Die Musik des Düsseldorfer Sängers und Songschreibers (Stefan) Honig ist nur schwer auf einen Nenner zu bringen. Mal nachdenklich wie ein norwegischer Fjord, dann wieder wild und fröhlich wie die tosende See bewegen sich die elf Titel auf seiner zweiten CD „Empty Orchestra“ irgendwo zwischen gefühlvollem Blues, nordischem Folk und poppigem Soul.
Der ehemalige Metalrocker fand nach einer Tinnitusattacke mit HONIG vor Jahren zurück zu seiner ruhigen Seite. Nun entführt er mal nur mit Stimme und Gitarre, dann als Duo, später gar mit der ganzen Bandbreite einer Band in seine Welt. Zusammen mit seinen fünf Mitmusikern entwickelte er daraus ein ebenso vielfältiges wie grandios berauschendes Album, das er am kommenden Dienstag (16.04., 20 Uhr) in der Scheune präsentiert. (NC)
Lao Xao ist Vietnamesisch und bedeutet – je nach Betonungszeichen – etwa so viel wie knirschen, rascheln, raunen, gemischt, Speer oder werfen. Der Facettenreichtum der beiden Worte ist enorm, ebenso wie die Musik des gleichnamigen Trios, das 2005 an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden (HfM) zusammenfand. Ausgangspunkt war eine Vocalnight unter dem Motto „Heimat“ im Jazzclub Tonne, bei der Sängerin Khanh Nguyen zusammen mit dem Gitarristen Stefan Wehrenpfennig eine verjazzte Volksweise aus Vietnam präsentierte. „Die beiden Liedzeilen hatte mir früher meine Mutter vorgesungen“, sagt die in Deutschland geborene Vietnamesin.
Der Cellist Diethard Krause – damals ebenfalls Student an der HfM – war sofort von dieser Art Musik begeistert und daher bald der Dritte im Bunde. Das Lao Xao Trio (Foto: PR/Marco Warmuth) war geboren. „Wir haben uns einmal getroffen und sofort gemerkt, dass wir uns gut verstehen“, sagt Krause. So brachte Khanh Nguyen schließlich weitere Weisen aus ihrer Heimat mit in die Runde, die sie zusammen mit ihren beiden Kommilitonen neu arrangierte. Acht Lieder an der Zahl sind es mittlerweile, die auf dem just Anfang April erschienenen Debutalbum „Upon tree ?a“ des Lao Xao Trios von Liebe, Landschaft und Traditionen im fernen Vietnam erzählen. „Das Volksliedgut aus Vietnam bildet den Kern unserer Musik. Wir haben aus den kleinen Weisen jedoch auch mit europäischen Stilmitteln unsere eigene Version gemacht, ohne sie gänzlich zu entfremden“, erzählt Khanh Nguyen.
Vietnamesische Folklore trifft dabei auf europäische Jazzmusik, poetische vietnamesische Texte auf ungewöhnliche musikalische Improvisationen. Zusammen kulminiert das in einer Musik, die von einer ganz eigenen Ruhe durchströmt wird – allerdings weder meditativ noch melancholisch, sondern eher unbeschwert zu nennen ist. Die helle, aber durchaus wandelbare, Stimme von Khanh Nguyen behält dabei stets die Oberhand, während es Diethard Krause und Stefan Wehrenpfennig grandios gelingt, ihren Instrumenten sehr asiatische Klänge zu entlocken. Die Ausbildung der drei an der Dresdner Musikhochschule hört man dennoch deutlich heraus, sowohl was die künstlerische Präzision, als auch Stilfarben betrifft. So klingt es einerseits fremd, und trotzdem vertraut.
Dieses weltweit vermutlich einmalige Spiel mit traditionellen vietnamesischen Weisen bescherte dem Trio bereits zwei große Auszeichnungen. Im Jahr 2011 haben sie den Weltmusikwettbewerb „Creole Mitteldeutschland“ gewonnen und damit auch erstmals die Aufmerksamkeit eines größeren Fachpublikums auf sich gezogen. Mit dem RUTH-Weltmusikpreis bekommt das Trio am 6. Juli 2013 in Rudolstadt eine weitere, hochdotierte Auszeichnung überreicht. Leben können die drei studierten Musiker von ihrer Nische dennoch bislang nicht, arbeiten hauptberuflich in anderen Ensembles, Orchestern oder als Musiklehrer. Die Fertigstellung ihres ersten Albums wäre ohne eine Reihe von Sponsoren, den Griff ins eigene Sparschwein und Herzblut ohne Ende kaum denkbar gewesen. „Wenn man so etwas macht, muss man es richtig machen“, sagt Diethard Krause – allein der Blick auf das Cover zeigt, was er meint. Im Booklet sind alle Texte auf Deutsch, Englisch und Vietnamesisch nachzulesen, dazu soll es auch eine Schallplattenausgabe des ersten Albums geben.
