Das Biest und die Strassprinzessin

„Endstation Sehnsucht“ am Kleinen Haus Dresden

Eine sich laut vergnügende Truppe junger Menschen feiert inmitten von grauen Kreidetafeln mit frechen Sprüchen, formelhaft anmutenden Zeichen und kleinen Kritzeleien. Wild und ungestüm springen sie von der Bühne. Zurück bleibt die fahle Wand, die ebensolche Tristesse ausstrahlt, wie es heute vor allem die Neubaugebiete am Rande der Stadt tun. Und plötzlich betritt die feine Blanche mit ihrem übergroßen Schrankkoffer die Szene. Sie wirkt wie ein bunter unpassender Vogel in dieser Umgebung und ihre elegante Erscheinung scheint sich schon im ersten Moment, genau wie ihr französischer Name, Blanche DuBois, an der Rauheit dieser kühlen Wände zu brechen.

Es ist die untergehende feudale Kultur der amerikanischen Südstaaten, die der Dramatiker Tennessee Williams 1947 in seiner Tragödie „Endstation Sehnsucht“ mit dem proletarischen Industrie-Amerika kollidieren lässt. Ein Stoff, der für Dresden im Jahr 2012 unendlich weit entfernt scheint, in der sehr atmosphärischen Inszenierung von Nuran David Calis am Kleinen Haus des Staatsschauspiels (Premiere am 22.11.2012) aber durchaus auch für die heutige Zeit existenzielle Fragen aufwirft und so überaus überzeugend an Relevanz gewinnt.

Blanche (Nele Rosetz) sucht nach der Zwangsversteigerung ihrer Plantage Zuflucht bei ihrer kleinen Schwester Stella (Ines Marie Westernströer), die mit ihrem Mann Stanley (Sascha Göpel) in ärmlichen Verhältnissen in New Orleans lebt und obendrein ein Kind erwartet. In dieser ungezwungenen, aber rauen Arbeiter-Atmosphäre wird ständig geschrien, gesoffen, geraucht, gestritten, gefeiert, gerauft und versöhnt – und schnell ist dem kühlen Realisten Stanley klar, dass seine Schwägerin nicht bloß Strass, sondern auch Geheimnisse in ihrem großen Koffer mitbringt.

Nele Rosetz, die ihr komödiantisches Talent zuletzt in „Damen der Gesellschaft“ bewies, mimt hier gekonnt und mitreißend die gescheiterte Plaudertasche Blanche. Erscheint diese anfangs noch als witzige, etwas überdrehte Person, so bröckelt ihre Fassade immer weiter, bis Blanches Verzweiflung und innere Verletzlichkeit im Schimmer des lodernden Feuers schließlich augenscheinlich werden.

Blanche ist in Illusionen gekleidet wie in ihre prachtvollen Pelze, sie hat ein gutes Herz, ist feingeistig und die eigentlich tragische Figur in dem Stück. Ihr Problem liegt dabei nicht allein in der Affäre mit einem Minderjährigen, wegen der sie ihren Job als Lehrerin verlor, sondern vielmehr in der – durchaus verständlichen – Diskrepanz mit ihrem „untermenschlich, bestialischen“ Schwager Stanley, „dem Polacken“. Zudem ist sie weit weniger leidens- und anpassungsfähig als ihre Schwester, die Ines Marie Westernströer als robust-selbstbewusste Ehefrau darstellt. Bald können Blanche und Stanley ihre Abneigung gegeneinander jedoch nicht mehr zurückhalten, sodass auch Blanches Flucht in eine oft fast träumerische Kindlichkeit keinen Halt mehr bietet.

Ihre einzige Hoffnung ruht schließlich in dem schüchternen Mitch, einem Freund Stanleys, der sich in Blanches Augen sofort von dem Rest der rüden Gesellschaft um ihren Schwager unterscheidet, weil er „so was Sensibles im Blick“ hat. Grandios lässt Wolfgang Michalek diesen naiv Verliebten in einer fast komödiantischen Slapstick-Szene mit Gitarre und Liebeslied vor Blanche erscheinen. Doch auch hier wird deutlich, dass dieser „Gentleman“ wohl eher Blanches Phantasie von einem Traummann entsprungen, denn eine realistische Lösung ist – und Sehnsucht für sie doch die Endstation bleibt.

