Männer und Frauen können nicht befreundet sein! Der Film „Harry und Sally“ von Rob Reiner hat das schon im Jahr 1989 bewiesen. Oder war es doch anders? Wie dem auch sei, die Liebeskomödie erobert jetzt in der Bühnenfassung von Marcy Kahan das Dresdner Boulevardtheater – und beschert dort beste Unterhaltung und herzerfrischende Vorweihnachtsromantik.
Die Comödie spielt „Die Feuerzangenbowle“ in Farbe
Die schwarz-weiße Filmfassung der „Feuerzangenbowle“ (1944) von Helmut Weiss gehört zu jenen selten gewordenen Filmen, die genauso unvergesslich sind wie die eigene Schulzeit. Schließlich flimmerte der Streifen mit Heinz Rühmann in der Hauptrolle noch über 50 Jahre später regelmäßig über die Mattscheiben, wurde so generationenübergreifend ein Renner. Jetzt, wo alte Komödien wie diese im Fernsehen rar werden, feiert die Geschichte in der Fassung von Wilfried Schröder auf der Bühne der Comödie Dresden nun Renaissance
Dresdens Theaterlandschaft bekommt in diesem Herbst Zuwachs. Mit dem Boulevard- und dem Centrumtheater (Foto: PR/Amac Garbe) eröffnen im September gleich zwei neue Spielstätten in der Stadt. Die Chefs von Comödie, Boulevard- und Centrumtheater haben daher zum Beginn der Theatersaison einen kleinen Fragebogen für uns ausgefüllt – mögen die Zuschauer die bunte Mischung erst hier und dann in den Sälen vergleichen. Im dritten Teil der Interviewrunde antwortet Comödien-Intendant Christian Kühn:
Wenn Männer sich als Frauen verkleidet durch den Berufsalltag stöckeln, dann birgt das meist recht komische Aspekte. Nicht zuletzt deswegen ist die Komödie „Manche mögen‘s heiß“ (1959) wohl auch zu einem Stern der Filmgeschichte geworden. Die Comödie Dresden setzt mit „Rubbeldiekatz“ nun auf eben jenes Stickmuster – und auch hier hat die Masche mit dem Mann in existenzrettenden Frauenkleidern durchaus Dauerbrennerpotenzial.
Elling und Kjell Bjarne sind zwei liebenswerte Existenzen am Rande der Gesellschaft. Nach einem längeren Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik dürfen sie nun endlich zusammen in eine Osloer Wohnung ziehen. Doch der Start in den eigenen vier Wänden ist für die beiden alles andere als einfach. Die Wände schaukeln zunächst noch, fast so wie der Zug, der die beiden nach Oslo bringt. Trotz einer großen Portion Unbeholfenheit im Gepäck sollen Elling und sein Freund Kjell Bjarne nun gemeinsam die Hürden des ganz realen Lebens meistern.
Der norwegische Regisseur Petter Næss brachte „Elling“ vor gut zehn Jahren auf die norwegischen Theaterbühnen und anschließend auf europäische Kinoleinwände. In Deutschland sahen allein 500.000 Zuschauer den Film, der aus der Romanvorlage des Schriftstellers Ingvar Ambjørnsen entstand. Witzig und poetisch zugleich erobert das Stück „Elling – zwei gegen den Rest der Welt“ in der Regie von Swentja Krumscheidt nun auch die Bühne der Dresdner Comödie.
Hier mimen Intendant Christian Kühn und Ex-GZSZ-Star Oli Petszokat das herrlich verrückte Freundespaar. Christian Kühn gibt den liebenswert naiven Elling, wie er ganz nach dem Vorbild seiner verstorbenen Mama plötzlich in die Putzpuschen schlüpft und die gemeinsame Wohnung wienert, als ulkigen, altklugen, aber auch zutiefst vor den Hürden des Alltags verängstigten Sonderling, für den schon ein Telefonanruf zur Herausforderung wird. Daneben wirkt Oli Petszokat als Kjell Bjarne fast wie ein treudoofer Wolf, der „sein halbes Leben hinter sich, aber noch nie gebumst“ hat, und beweist als trottliger Antiheld wahrhaft komödiantisches Talent.
Mit Pudelmützen, Koffer und Werkzeugkiste bewaffnet stehen die beiden unbeholfen in ihrem neuen Zuhause. Stolpernd bewegen sie sich durch die ungewohnte Freiheit, stellen vorsichtshalber ihre Betten wie in der Klinik zusammen, und entdecken so mit behutsamer „forsiktighet“ unter der Aufsicht des Sozialarbeiters Frank (Tobias Schenke) ihr neues Leben. Doch plötzlich werden die zwei Hilfsbedürftigen selbst zu Helfern. Denn Kjell Bjarne bringt eines Abends die sturzbetrunkene schwangere Nachbarin Reidun (Miriam Pielhau) mit – und auch mit Ellings Ruhe ist es fortan aus.
Ulkig und doch tiefsinnig wie das norwegische Original bewegt sich die Dresdner Inszenierung (Foto: PR/Robert Jentzsch) erstaunlich nah an der Filmvorlage und geht dennoch gekonnt ihre eigenen Weg. So versucht Krumscheidt gar nicht erst, Norwegen auf Deutschland zu adaptieren und lässt Radiosender und Lyrikvorträge in Originalsprache laufen. Dazwischen finden sich mit Kittelschürze und Einkaufsnetz ab und an kleine DDR-Reliquien versteckt. Auch der immer wieder auftauchende Roger Whittaker Song, den Elling wie ein beruhigendes Mantra vor sich hinsingt, wenn es für ihn wieder mal brenzlig wird, ist eine Erfindung der Dresdner, die sich gut ins Stück einfügt.
Mit Witz, aber ohne Klamauk und dank einem grandiosen Ensemble, das spürbare Freude am Spiel zeigt, wird diese norwegische Komödie zu einem herzerfrischenden Theaterabend mitten in Dresden.
„Elling“, Comödie Dresden, wieder vom 26.2. bis 3.3. und 16.4. bis 21.4., jeweils 19.30 Uhr
Im nunmehr vierten Jahrgang präsentiert die „Komödie im Park“ ihr Sommertheater erstmals auf dem Konzertplatz am Weißen Hirsch und nicht im Parktheater Großer Garten. Vom 6. bis zum 15. August gibt es dabei wieder täglich ein buntes Programm für die Lachmuskeln. Eröffnet wird das Spektakel mit einer großen Party am 4. August. Bei freiem Eintritt können die Dresdner dann ab 19Uhr zu Oldie-Musik mit Musikdirektor Peter Bellmann tanzen. Als Moderator soll Olaf Böhme für Stimmung sorgen.
Unter dem Blätterdach der Dresdner Heide lockte der altehrwürdige Musikpavillon (Foto: N. Laube) die Dresdner bereits Anfang des 20. Jahrhunderts zu Tanz und Musik ins Grüne. Anno 2010 werden an dem lauschigen Ort nun unter anderem Uwe Steimle, Olaf Böhme und Christian Kühn („Reslos ausverkauft“) mit Kabarett, Theater und Konzerten unterhalten. Dazu gibt es selbstgebackenen Kuchen, exotische Garnelenspieße, frisch gezapftes Pils und Bratwürste – serviert vom Sternekoch Stefan Hermann, der sich einst für die Wiederherstellung des Konzertplatzes stark machte. (NL)