Trotz harter Vorbereitungszeit und richtigem Brotverdienst nebenher sprießen die Ideen bei den dreien wie eh und je. Schon arbeiten sie an neuen Songs. Das Releasekonzert steht am 3. Mai im Rahmen der Reihe „Musik zwischen den Welten“ in der Dreikönigskirche Dresden auf dem Auftrittsplan. Anschließend werden sie mehrere Konzerte geben. Und dann ist da noch ein großer Traum: „Wir würden einmal gern in Vietnam spielen, um zu sehen, wie die Menschen dort auf unsere Musik reagieren“, sagt Diethard Krause. Wer die Geschichte des Lao Xao Trios liest, wird wohl kaum daran zweifeln, dass sie das auch eines Tages schaffen – schließlich bedeutet lao auch soviel wie vorwärtsstürmen.
Das Societaetstheater Dresden verspricht mit seinem „szene: EUROPA“ Festival vom 11. bis 21. April 2013 zum siebten Mal einen theatralischen Tapetenwechsel mitten in der eigenen Stadt. Nach Frankreich (2007), Moldau (2008), der Schweiz (2009), Polen (2010), Schottland (2011) und dem Baltikum (2013) steht dabei dieses Mal – zum Zweiten in Zusammenarbeit mit dem Europäischen Zentrum der Künste in Hellerau – die Theater- und Performancekunst Englands im Fokus.
„Wir haben beim Festival ‚szene: SCHOTTLAND‘ vor zwei Jahren gesehen, wie unheimlich breit gefächert die Theaterszene in England ist“, sagt Andreas Nattermann, der Geschäftsführer des Societaetstheaters. Schon vor zwei Jahren stand für die Organisatoren daher fest, dass sie anno 2013 englische Theatergruppen nach Dresden einladen. Neun sind es nun an der Zahl, die hier elf Tage lang Theater-, Performance-, Live-Art- und Gaming-Aufführungen aus ihrem Land präsentieren werden. Ähnlich wie die Schotten lassen auch die Engländer dabei auf humorvolle, freche und vor allem unkonventionelle Art die Grenzen zwischen Performance, Kunst, Tanz und klassischem Theater oft dahinschmelzen.
Wer hier jedoch auf eine stille Berieselung im Zuschauerraum hofft, der sollte lieber gleich zu Hause bleiben. Denn viele der Companies beziehen ihr Publikum zu gern in ihre Kunst mit ein. So kann es durchaus vorkommen, dass sich die Gäste später mit einem Radiogerät auf Dresdens Straßen wiederfinden oder selbst ein Manuskript lesen müssen. Schauspielerische Kenntnisse seien dabei nicht gefragt, wohl aber die Lust am Experiment, bestätigt Brit Magdon, die Künstlerische Leiterin des Societaetstheaters. Sie hat das vielfältige Programm, das „szene: ENGLAND“ Mitte April nach Dresden holt, selbstverständlich vorab am eigenen Leib getestet – und für gut befunden.
