Schauspiel als Spiegel der Gesellschaft

My Ladies Affair, Musikhochschule Dresden
My Ladies Affair blickt an der Musikhochschule Dresden hinter die Geschichte von My Fair Lady.

Die Sänger der HfM spielen „My Lady’s Affair“

Die Geschichte vom stotternden Blumenmädchen Eliza, dem der angesehene Phonetik-Professor Higgins zu einem noblen Sprachgebrauch verhilft, kennt wohl spätestens seit Frederick Loewes Musical „My Fair Lady“ (1956) fast jedes Kind. Kaum jemand weiß jedoch, was sich hinter dieser bezaubernden Liebesstory verbirgt

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Jubiläen am laufenden Band

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Zum 300. Geburtstag von Gottfried August Homilius

Kaum liegen die ersten Höhepunkte des Richard-Strauss-Jahres hinter uns, steht auch schon das nächste Musiker-Jubiläum bevor. Gottfried August Homilius, der am 2. Februar 1714 in Rosenthal in der Sächsischen Schweiz geborene Kirchenmusiker, würde am kommenden Sonntag 300. Geburtstag feiern. Im Gegensatz zu Strauss ist Homilius allerdings ein wahres Sachsenkind.

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Dresden im napoleonischen Würgegriff

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Christine Fischer: „Elisa und der Schatten Napoleons“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ gibt es auf elbmargarita.de eine Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Christine Fischer: „Elisa und der Schatten Napoleons“

Elisa, die Enkeltochter des Pirnaer Apothekers Heinrich Tilla, wächst behütet, wenn auch ohne Vater, auf. Als 1806 Napoleon in Sachsen einmarschiert, zieht es Elisa nach Dresden. Sie heiratet und ist mit ihrem Leben zufrieden. Doch wie die anderen Bürger Dresdens auch leidet sie unter den Einquartierungen und Abgaben an die vermeintlichen Verbündeten. Dennoch ist sie bereit, Hunger und Krankheit zu trotzen und versucht, zu helfen, wo sie kann. Bis ihr Ehemann Alois 1812 von der französischen Armee eingezogen wird, Napoleon auf seinen Russlandfeldzug begleiten muss und nicht zurückkehrt. Elisas Welt liegt in Trümmern.

Die Dresdner Autorin Christine Fischer wirft in ihrem historischen Erstlings-Roman „Elisa und der Schatten Napoleons“ den Blick nicht auf den Kaiser und seine Schlachten, sondern darauf, wie sich die kaiserlichen Truppen als Verbündete aufführten. Denn der Kaiser hielt seine sächsischen Verbündeten mit eiserner Hand im Würgegriff. Anschaulich beschreibt Fischer, wie die Dresdner Bevölkerung unter den französischen Truppen litt. Die Bürger wurden gezwungen, Soldaten in ihren Wohnungen aufzunehmen und zu verpflegen. Nahrung wurde rationiert und die hygienischen Verhältnisse waren schlecht. Inmitten dieses Chaos findet Hauptfigur Elisa ihren Weg, sie besitzt medizinische Kenntnisse und hilft in Krankenhäusern aus. Auch als Hebamme lässt sie sich ausbilden. Dabei trifft sie bei einer Reise nach Leipzig auch den Mediziner Carl Gustav Carus.

Elisa ist eine starke Frau, die von schweren Schicksalsschlägen gebeutelt ist, aber dennoch bereit, sich selbst aus dem Sumpf zu ziehen. Zuweilen wirkt sie etwas abgehoben, beinahe hochnäsig. Dennoch hat Fischer mit ihr einen starken Charakter geschaffen, der vor allem in der zweiten (Dresdner)-Hälfte zutiefst sympathisch ist.

Fischers Schreibstil ist lebhaft und sehr anschaulich. Auf den ersten Seiten des Buches wirkt er aber noch etwas ermüdend, denn sie holt schon sehr weit aus, um Elisas Geschichte zu erzählen. Doch wer hier dranbleibt, wird mit einer spannenden und auch lehrreichen Erzählung belohnt. Gerade die Jahre 1806 bis 1813 sind großartig recherchiert und ohne Künstelei präsentiert. Die Beschreibungen sind detailreich und lassen einen ungewöhnlich lebhaften Blick auf die Bevölkerung Dresdens und auch Leipzigs zu. Napoleon tritt mehrfach selbst in Erscheinung, aber ist vor allem durch seine französischen Truppen präsent.

