Keith Warner inszeniert Gounods Goethe-Adaption an der Semperoper
Charles Gounod machte aus Goethes „Faust“ 1859 eine wirklich französische Oper mit Walerzklängen und dem Fokus auf dem einzigen amourösen Element des Dramas, der Gretchentragödie. Von den Deutschen einst als Skandal verschrien, gehört das Stück inzwischen zu den meistgespielten Werken der Opernliteratur. In der Semperoper, die mit den Franzosen bekanntlich seit jeher wenig am Hut hatte, kam das Stück zuletzt im Jahr 1936 zur Aufführung und wurde nun von Keith Warner erneut zum Leben erweckt.
Unter seiner Regie erscheint Mephisto als französischer Edelmann und hilft dem verzweifelten Faust im ersten Akt mittels Magie aus seiner Midlifecrisis. Es ist ein schwacher Faust, der hier gezeigt wird – ständig am Gängelband des Teufels. Dabei ist Wookyung Kim dem Teufel (Donnie Ray Albert) stimmlich aber deutlich überlegen.
Goethes Drama wird hier in eine imposante Bühne der Bilder (Es Devlin) verpackt, welche die Handlung allein jedoch nicht zu tragen vermag. Die Inszenierung lässt vor allem jene kleinen, gewagten Frechheiten vermissen, für die man die Semperoper sonst so schätzt. Anstelle dessen setzt die Liebesszene zwischen Faust und Margarete auf viel zu viel Pathos – typisch französisch eben. So bleiben nach dem fünften Akt nur die sinnlichen Eindrücke eines überbordenden Bühnenbildes und das Gefühl, dass der Faust-Stoff eigentlich mehr hätte hergeben müssen.
Diese Rezension ist zuerst in der Hochschulzeitung „ad rem“ erschienen und wurde nachträglich auf elbmargarita eingefügt. (25.3.2017)
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