Die Engländer verstehen es, aus scheinbar unscheinbaren Situationen große Kunst entstehen zu lassen, wie beispielsweise die sechsstündige Theater-Performance „Quizoola“ der Forced Entertainment Companie beweist. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als ein Frage-Antwort-Spiel wie wir es von TV-Quizshows kennen. Dieses jedoch geht mit der Zeit so weit in die Tiefen der Privatsphäre, dass die Grenze zwischen Schauspiel und Realität immer diffuser wird. „Ich habe das Stück schon zweimal gesehen und fand es sehr interessant, welche Entwicklung sich da abzeichnet“; sagt Brit Magdon und stellt gleich klar: „Die Zuschauer können zwischendurch auch einen Kaffee trinken gehen und später wiederkommen, sie müssen nicht sechs Stunden am Stück zusehen.“
Englisch allerdings müssen sie für diese Performance wenigstens ein bisschen beherrschen. Ansonsten sind jedoch die meisten der 30 Aufführungen ins Deutsche übersetzt oder zumindest in einer deutschen Synopsis zusammengefasst worden, sodass niemand vor Sprachbarrieren zu bangen braucht. Und wer sich dennoch etwas vor Mitmachtheater und fremden Sprachen fürchtet, dem sei an dieser Stelle schon mal die Eröffnungsveranstaltung empfohlen. In dieser wird nämlich vor allem getanzt. Die Michael Clark Company wird ihr Stück „COME, BEEN AND GONE“ am 11. und 12. April (jeweils um 20 Uhr) im Europäischen Zentrum der Künste Hellerau aufführen und das Festival damit einleiten. Wer dann noch kein Blut geleckt hat, der ist wirklich selber schuld …
„szene: ENGLAND“ am Societaetstehater sowie im HELLERAU Europäisches Zentrum der Künste, 11. bis 21.4.2013, Karten gibt es jeweils für 15 (ermäßigt 7) Euro, zudem gilt das Angebot: fünf für vier, bei der es für vier gekaufte Tickets ein Fünftes gratis dazu gibt.
Fotos: Michael Clark Company (Jake Walters, li.) und Ant Hampton „Ok Ok“ (Richard Lahuis, re.)
Dresden hat viele Töchter und Söhne, die auf die eine oder andere Weise berühmt und bekannt sind. Eine davon ist Rose Hempel. Ihr Ruf als ausgezeichnete Kennerin der ostasiatischen Kunstgeschichte reicht weit über Deutschlands Grenzen hinaus.
Rose-Marie Hempel wurde am 27. März 1920 in Dresden geboren. Noch während des zweiten Weltkrieges, im Jahr 1944, studierte sie ostasiatische Kunstgeschichte, Japanologie und Sinologie in Berlin bei Otto Kümmel (1874-1952), dem Gründer und Direktor des Museums für Ostasiatische Kunst in Berlin und Generaldirektor der staatlichen Museen in Berlin. Sie promovierte noch im gleichen Jahr.
Während dem verheerenden Luftangriff auf Dresden im Februar 1945 wurde ihr Elternhaus zerstört. Sie arbeitete für die Staatlichen Museen Berlin, bevor sie 1946 nach Dresden zurückkehrte, um unter anderem als kommissarische Direktorin für das Museum für Völkerkunde tätig zu sein. Allerdings litt sie zunehmend unter den politischen Widerständen und so entschied sie sich in den „Westen“ zu gehen und begleitete eine Assistentenstelle im Kölner Museum für Ostasiatische Kunst. Ein Stipendium der japanischen Regierung ermöglichte ihr einen eineinhalbjährigen Studienaufenthalt in Japan, der für ihre Wissenschaft außerordentlich prägend war. Ab 1959 bis zur ihrem Ruhestand 1985 war sie Hauptkustodin des Hamburger Museums für Kunst und Gewerbe und Leiterin der Asienabteilung.
Nach ihrem Ruhestand weitete sie ihren guten Ruf als Kennerin der japanischen Kunst aus, indem sie eine umfangreiche Sammlung von japanischen Künstleralben aus dem 18. und 19. Jahrhundert zusammentrug. Kurz nach der Wende erreichte sie die Bitte aus Dresden, die äußerst umfangreiche Sammlung von japanischen Farbholzschnitten der Dresdner Kunstsammlungen zu ordnen. Eine Aufgabe, der sie hingebungsvoll nachkam. 2001 kehrte sie endgültig in ihre Heimatstadt zurück und wirkte bis zu ihrem Tod für die ostasiatische Kunst, nicht nur Dresden. Ihre Sammlungen stiftete sie den Museen in denen sie einst arbeitet. Sie war Mitglied des Vereins der Freunde des Kupferstich-Kabinetts. Hempel starb am 3. April 2009.
Foto & Text: Janine Kallenbach
Zum Foto: Eine japanische Figur im Eingangsbereich des Japanischen Palais, das heute das Museum für Völkerkunde beherbergt.
Das Schreiben liegt ihr im Blut. Obwohl Josefine Gottwald seit September 2012 einen handfesten Abschluss als Diplombiologin an der TU Dresden in der Tasche hat, ist sie momentan am liebsten Buchautorin. Schon im zarten Alter von 14 Jahren hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht. Der Fantasieroman „Die Krieger des Horns“ erschien 2003 in einem kleinen Verlag aus Dessau.