Wer glaubt, nach den ersten Seiten des Romans eine seichte Geschichte vor historischem Hintergrund in seinen Händen zu halten, der wird alsbald eines Besseren belehrt. Nicht wenige, nach Angaben der Autorin, belegte und zum Teil sehr drastische Szenen des Alltags lässt sie geschickt einfließen. Da stockt einem schon mal der Atem. Trotz aller Genauigkeit und Ernsthaftigkeit erdrückt das Buch nicht. Im Gegenteil, ihr flüssiger Schreibstil gewährt Lesevergnügen in einem Ritt und auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz.

Janine Kallenbach

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Last Man standing

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Herbstauslese: „Feldwebel I – Die elfte Plage“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ gibt es auf elbmargarita.de eine Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Frank Goldammer: „Feldwebel I – Die elfte Plage“

Der dritte Weltkrieg ist vorbei, in Dresden legt sich der Rauch und hinterlässt nichts als Trümmer. Doch Feldwebel verteidigt noch immer sein Land, seine Regimetreue ist alles, was ihm geblieben ist. An seinen Namen kann er sich nicht mehr erinnern, sein Leben ist der Krieg geworden. Auf der Suche nach Wasser, Vorräten – und Menschen – kämpft er sich durch die Ruinen seiner Stadt, begleitet nur von den Stimmen der gefallenen Kameraden in seinem Kopf. Aber er findet weder Feinde noch Verbündete; irgendwann kommt ihm die verrückte Idee, dass es außer ihm vielleicht gar keine Überlebenden gibt.

Als er schließlich auf Menschen trifft, lauert überall die Gefahr: Unheimliche Geräusche in der Nacht, mysteriöse Verfolger und tiefe menschliche Abgründe prägen die raue Atmosphäre, die den Roman so authentisch macht.

Frank Goldammer ist vor allem durch seine Dresden-Krimis bekannt. Dieses Jahr legte er beim Gmeiner Verlag mit „Revierkampf“ (2013) den Nachfolger von „Abstauber“ (2012) vor. Auf seinen Lesungen begeistert er mit unterhaltsamen Kurzgeschichten; aber auch mit Thrillern hat er Erfahrung: Seit 2006 verlegte er selbst mehrere Romane zu mystischen Themen. „Feldwebel“ konstruiert er vor dem Endzeit-Szenario seiner Heimatstadt, mit einem sinnlosen Krieg, den niemand überlebt; nur ein Soldat, der nichts kennt außer dem Kampf und die Ergebnisse menschlicher Experimente. Tragisch-komische Situationen und immer wieder neue Probleme ziehen den Leser durch die Handlung mit einer großartigen Entwicklung des Hauptcharakters, der erst begreift, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, als er auf die Geheimnisse seiner eigenen Vergangenheit stößt.

Dresden ist im ersten Teil des Romans allgegenwärtig: Flughafen, Bahnhof Mitte, Terrassenufer und Carolabrücke – aber alles ist zerstört. Auf seiner ständigen Suche durchquert Feldwebel schließlich halb Deutschland, bis er in Nürnberg landet, wo das Hauptkommando sitzen soll. Aber was er dort findet, übersteigt seine Vorstellungskraft …

Eine gewisse Spannung nimmt das Cover schon vorweg und die Leser müssen sich nun gedulden, bis im Frühjahr der zweite Teil erscheint. So lange begleiten sie Feldwebel durch eine dunkle Zukunft, in der er sich selbst seine Befehle erteilt und verhindern muss, dass die Welt, für die er gekämpft hat, jetzt zum „Planet der Affen“ wird.