In diesem Kampf zwischen Blanche und Stanley, der vor allem aus unterschiedlichen Moral- und Lebensansprüchen resultiert, stimmt über zweidreiviertel Theaterstunden lang fast alles. Keine Minute ist langweilig, jede Nuance der charakterlichen und emotionalen Bandbreite wird ausgespielt, die Figuren sind Charaktere, wie man sie – und das zeigt sich nicht zuletzt an ihrer Kleidung (Amelie von Bülow) – auch überall im richtigen Leben finden könnte. Das durchweg starke Ensemble zieht vor einer zwar abstrakten, dennoch aber atmosphärischen Bühne mit Videoprojektion zur Hinterbühne (Irina Schicketanz) in seinen Bann. Das Ende gerät dabei so berührend, wie unabwendbar: Die Szene gleicht, ebenso wie die Seele der Protagonistin, einem Trümmerfeld. Wer bleibt, das sind die anderen. Und trotzdem stirbt, selbst bei Williams, die Hoffnung zuletzt.

„Endstation Sehnsucht“ am Kleinen Haus wieder am 24.11., 6.12., 26.12., jeweils 19.30 Uh

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Weltstadt als Reiseziel

Dresden in der National Geografic

Ja, Dresden ist die schönste Stadt auf der Welt. Das wussten die Dresdner schon lange. Nun hat die Welt aber auch noch den offiziellen Beweis dafür. Denn die Zeitschrift National Geographic hat Dresden in diesem Jahr in ihre Liste der 20 sehenswertesten Orte aufgenommen. Dresden steht dort unter dem Titel „the comeback kid“ (deutsch soviel wie: die Zurückgekehrte, Wiederauferstandene) in einer Reihe mit Reisezielen wie Sri Lanka, London, dem Oman, Nordkolumbien, Island, den Virunga Vulkanen oder Neuseeland. Und kann sich zumindest aus dieser Warte nun definitiv als „Weltstadt“ rühmen.

Dresden sei eines der Toptouristenziele in Deutschland und mit einem halben Dutzend von weltklasse Museen – darunter das einmalige Deutsche Hygienemuseum – ausgestattet, steht in dem kleinen Text, der die Stadt neben einem Bild der Frauenkirche als „Topziel“ auf der Webseite von National Geografic näher vorstellt. Auch die Geschichte Dresdens von der Pracht des Augusteischen Zeitalters bis hin zum Angriff im Februar 1945 und dem Wiederaufbau wird in den wenigen Sätzen auf Englisch erzählt. Logisch, dass der Beitrag bei Facebook schon erste Dresdner Fans gefunden hat. Der Rest der Welt kommt später.

Nicole Czerwinka

Linktipp: http://travel.nationalgeographic.com

 

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Ode an die Weihnachtstanne

Hofgeflüster – die Stadtkolumne

Nanu, was ist denn das? Ein trüber Novembervormittag und am Wettiner Platz fahren in regelmäßigen Abständen Blockhüttchen auf Autoanhängern vorbei, in Richtung Innenstadt. Einige Hundert Schritte weiter wird sofort klar, wohin sie wollen. Denn auch die Riesen-Pyramide, die Tanne und das Pfefferkuchenhaus haben schon ihren angestammten Platz auf dem Altmarkt gefunden. Und bei ihrem Anblick beschwören sie beim Passanten urplötzlich Erinnerungen an wohlige Zimtaromen und beißende Schneekälte inmitten des bunt-lauten Touristentrubels auf dem Dresdner Striezelmarkt.