Von da an ließ sie die Lust am Schreiben nicht mehr los. Aus dem Erstlingswerk wurde eine ganze Reihe über Einhörner, Vampire und Krieger, die die Träume der Menschen beschützen. Drei Teile (2003, 2005 und 2010) sind bereits erschienen, zwei davon werden demnächst auch als E-Book herausgegeben. Der vierte und letzte Band ist derzeit schon in Arbeit. Das Schreiben fällt Josefine Gottwald (Foto: PR) leicht. „Es ist nicht so, dass ich mich dazu zwinge. Ich warte eher darauf, bis ich alles niederschreiben kann“, sagt die 25-Jährige. Viel schwerer sei es dagegen, das Geschriebene auf dem schier unendlichen Buchmarkt in Deutschland auch bekannt zu machen.
Josefine Gottwald investiert seit Jahren viel Zeit und Mühe, um ihre Bücher den potenziellen Lesern vorzustellen. Wie jedes Jahr war sie am vergangenen Wochenende wieder als Autorin auf der Buchmesse in Leipzig zu Gast, hat dort ihre dreibändige Fantasiegeschichte am Stand des Machtwortverlages beworben und mit ihren Lesern gesprochen. Am 18. März wird die gebürtige Altenbergerin nun auch in Dresden ihre nächste Lesung halten, 18.30 Uhr geht es in der Bibliothek Strehlen, im Otto-Dix-Center los. Der Eintritt ist frei. „Ich werde Textstellen aus meinen Jugendromanen über die ‚Krieger des Horns‘ vorlesen und es wird auch eine Beamer-Präsentation mit Bildern aus dem Fantasy-Fotoshooting geben. Außerdem bringe ich Bücher zum Signieren und viele kleine Geschenke von der Buchmesse mit“, verspricht die junge Autorin.
Bei ihren Lesungen bestehe auch immer die Möglichkeit, sie „Löcher in den Bauch“ zu fragen. „Ich erzähle gern etwas über das Schreiben und meine Erfahrungen mit dem Veröffentlichen“, sagt sie. Natürlich hat Josefine Gottwald neben ihren Fantasyromanen auch schon weitere Projekte an der Angel. Nebenbei arbeitet sie zum Beispiel an einem historischen Fantasy-Roman für Erwachsene, schreibt Kinder-Kurzgeschichten und Gute-Nacht-Geschichten, die als Hörbuch und vielleicht auch als Buch erscheinen sollen. Die unerschöpflichen Ideen für diese zahlreichen Erzählungen kommen der jungen Frau nicht nur im Alltag, sondern ganz oft bei Ausritten in der Natur. Etwa 1000 Wörter fließen täglich aus ihrer Feder – und wer weiß, vielleicht entwickelt sich das in Zukunft ja noch hin zum hauptberuflichen Autoren-Dasein?
Pantoum sind eine musikalische Entdeckung, ein Geheimtipp am Samstagabend. Ihre Einladung lockte am 16. März hinunter ins Kellergewölbe des Kügelgenhauses. Das Jazzquartett mit dem malaiischen Namen (Foto: PR/René Limbecker) ist vor etwa zweieinhalb Jahren an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber entstanden. Gemeinsame Auftritte führten die jungen Musiker in den vergangenen zwei Jahren nicht nur quer durch Deutschland, sondern bis nach Oslo, Lillehammer und Prag. Im Januar haben die vier nun zehn Songs für ihre erste gemeinsame CD aufgenommen. Pünktlich zum Konzert konnten Pantoum am 15. März via Startnext.de ihr Projekt für die Finanzierung dieses Albums freischalten.
Ein Klick auf Profil und Webseite lohnt sich. Denn Pantoum (der Name steht für eine besondere Form des Dichtens, bei der es um Wiederholung und Entwicklung geht) ziehen mit ihrer kunstvollen, aber trotzdem authentischen Art des Musikmachens sofort in ihren Bann. Die oft träumerischen Songs sind von Sängerin Inez Schaefer und Schlagzeugerin Katharina Lattke selbst geschrieben. Die beiden Damen werden von Marius Moritz am Klavier und Christoph Hutter am Kontrabass wirkungsvoll unterstützt. Ihre Musik klingt sehnsuchtsvoll bis leidenschaftlich, dann wieder energisch wie ein Bachlauf in bergiger Landschaft. Sie erzählt von kleinen Begebenheiten und großen Erfahrungen, wie der Erinnerung an eine Fernbeziehung oder dem Leben in der norwegischen Hauptstadt Oslo.
