Hörtipp des Monats: Jan Vogler und das Dresdner Festspielorchester
Das Dresdner Festspielorchester vereint seit 2012 immer zu den Dresdner Musikfestspielen ausgemachte Experten für historische Aufführungspraxis aus ganz Europa. Seither begeistert der Klangkörper unter der Leitung von Ivor Bolton das Publikum stets aufs Neue mit seinen lebendigen Interpretationen. In diesem Jahr hat das Orchester nun zusammen mit Festspielintendant Jan Vogler als Solist Robert Schumanns Zweite Sinfonie und dessen Cellokonzert auf CD gebannt.
Im Oktober bei SONY Classical erschienen, hält die Studioaufnahme endlich die schönsten Erinnerungen an die jüngsten Konzerte des Festspielorchesters fest – und weckt gleichzeitig schon Vorfreude auf die 40. Festspielsaison 2017. Auf Darmsaiten und mit originalen Blasinstrumenten des 18. Jahrhunderts entdecken die Musiker hier ein Stück Dresdner Romantik neu. Mit großer Entdecker- und Experimentierfreude begeben Sie sich auf die Spuren des typischen Klangs dieser Zeit und verleihen beiden Werken eine Vitalität und Frische, die vom ersten Ton an in ihren Bann zieht.
Jan Vogler, dessen musikalische Karriere fast ebenso eng mit Schumanns Cellokonzert verbunden ist wie mit der Stadt Dresden, gelingt es auf Darmsaiten noch einmal neue Facetten des Werks aufzufächern: Der Klang ist insgesamt etwas rauher, erdiger, aber auch irgendwie natürlicher als auf Stahlsaiten. Genau das macht es aber erst interessant. Verträumt changiert das Cello zwischen sprudelnder Mitteilsamkeit und melancholischer Tiefe. Jan Vogler kann die wechselvollen Stimmungen des Stücks so zweifelsohne noch phantasievoller, ja diffiziler ausgestalten. Das Orchester antwortet darauf nahezu leuchtend, wie ein lebendiges Pendant zur sanglichen Innerlichkeit des Soloinstruments.
Mit Robert Schumanns 2. Sinfonie knüpft das Dresdner Festspielorchester zudem an den bravourösen Erfolg seines Konzerts in der Semperoper 2015 an. Ivor Bolton und seine Musiker verleihen dem lebhaften Werk energievollen Glanz, Wärme sowie interpretatorische Frische. Das Orchester brilliert im kraftvollen Spiel und verliert selbst in der ständigen Hin- und Hergeworfenheit des Stückes nie das Ziel aus den Augen. So könnte es also um 1850 in Dresden geklungen haben, wo die Sinfonie einst entstand, und wo Robert Schumann von 1844 bis 1850 mit seiner Familie eine der schaffensreichsten Phasen seines Lebens verbrachte. Insofern schließt sich mit dieser ersten Studioaufnahme gelungen der Kreis zur Gründungsstadt des Dresdner Festspielorchesters, denn Schumann und sein Wirken werden mit dieser Einspielung mitreißend lebendig – und sie wecken Freude auf weitere Neuentdeckungen im Sinne alter Aufführungspraxis bei den Dresdner Musikfestspielen.
Konzerte des Dresdner Festspielorchesters 2017: 30.04.2017 Dresden, Kulturpalast, mit Jan Vogler 10.06.2017 Dresden, Palais im Großen Garten, mit Jan Vogler 10.06.2017 Dresden, Frauenkirche, mit Waltraud Meier 11.06.2017 Berlin, Philharmonie, mit Waltraud Meier 17.06.2017 Dresden, »Dresden singt & musiziert« 18.06.2017 Dresden, Kulturpalast, »Leonore«/Beethovens »Fidelio«
*Die Autorin dieses Beitrags ist Pressereferentin der Dresdner Musikfestspiele, der Artikel entstand dennoch (so wie alle auf dieser Seite) unentgeltlich und unabhängig von dieser Aufgabe.