Im Gegensatz zu den schon herbstzeitig prall gefüllten Stollenregalen im Supermarkt sind das doch noch immer die schönsten (und wahrhaftesten) Boten der nahenden Vorweihnachtszeit. Beschwören sie doch etwa drei Wochen bevor diese dann endgültig in der Stadt ihre Ankunft feiert, selbst in den Augen ehemaliger Kinder so etwas wie latenten Endjahreszauber. Auch, wenn doch eigentich gerade noch Sommer war …

  

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Baracke statt Backsteinbau

Oder: Geschichten aus der Exzellenzuni I

Eigentlich könnte alles so schön sein. Die Bauarbeiten am Fritz-Foerster-Bau auf dem Campus der Technischen Universität Dresden (TUD) sollten just in diesen Tagen beginnen. Komfortable Studienbedingungen für die Fakultät Architektur waren hier vorgesehen – mitten auf dem Campus mit Studios, großzügigen Hörsälen und Computerräumen ausgestattet. Wie es sich für eine Exzellenzuniversität eben gehört. Schon seit den 90er Jahren schlummerten diese Pläne im Schubkasten der Universitätsleitung. Noch im Frühjahr wurden die Räume im Fritz-Foerster-Bau für dekontaminiert, weil hier früher Chemielabore untergebracht waren. Doch dann kam im Juni dieses Jahres die Exzellenzentscheidung – und mit ihr wurde eine neuerliche Neustrukturierung des Campus notwendig, die den Traum von altehrwürdigem Backstein für die Architekten wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

Die bittere Realität traf Anfang September via Brief von der Unileitung im Bürogebäude auf dem Zelleschen Weg ein, das die Fakultät Architektur derzeit am Campus (noch) ihre Heimat nennt. Im Zuge des Zukunftskonzeptes „Synergetische Universität“ werde statt der Fakultät die TU-Verwaltung im Fritz-Foerster-Bau Einzug halten. Die Architekten sollen stattdessen zukünftig vor den Toren des Kerncampus auf der August-Bebel-Straße ihre Bauwerke kreieren. In jenen abgewetzten Räumlichkeiten also, die von der TUD in den 90er Jahren eigentlich nur als Interimslösung während verschiedener Baumaßnahmen angemietet wurden, und mit denen sich seither einige Institute der Philosophischen Fakultät begnügen müssen. Letztere wiederum darf künftig auf den Zelleschen Weg ziehen, wo sie direkt gegenüber der Universitätsbibliothek gebündelt wird, damit sie nicht mehr so zersplittert ist.

Dies bedeutet zumindest für die Philosophen zwar eine exorbitante Verbesserung der Studienbedingungen – für die Architekten aber zeitgleich einen enormen Verlust von schon jetzt kaum vorhandenen Raumvorteilen. Denn großzügige Studios, so viel steht jetzt schon fest, werden in der August-Bebel-Straße selbst mit massiven Umbaumaßnahmen kaum realisierbar sein und auch die vorhandenen Hörsäle sind für die rund 1200 Studenten zählende Fakultät viel zu klein. Was das heißt, das können etwa die Geschichtsstudenten sicher in so mancher Anekdote bitterironisch, also sprichwörtlich hautnah, erläutern.

Die Universitätsleitung – das ist spätestens seit einer fakultätsinternen Diskussion (ohne Presse) Ende Oktober klar – wird von ihrem Plan jedoch so schnell nicht abrücken. Der Fritz-Foerster-Bau ist seit September fest für die exzellente Verwaltung reserviert. In der August-Bebel-Straße prüft man indes, wie exzellent die Studienbedingungen dort für die Architekten wirklich ausgebaut werden können. Die Studenten derweil sehen nicht nur rot, sondern sogar schwarz – und tragen derzeit wöchentlich Protest-Kreuze oder gar -Särge über den Campus. „Wir begraben das Vertrauen in die Unileitung“, ist darauf zu lesen.

In Dekanat und Fachschaftsrat gibt man sich indes optimistisch. Die Fronten seien nicht verhärtet, weitere Gespräche mit dem Rektor stünden bevor. Ihr Ausgang wird wohl auch den Schluss für eines der ersten spannenden Kapitel im goldenen Buch unserer neuen Dresdner Exzellenzuniversität prägen.

