Molière als Sommertheater-Rezept

ARZT WIDER WILLEN

„Der Arzt wider Willen“ an der St. Pauli Ruine

„Ich bin der Mann im Haus, was ich sage, ist Befehl“, deklamiert Sganarelle, ein uncharmanter Trunkenbold und Spieler, bevor er seiner Frau Martine eine heftige Tracht Prügel versetzt. Doch die weiß sich zu rächen, indem sie ihren Gatten wenig später als Wunderheiler hinstellt, man müsse es nur gehörig aus ihm herausprügeln – und das Schauspiel nimmt seinen Lauf.

Mit dem „Arzt wider Willen“ holt Regisseur Jörg Berger eines der meistgespielten Stücke Molières auf die Sommerbühne in der St. Pauli Ruine. Christoph Wagner schlüpft hier in die Hauptrolle mit Clownsgesicht (Foto: PR) und gibt einen gerissen-lebensfrohen Trunkenbold Sganarelle, dem der Schalk ob seiner Verwechselung mit einem echten Doktor sprichwörtlich aus den Augen lacht. Mit der Rolle des Doktors freundet er sich nicht zuletzt der guten Bezahlung wegen sehr bald an und doktert fortan – mehr unwissend, denn verantwortungsbewusst – fröhlich an seinen Patienten herum.

Dass die stumme Lucinde dabei tatsächlich ihre Sprache wiederfindet, ist eher einer gütigen Fügung, denn seinem Können zu verdanken, hält jedoch die ganze bunte Gesellschaft – Lucindes Vater Geronte, Amme Jaqueline, die Bediensteten Valere und Lucas sowie Lucindes Verlobten Leandre – gehörig auf Trab. Ingrid Schütze überzeugt in diesem eingespielten Ensemble gleichfalls als energische, gepeinigte Ehefrau Martine und stumme jugendliche Lucinde ganz in Lila, während Veit Schumann und Frank Bendas als Valere und Lucas zwei herrlich ulkige, unbeholfene Helfer mimen. Olaf Nilsson gibt gekonnt den streng besorgten Vater Geronte in oranger Kluft mit Hut und geflochtenem Bärtchen, stets umgarnt von der leicht naiv scheinenden Amme Jaqueline (Ilka Knigge).

So kullern die Witze dieser Komödie wohl dosiert, und immer wieder untermalt vom Gitarrenspiel Eric Törsels (der gleichzeitig Lucindes Geliebten Leandre spielt), quer durch den Ruinenraum. Der wird, wie bei den sommerlichen Theaterproduktionen hier üblich, komplett ausgenutzt und auch das Publikum bleibt in einigen Szenen nicht verschont. Dabei dienen bemalte Pappkartons als einfach-funktionales, gleichzeitig aber wandelbares Bühnenbild (Ausstattung: Anja Martin). Vor allem in zweiten Halbzeit, wenn sich die Nacht über der Ruine niedersenkt, entsteht eine angenehme Theateratmosphäre.

Aus dem ehelichen Denkzettel wird so ein wunderbar unterhaltsamer Abend, an dem anfangs einige Witze zwar ein bisschen zu beliebig geraten, aber immer noch genug hintersinnige Stellen zum Schmunzeln anregen. Grandios gezeichnet sind durchweg die Charaktere der Haupt- und Nebenfiguren, wofür dem Ensemble ein großes Lob gebührt. Vor allem Frank Bendas bleibt hier in dreifacher Rolle sächselnd komisch in Erinnerung. Diagnose: Sehenswert!

Nicole Czerwinka

St. Pauli Ruine Molieres „Der Arzt wider Willen“, wieder am 30.7., 31.7., 1.8., 7.8. und 8.8., je 19.30 Uhr; 9.8., 10.8., 20 Uhr; 11.9., 12.9., 18.9. und 19.9., je 19.30 Uhr

Linktipp: www.theaterruine.de

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Globalisierte Königin auf Abwegen

SommertheaterDD13

„Eine für alle“ im Bärenzwinger

Alle Jahre wieder obliegt es dem Dresdner Stückeschreiber und Regisseur Peter Förster mit seiner Sommertheater Company die kleine Bühne im Bärenzwinger (Foto: PR/Sommertheater Dresden) zu bespielen. Im zehnten Jahrgang mixt er in dem Stück „Eine für alle“ nun Romane von Alexandre Dumas zu einer seiner typischen witzig-unterhaltsamen Theaterfassungen. Dabei spielen dieses Mal eine spanisch-österreichische Glosbalisierungs-Königin in Frankreich, vier Musketiere, der Herzog von Buckingham, ein vom Zölibat leidgeprobter Kardinal und die Diamanten der Königin die gleichberechtigten Hauptrollen im Stück.