Linktipp: www.frank-goldammer.de

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Manufaktur als Musikinstrument

Sounddesigner macht Dresden zum Orchester

Es rattert, piept, tickt, brummt, blinkt, spricht und hämmert – das alles vereint in einem rasanten, technoartigen Rhythmus. So klingt die Gläserne Manufaktur in Dresden für den Sounddesigner Jarii van Gohl. Für seinen Soundkalender 2013 sammelt er die typischen Geräusche aus zwölf Dresdner Gebäuden und verpackt diese in ein jeweils charakteristisches Klangbild. Die gläserne Phaeton-Fabrik am Straßburger Platz bildet das akustische Kalenderblatt für den November.

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Zeitlose Kindheitserinnerungen

Herbstauslese: „Als ich ein kleiner Junge war“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ startet auf elbmargarita.de eine neue Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Erich Kästner: „Als ich ein kleiner Junge war“

Es ist wahrscheinlich eine der schönsten Liebeserklärungen an Dresden, die Erich Kästner (1899-1974) seiner Heimatstadt mit seiner Erzählung „Als ich ein kleiner Junge war“ (1957) einst machte.

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Elben an der Elbe

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Herbstauslese: „Elbenthal“-Saga

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ startet auf elbmargarita.de eine neue Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Ivo Pala: „Elbenthal“-Saga

Mitten in Dresden, unter dem Fundament des Residenzschlosses, liegt Aarhain, die letzte Bastion der Lichtelben. Sie verteidigen dort das Tor zur Unterwelt gegen den dunklen Fürsten und seine Schergen. Svenya, zuerst ein ganz normales Mädchen, ist zur Hüterin Midgards bestimmt und soll ihre Welt vor den finsteren Mächten beschützen. Aber auf ihr lastet ein Fluch, der verhindert, dass sie jemals erfährt, wer sie eigentlich ist und woher sie kommt – doch wie soll sie so für eine Sache kämpfen?

Ihre Schwerter haben einen eigenen Willen, ihre Gefühle spielen verrückt und ein riesiger Drache versucht, sich aus dem Kerker der Festung zu befreien … Eigentlich dachte Svenya immer, sie hätte schon genug Probleme! Aber nach und nach findet sie wertvolle Verbündete und treue Freunde für einen Krieg, der unausweichlich scheint.

Ivo Pala finanzierte sich schon sein Studium mit dem Schreiben von Kurzgeschichten und arbeitet seit zwanzig Jahren als Drehbuchautor für Fernsehproduktionen. Unter dem Pseudonym Richard Hagen schreibt er Krimis, die er am Rhein ansiedelt, zuletzt „Ihr unschuldiges Herz“ (2012). Als Ivo Pala veröffentlicht er eher fantastische Stoffe; 2011 erschien „Die Lazarus-Formel“, ein Thriller, in dem eine Wissenschaftlerin ein Mittel für Unsterblichkeit findet. Mythen und epische Welten sind sein Steckenpferd: Der gebürtige Rheinländer begeisterte sich schon früh für das Nibelungen-Lied und seine Helden, die in der „Elbenthal“-Saga im Dresden der Gegenwart wieder auftauchen.

Das Klischee vom Straßenmädchen, das zur Auserwählten wird, ist der Fantasy weit verbreitet. Dagegen ist wohl auch nichts zu sagen, so lange es die Fans noch erfrischen kann. Der Drehbuchautor Pala weiß, wie man einen spannenden Plot konzipiert, wie man geschickt Perspektive und Szene wechselt. Zu Beginn flieht Svenya lange Zeit, später wird sie ständig in Kämpfe verwickelt. Das unglaubliche Tempo lässt den Leser kaum zu Atem kommen. Die Reihe hat nur eine einzige Länge: Die Passage, die die Vor-Vor-Vorgeschichte erzählt, aber leider wichtig für das Verständnis ist. Die Welle der Namen, die dort auftaucht, wird nur ansatzweise charakterisiert, und die Flut der Informationen scheint ertränkend.

Jede Figur verfolgt ihre ganz eigenen Ziele: Intrigen, Liebe und Verrat machen Svenya das Leben schwer – und die Magie ist in der unterirdischen Festung allgegenwärtig. Ivo Pala lässt Dresdner ihre Stadt mit anderen Augen sehen; Drachen und Schwerterklirren gab es hier lange nicht mehr.

