Mit Balkonkonzerten macht ein Dresdner seinen Nachbarn zum Advent das schönste Geschenk
Immer sonntags 15 Uhr gehen an einer sonst eher stillen Kreuzung in der Dresdner Neustadt die Fenster und die Herzen auf. Ein Anwohner macht hier seinen Balkon zur Bühne, um in der Corona-Zeit Künstler und Nachbarn mit ein klein wenig Livemusik zu erfreuen.
Die Idee entstand bereits im Frühjahr, als ein befreundeter Sänger dem rührigen Hausbesitzer berichtete, wie er einsam an seinem Fenster zu Hause ein Konzert gesungen habe. Kurzerhand öffnete er seinen großen Eckbalkon für launige Hausmusiken unter Corona-Bedingungen. Musiker vom Semperopern-Solisten bis zur Dixieland-Band haben das Viertel seither vom Balkon aus zum Klingen gebracht. Immer unter Einhaltung der gebotenen Hygienevorgaben, mit Abstand und Respekt vor dem Virus. Die kurzen Auftritte an der frischen Luft sollen vor allem Nachbarn und Anwohner erfreuen, weshalb wir in diesem Artikel auch auf die Nennung von Namen wie auf genaue Ortsangaben verzichten.
„Des Künstlers Währung prägt er sich selbst“, sagt der Initiator dieser Nachbarschaftsaktion über seine Beobachtung: Der Applaus des Publikums ist mit keinem Geld der Welt zu bezahlen. Vielen Musikern bot sein Balkon die erste öffentliche Bühne nach Wochen oder gar Monaten ohne Livekonzerte. Entsprechend groß ist die Dankbarkeit für die beherzte Initiative, die alles möglich macht, was innerhalb von Kontakt- und Auftrittsbeschränkungen gerade möglich ist. Natürlich habe auch die Polizei schon während eines Konzerts bei ihm geklingelt, um sich dann unverrichteter Dinge wieder zu verabschieden.
Werbung für die Konzerte gibt es nicht. Lediglich die Anwohner in Sicht- und Hörweite informiert der Balkonbesitzer regelmäßig per Aushang über das jeweils nächste Programm. Nachbarn wie Künstler wissen längst um die Rarität, die sich sonntags hier ereignet. Kaum wehen die ersten Töne über den Platz, kommen die Anwohner ans Fenster, Spaziergänger bleiben stehen, manche tanzen am Straßenrand. Es ist ein rührendes Bild, das Musik nicht einfach nur als „kleines Stück Normalität“, sondern als das größte Geschenk versteht.