Erste Hilfe bei Ärztelatein

TU-Studenten übersetzen Befunde

Es sei immer wieder dasselbe gewesen, erzählt Johannes Bittner, der im 9. Semester Medizin an der TU Dresden studiert. Gute Freunde und Bekannte kamen mit Befunden zu ihm und erbaten sich Hilfe bei deren Übesetzung. „Meinen Kommilitonen ging es ganz ähnlich und so haben wir überlegt, was machen denn Leute, die gerade keinen Medizinstudenten in der Nähe haben?“, erzählt der Student. Aus einem lockeren Gespräch am Kaffeetisch entwickelte sich so schließlich eine zündende Idee. „Wir haben uns gedacht, wir könnten ein Internetportal gründen, wo die Leute ihre Befunde hinschicken und wir sie übersetzen“, sagt Bittner. Zusammen mit seiner Kommilitonen Anja Kersten und mit Hilfe des befreundeten Informatikers Ansgar Jonietz baute er die Idee innerhalb von vier Tagen zu einer handfesten Internetseite aus. Keine zwei Stunden habe es gedauert, sagt Bittner, bis sich bei www.washabich.de die ersten Leute meldeten.

Das war im Januar 2011. Heute ist aus dem Projekt ein deutschlandweites Netzwerk aus rund 200 Medizinstudenten und 20 Ärzten geworden. Etwa 30 Fakultäten sind an dem Projekt mittlerweile beteiligt und übersetzen etwa 150 Befunde pro Woche. „Für die Studenten hat das Vorteil, dass sie beim Übersetzen viel dazu lernen. Manche haben sich so sogar schon auf Prüfungen vorbereitet“, weiß Bittner. Er selbst kommt aber schon lange nicht mehr zum übersetzen. Viel zu umfrangreich sind inzwischen seine Aufgaben als Koordinator und Pressesprecher von „washabich.de“. Zahlreiche Fernsehsender und Tageszeitungen haben mit den Gründern schon Interviews geführt. Und auch bei den Nutzern ist das Interesse an „washabich.de“ ungebrochen.

„Wichtig ist, dass wir keinerlei Beziehungen zu den Nutzern haben und dass wir auch keinerlei Therapievorschläge einbringen“, sagt Bittner. Aufgabe der Studenten ist es lediglich, die Befunde in ein verständliches Deutsch zu übersetzen. Wenn sie sich unsicher sind, stehen ihnen erfahrene Fachärzte als beratende Mentoren zur Seite. Etwa drei bis vier Stunden brauche ein Student für eine solche Übersetzung. Der Nutzer sollte nicht länger als zwei bis drei Werktage auf seine Übersetzung warten – doch momentan müssen sich viele im „Wartezimmer“ des Portals gedulden – so erfolgreich ist das Internetkonzept. Die Übersetzung ist kostenlos und das soll auch so bleiben. – Über 2000 Befunde sind seit Januar schon übersetzt worden, wer zufrieden ist, kann dann freiwillig ein paar Euro für die Studenten spenden. Leben kann das Projekt allein davon aber nicht. Längst werden Sponsoren und Unterstützer gesucht.

Und die Professoren? „Die sind begeistert, dass eine so große Sache von der TU Dresden aus ins Rollen gekommen ist“, sagt Bittner. Nun hoffen die Studenten, dass die Motivation bei allen Beteiligten so weit reicht, dass „washabich.de“ sich zu einem langfristigen Projekt weiterentwickeln kann.

Nicole Laube

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