Linktipp: www.elbenthal-saga.de

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Die Liebe in den Zeiten des Mauerfalls

Herbstauslese: „Von Mauern und Flammen“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ startet auf elbmargarita.de eine neue Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Emilia Licht: „Von Mauern und Flammen“

Radolf und Katja sind Büchermenschen. Mit einer Literaturgesellschaft reisen sie 1989 nach Prag, laufen sich über den Weg und fangen sofort Feuer wie trockenes Papier. Ihre Liebe zum geschriebenen Wort wird zur Leidenschaft füreinander. Aber beide wissen, dass ihr Glück nur von kurzer Dauer ist, denn sie haben Verpflichtungen, Partner und später auch Familien.

Trotzdem kommen sie nicht voneinander los, telefonieren, treffen sich heimlich und spüren, dass sie so nicht ewig leben können. Zweimal verlieren sie sich aus den Augen und zweimal holt sie ihr Schicksal ein. Jahre vergehen, die Mauer fällt und die Weimarer Bibliothek steht in Flammen, aber als Radolf begreift, dass er um Katja kämpfen muss, ist es fast schon zu spät.

Nach bildhaften Episoden in Prag, Cottbus, Weimar und Berlin schickt die Autorin ihre Charaktere nach Dresden, wo sie sich nach der Wende eine berufliche Zukunft erhoffen. Katja arbeitet in einer Buchbinderei und bezieht eine kleine Wohnung in der Neustadt, als Radolf sie wiederfindet.

Emilia Licht ist Wahl-Dresdnerin und macht ihre Stadt wie selbstverständlich zur romantischen Kulisse. Spaziergänge in Straßen und Parks, Blumen vom kleinen Laden um die Ecke, das nette Café an der Frauenkirche – schon längst war es nötig, diesen Charme zu verewigen. Und was liegt da näher als eine Geschichte voller Leidenschaft, Kultur und Historie?

Emotionale Themen haben es der Autorin angetan, ihr Debüt gab sie 2011 bei Gmeiner mit „Hotel Blaues Wunder“, einer frechen Geschichte über eine Frau, die den Spagat zwischen Liebe und Karriere wagt. Natürlich in Dresden.

„Von Mauern und Flammen“ besticht durch Humor und den inneren Konflikt, sowie hervorragende historische und regionale Recherche. Emilia Licht belebt jede einzelne Gasse und zeigt, wie verschiedene Charaktere die Wende meistern oder daran scheitern, während ihre Pläne immer wieder durchkreuzt werden.

Die Bücherliebe bleibt leider etwas inkonkret, einige Charaktere zu flach, doch die Entwicklung der Protagonistin ist erstaunlich: Ihre anfängliche Unsicherheit wandelt sich zu beeindruckender Selbstständigkeit. Die Beziehung zu ihrer besten Freundin strahlt wahre Wärme aus.

Dieser mit Liebe zum Detail erzählte Roman beweist, dass wir alle Opfer unserer Gefühle sind. Emilia Licht widmet ihre Liebesgeschichte den Zögernden, den Menschen, die zu viel Angst haben und dann bemerken, wie schnell alles vorbei sein kann. Eine Leseempfehlung für Frauen, die diese Zeit mit ihren ganz eigenen Augen durchlebt haben.

Linktipp: www.emilia-licht.de

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Oase der Ruhe im Neustadtdschungel

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Café OSWALDZ vereint Köstliches und Kunst

Kunst, Kaffee und Kommunikation gingen in den großen Kaffeehäusern der Welt seit jeher Hand in Hand. Die Symbiose aus köstlich duftendem Kaffee, zeitgenössischer Kunst und Konversationen im gepflegten Ambiente gehört auch zum Konzept des Café Oswaldz auf der Bautzner Straße 9, das am Freitag (20.9.) Eröffnung feierte.

Die Betreiber Petra van de Loo und Kai Lässig haben mit dem kleinen Café am Rande der Dresdner Neustadt einen lang gehegten Traum wahr gemacht und eine Oase der Ruhe in direkter Nachbarschaft des hektischen Albertplatz geschaffen. Mit der Kunstkennerin Elly Brose-Eiermann (Foto: N. Czerwinka) haben sie zudem eine Partnerin gefunden, die den Duft von köstlichen Kaffeespezialitäten im Oswaldz mit ausgewählten Werken der zeitgenössischen Kunst gekonnt zu ergänzen weiß.

