Die Serkowitzer Volksoper serviert mit „Diener dreier Herren“ einen derben Mix der Zeiten und Vorlagen
Mit wenig viel erreichen, das war und ist schon immer eine Tugend der Kunst. Und die gedeiht bekanntlich ganz besonders unter widrigen Bedingungen. Die Serkowitzer Volksoper (Foto: Robert Jentzsch) kann als eines der wenigen Dresdner Open-Air-Gastspiele davon anno 2020 ein Liedchen singen. Corona sei Dank mussten die Plätze minimiert – und auf Einnahmen verzichtet werden. Gespielt wird dennoch – und auch den Charme hat das von Wolf-Dieter Gööck geschriebene und inszenierte diesjährige Stück „Diener dreier Herren“ dadurch nicht verloren.
In der schönsten Schaubudentradition treten die drei „Diener dreier Herren“ aus verschiedenen Zeiten vor das Publikum. Stets mit Wortwitz, Ironie und viel Humor gewürzt ist das Spiel, das in der Saloppe Open Air und doch regensicher seit Jahren eine treue Fangemeinde um sich schart. Sancho Pansa, Leporello und Matti entspringen wie ihre Herren Don Quijote, Don Giovanni und Puntila verschiedenen literarisch-musikalischen Vorlagen aus unterschiedlichen Zeiten. Was sie – auch durchaus hintersinnig mit Dienern unserer Zeit – eint, ist eine gehörige Skepsis gegen das Treiben ihrer Obrigkeiten. Und die klingt schon zum Auftakt an, wenn der Hofnarr den Anwesenden ein Gedicht kredenzt und süffisant die Regeln zur Corona-Hygieneverordnung vorträgt.
Was dann folgt, ist in wenigen Zeilen kaum zu beschreiben. Man muss es einfach gesehen haben, wenigstens einmal – und sei es nur, um mitreden zu können! Mit Spielfreude, Enthusiasmus und soliden stimmlichen Leistungen geht das Ensemble aus Julia Böhme, Claudius Ehrler, Wolf-Dieter Gööck, Paula Götz, Clemens Kersten, Cornelius Uhle und Dorothea Wagner auf der doch überraschend großen Schaubühne im Zirkuswagen zu Werke. Musikalisch wie textlich wird gemixt, was das Zeug hält. Von der Ritterzeit bis zur modernen Chauffeurs- und Dienstbotenunion (CDU) treffen Diener auf betrunkene Herren und solche, die meinen, sich mittels Macht sogar hübsche Mädchen kaufen zu können. Ja, ja, die Herren, aber auch die Diener sind nicht ohne!
Dazu spielt die Musi nad Labem unter der Leitung von Milko Kersten seine pfiffigen Arrangements aus Werken der spanischen Renaissance sowie aus Mozarts „Don Giovanni“. Keck, ja kaum merklich, mischen sich hier und da sogar Anleihen aus Paul Dessaus „Puntila“ darunter. Karina Belmann (Violine), Daniel Rothe (Klarinette), Dietrich Zöllner (Cello) und Kersten am Keyboard ersetzen mit ihrem beherzten Spiel beinahe ein volles Orchester und helfen der Handlung so stimmungsvoll auf den Sprung. Das gibt’s was fürs Ohr – fürs Auge kreiert Modedesign-Studentin Resi Gappel aus Jacken, Samt und Strumpfhosen mit viel Einfallsreichtum fantasievolle Kostüme.
Was fehlt also auf der Schaubudenbühne? Es fehlt vor allem an Stringenz. Ein bisschen weniger Mix, dafür mehr roter Faden würden Hauptstory wie Randgeschichten in schärferes Licht hüllen und den Humor an mancher Stelle noch schonungsloser hervorschnellen lassen. Tatsächlich bleiben die Lacher zur Premiere eher rar, muss sich der Zuschauer doch dieses Mal allzu sehr auf Handlung, vor allem aber auf deren mannigfaltige Bezüge und Vorlagen konzentrieren, Bezüge knüpfen, das bunte Treiben einordnen, fast wie im richtigen Leben also. Wer will das schon im Theater, und in der (Volks-) Oper erst recht? Es sei wie es sei, die Welt ist komplex und die Theaterwelt ebenso. In Serkowitz sicher im besten Sinne der unbeschwerten Unterhaltungskunst!
Die Serkowitzer Volksoper spielt „Diener dreier Herren“ in der Saloppe Dresden, wieder am 19., 23., 24., 26. August sowie am 2., 6., 7. und 9. September 2020