Kunst in der Kantine

Impressionen von der OSTRALE Biennale in Dresden

Kammerflimmern“ ist das Motto der 14. OSTRALE Biennale, die noch bis 1. Oktober in der Robotron-Kantine einen Raum für zeitgenössische Kunst eröffnet. Und tatsächlich schlägt das Herz ein wenig höher beim Betrachten mancher Werke, die hier zu sehen sind.

Gesellschaft, Natur, digitaler Wandel und die Pandemie sind die zentralen Themen in diesem Jahr. Eben alles, was dem Individuum anno 2023 schon mal Kammerflimmern verursachen kann. Im besten Falle jedoch beschert die Ausstellung ein Kribbeln, lässt aufhorchen, staunen, reflektieren und entdecken.

Bernd Henning „Die Entscheidung“

Es sind mehr als nur eine Handvoll aufregende Arbeiten darunter. Wobei es nicht schadet, sich Zeit zu nehmen, auch mal zweimal hinzusehen. Zum Beispiel bei dem Werk „Herbarium“ von Philipp Valenta, der die blumige Schönheit von Geldscheinen aus aller Herren Länder zur Schau stellt und dabei zugleich nach der Vergänglichkeit alles Schönen, Teuren, uns Wertvollen fragt.

Secking Aydin „Scattered Stories“

Oder bei Seckin Aydins „Scattered Stories“, die durch Schuhe und Schnürsenkel subtile Geschichten über das Schicksal ihrer Träger erzählen: Flüchtlinge, Kriegsopfer, Zivilisten. Was hätten sie wohl alles erleben können, wenn, ja wenn nicht … ? Welches Glück ist ihnen verwehrt geblieben? Hatten sie noch eine Entscheidung zwischen Liebe und Hass, wie sie Bernd Henning nur wenige Meter weiter in seinem Werk „Die Entscheidung“ sichtbar macht?

aus M. Schreckenberger „Lockdown“

Sinnlich und Hintersinnig sind die Exponate. Sie eröffnen dem Betrachter Raum, sich auf Experimente einzulassen, irritieren, verzaubern und beleuchten verschiedene, ja bunte Perspektiven auf das Leben, die Liebe, die Welt. Eine Welt, die in all ihrer Schönheit auch Ungerechtigkeiten birgt, Kurioses, Grausames, Krieg, Zerstörung, Vergebung. Die stets Wahrheiten sucht und oft Verwirrung findet.

Shige Fujishiro „Die Zeit bleibt stehen“

So etwa M. Schreckenbergers Bildnis „Lockdown“ von einem Spielplatz, auf dem Schutz der Schutzlosen optisch auf die Spitze getrieben, beinahe ad absurdum geführt wird. Ästhetisch sinnlich hingegen blickt der Japaner Shige Fujishiro auf die Zeit der Pandemie zurück: Mit Glasperlen und Sicherheitsnadeln webt er eine Hängematte, die das endlose Nichtstun optisch in eine elegante Form bringt und auf sinnliche Weise die Frage stellt: „Where is my paradise?“ Ein zerbrechliches Paradies freilich und doch so schimmernd schön!

OSTRALE Biennale bis 1. Oktober 2023, Robotron-Kantine, geöffnet Mi. bis So. 11-19 Uhr, Link

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