Es ist nicht zu spät!

Gedanken zu #fridaysforfuture bei einem Spaziergang durch den Großen Garten

Es waren 14.000 Menschen in Dresden. Allein in Dresden – und nicht nur hier. In Leipzig waren 25.000 auf den Straßen, in Hamburg 100.000 und 250.000 in New York. In 163 Ländern der Welt haben am Freitag (20.9.) zugleich vier Millionen Menschen gegen den Raubbau an unserer Umwelt demonstriert. Sie haben friedlich demonstriert, weil die Erde wärmer wird, weil es kaum noch regnet, weil wir die erste Generation überhaupt sind, die jetzt zu spüren bekommt, was wir alle in der Vergangenheit versäumt haben – weil es höchste Zeit ist.

Die Bilder von den Demos sind bewegend. Das sage ich, obwohl ich selbst nicht dabei war, weil ich es vergessen hatte. Ich hatte mit der Zeit nämlich vergessen, dass ich genau auf diese Bewegung gewartet habe. Ungefähr 25 Jahre lang. Irgendwann in den 1990er Jahren kam ich aus der Schule und habe zu Hause erzählt: „Mama, der Regenwald wird abgeholzt! Wenn das so weitergeht, wird es irgendwann nicht mehr regnen.“ Damals boten einige Initiativen kleine Stücke vom Regenwald zum Verkauf an, um zu verhindern, dass sie abgeholzt werden. Das habe ich meinen Eltern erzählt. Und bin auf taube Ohren gestoßen. Ich habe mir damals schon gewünscht, dass die ganze Welt gegen die Abholzung des Regenwaldes demonstrieren möge. Ich schwöre, ich hätte dafür sogar die Schule geschwänzt.

Aber es gab zu meiner Schulzeit noch keine #fridaysforfuture. Der Klimawandel wurde von vielen damals noch als Hirngespinst radikaler Umweltaktivisten abgetan. Solange, bis irgendwann fast niemand mehr an den Regenwald gedacht hat. Alle schienen sich abgefunden zu haben. Wir wurden erwachsen und haben uns auch abgefunden, haben die Augen zugemacht. Was soll ein einzelnes Mädchen schon ausrichten können in der Welt der Erwachsenen, gegen Politiker und Regierungen, gegen Lobbyisten und Konzerne, die im Regenwald einen Baum nach dem anderen fällen, Tonnen von Müll in die Meere kippen, wo sie zugleich nach Öl bohren lassen, um ihre SUVs zu betanken.

Moment mal, ein einzelnes Mädchen? Nein, Greta Thunberg ist nicht allein. Seien wir ehrlich: Sie war es nie, auch wenn ein Foto von vor einem Jahr uns das heute glauben machen will. Natürlich gehört zu jeder Bewegung auch PR, wie ihre Überfahrt mit dem Segelboot über den Atlantik. Sei es drum! Zusammen mit einer Handvoll Menschen hat Greta Thunberg eine weltweite Lawine ausgelöst und mehr angestoßen als irgendein Politiker in den letzten 50 Jahren. Vielleicht kommt sie damit gerade noch zur rechten Zeit. Denn es ist eben nicht die Lösung, in einem Land die Steuern auf Diesel zu erhöhen und die Bürger für die jahrelange Ignoranz der Politiker zu bestrafen. Es braucht nicht noch ein nationales Klimapaket als Beruhigungspille fürs Volk, es braucht endlich einen globalen Ruck.

Kommen wir nochmal auf den Regenwald zurück: Wie viele Bäume hätten in den letzten 25 Jahren schon gerettet werden können? Aber damals hat kaum jemand darüber gesprochen, obwohl alle wussten, es ist bereits fünf vor zwölf. Und heute? Heute reden alle auf einmal alle vom Klima – und sie reden nicht nur davon, sie stehen zusammen. Vier Millionen Menschen auf der ganzen Welt. Das allein ändert noch nichts, aber es ist ein guter Anfang.

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