Klug verwoben mit einer gehörigen Prise Gegenwartsbezug präsentiert die Sommertheater Company hier eine charmant hintersinnige Geschichte, die zwar in längst vergangener Zeit, hinter den hohen Mauern von Burgen und Schlössern, spielt (Kostüme: Martina Strahl, Licht und Bühne: Roger Kunze), aber genauso gut in der Gegenwart handeln könnte. Da hält die gelangweilte Königin keck nach einem Liebhaber Ausschau, findet ihn in Buckingham und wird bei ihren Ausschweifungen streng vom Kardinal Richelieu beobachtet, der – von der Kette des Zölibats gefesselt – doch eigentlich selbst nur das Eine will: intrigieren natürlich.

Richtig tapfer gekämpft wird hier jedoch nicht – zumindest nicht mit scharfen Waffen –, denn die Musketiere der Jetztzeit verwehren sich gegen jegliche „degenfuchtelnde“ Gewalt, die Weiber sind schließlich Teufelszeug genug. Sinnfällig heißt das Stück deshalb ja auch „EinE für alle“ und eine solche Losung, so erklärt sich später im Lauf des turbulenten Geschehens (und in Anspielung auf das Wahljahr 2013), muss man schließlich nur so oft wiederholen, bis alle daran glauben –, zumindest bis fremde Staatsmänner überwacht und die Geheimnisse der Bürger verstaatlicht worden sind. Doch mehr wird hier nun wirklich nicht verraten!

So nimmt Förster mit sorgsam gespitzter Feder auch in seinem zehnten Bärenzwingerstück humorvoll und scheinbar lockerleicht die großen und kleinen Unmöglichkeiten der Menschheit aufs Korn, vermeidet es aber tunlichst, dabei lehrreich den Zeigefinger zu erheben. Die Darsteller Felicitas Schreier, Katrin Ingendoh, Robert Martin, Florian Kaufmann und Tobias Wollschläger schlüpfen in diesem verworrenen Treiben mit spürbarer Spielfreude abwechselnd in die Rollen von Musketieren, Köngin, Kardinal, König und Buckingham. Und während diese Figuren sich auf der kleinen Bühne im Bärenzwinger eine schelmische Schlacht der Befindlichkeiten liefern, bescheren sie den Zuschauern scheinbar nebenbei einen wunderbar unbeschwerten Theaterabend.

Nicole Czerwinka

Sommertheater im Bärenzwinger, bis 15.8. und vom 20.8. bis 1.9., jeweils Dienstag bis Sonntag, 20 Uhr

Linktipp: www.sommertheater-dresden.de

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Lustwandeln wie im Märchen

Impressionen zur 5. Schlössernacht

Ein großer, goldener Vogel breitet seine Schwingen aus, Gestalten aus längst vergangenen Zeiten reihen sich neben ihm zu einem Fotomotiv auf, aus allen Ecken ertönt Musik. Der Elbhang rund um die drei Schlösser Albrechtsberg, Lingnerschloss und Eckberg hat sich zur 5. Dresdner Schlössernacht am 13. Juli wieder in ein buntes Märchenland verwandelt. Hier sind die schönsten Impressionen:

Fotos: Nicole Czerwinka

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Mit Lichtshow und Liedmalereien

Magnus Mond singt zur 5. Schlössernacht

Die 5. Dresdner Schlössernacht lädt am Sonnabend (13.7.) zum Lustwandeln rund um die drei Elbschlösser Albrechtsberg, Lingnerschloss und Eckberg ein. Das Kulturprogramm der fünften Auflage ist mit 382 Künstlern und 60 Konzerten auf 15 Bühnen so bunt gefächert wie nie zuvor. Fabelwesen, frühere Schlossherren sowie deren Zeitgenossen tummeln sich dabei auch dieses Jahr an den Elbhängen. Mittendrin hat der Dresdner Musiker Magnus Mond (Foto: PR) seinen ersten großen Auftritt bei der Veranstaltung. Im Interview mit elbmargarita.de erzählt er, was die Zuhörer dabei erwartet.

