„Rubbeldiekatz“ an der Comödie Dresden
Wenn Männer sich als Frauen verkleidet durch den Berufsalltag stöckeln, dann birgt das meist recht komische Aspekte. Nicht zuletzt deswegen ist die Komödie „Manche mögen‘s heiß“ (1959) wohl auch zu einem Stern der Filmgeschichte geworden. Die Comödie Dresden setzt mit „Rubbeldiekatz“ nun auf eben jenes Stickmuster – und auch hier hat die Masche mit dem Mann in existenzrettenden Frauenkleidern durchaus Dauerbrennerpotenzial. Die Bühnenadaption des gleichnamigen Films von Detlef Buck feierte am Freitag (14.2.) in der Regie von Max Giermann Dresden-Premiere, nachdem Gunnar Dresslers Bühnenfassung des Kinohits von 2011 im Januar in Detmold uraufgeführt wurde.
In Dresden mimt nun der telenovelaerprobte Jan van Weyde („Sturm der Liebe“) die chaotische Hauptfigur Alexander Honk. Als eine Frauenrolle für einen Hollywoodfilm gesucht wird, wird dieser Alex dank notorisch schmaler Brieftasche von seinen Brüdern flugs zur Alexandra geschminkt – und bekommt den Job auch noch. Van Weyde braucht dabei gar nicht viel zu tun, um in seiner Rolle zu überzeugen. Als Mann in Frauenkleidern ergibt sich die Situationskomik meist fast wie von selbst, der Text tut sein Übriges und so meistert der geborene Bonner dieses süffisante Spiel im Spiel mit locker-unbeschwertem Charme.
Die falsche Frau wird nun ausgerechnet zum Mittelpunkt in einem Nazi-Film über zwei Damen, die sich über die Grenzen des Holocaust hinweg verlieben. Als (echt) weibliches Pendant stand zur Premiere Semperopernball-Moderatorin Collien Ulmen-Fernandes auf der Bühne. Das ehemalige Bravo-Girlie kommt in der Rolle von Hollywoodkollegin Sarah Voss – in die sich natürlich nicht nur die weibliche Alex im Film, sondern auch der versteckte Mann am Set verliebt – allerdings vergleichsweise blass daher. Ihr Text wirkt oft einstudiert, das Spiel selten spontan.
Richtig Spaß dagegen macht Comödien-Intendant Christian Kühn, der rasend schnell und scheinbar spielend leicht von einer schrägen Figur in die nächste fällt. Egal ob als schwuler Maskenbildner oder sächselnder Film-Hitler, Kühn beherrscht jede Art von Komik so zielsicher, dass man ihm getrost noch ein/zwei Rollen mehr hätte aufbrummen können. Selbst der sonst viel strapazierten Hitler-Karikatur verleiht Kühn eine eigene, herrlich sympathische Note – und hat die Lacher schnell auf seiner Seite.
Auch Oliver Geilhardt wechselt die Rollen mehrmals, bleibt aber vor allem als schnottriger Regisseur John mit Ami-Akzent in Erinnerung, der Alexander eher durch Zufall in die gewichtige Frauen-Rolle verhilft, sich seiner vermeintlich weiblichen Reize später allerdings nur schwer verwehren kann. Darüber hinaus würzt Giermann seine Dresdner Inszenierung mit zahlreichen neckischen Ideen. Der pfiffigste dieser kleinen Kunstgriffe ist sicher die große Videoleinwand (mit Fotos von Amac Garbe), auf der immer wieder Szenen des Ensembles – alle aufgenommen im Dresdner Innenstadtalltag, bis zum echten Semperopernball – eingespielt werden und das Geschehen auf der Bühne rasant ergänzen.
Der authentischste Darsteller in diesem flotten Spiel ist jedoch der dreijährige Labradorrüde Jesper, der noch kurz vor dem Happy End als namensgebender Männer-WG-Haushund Rubbel seinen ganz großen Auftritt hat und später auch eine gehörige Portion vom Schlussapplaus für sich beansprucht. So gelingt der Spagat zwischen Klischee und Komik mit der Theateradaption von „Rubbeldiekatz“ auf der Bühne der Comödie Dresden amüsant wie abwechslungsreich, ohne unnötig in billige Klamaukgefilde abzutriften.
„Rubbeldiekatz“ an der Comödie Dresden, wieder am 18.2., 19.2., 21.2., 22.2., 18.3., 19.30 Uhr; 19.3., 15 Uhr; 20.3., 21.3., 22.3., 19.30 Uhr; 23.3., 18 Uhr; 25.3., 26.3., 27.3., 28.3., 29.3., 19.30 Uhr