstimmen sollen. Es endet in einer Mischvariante, in deren Dissonanzen gleich zum Auftakt die gespaltene Lage Europas anklingt. Dass weltumspannende Konflikte wie diese vor Dresden nicht Halt machen, zeigt sich spätestens daran, dass auf dem kabarettistischen Striezelmarkt dieses Jahr neben Angela Merkel auch Altkanzler Schröder und Vladimir Putin durch den Glühwein gezogen werden. Allein schon Thomas Schuchs Merkel-Parodie ist immer ein Erlebnis, wobei die Kanzlerin 2018 von schweren Gedanken geplagt wird: „Jetzt heißt es Frühling in der CDU, aber bis zum Wonnemonat Mai wird es nicht reichen. Erst kommt der Merz …“, philosophiert sie im Bettgespräch mit dem Gatten Sauer.
Und der kleine Mann? Der versucht, aus dem Onlinehandel noch ein Geschäft zu machen und sei es auch nur, indem er Bewertungen für Produkte schreibt, die er nie ausprobiert hat. Schließlich ist der Striezelmarkt jener Ort, an dem die gespaltene Gesellschaft sorglos aufeinandertrifft, ohne auf die spaltenden Fragen eine rechte Antwort zu finden. Vom kiffenden Aktivisten, der für eine bessere Welt kämpft, bis hin zur frustrierten Rentnerin ist alles dabei. Thomas Schuch und Carsten Linke wechseln die Rollen und liefern sich schlagfertige Dialoge, bitterironisch, aber niemals zu derb. Für Stimmung im Büdchen sorgt dazwischen Daniel Vedres mit seinen pfiffigen Soundkreationen. Ob Blockflöte, Horn, Gitarre, Stimme oder Keyboard: Er findet stets die passende Mischung zu den unpassendsten Situationen und schafft es, selbst abgewrackte Parteienkürzel klangvoll zu verpacken.
Von Datenschutz bis Klimawandel kommt hier fast jedes Thema auf den Gabentisch. Und irgendwann ist klar: Das einzige, was dem Angebot auf dem Striezelmarkt fehlt, ist ein Stand zum Streitschlichten und Eheberaten. Ob Sigmund Freud diesen tiefen Spalt noch kitten könnte? Vermutlich würde auch er nur Profit daraus schlagen. Was bleibt, sind also am Ende doch nur die lieben Traditionen. Die dürfen natürlich auch mal variieren. „Es ist für uns eine Zeit angekommen, die bringt uns Sommer das ganze Jahr …“ Immerhin, was die Melodie des Liedes angeht, sind sich alle einig.
Info: „Die Striezelmarktwirtschaft“ am Kabarett Breschke & Schuch, wieder am bis 31. Dezember fast täglich