Sie bezeichnen Ihre Musik auch als „Liedermalerei“, was kann man sich darunter vorstellen?

Liedermalerei bedeutet für mich, Klänge zu malen, die zum Träumen und Entspannen anregen, geschmückt mit Geschichten, die manchmal zum Lachen, manchmal zum Nachdenken anregen. Die Leute, die mich hören, sollen eine kleine Pause vom Stress des Alltags machen, die Augen schließen und sehen, wie wunderbar ein paar einfache Noten Bilder zeichnen können.

Seit wann machen Sie Musik?

Ich trete erst seit Anfang 2012 auf, spiele bei Judy und das Krokodil Bass. Mit Musik angefangen habe ich 2005, ich habe mir alles selbst beigebracht mit Büchern aus der Stadtbibliothek und Internet. Angefangen hat das mit einer alten Konzertgitarre, dann habe ich mich dem Bassspiel gewidmet, meiner großen Leidenschaft. 2011 habe ich meinen ersten Akustiksong geschrieben und in der offenen Bühne Blaue Fabrik vorgestellt. Seitdem geht es ganz gut voran, die Schlössernacht ist der Höhepunkt meiner Musikerkarriere.

Wo und wann werden Sie bei der Schlössernacht auftreten?

Ich spiele auf der Bühne „Musik zum Träumen“ beim Winzer Müller, in der Nähe von Schloß Albrechtsberg, um 18 Uhr, 20 Uhr und 22 Uhr im Wechsel mit Salon Pernot und Ludek Lerst.

Wo kann man Sie, unabhängig von der Schlössernacht, als Solokünstler in der Stadt erleben?

Aktuelle Termine findet man immer auf meiner Webseite, im Anschluss an die Schlössernacht gibt es eine kleine Sommerpause, danach werde ich wieder auf Festen, offenen Bühnen, Klubs und allerlei Gelegenheiten aufspielen, zum Beispiel bei den Interkulturellen Tagen.

Wie kam es, dass Sie bei der Schlössernacht mitwirken?

Ich bin dieses Jahr zum ersten Mal dabei und freue mich riesig darauf. Ich habe mich zweimal auf gut Glück beworben und als ein Artikel über Künstlersuche in der Zeitung erschien, habe ich mein Glück ein drittes Mal versucht – und es hat geklappt. Ich habe es lange nicht geglaubt, selbst nicht, als mein Foto auf der Webseite erschien. Jetzt sind es noch zwei Tage, ich freue mich riesig.

Wie hat sich die Schlössernacht aus Ihrer Sicht in den letzten Jahren entwickelt?

Ich habe bereits mit Musikern, auch Profimusikern, gesprochen, die bei der Schlössernacht dabei waren. Viele schwärmten von der guten Organisation. Dass jede Bühne einen Stagemanager hat und man sich ganz und gar nicht verloren vorkommt. Wenn man sich als Musiker auf die Musik konzentrieren soll, kommt es sehr auf das ganze Drumherum an, das soll bei der Schlössernacht spitzenmäßig sein.

Gibt es etwas, auf das Sie sich zur Schlössernacht besonders freuen?

Ich freue mich besonders auf die Lichtshow, ich mag es, wenn es blitzt und blinkt. Wenn ich Zeit habe, werde ich mir einige andere Musiker anhören, mich unterhalten und Gedanken austauschen, ansonsten bin ich ziemlich offen und lasse mich überraschen. Wenn noch ein paar klasse Fotos rauskommen, bin ich natürlich auch nicht traurig.

Interview: Nicole Czerwinka

Tickets für die Schlössernacht gibt es am Sonnabend an der Abendkasse. Die Veranstalter bitten vor allem das Dresdner Publikum darum, mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen. Zudem verkehren von 16.30 Uhr bis 21 Uhr sowie von 23 Uhr bis 02 Uhr zwei Shuttle-Busse vom Parkplatz am Regierungspräsidium über die Haltestelle am Waldschlößchen zum Veranstaltungsgelände.