Die junge, mädchenhafte Stimme von Inez Schaefer bezaubert nicht nur mit unschuldiger Zartheit, sondern auch in den kraftvolleren Passagen. Ihr Gesang verschmilzt mit Schlagzeug, Bass und Keyboard zu einer Musik, in die man eintauchen kann wie in ein Meer aus Träumen – jugendlich unbeschwert und trotzdem geheimnisvoll faszinierend. So gehen die vier Musiker im Laufe des Konzerts immer und immer mehr aus sich heraus, jeder hat mal seinen Auftritt.
In der technischen Präzision des Spiels, die stets genug Raum für Improvisationen und Klangexperimente lässt, wird die gute Kinderstube der Hochschule dabei hör- und spürbar. Mit einer Mischung aus klassischen und experimentellen Stilmitteln bauen die vier Musikstudenten eine Spannung auf, der man sich nur schwer entziehen kann. Ihre Parts sind stets gut abgestimmt, selbst Improvisationen fließen stimmig ineinander, sind phantasievoll und trotzdem prägnant.
Dabei sind Pantoum stets nah am Publikum, gestalten ihre Ansagen zwischen den Titeln lebendig, ohne übertrieben lebhaft zu sein. Die gut 20 Konzertbesucher danken es ihnen mit großem Applaus. Man hätte ihnen gern noch länger als diese eineinhalb Stunden zugehört und gewiss hätten sie auch mehr Zuhörer verdient. Doch schon am 5. April folgt das nächste Konzert im Jazzclub Blue Note – da kann es ja getrost etwas voller werden.
Mittlerweile befinden sich im Kunstfonds über 25.000 Werke der Bildenden Kunst. Ein Großteil stammt aus DDR-Zeiten. Ab 1992 entschied der Freistaat Sachsen, diesen Bestand fortlaufend durch zeitgenössische Kunst zu erweitern. „Heute tätigt die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen jährlich Förderankäufe von zeitgenössischer, sächsischer Kunst im Wert zwischen 140.000 und 170.000 Euro. Die geht dann in unsere Sammlung ein“, erläutert Silke Wagler, Leiterin des Kunstfonds und Kuratorin.
In der Ausstellung „jetzt hier. Gegenwartskunst. Aus dem Kunstfonds“ ist ab 1. März eine Auswahl der Erwerbungen seit 1992 zu sehen. „Meinem Co-Kurator Mathias Wagner und mir geht es darum, wesentliche Entwicklungslinien des Kunstgeschehens in der Region aufzuzeigen. Außerdem wird sichtbar, dass die Ankäufe bisher ein erfolgreiches Förderinstrument waren, das interessante neue Kunst entdecken und durch einen Ankauf die Künstler in ihrem Schaffen ermutigen konnte“, meint Wagler. Die jährlichen Ankaufsempfehlungen spricht ein unabhängiges Gremium von Kunstexperten aus. Dieses sucht nach Werken, deren künstlerische Handschrift großes Potenzial vermuten lässt. „Auf diese Weise konnte im Laufe der Jahre Bildende Kunst von jungen Künstlern und Hochschulabsolventen in Sachsen erworben werden, die erst später international bekannt geworden sind. Jetzt wären diese aus einem öffentlichen Ankaufsetat eines Museums überhaupt nicht mehr bezahlbar“, sagt Wagler weiter.
Dazu gehören Paradebeispiele, wie Neo Rauch, Rosa Loy und Eberhard Havekost. Die Ausstellung will darüber hinaus zentrale Schwerpunkte innerhalb der sächsischen Kunstlandschaft aufzeigen. „Ein wichtiges Merkmal sind die zwei starken Schulen der Malerei in Dresden und Leipzig, dann gibt es eine Reihe exzellenter Fotografen, was vor allem der Leipziger Hochschule zu verdanken ist“, erklärt Wagler. Die Ausstellung geht auch auf andere Entwicklungen ein, wie der verstärkten Hinwendung junger Künstler zu traditionellen, grafischen Techniken. Dazu gehören der Holzschnitt und die Zeichnung. Auch weitere mediale Erscheinungsformen sind vertreten, dazu gehören Objekte, Installationen und Filmkunst.
