Bergbauer sucht Frau

Die Comödie Dresden entführt mit ihrem Sommertheater in alpine Schlager-Welten

Wenn Charlotte und Poldi zum Alpenglühn ins Sommertheater der Comödie Dresden einladen, geht es zünftig zu im Innenhof des Hotels Elbflorenz. Hier entführt Regisseur Nik Breidenbach in bayrische Gefilde: Die Schlagersängerin Charlotte (Fotos: Robert Jentzsch) will in der Alpenidylle mit Bergsee und Bretterzaun vor der Holzhütte eigentlich nur ein paar Tage Wellnessurlaub machen.

Der Bergbauer Poldi allerdings hat sich das ein wenig anders gedacht: Er möchte den gestressten Möchtegernstar für sich gewinnen und hofft, sie für ein Leben auf der Alm begeistern zu können.

Als Vorspiel gibt es Volks- und Blasmusik aus der Box. Eigentlich fehlen nur noch Almdudeler und die Weißwurst an der Bar sowie blau-weiß karierte Tischdecken, um die Bergidylle perfekt zu machen. Die ist aber sowieso nur Kulisse, handelt es sich bei der musikalischen Komödie „Oh Alpenglühn!“ von Mirko Bott doch in erster Linie um eine sommerleichte Schmunzelstory mit viel Schlagermusik. Eine Komödie von jener Sorte, die zwischen den Songs vor allem von und mit den Darstellern lebt.

Charlotte Heinke und Benjamin Sommerfeld wuppen den Abend samt schräger Showeinlagen im flotten Duo und zaubern so manche Lachfalten in hitzegeplagte Gesichter. Dass Heinke die Rolle der Ulknudel sehr gut steht, hat sie an der Comödie bereits mit „Heiße Zeiten“ bewiesen. Nun lässt sie es auch als durchgeknallte Schlager-Diva ordentlich krachen. Egal, ob sie sich mit Rollkoffer den Weg durchs Publikum bahnt und flotte Sprüche austeilt oder berauscht vom Almschnaps zu Lady Gaga rockt, folgt man ihr gern ins Reich der unbeschwerten Unterhaltung. Sommerfeld mimt als Pendant das nicht zu unterschätzende Alpenseppel Poldi, der es allerdings faustdick hinter den Ohren hat.

Natürlich böte die Story jenseits der Hits von Abba, Julio Iglesias, Wolfgang Petry, Helene Fischer oder der Münchner Freiheit genug Stoff für komische Verwicklungen. Schließlich flieht Charlotte mit dem Kurzurlaub auch vor dem fremdgehenden Ehemann zu Hause – und Poldi hat eine vielleicht etwas zu enge Bindung zu seiner kürzlich verstorbenen Mutter. Die Nebenfiguren tauchen aber nur peripher auf. Weder gelingt es, aus der Konstellation eine pfiffigen Plot zu entwickeln, noch das Gefühlschaos nach der Pause schlüssig zu entwirren.

Die Story ist und bleibt eben nur so realistisch wie das Leben in Telenovelas von „GZSZ“ bis „Mitten ins Herz“. Das Gute ist: Nik Breidenbach versucht gar nicht erst, die vermeintliche authentische Atmosphäre von Doku-Soaps wie „Bauer sucht Frau“ in seiner Inszenierung künstlich heraufzubeschwören.

Muss ja auch nicht alles logisch sein in so einer Sommerkomödie. Dafür weht mit „Warum hast Du nicht nein gesagt“ flugs ein Hauch von Kaisermania durch den Innenhof im Elbflorenz. Und als sich die beiden Turteltauben Bong rauchend auf dem Steg am Alpensee treffen, tanzt kurzzeitig der ganze Hof zu „Hare Krishna“. Benebelt vom Rausch vertreiben sich Charlotte und Poldi mit wilden Kinomorden die Zeit, um am Ende schließlich zusammen in Dirndl und Lederhose ihr Glück zu finden. Das scheint tatsächlich beinahe realer als in manchen Reality-Serien – und auch die Lacher beim Publikum sind hier wirklich echt und ansteckend.

„Oh Alpenglühn!“ im Sommertheater der Comödie Dresden, Innenhof Hotel Elbflorenz, wieder am 8.-12. August, 15.-19. August, 22. August, 24.-26. August …

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