Ralf Günther packt mit seinem neuen Buch literarisch „Eine Kiste voller Weihnachten“
Noch nicht so recht in Weihnachtsstimmung? Wir haben da einen Buchtipp, mit dem sich das schnell ändern wird: Der Dresdner Autor Ralf Günther packt für seine Leser literarisch „Eine Kiste voller Weihnachten“ und stimmt mit seiner jüngsten Erzählung herzerwärmend aufs Fest der Feste ein.
Ein riesiges Schneegestöber im Erzgebirge darf nicht fehlen, wenn die Hauptfigur Vinzent Storch sich am Heiligen Abend per Kutsche von Dresden aus aufmacht, um eine vergessene Kiste mit weihnachtlichen Kostbarkeiten noch rechtzeitig zur Bescherung an ihre Empfänger auszuliefern. Storch, für den bekennender Weise der legendäre Ebenezer Scrooge von Charles Dickens Pate stand, ist eben Geschäftsmann durch und durch – ansonsten aber eher ein mürrischer Zeitgenosse.
Nicht die drei Geister der Weihnacht, sondern ausgerechnet die kleine Lisbeth ist es hier, die den störrischen Alten schließlich zu knacken vermag wie eine harte Nuss auf dem Gabentisch. Und auch wer die Geschichte an dieser Stelle bereits zu kennen glaubt, wird überrascht sein von den kleinen und großen Begebenheiten, mit denen Ralf Günther seine beiden Hauptfiguren zu konfrontieren weiß und ihnen auf charmante Art Lokalkolorit einhaucht. Er erzählt unaufgeregt, kleidet Figuren und Worte in historisches Gewand und lässt das Dresden des 19. Jahrhunderts so warmherzig aufleben, dass man sich insgeheim zurücksehnt in diese Zeit, in der Schneegestöber und schwere Geburten noch ernste Angelegenheiten waren – und es keine Möglichkeit gab, sich in den Untiefen des Internets aus den Augen zu verlieren.
Ja, diese „Kiste voller Weihnachten“ steckt tatsächlich voller Überraschungen. Wer langsam liest und sich die Worte wie Pfefferkuchen auf der Zunge zergehen lässt, der wird ihn bald riechen den Schnee, wird die Aromen der Adventszeit schmecken. Romantisch, aber nie kitschig und schon gar nicht trivial ist Ralf Günthers kleine Geschichte, für die Andrea Offermann mit ebenso viel Liebe zum Detail aufwendige Illustrationen fertigte. Das eigentliche Geheimnis steckt dabei nicht etwa in der Kiste, die fein behütet unter einem Wachstuch ihre Reise ins Gebirge antritt, sondern vor allem in der feinen Figurenzeichnung, den leisen Zwischentönen, die sachte zwischen den Zeilen klingen und den Zauber der Weihnacht spürbar werden lassen.