Globalisierte Königin auf Abwegen

SommertheaterDD13

„Eine für alle“ im Bärenzwinger

Alle Jahre wieder obliegt es dem Dresdner Stückeschreiber und Regisseur Peter Förster mit seiner Sommertheater Company die kleine Bühne im Bärenzwinger (Foto: PR/Sommertheater Dresden) zu bespielen. Im zehnten Jahrgang mixt er in dem Stück „Eine für alle“ nun Romane von Alexandre Dumas zu einer seiner typischen witzig-unterhaltsamen Theaterfassungen. Dabei spielen dieses Mal eine spanisch-österreichische Glosbalisierungs-Königin in Frankreich, vier Musketiere, der Herzog von Buckingham, ein vom Zölibat leidgeprobter Kardinal und die Diamanten der Königin die gleichberechtigten Hauptrollen im Stück.

Klug verwoben mit einer gehörigen Prise Gegenwartsbezug präsentiert die Sommertheater Company hier eine charmant hintersinnige Geschichte, die zwar in längst vergangener Zeit, hinter den hohen Mauern von Burgen und Schlössern, spielt (Kostüme: Martina Strahl, Licht und Bühne: Roger Kunze), aber genauso gut in der Gegenwart handeln könnte. Da hält die gelangweilte Königin keck nach einem Liebhaber Ausschau, findet ihn in Buckingham und wird bei ihren Ausschweifungen streng vom Kardinal Richelieu beobachtet, der – von der Kette des Zölibats gefesselt – doch eigentlich selbst nur das Eine will: intrigieren natürlich.

Richtig tapfer gekämpft wird hier jedoch nicht – zumindest nicht mit scharfen Waffen –, denn die Musketiere der Jetztzeit verwehren sich gegen jegliche „degenfuchtelnde“ Gewalt, die Weiber sind schließlich Teufelszeug genug. Sinnfällig heißt das Stück deshalb ja auch „EinE für alle“ und eine solche Losung, so erklärt sich später im Lauf des turbulenten Geschehens (und in Anspielung auf das Wahljahr 2013), muss man schließlich nur so oft wiederholen, bis alle daran glauben –, zumindest bis fremde Staatsmänner überwacht und die Geheimnisse der Bürger verstaatlicht worden sind. Doch mehr wird hier nun wirklich nicht verraten!

So nimmt Förster mit sorgsam gespitzter Feder auch in seinem zehnten Bärenzwingerstück humorvoll und scheinbar lockerleicht die großen und kleinen Unmöglichkeiten der Menschheit aufs Korn, vermeidet es aber tunlichst, dabei lehrreich den Zeigefinger zu erheben. Die Darsteller Felicitas Schreier, Katrin Ingendoh, Robert Martin, Florian Kaufmann und Tobias Wollschläger schlüpfen in diesem verworrenen Treiben mit spürbarer Spielfreude abwechselnd in die Rollen von Musketieren, Köngin, Kardinal, König und Buckingham. Und während diese Figuren sich auf der kleinen Bühne im Bärenzwinger eine schelmische Schlacht der Befindlichkeiten liefern, bescheren sie den Zuschauern scheinbar nebenbei einen wunderbar unbeschwerten Theaterabend.

Nicole Czerwinka

Sommertheater im Bärenzwinger, bis 15.8. und vom 20.8. bis 1.9., jeweils Dienstag bis Sonntag, 20 Uhr

Linktipp: www.sommertheater-dresden.de

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