Nicole Czerwinka

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Literatur- in der Barock-Stadt

Erste Schriftgutmesse bietet Lesestoff

Die Bücher halten am Wochenende Einzug auf der Messe in Dresden. Am Freitag (9.11.) beginnt die 1. Literaturmesse „Schriftgut“. „Wir sind sehr gespannt“, meint Ulrich Finger, Geschäftsführer der Messe bei der Pressekonferenz am Dienstag. „Nicht nur wie sie angenommen wird, sondern auch wie alles laufen wird.“

Schließlich ist das in gewisser Weise Neuland für die Messe, die auf beinahe 18-monatige Planungsarbeit für das Literaturereignis zurückblickt. „Vor gut anderthalben Jahren kam Gerd Sperhacke (Anm. d.R. Projektleiter Eigenmessen) auf mich zu und meinte, ‚ich habe da zwei Damen, die haben da so eine Idee. Wir müssen reden.’“ Die beiden erwähnten Damen sind Patricia Eichler und Peggy Salomo vom Verein Dresdner Gesellschaft für Literatur e. V., der bei der Schriftgut als Co-Veranstalter agiert. „Die Idee war, den Menschen Bücher näher zu bringen“, so Salomo. Aber die Gäste sollen nicht nur durch eine Ansammlung von Ausstellern tingeln, sondern sie  sollen mitmachen. „Sie sollen erleben, was es heißt, Seiten zu setzen oder Papier zu schöpfen“, erklärt Salomo.

Etwa 78 Aussteller rund um Bücher, Schrift, Lesen, Schreiben und Verlage werden sich in der Börse (Foto: PR) und der Halle 3 präsentieren. „Obwohl die Aussteller am Anfang skeptisch waren, sind wir froh, dass es doch so viele sind. Und wir nicht nur die Börse voll bekommen haben, sondern das wir auf die Halle 3 erweitern durften.“, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Verein hat ein vollgestopftes Programm hervorgebracht. Neben Workshops, Lesungen gibt es sogar einen Poetry Slam. Am Freitag wird die Messe ihre Pforten bis 21 Uhr öffnen und am Samstag zur „Langen Dresdner Lesenacht“ bis 24 Uhr.

„Die „Schriftgut“, könnte richtungsweisend sein – wohin es für die Messe Dresden in den nächsten Jahren gehen kann“, meint Finger abschließend.

Janine Kallenbach

Linktipp: www.schriftgut-messe.de

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Deutsche Jazzjugend wetteifert in Dresden

Elf Bigbands jazzen beim Škoda-Jazzpreis

Irgendetwas muss der graue November wohl haben, dass er in Dresden gerade zur Hochzeit geballter Jazz(vor)freude mutiert. Erst haben die Dresdner Jazztage ihren Auftakt gefeiert und der Vorverkauf fürs 43. Internationale Dixielandfestival hat just begonnen, da beehrt vom 9. bis zum 11. November nun auch Deutschlands begabtester Bigband-Nachwuchs die Stadt.

Insgesamt 250 junge Musiker aus elf Bundesländern (Foto: Bigband Berenbostel) werden an diesen Tagen bei der „Bundesbegegnung Jugend jazzt“ in der Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (HfM) aufeinandertreffen und um den Škoda-Jazzpreis spielen. Dieser besteht im Wesentlichen aus Workshops und gemeinsamen Konzerten mit renommierten Jazzmusikern wie Till Brönner – ist allerdings, wenn man den Initiatoren vom Deutschen Musikrat glauben darf, nicht das wichtigste Anliegen der Veranstaltung. „Für uns steht nicht der Wettbewerbscharakter, sondern die Begegnung im Vordergrund. Die jungen Musiker sollen sich austauschen, ihre Erfahrungen mit Gleichgesinnten teilen“, sagt Dominik Seidler, der die Projektleitung für Jugend jazzt beim Deutschen Musikrat innehat. Neben dem Wertungsspiel sind daher auch Workshops und gemeinsame Sessions für die Teilnehmer geplant.

