Dresdner Stadtspaziergänge: auf Canalettos Spuren am Königsufer entlang
Der Frühling ist zurück – Zeit für einen kleinen Spaziergang an Dresdens schönstem Elbufer, zwischen Augustusbrücke und dem Japanischen Palais. Man wandelt hier auf den Spuren von Bernardo Bellotto, bekannter als Canaletto – außerdem erinnert die Landschaft im Frühling an die poetische Beschreibung der Elbauen in E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“.
Wir starten am Blockhaus und gehen langsam in Richtung Japanisches Palais. Gegenüber grüßt die Semperoper, von Weitem auch der Erlweinspeicher. Den freilich gab es zu Hoffmanns Zeiten noch nicht:
Unter einem Holunderbaume (…) fand er ein freundliches Rasenplätzchen; da setzte er sich hin (…) Dicht vor ihm plätscherten und rauschten die goldgelben Wellen des schönen Elbstroms …“ (E.T.A. Hoffmann: Der goldene Topf, Reclam, 2006, S. 7)
Die „Drei Grazien“ am gleichnamigen Brunnen vor dem Hotel Bellevue genießen ein Sonnenbad. Geschaffen wurde der Brunnen von Bildhauer Vinzenz Wanitschke (1932 bis 2012) und 1985 hier aufgestellt.
… er starrte hinauf, und ein Paar herrliche dunkelblaue Augen blickten ihn an mit unaussprechlicher Sehnsucht, so dass ein nie gekanntes Gefühl der höchsten Seligkeit und des tiefsten Schmerzes seine Brust zersprengen wollte.“ (ebd.)
Was für eine herrliche Aussicht: unter blühenden Bäumen hindurch zum Landtag und der Marienbrücke.
Da regte und bewegte sich alles, wie zum frohen Leben erwacht. Blumen und Blüten dufteten um ihn her, und ihr Duft war wie herrlicher Gesang von tausend Flötenstimmen …“ (ebd.)
Ein paar Schritte weiter tut sich im Frühlingsgrün schon wieder eine ganz andere Perspektive auf. Und Statuen gibt es hier wie Sandstein in der Sächsischen Schweiz.
Nun sah er erst wieder deutlich, wo er war, und besann sich, wie ein sonderbarer Spuk ihn geneckt und gar dazu getrieben habe, ganz allein für sich selbst in laute Worte auszubrechen.“ (ebd.)
Idylle für Liebespaare: Der Glockenspielpavillon (ehemals Milchpavillon) gibt nicht nur die Sicht auf den Canaletto-Blick frei, sondern stimmt auch zu jeder viertel Stunde ein Glockenspiel an. Konzipiert wurde er 1936 von Paul Andrae, rekonstruiert 1991 mit Porzellanglocken aus Meißen.
Aber in dem Augenblick ertönte es über seinem Haupte, wie ein Dreiklang heller Kristallglocken; er schaute hinauf und erblickte drei in grünem Gold erglänzende Schlänglein, die sich um die Zweige gewickelt hatten …“ (ebd.)
Auf dem Rückweg zur Augustusbrücke zeigt sich nun endlich wirklich der berühmte Canalettoblick.
… hinter demselben (Elbstrom) streckte das herrliche Dresden kühn und stolz seine lichten Türme empor in den duftigen Himmelsgrund, der sich hinabsenkte auf die blumigen Wiesen …“ (ebd.)
… und ein paar Schritte weiter sind wir auch schon zurück, bei den „Drei Grazien“, die nackt und derzeit wasserlos im Grünen hocken.
Alles war verstummt, und Anselmus sah, wie die drei Schlangen schimmernd und blinkend durch das Gras nach dem Strome schlüpften; rischelnd und raschelnd stürzten sie sich in die Elbe …“ (ebd.)