Es gibt Momente, da meint man, die Zeit sei stehengeblieben, eingefroren und plötzlich wieder aufgetaut. So ähnlich muss es auch für die Mitglieder der Dresdner Band „Lotos“ 2013 (Foto: PR) gewesen sein. In jenem Moment, als die DDR-Combo aus den 80ern sich nach fast 25 Jahren Pause erstmals wieder in einem Probenraum traf – und dort die Hits von damals spielte. Zwischen 1987 und 1989 waren „Lotos“ als die „Depeche Mode“ der DDR, der Renner in den Jugendclubs und Diskotheken der Republik.
Am Donnerstag (17.3.) ist es soweit, dann öffnet die Buchmesse in Leipzig wieder ihre Tore. Doch auch in Dresden stimmen dieser Tage zahlreiche Lesungen auf den Bücherfrühling 2011 ein. Elbmargarita hat zur Feier der Woche ein paar Veranstaltungen zusammen getragen:
(1) Der lesende Seemann: Frank Thiele liest „Bordgeschichten“
Ein Hauch von „Zur See“ weht am 15. März durch die Stadtbibliothek auf der Freiberger Straße, wenn Frank Thiele, Vereinspräsident des DSR Seeleute e.V., 10.30 Uhr aus den Tagebüchern ehemaliger Seefahrer vorliest. Im Rahmen der Reihe Literatur am Vormittag in der Sozialen Bibliotheksarbeit stellt er neben den Tagebüchern auch Bilder sowie die soeben erschienenen Hörbücher vor. Die Zuhörer erfahren dabei von den Erlebnissen der Seeleute auf ihren Reisen und die alltägliche Arbeit an Bord. Mit der Handelsflotte der DSR (Deutsche Seereederei Rostock) war es den Matrosen schon zu DDR-Zeiten möglich, nahezu sämtliche Länder der Welt zu bereisen, ob China, Nordkorea oder das schillernde Amerika. Die Fahrensleute erinnern sich auch heute noch gern an die Eindrücke dieser fremden Kulturen, die unterhaltsamen Monate auf See, aber auch an gewaltige Stürme oder die lange Trennung von der Familie.
Der Eintritt beträgt 2,50 €, Bibliotheksbenutzer mit gültigem Leserausweis zahlen nichts.
(2) In schwindeliger Höhe: Klaus Wilk stellt sein Bergsportbuch vor
Hohe Gipfel erklimmt der Dresdner Journalist Klaus Wilk am 15. März zumindest literarisch, wenn er 19.30 Uhr in der Bibliothek Bühlau sein Bergsportbuch vorstellt. Darin geht es um 29 Gipfelstürmer aus Sachsen, die bislang mindestens einen der welthöchsten Berge erklommen haben. Einer von Wilks Auserwählten erreichte gar fünf, ein anderer vier der Achttausender-Gipfel in den gewaltigsten Gebirgen der Erde. Das Buch „Ein Sachse war Erster“ lässt die Zuhörer am Glücksgefühl jedes einzelnen von ihnen teilhaben – und dabei müssen sie selbst nicht zwischen der Faszination Höhe und der Todesgefahr schwanken.
Der Eintritt ist frei.
(3) Zeitzeugnis eines Sohnes: Ulrich Schacht liest aus „Ulrich Schacht“
Auf Spurensuche durch die eigene Lebensgeschichte geht Ulrich Schacht bei der Lesung am 16. März, 20 Uhr in der Haupt- und Musikbibliothek Freiberger Straße. Sein Buch erzählt in erster Linie von seiner Mutter und der eigenen Suche nach dem russischen Vater. Zwischen 1950 und 1954 saß Ulrich Schachts Mutter im Frauenzuchthaus Hoheneck, gefangen gehalten vom russischen Geheimdienst wegen „Verleitung zum Landeshochverrat und zur Spionage“. Ihr „Vergehen“ bestand darin, den sowjetischen Offizier Wladimir zu lieben. Nach ihrer Verurteilung verschwand der Geliebte jedoch aus ihrem Leben. Ihr Sohn Ulrich Schacht, der 1951 im Frauengefängnis Hoheneck geboren wurde, ging nach der Wende auf die Suche nach seinem Vater. Schacht, der 2007 Dresdner Stadtschreiber war, veröffentlicht Erzählungen, Gedichte, Essays. Zuletzt erschienen „Weißer Juli: sechsunddreißig Gedichte und ein Essay“ und die Liebesgeschichte „Bildnis eines venezianischen Mönchs“.
Von Dresden nach Kristiansand.Die vereinbarte Vorstellung bei den Archivmitarbeitern in Kristiansand förderte Hochspannendes zu Tage. War doch just im kommenden Januar in Zusammenarbeit mit der Universität Agder eine „Deutsch-Norwegische Woche“ in der Stadt geplant. Eine Fotoausstellung über Kontraste in Ostdeutschland, 20 Jahre nach der Wende, konnte dieses Vorhaben nur fruchtbar ergänzen – die bereits zu einer exemplarischen Miniausstellung zusammengefügten Fotos lösten überdies Begeisterung bei den Archivaren aus. Ihre kritischen Fragen zu Anliegen und den Hintergründen des Vorhabens wurden in einem seltsamen Mix aus Norwegisch und Englisch, doch offenbar zur Zufriedenheit, beantwortet. So mündete das Gespräch am Ende in einen Vertrag ganz ohne Papierkrieg: Die Fotos müssen samt Rahmen Anfang Januar geliefert und ein einführendes Booklet dazu verfasst werden. Die Ausstellung wird vier Wochen lang dauern und im Rahmen der Deutsch-Norwegischen Woche vom 28. Januar bis zum 6. Februar vom Archiv beworben. Achja, anschließend kreuzten noch Visitenkarten den Tisch. Zwei Norweger, eine Deutsche, ein Wort!
„Erinnerungen sind der Steinbruch, in dem man arbeitet.“
Es war eine spannende Diskussion zeitgenössischer Autoren, der die Zuschauer 26. Mai im Dresdner Schauspielhaus folgen durften. Von DDR-Kultur war da die Rede, von Sprachversklavung vor und Umbrüchen nach der Wende sowie den optimalen Bedingungen der Kunst. Christoph Hein, Thomas Rosenlöcher und Uwe Tellkamp trafen beim „ZEIT Forum Kultur“ aufeinander. Zusammen stellten sie sich den Fragen von Evelyn Finger zum Verhältnis von Ost und West und die Rolle Literatur 20 Jahre nach der Wende.