Ernst zu nehmen ist der Wettbewerb aber dennoch. Bedenkt man, dass es sich bei den jungen Musikern zwischen 12 und 18 Jahren um Laien handelt, die ausschließlich in ihrer Freizeit musizieren. Alle Bigbands haben zudem im vergangenen Jahr schon die jeweiligen Landeswettbewerbe für sich entschieden. Im Wertungsspiel müssen sie sich nun in Dresden jeweils 20 Minuten lang der Jury aus fünf renommierten Jazzmusikern stellen. In zwei öffentlichen Wertungsrunden am 9. und 10. November wird die Jury drei Sieger küren. Publikum ist an diesen beiden Tagen ab 9 Uhr in der HfM gern gesehen. Sicher lustig, aber dennoch kein Faschingsscherz wird auch das anschließende Abschlusskonzert am 11.11. um 11 Uhr im Konzertsaal der HfM werden.

Dass die Wahl für den diesjährigen Austragungsort der Bigband-Bundesbegegnung nach Bingen im Jahr 2010 nun ausgerechnet auf Dresden und seine Musikhochschule fiel, ist durchaus passend. So nämlich kann die Jazzabteilung der HfM gemeinsam mit den besten Nachwuchs-Bigbands Deutschlands ihr 50. Jubiläum, also ein halbes Jahrhundert Jazzmusikerschmiede mitten in der Barockstadt, feiern. Die Vertreter der HfM-Fachrichtung Jazz/Rock/Pop werden im Anschluss an die Wertungsspiele am 10. November (19.30 Uhr) denn auch direkt zu ihrem (leider längst ausverkauften) Jubiläumskonzert aufspielen. Die Dresdner indes bekommen dank der Kombination aus Jugend jazzt und HfM-Jubiläum noch ein paar Möglichkeiten mehr, dem Novembergrau einmal(ig) mittels jugendlich-frischer Jazzmusik zu entfliehen – und das ganze drei Tage lang bei meist freiem Eintritt.

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.jugend-jazzt.de

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DDR-Opern wachgeküsst

Neue Reihe enrkundet alte Werke

Auf den ersten Blick verbindet den Sänger Guido Hackhausen (Foto: PR) eigentlich nicht viel mit der DDR. 1971 in Wuppertal geboren, studierte er Gesang sowie Musik- und Theaterwissenschaften in Berlin, bevor es ihn 2001 dann als Sänger nach Sachsen verschlug. Seit 2007 ist er als Tenor an den Landesbühnen Sachsen engagiert, und weil er die Arbeit auf der Bühne gern mit ein wenig Wissenschaft würzen wollte, begann er schließlich 2010 die Arbeit an seiner Promotion. „Ich wollte mich dabei auf einen Bereich beschränken, mit dem ich durch das Musiktheater auch praktisch schon in Berührung gekommen bin“, sagt Guido Hackhausen.

Und so kam es, dass der Sänger die Opern der DDR in den 70er und 80er Jahren neu entdeckte. „Zunächst dachte ich, dass ich eine Art Semiotik des Widerstands in den Werken, die in der DDR uraufgeführt wurden, finden müsste“, erzählt er, „doch das ist der falsche Ansatz. Man muss diese Opern aus sich selbst heraus betrachten.“ Etwa zehn bis 15 DDR-Opern habe er inzwischen eingehend analysiert. Es seien nicht immer große Meisterwerke, allerdings sind sie wesentlich rezipierbarer als die Musik, die zur gleichen Zeit in der Bundesrepublik entstand. „Und einige sind es durchaus wert, wieder einmal gespielt zu werden“, findet der Landesbühnen-Tenor. Ebenso wie die Opern selbst – etwa „Bill Brook“ von Rainer Kunad – sind jedoch auch deren Komponisten bei Theatern und Publikum nach 1989 weitgehend in Vergessenheit geraten. „Ich dachte, man müsste diese zeitgeschichtlich sehr interessanten Werke wieder auf ein Konzertpodium bringen“, sagt Hackhausen.