Katrin Mädler
Kunstfonds Sachsen, Ausstellung vom 1. März bis 20. Mai 2013; Kunsthalle im Lipsiusbau, Brühlsche Terrasse Dresden
Es ist sicher ein Zufall, dass Bundespräsident Joachim Gauck die „gemeinsame Identität“ Europas in seiner Rede am Freitag einen Tag vor dem Geburtstag Erich Kästners heraufbeschwor. Ein trefflicher Zufall allerdings, denn just an diesem Wochenende (22.-24.2.) feiert das Erich-Kästner-Museum in Dresden sein jährliches Festival, in dessen Mittelpunkt neben Kästner dieses Mal ebenfalls das Thema Europa steht. Während Gauck im Schloss Bellevue also noch die „Perspektiven der europäischen Idee“ auslotete, gingen in der Villa Augustin am Albertplatz die Vorbereitungen für eine Ausstellung, die sich Erich Kästner als Bürger Europas vorstellt, in die letzte Runde.
Er ist wieder da. Nach 280 Jahren hat das Dresdner Schloss mit dem Riesensaal (Foto: PR/David Brandt) seinen ehemals wichtigsten Festraum zurückbekommen. In dem 57 Meter langen und 13 Meter breiten Saal fanden früher höfische Feierlichkeiten wie venezianische Maskenbälle oder Hochzeiten statt. Zu Zeiten Augusts des Starken war dies auch der erste Raum, den die Geladenen bei Hofe nach dem Aufstieg über die Englische Treppe im Schloss betraten, bevor sie ins Audienzgemach gelassen wurden. Seit heute (19.2.) können die Gäste hier nun wieder in die Vergangenheit eintauchen.
Wo früher herrliche Feste gefeiert wurden, empfangen heute allerdings Standbilder von Ritterkämpfen den Besucher. Hier hat die Rüstkammer, welche sich bislang in der Osthalle der Sempergalerie am Dresdner Zwinger befand, seit dieser Woche ihre neue Heimat gefunden. Gleich in der Modellszene am Eingang stehen sich zwei prachtvoll ausgestattete Ritter auf ebenso prunkvoll geschmückten Pferden gegenüber. Ihre Rüstungen, korrekter als Harnische bezeichnet, sind kunstvoll verziert, die daraus hervorquellenden Röcke penibel in gleichmäßige Falten gelegt. Federbüsche schmücken die Helme, deren Farben sorgsam mit denen der Kleidung und der Sattel abgestimmt sind. In der Hand halten die Ritter meterlange und armdicke Lanzen. Hier scheinen ferne Rittersagen aus dem Mittelalter plötzlich historische Realität zu werden – und unwillkürlich fragt man sich, mit welcher Wucht die Lanze den Gegner nur wenige Schritte weiter wohl treffen würde.
Das Ritterturnier war, so erfährt der Besucher allerdings kurz darauf, kein Duell, sondern vielmehr ein Kampfspiel unter Freunden – und die kurfürstliche Residenz Dresden gehörte einst zu den großen europäischen Schauplätzen für derlei Ritterspiele. So ist es auch zu erklären, dass die Dresdner Rüstkammer eine der weltweit kostbarsten Prunkwaffen-, Harnisch- und Kostümsammlungen beherbergt. Im Riesensaal sind insgesamt rund 380 Exponate daraus zu sehen. Drei verschiedene Turnierformen aus dem 15. bis 17. Jahrhundert werden hier anhand von Modellszenen wieder lebendig. Zahlreiche Harnische, Lanzen und Schwerter zeigen zudem, dass diese Turniere damals ebenso der Repräsentation wie der Unterhaltung dienten.
Rings um die alten Harnische der sächsischen Kurfürsten schließt sich das zeitgenössische Gewand des neuen Riesensaals mit seinen klaren, aber dennoch sichtbar an das historische Vorbild angelehnten Strukturen zu einer gelungenen Symbiose. Der Dresdner Architekt Peter Kulka hat die Wiederauferstehung des ursprünglich zwischen 1548 und 1553 entstandenen, nachher mehrfach umgebauten, Festsaales seit 2006 betreut und die Konzeption des Residenzschlosses als Museum damit einen großen Schritt vorangebracht. Die riesigen Kriegergestalten, einst die Pfeiler zwischen den Fenstern zierten und dem Saal seinen Namen gaben, kommen in dieser Konzeption freilich nur noch auf Schrifttafeln vor. Und trotzdem zeigt Kulkas neuer Riesensaal aus dem Jahr 2013 einmal mehr, dass alt und modern in Dresden auch ganz elegant Hand in Hand gehen können.