Linktipps: www.magnusmond.de & www.dresdner-schloessernacht.de

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Für drei Stunden in einer anderen Welt

Schaubudensommerspaziergänge …

Hereinspaziert, verzaubern und überraschen lassen. Der Scheune Schaubudensommer lockt noch bis zum 14. Juli mit allerlei Kuriosem, kruden Künstlern und bunt leuchtenden Phantasieartefakten. Hinter jedem Zelteingang versteckt sich eine eigene kleine Welt und draußen erstrahlt der Scheunehof des Abends in farbigen Lichtern – ein wahrer Zirkus der Ideen mitten in der Dresdner Neustadt:

Fotos: Nicole Czerwinka

 

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Zauberhaftes Märchenmusical

„Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ in Rathen

Als Wintermärchen begeisterte „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gleich mehrere Generationen. Die Landesbühnen Sachsen holen den Kultfilm von Vaclav Vorlicek und Frantisek Pavlicek aus dem Jahr 1974 nun als Musical auf die Felsenbühne in Rathen. Der ganze Ort ist aus diesem Anlass mit goldenen Schuhen geschmückt –, wenn Aschenbrödel tanzt, sind sie an Laternen, Gastwirtschaften, ja sogar auf der Elb-Fähre zu entdecken.

Den ganzen Sommer stehen Schauspiel- und Musiktheaterensemble der Landesbühnen Sachsen im Wechsel für die Inszenierung des Intendanten Manuel Schöbel auf der Freilichtbühne. Die Textfassung des Musicals stammt von Katrin Lange. Thomas Zaufke hat die Musik von Karel Svoboda dafür extra neu arrangiert, einige pfiffige Songs hinzugefügt, lässt die berühmtesten Motive der Filmmusik jedoch immer wieder gezielt anklingen. Die romantische Wintergeschichte funktioniert so auch im sommerlichen Rathen, ohne dass die Filmvorlage dabei Schaden nimmt.

Glücklicherweise servieren die Landesbühnen aber keinen lauen Abklatsch des Erfolgsfilms, sondern transportieren das Märchen ein Stück weit ins Heute. Hier dürfen die Diener des Königs auch mal mit dem Handy telefonieren, der Prinz redet eindeutig im Jugendjargon des 21. Jahrhunderts mit seinem Vater und bei der Jagd wird längst nicht mehr auf lebende Tiere, sondern auf Federn, Taschentücher und Gürtelschnallen geschossen. Was bleibt, sind drei magische Zauber-Haselnüsse, ein glucksend gurrendes Käuzchen, viele hilfsbereite Täubchen, riesig rosige Ballkleider, mehrere orangefarbene Jagdschlosstürme (Ausstattung: Klaus Noack, Barbara Noack) und genau jene Portion Romantik, die ein Märchen eben braucht, um die Herzen der großen und kleinen Zuschauer zu erwärmen.

Und das glückt: Wenn Sandra Maria Huimann als Aschenbrödel (Foto: PR/Marco Foerster) auf ihrem Pferd Nikolaus über die Bühne zum Hofball reitet, raunen verzückte „Ahs“ und „Ohs“ durch die Zuschauerreihen. Ihr Aschenbrödel ist ein wildromantisches Mädchen, das genau weiß, was es will und seiner bösen Stiefmutter mutig die Stirn bietet. Andreas Petzoldt erscheint dagegen als jungenhafter Prinz im Glitzergewand, der den Pflichten des Königreiches am liebsten entfliehen würde und ungestüm um Aschenbrödels Hand anhält. Silke Richter und Nina Mercedes Rühl setzen als freche Stiefmutter und Tochter Dorchen mit langen Lügennasen gelungen komische Kontrapunkte. Und auch sonst ist allerlei Witz in das Märchen verwoben, was durchaus nicht nur die kleinen Zuschauer zum Lachen bringt.

So vergehen die knapp zweieinhalb Musical-Stunden auf der Naturbühne nahezu wie im Märchen. Auch wer schon lange nicht mehr an Märchenwälder und magische Zaubernüsse glaubt, wird sich dieser magischen Welt im Wehlgrund kaum entziehen können, wenn „Aschenbrödel“ wieder ihre fleißigen Täubchen ruft und schwungvoll mit Nikolaus zum Hofball des Königs reitet.

Nicole Czerwinka

„Der Haselnüsse für Aschenbrödel“ auf der Felsenbühne Rathen, wieder am  26.-28.7., 30.7.-4.8., 7.8., 8.8., 11.8., 14.-16.8., 20.8., 25.8., 7.9. und 8.9.