In Zusammenarbeit mit der Dresdner Hochschule für Musik „Car Maria von Weber“ (HfM) hat er daher unter dem Titel „MUSIKzonenMUSIK“ eine neue Konzertreihe an den Landesbühnen ins Leben gerufen. „Das soll gar nicht nostalgisch sein, sondern eher zeigen: Welche Musik hatte diese Zeit. Es geht uns darum, die Opernmusik der DDR vorurteilsfrei zur Diskussion zu stellen“, sagt er. Schließlich sind gerade an dem Radebeuler Theater einst zahlreiche Uraufführungen gespielt worden. Eine davon war die Oper „Reise mit Joujou“ von Robert Hanell. Sie hatte 1976 Premiere in Radebeul – und Regie führte damals Andreas Baumann, der heute die Opernklasse an der HfM leitet. So schließt sich denn beim Auftakt zur neuen Konzertreihe am 27. Oktober auch einmal mehr der Kreis, wenn heutige Musikstudenten der Dresdner Hochschule zusammen mit den Sängern der Landesbühnen und der Elbland Philharmonie Sachsen in Radebeul die längst vergessenen Opernschlager aus der DDR konzertant wieder zum Leben erwecken.

Nicole Czerwinka

„MUSIKzonenMUSIK“ an den Landesbühnen Sachsen, Stammhaus Radebeul, Auftakt am 27.10., 19 Uhr, öffentliche Probe am 26. Oktober

 

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Ungezwungene Tragödie

„Jungfrau von Orleans“ am Kleinen Haus

Was hat sie nur an sich, diese Johanna von Orleans, Schillers romantische Tragödie einer französischen Jungfrau, die auf Liebe verzichtete und stattdessen einer göttlichen Stimme folgend gegen die Engländer in den Kampf zog, um ihr Vaterland zu retten? Was macht diese Geschichte so interessant, dass sie bis heute die Theaterbühnen erobert?

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Dresden im Herbstgoldschimmer

Innenstadtspaziergänge …

Noch einmal richtig warm, dafür aber schon reichlich golden lockte der Herbst am Wochenende wieder ins Freie. Nicht nur die Teilnehmer des Dresden Marathons freuten sich über diese kleine Pause vom Schmuddelwinterwetter …

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Meisterliche Musik im Kronensaal

Meisterkonzerte starten in neue Saison

Die „Meisterkonzerte“ auf Schloss Albrechtsberg laden seit 1993 zu einem anspruchsvollen Kammermusikgenuss im prachtvollen Kronsaal (Foto: PR) ein. Seit 2007 gehören sie zudem als fünfteilige winterliche Konzerreihe vor beziehungsweise nach dem Moritzburgfestival zum Dresdner Musikleben.

Unter der künstlerischen Leitung von Jan Vogler werden sie am 19. Oktober (20 Uhr)  mit einem Kammermusikkonzert auf Schloss Albrechtsberg nun in die Saison 2012/2013 starten. Musikalisch wird in dieser Jubiläumsspielzeit nicht nur die 20. Saison der „Meisterkonzerte“, sondern auch das bevorstehende 20-jährige Jubiläum des Moritzburg Festivals gefeiert. Im Gegensatz zu den vorherigen Konzertjahren, hat Jan Vogler die künstlerische Konzeption für die Jubiläumskonzerte am 19.10.12 und am 7.12.12. dieses Mal zurück an die Gründungsmitglieder des Moritzburg Festivals, Kai Vogler und Peter Bruns, übergeben.

So sind mit den Jubiläumskonzerten auch drei typische Moritzburg-Programme entstanden in denen auch langjährige Kollegen und Festival Künstler mitwirken.In drei farbigen Konzerten werden dabei typische Moritzburg-Programme präsentiert, die von jeweils einem Mitbegründer des Festivals  konzipiert wurden. Den Anfang macht Kai Vogler (Violine), der mit den Festivalkollegen Ulrich Eichenauer (Viola), Henri Demarquette (Violoncello) und Alfredo Perl (Klavier) am 19. Oktober 2012 Klavierquartette von Wolfgang Amadeus Mozart, Johannes Brahms und das Streitrio op. 45 von Arnold Schönberg interpretiert.

Neben den drei Jubiläumskonzerten werden weiterhin die junge Saxophonistin Asya Fateyeva sowie die renommierte Pianistin Mari Kodama im Rahmen der „Meisterkonzerte“-Saison 2012/2013 in Dresden zu Gast sein. (NC)

 

 

 

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