Ein Interview am Montagmorgen im Dresdner Café Central. Hier, genau hier, habe er auch schon Klavier gespielt, erinnert sich Torsten Voigtmann sofort – und schon sind wir mittendrin im Gespräch. Der Musiker, der sonst unter dem Namen Monsieur T. als Pianoentertainer unterwegs ist, wuchs auf der Hauptstraße am Goldenen Reiter auf. Hier hat er sich als Kind mehr oder weniger autodidaktisch das Klavierspiel beigebracht und bald schon für ein Eis oder eine Cola in den umliegenden Cafés und Gaststätten gespielt. Stücke von Richard Clayderman waren das, und alles, was die Gäste in Cafés wie dem Donnersberg beim Kuchen schlemmen und Kaffee schlürfen eben so hören mögen.
Trotz einer Ausbildung zum Werbekaufmann und dem Studium der Kommunikationswissenschaften an der TU Dresden ließ ihn das Klavierspiel ein Leben lang nicht mehr los. So spielte sich Voigtmann schließlich auch durch die edlen Hotels der Stadt – von der Bülow Residenz über das Hilton bis hin zu Kempinski und Bellevue. Sein Repertoire als Barpianist wuchs, dazu arbeitete er nebenbei immer mal an anderen Projekten wie einer Performance oder der Leitung der Schülerband im Gymnasium Gorbitz. Zum Klavier kam irgendwann der Gesang. „Auch komponiert habe ich schon immer selbst“, sagt der 37-Jährige, der keine Noten lesen kann, sondern lieber nach Gehör übt.
Doch die Arbeit als Barpianist, auch als Pianoentertainer bei Hochzeiten und Firmenfeiern, wird gemeinhin mehr als Dienstleistung denn als Kunst betrachtet. Das war vor einem Jahr Grund genug für Voigtmann, wiederum ein eigenes Projekt mit eigenen Liedern und einer eigenen Band anzugehen. „Ich wollte, dass die Leute kommen, um zuzuhören“, sagt er. Voigtmann komponierte dafür überwiegend zarte Popballaden, die Texte schrieb Rainer Thielemann, den er im Business-Netzwerk XING im Internet ausfindig machte. Die Bandkollegen, einen Schlagzeuger, einen Bassisten und einen Gitarristen, stöberte Voigtmann in der Nachbarschaft, via Facebook oder durch alte Kontakte auf. Und so entstand die Combo Voigtmann mit Band (Foto: PR), die mit ihrem Balladenprogramm „Es ist wie es ist“ zum ersten Mal im November 2012 im Dresdner Wechselbad auftrat.
Ihre ungeschminkten Texte treffen auf eingängige Pianoarrangements, unterstützt von Bass, Schlagzeug und Gitarre. Die gefühlvollen Balladen sind rockig bis jazzig angehaucht, Voigtmann selbst beschreibt seinen Stil gern als „deutschen Pop-Rock“, irgendetwas zwischen Hermann van Veen und Annett Louisan. Zum ersten Konzert im November kamen rund 150 Leute. Das sei für ihn zwar immer noch ein Minusgeschäft, als Künstler aber dennoch ein Erfolg. Und der ist ausbaufähig. Derzeit sucht Voigtmann nach einem passenden Label für sein Projekt. Das braucht Geduld, aber die hat er. „Es muss passen“, sagt er und gibt sich mit Halbheiten nicht zufrieden. Das nächste Konzert von Voigtmann und Band steht nun am 15. März im Wechselbad bevor. Im August werden Voigtmann und Band bei den Classic Open in Leipzig aufspielen.
Parallel dazu spielt Voigtmann weiter unter dem Namen Monsieur T. als Pianoentertainer, ist unter anderem jeden Donnerstag im Ontario am Neumarkt zu hören. Der Künstlername, das verrät er noch ganz zum Schluss, als die Rechnung im Central längst auf dem Weg ist, sei übrigens im Frankreich-Urlaub entstanden. Beim Croissant-Kaufen. „Torsten am Piano“, das klang eben schlicht zu einfach …