Linktipp: www.felsenbuehne-rathen.de

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Ein (neues) Literaturfest für Dresden

1. Poesie- und Literaturfestival liest prominent

Literarische Werke von Klassik bis Gegenwart, Musik und prominente Stimmen, das sollen die Zutaten für das erste Dresdner Poesie und Literaturfestival sein. Das Rezept erfreut sich schon in Bad Homburg großer Beliebtheit. Nun will Initiator Hermjo Klein unter der künstlerischen Leitung von Bernd Hoffmann mit einem ähnlichen Programm auch das Dresdner Publikum in den Bann ziehen.

Vom 4. bis zum 8. September stehen an verschiedenen Orten in der Stadt insgesamt acht Lesungen auf dem Festivalprogramm. Zur prominenten Auslese auf den Bühnen gehören Schauspieler wie Peter Lohmeyer, Gudrun Landgrebe, Andreas Schmidt-Schaller, Sebastian Koch und Rufus Beck, die fürs Publikum selbst die Bücher aufschlagen. Mit einem Musik- und Tanzprogramm untermalt, lesen sie dabei Auszüge aus Werken wie Kleists „Marquise von O“ (gelesen von Gudrun Landgrebe), Arthur Schnitzlers „Traumnovelle“, besser bekannt in Stanley Kubricks Filmversion „Eyes Wide Shut“ (gelesen von Sebastian Koch, Foto: PR), oder Arno Geigers Demenzroman „Der alte König in seinem Exil“ (gelesen von Matthias Brandt).

Nach dem gelungenen Start des Poesie- und Literaturfestivals in Bad Homburg, wo das Ganze dieses Jahr bereits zum vierten Mal stattfindet, ist Hermjo Klein davon überzeugt, dass dieses Format auch in der „kulturvollen Stadt Dresden“ gut aufgenommen wird. In Bad Homburg sei das Publikum mit dem Festival bereits mitgewachsen – und es sei zu wünschen, dass auch die Dresdner Premiere keine einmalige Veranstaltung bleibe, so Klein in einer Pressekonferenz.

Veranstaltungsorte wie das Erlweincapitol, die Christuskirche, die Festungsmauern oder der Alte Schlachthof fassen jeweils zwischen 200 und 1000 Personen. Die Veranstalter sind optimistisch, dass diese Platzkapazitäten auch in Dresden größtenteils ausgefüllt werden können. „Literaturfest, das klingt immer erst mal ein bisschen eingestaubt, aber genau das ist hierbei eben nicht der Fall“, erzählt Schauspieler Sebastian Koch – bekannt unter anderem aus „Das Leben der Anderen“ –, der die musikalische Konzeption zu seiner Lesung von Schnitzlers „Traumnovelle“ selbst erstellt hat.

Wie sehr Dresden sich dank solch prominenter Unterstützung tatsächlich als Literaturstadt outet, wird sich schlussendlich wohl erst an den sechs Festtagen im September zeigen. Der Vorverkauf für die Lesungen (Karten ab 18 Euro) ist aber bereits gestartet.

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.dresdner-poesie-und-literaturfestival.de  

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Von Künstlern, Gauklern und Phantasten

16. Schaubudensommer in der Neustadt

Es ist ein buntes Festival der Kulturen fernab der Dresdner Touritempel, das den Scheunehof seit nunmehr 16 Jahren jeweils elf Tage lang im Juli in ein kleines Wunderland verwandelt. Mit viel Liebe zur skurrilen Kleinkunst haben die künstlerischen Leiter des Schaubudensommers, Helmut Raeder und Heiki Ikkola, dieses Kleinod der Phantasie inzwischen zu einem Anziehungspunkt für Publikum aus allen Dresdner Stadtteilen gemacht.

Ihr internationales Sommerfestival für Theater, Vergnügen und Musik lockt dieses Mal vom 4. bis zum 14. Juli mit einer Vielzahl von komischen, zauberhaften, skurrilen und hintersinnigen Vorstellungen (Foto: em.-Archiv/2010). Neustädter Urgesteine wie „Annamateur“ und die „Compagnie Freaks und Fremde“ behaupten dabei ebenso wie international renommierte Gruppen ihren Platz im Programmheft. So werden auch Künstler aus Russland, Spanien, Chile, Frankreich, den Niederlanden, USA, dem Iran, Großbritannien und Australien das Dresdner Publikum in diesen elf Tagen verzaubern.