Mit einer vierteljährlich wechselnden Ausstellungsreihe wird sie den Gästen regelmäßig andere Werke der zeitgenössischen Kunst präsentieren und dem ersten Kunstcafé der Stadt somit auch eine Art Galeriecharakter verleihen. Zur Eröffnung hatte Brose-Eiermann die in Berlin lebende Malerin Sophia Schama und den tschechischen Videokünstler Pavel Mrkus nach Dresden geladen.

Sophia Schama, die in Sophia/Bulgarien geboren, in Syrien aufgewachsen ist und an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste studiert hat, stellt derzeit ihr imposantes Ölgemälde „Urban Jungle“ (2008) im Oswaldz aus. Pavel Mrkus zeigte zur Eröffnung an der Wand gegenüber dem Tresen eine vielseitige Live-Video-Performance.

Auch für die nächsten Ausstellungen habe Elly Brose-Eiermann schon einige passende Kunstwerke im Blick. „Ich könnte mir an der Wand auch etwas Skulpturales gut vorstellen“, sagte sie zur Eröffnung. Dabei sei es ihr Bestreben nicht nur Dresdner, sondern auch internationale Künstler in dem Café zu würdigen. „Nicht jeder Künstler ist bereit, in einem Café auszustellen, aber diejenigen, mit denen ich zusammenarbeite, haben großes Vertrauen zu mir“, so Brose-Eiermann, die in Dresden ein Büro für Kunst leitet.

Nicole Czerwinka

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Lyrik zwischen den Kulturen

Die 12. Bardinale zeigt Europa als „unvollendetes Gedicht“

Der Garten der Villa Augustin verwandelt sich am nächsten Wochenende (12. bis 15.9.) in einen Poesiepark mit Bühne für Science Slam, Musik und schauspielerische Darbietungen. Die Bardinale will mit einer Vielfalt von Diskussionen, Lesungen und Aufführungen in diesem Jahr für das europäische Denken begeistern. Auch Jugendliche können Literatur live erleben: Zehn verschiedene Workshops richten sich nach den Interessen von Schülern, ob Literatur-Analyse oder Schreibwerkstatt.

Eigentlich soll es weniger ums Politische gehen, im Mittelpunkt steht Europa als unser Lebensraum und Kulturraum. Die Bardinale will nicht nur das häufig negative Nachrichtenbild aus den Medien zeigen, sondern vor allem, dass es nach wie vor einen regen literarischen Austausch gibt. Die zentrale Frage ist, wie internationaler Dichter die aktuellen Entwicklungen erleben.

Die vortragenden Autoren stammen aus europäischen Krisengebieten und haben interkulturelle Hintergründe. In Essays im Bardinale-Blog beschreiben sie ihre persönliche Sicht auf Europa. Beqë Cufajs Werke beschreiben eine Kindheit im Kosovo – und Träume, die man nicht aus den Augen verlieren darf. Ulrich Schacht, ehemaliger Dresdner Stadtschreiber, ist zur Autorendebatte geladen. In der DDR wurde er wegen „Staatsfeindlicher Hetze“ verurteilt. María Eloy-García (Foto: PR) reflektiert in ihren Gedichten Alltag und Gegenwart, Leben und Menschen, gern auch surrealistisch und ironisch – vor allem aber authentisch. Die Autoren lesen in ihrer Muttersprache mit eingeblendeten Übersetzungen, Freitag und Samstag jeweils 20 Uhr zur „Erfindung Europas“.

Ein besonderer Schwerpunkt liegt in diesem Jahr auf der Literatur der Sinti und Roma und der Frage, wie Europa die Rechte von Minderheiten noch stärken kann. Jovan Nicoli? ist als Rom e.V.-Mitglied Fachmann auf dem Gebiet. In einer Vortragslesung erklärt er, wie eine mündlich geprägte Kultur Literatur produziert. Dazu organisiert das Literaturbüro auch eine Ausstellung, die man bis Herbst 2014 in der Villa Augustin besuchen kann.

Linktipp: www.bardinale.de & Weblog: www.bardinale.blogspot.de

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