Hörtipp des Monats: Dresdner Philharmonie mit Beethoven und Schostakowitsch Nr. #5
Die Nr. #5 ist der vierte Streich eines spannenden CD-Projektes, das die Dresdner Philharmonie und deren Chefdirigent Michael Sanderling seit zwei Jahren begleitet. Die Idee, „Beethoven & Schostakowitsch“ in mehreren Aufnahmen mit ihren Sinfonien gegenüberzustellen, um Parallelen und Unterschiede offen zu legen, stammt von Sanderling selbst.
Es ist ein Experiment, das mit den sechsten Sinfonien der beiden Komponisten begann und im kommenden Jahr mit der Gesamteinspielung aller insgesamt fünf Aufnahmen auf einer CD-Box abgeschlossen sein soll. Nr. #5 ist damit der vorletzte Teil dieser spannungsvolle Reihe, die im typischen Dresdner Klang die Verbindung zwischen Wiener Klassik und russischer Moderne sucht.
Beethovens Schicksalssinfonie schillert in der Interpretation der Dresdner Philharmoniker in warmen, samtig weichen Tonfarben. Sanderling gestaltet sie temperamentvoll, aber keinesfalls scharfkantig, lässt das Stück fließen, wobei er jedoch auf allzu große Getriebenheit verzichtet. Beethovens Sinfonie wirkt so wie ein Schmuckstück der Kulturgeschichte: glänzend ausgestellt, aber auch blank poliert und von allen Scharten befreit.
Schostakowitschs 5. Sinfonie entstand rund 130 Jahre nach Beethovens Werk und ist von deutlich subtileren Klangfarben und stärkeren Kontrasten als diese getragen. Die Interpretation der Philharmoniker ist auch hier weich und federt die Düsternis zu Beginn des ersten Satzes zu einem sanften Flirren ab. Dennoch wirken die Stimmungen in Schostakowitschs Werk im direkten Vergleich mit Beethoven deutlich fragiler, werden immer wieder von schwirrender Melancholie, bis hin zum „erzwungenen Jubel“ im vierten Satz überschattet. Sanderling betont diese Doppelbödigkeit bei Schostakowitsch, indem er sie eben gerade nicht überakzentuiert und malt somit eindrücklich das Bild einer Welt, in der nichts sicher scheint.
Die Stärke dieses Vergleichs besteht darin, dass er pur und ohne unnötigen Klangballast auskommt. Beethoven und Schostakowitsch wirken für sich und lassen in dieser ungewöhnlichen Kombination auf einer CD viel Raum für musikalische Entdeckungen und Reflexionen.