Ihre halbstündigen Auftritte überwinden Ländergrenzen dabei meist ganz ohne Sprache, mit den viel wirkungsvolleren Mitteln der Kunst. So lassen etwa Anton Adassinsky und Pavel Semchenko, die beiden Gründer der legendären St. Petersburger Theater „Derevo“ und „Akhe“, in ihrer Show den Harlekin spielen, tanzen und verweilen, bis ein ewiger Zweifler seine leichtfüßigen Träume durchkreuzt. Ganz ohne Worte erzählen sie über Höhenflüge, Tränen, die Liebe und über die Verlegenheit, direkt zu sagen, was man denkt – und zeigen dabei 1000 Gründe auf, warum es nicht jetzt … nicht so … und besser ist, überhaupt nicht zu tun (4./5. Juli, ab 20 Uhr).

Chaotische Konzerte für Kontrabass, Trompete und Maracas hat dagegen das französische Duo „Les Happy Day“ im Gepäck. Getreu dem Motto „Don’t worry, everything is worse“, strotzt ihr Auftritt derart vor Tollpatschigkeit, dass beim Publikum wohl einige Lachtränen kullern werden (10.-14. Juli). Aus Dresdner Schrottfundstücken recycelte Klanglandschaften bringt das Musikduo Jan Heinke (Stahlcellist) und Demian Kappenstein (Trommler) zu Gehör (4.-7. Juli), während „The Fuck Hornisschen Orchestra“ mit infantiler Freude auf billigen Spielzeuginstrumenten musiziert (4./5. Juli).

Wie in den vergangenen 15 Jahren verbirgt sich auch anno 2013 in schönster Schaubudenmanier in jedem Zelt und hinter jedem Vorhang eine andere Kuriosität, verpackt in pantomimische, figürliche, tänzerische oder musikalische Darstellungsweisen. Die wahre Weite dieses Wunderlandes im vergleichsweise kleinen Scheunehof ist wohl kaum auf diesen Zeilen zu beschreiben. Sie eröffnet sich nur dem, der eintritt, um sich einen Abend (oder mehrere) lang davon verzaubern zu lassen.

Nicole Czerwinka

Linktipp: www.schaubudensommer.de

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Die Musketiere kämpfen im Bärenzwinger

Sommertheater-Company startet 10. Saison

Eine spanische Königin, ein französischer Kardinal, der Herzog von Buckingham und drei Musketiere – oder waren es doch vier? –, das sind die Zutaten, mit denen Peter Förster und seine Sommertheater-Company das nunmehr zehnte Theater im Bärenzwinger anrichten. Das neue Stück „Eine für alle – ein Shakespeare von den Musketieren“ feiert am 12. Juli Premiere (20 Uhr) und mixt Romane von Alexandre Dumas mit einer Prise Gegenwartsbezug zu einer bärenzwingertauglichen Försterfassung.

Um Lust und Leidenschaft geht es, ebenso wie um das Streben nach Ehre, verspricht der Dresdner Stückeschreiber Peter Förster. Es ist das allzu Menschliche, das bei ihm ganz im Stile Shakespeares die Handlung vorantreibt. Und obwohl der englische Dramatiker dieses Mal nur als Zitat die Bühne betritt, steckt auch in „Eine für alle“ viel vom Geiste des alten William. „Shakespeare hat Theater für die Leute gemacht. Das versuchen wir auch. Wenn wir das Publikum gut unterhalten wollen, müssen wir hart arbeiten, damit unsere Zuschauer glauben: das geht denen aber leicht von der Hand“, erklärt Förster. Er schreibt und inszeniert seine Stücke stets mit einem Augenzwinkern – witzig und intelligent, aber nicht intellektuell sollen sie sein. „Die Leute schenken uns ihre Zeit und bezahlen dafür, dass wir ihnen einen tollen Abend bieten. Das ist der Deal, den hatte auch Shakespeare mit seinen Zuschauern“, bringt Förster seine Theaterphilosophie auf den Punkt.

Dass dieses Konzept aufgeht, zeigt der Erfolg des Sommertheaters (Foto: PR) in den vergangenen Jahren. Fünf von sechs Vorstellungen in der Woche waren anno 2012 ausverkauft. Seit fünf Jahren liefert Förster mit den Kammerspielen Dresden zudem ein nicht minder erfolgreiches, winterliches Pendant zum Sommertheater im Bärenzwinger. Jeweils ein Theaterstück im Sommer und im Winter, daraus ergeben sich rund 100 Vorstellungen seiner Company im Jahr – und das nicht nur in Dresden. Noch bevor die Proben zu „Eine für alle“ begannen, erfreute das Kammerspiel-Stück „Adam und Eva im Reihenhaus“ bereits im Theater Putbus auf Rügen als sommerliches Ostseegastspiel – bis zum 27. August ist es dort noch zu erleben.

„Ohne ein professionelles Ensemble wäre das alles gar nicht möglich“, betont Peter Förster gern. Alle seine Schauspieler sind Vollblutprofis. Mit Laien wären allein 42 Sommertheatervorstellungen in acht Wochen nicht zu stemmen. In „Eine für alle“ stehen mit Felicitas Schreier, Katrin Ingendoh, Robert Martin, Florian Kaufmann und Tobias Wollschläger überwiegend erfahrene Bärenzwingerdarsteller auf der Bühne. Die meisten von ihnen sind schon seit zwei oder gar drei Jahren mit dabei. „Nur durch dieses eingespielte Team können wir die bewährte Spielweise von Jahr zu Jahr weitergeben“, so Förster.

Seine Stücke schreibt er nicht nur der rustikalen Kulisse des Bärenzwingers, sondern auch den Schauspielern auf den Leib. „Funktioniert eine Szene in den Proben nicht, schreibe ich sie über Nacht um, so oft bis sie funktioniert“, sagt er. Wie jedes Jahr ist Förster beim Dresdner Sommertheater jedoch nicht nur Autor und Regisseur, sondern auch Kartenverkäufer und Abräumer in einer Person. Vielleicht ist diese Nähe zum Publikum auch eines der Geheimrezepte seiner bunten Inszenierungen im Bärenzwinger. „Es gibt bei uns kein Vorder- und kein Hinterhaus, alle packen mit an“, so Förster. Dass sein Sommertheater nach der allerersten Premiere 2004 nun schon in die zehnte Saison geht, kann er selbst kaum fassen. „Es zeigt aber, dass es ja irgendwie funktioniert hat“, meint er stolz, „wir haben offenbar eine Handschrift gefunden, die uns unterscheidet.“

Nicole Czerwinka

www.sommertheaterdresden.de

Info: das Dresdner Sommertheater spielt täglich von Dienstag bis Sonntag,
jeweils 20.00 Uhr und zwar vom 12. Juli bis 15. August und vom 20. August bis 1. September 2013

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Ergänzung zur Sommerfilmflimmerschau …

… aus aktuellem Anlass

Die Filmnächte und die Elbe: Bereits in der Nacht von Dienstag (25.6.) auf Mittwoch mussten die Filmnächte am Elbufer ihre Bildwand- und Bühnenkonstruktion abbauen. Der steigende Elbpegel macht dies erforderlich. Gestern Vormittag wurden dann auch noch die Eingangsanlagen, Besuchertoiletten und Bierwagen zurückgebaut.

Bei einem Pegelstand von 5,34 Metern (Stand: 27.06., 8:45 Uhr) ist an Filmeschauen an der Elbe nicht zu denken, weswegen sich der Start der Filmnächte um eine Woche nach hinten verschiebt und das Kino am Königsufer nun vom 4. Juli bis 8. September stattfinden wird.

Das Peter Maffay Konzert seiner „Extratour“ vom Freitag (28.6.) wurde in die Messe Dresden verlegt. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit. Allerdings macht die Messe darauf aufmerksam, dass es ein reines Stehkonzert sein wird und keine Sitzplätze zur Verfügung stehen.

Besucher des Konzertes sollten nach Möglichkeit mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen, denn die Flutrinne steht nach dem Hochwasser als Parkfläche noch nicht wieder zur Verfügung. Als Ausweichparkplätze werden das Parkhaus Dresden Mitte und Parkflächen Volksfestgelände Pieschener Allee und die Tiefgarage am Hauptbahnhof (dann mit Linie 10 zur Messe) angeboten.

Janine Kallenbach

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