Junger Mut zur Andersartigkeit

„Apollo und Hyacinthus“ im Labortheater

Am Anfang war es nur eine Schnapsidee. Eine A-cappella-Oper für Dresden sollte es werden, ein neues, wagemutiges Projekt, das sich Regiestudent Toni Burghard Friedrich zusammen mit seinem Freund Michael Blessing, Student für Musikpädagogik und Leiter des Jazzchores Dresden, eines weinseligen Abends vornahm. „Das war so eine Idee unter befreundeten Künstlern, weil Michael einen Chor leitet“, sagt Toni Burghard Friedrich. Der gebürtige Zittauer ist 22 Jahre alt, hat sein Abitur in Dresden gemacht und studiert derzeit Regie für Oper und Schauspiel in Wien. Gemeinsam mit Blessing begann er flugs, ein geeignetes Team für das mutige Vorhaben zusammenzusuchen. Sie bemühten Kontakte zu den Dresdner und Leipziger Musikhochschulen sowie zur Hochschule für Bildende Künste (HfBK) in Dresden und fanden dort rund 25 junge Leute – allesamt Studenten, zwischen 20 und 27 Jahren alt – die seit März einen Verein namens „szene12“ bilden.

Allein das Vorhaben einer A-cappella-Oper entpuppte sich schnell als zu komplex für eine zeitnahe Aufführung, sodass die abendliche Schnapsidee unter der szene12-Flagge binnen eines Jahres schließlich zu einem sorgfältig geplanten, langfristig angelegten Musiktheaterprojekt für Dresden heranwuchs. Einmal im Jahr wollen die Studenten nun jeweils in den Semesterferien ein ebenso junges wie unkonventionelles Musiktheaterprojekt für die Stadt auf die Beine stellen.

Die Uraufführung der A-cappella-Oper „Serpentina“ nach E.T.A. Hoffmanns „Der goldene Topf“ vertagten sie also kurzerhand auf 2014 – wobei sie fortlaufend daran weiterkomponieren. Statt Hoffmanns Romantiknovelle wird szene12 am Donnerstag (13.9.) nun zunächst Mozarts ersten, sonst kaum gespielten Opernstreich „Apollo und Hyacinthus“ (1764) in einer jugendlich-ausprobierfreudigen Version mit neuem Leben erfüllen. Dank ihren Mitstreitern, den HfBK-Studenten Leonore Pilz und Dennis Ennen, die für Bühne und Kostüm verantwortlich zeichnen, war mit dem Labortheater der HfBK denn auch schnell ein geeigneter Aufführungsort gefunden.

In singspielhafter Weise haben die Studenten Mozarts Oper mit dem eher unbekannten Lustspiel „Der vermeinte Prinz“ (1674) von Kasper Stieler gepaart. Die Idee dazu kam Toni Burghard Friedrich in einem Theaterseminar in Wien. „Thema des Lustspiels ist ein König, der seine Tochter als männlichen Thronfolger erziehen lässt. Bei uns werden beide Werke auf Mozarts musikalischer Grundlage zu einem neuen Stück vereint“, sagt er. Solch ungewöhnliche Perspektiven auf kaum gespielte Stücke sowie besondere Aufführungsorte und experimentelle Ideen sind das Anliegen des Vereins. Szene12 will anders sein als die etablierten Hochschulinszenierungen in Dresden, freier, auch mutiger. „In jedem anderen Theater würde man vermutlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn wir alle Rezitative einer Oper kürzen. Aber das ist eben das Schöne an unserem Verein, dass wir hier ganz frei mit unseren Mitteln spielen dürfen“, sagt er.

Die Zielgruppe für dieses Musiktheaterexperiment kann der junge Regisseur dagegen nur schwer bestimmen. Seine Inszenierung wird nur vom Klavier begleitet und stellt den Gesang in den Mittelpunkt. Sie sei nicht kitschig, aber schon verspielt, sagt Friedrich – und ergänzt: „Ich denke trotzdem, dass unser Mozart auch eine Oper für Einsteiger ist.“

Seit August laufen die Proben im Labortheater (Foto: PR). Doch damit nicht genug. Denn auch über die aktuelle Mozart-Aufführung und das A-cappella-Projekt von 2014 hinaus gebe es im Verein schon zahlreiche Ideen für weitere Inszenierungen, für deren Realisierung Mozart allenfalls den Auftakt bildet.

Damit dieser gelingt, feilen die Studenten mit viel Herzblut und Liebe zum Detail an der Inszenierung ihrer Minioper, die mit einem Minibudget von rund 400 Euro und von allen Beteiligten neben dem Studium unentgeltlich realisiert wurde. „Jeder hat für das Projekt so viel er kann in den Topf geschmissen“, sagt Friedrich. Das musste für Kostüme, Bühnenbild, den Druck von 2000 Flyern und Plakaten sowie die Verpflegung des Ensembles reichen. Die Webseite mit Probentagebuch erwuchs in Eigenregie des Regisseurs, das Labortheater stand dem jungen Team zudem in allen technischen Fragen zur Seite. Auch wird das szene12-Projekt für viele der Mitstreiter als Studienleistung für den bevorstehenden Master-Abschluss anerkannt. Für die kommenden Projekte wollen sie dennoch nach und nach Sponsoren finden.

Zunächst gilt es jedoch erst einmal, das Pilotprojekt erfolgreich über die Bühne zu bringen. Zur Premiere am Donnerstag sind die rund 120 Plätze im Labortheater – wohl auch dank eines lokalen Fernsehbeitrages – bereits ausverkauft. Für die beiden Folgevorstellungen am 14. und 15. September gibt es noch Karten zum Preis von neun Euro (ermäßigt sechs Euro). Nach den drei Aufführungen in dieser Woche soll „Apollon und Hyacinthus“ zudem auch im Mai 2013 noch einmal in Dresden zu sehen sein. Außerdem sind im kommenden Jahr Gastspiele in Berlin, Wien und Flensburg geplant. Anschließend beginnen dann nahtlos schon wieder die Proben für das nächste szene12-Stück. Ein Kantatentriptychon soll es werden, das steht bereits fest. – Und da sage noch einer, Schnapsideen seien unfruchtbare Stammtischgewächse.

 (erschienen in DNN vom 11.09.2012)

„Apollo und Hyacinthus“, am 13., 14., 15.9.2012, 20 Uhr im Labortheater, Karten zu 9 (ermäßigt 6) Euro unter Tickets@szene12.de sowie an der Abendkasse

Linktipp: www.szene12.de

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Norwegische Autoren lesen in Dresden

Lange Nacht der nordischen Literatur

Nordische Autoren werden am 31. August (19 Uhr) in Dresden zu Gast sein und aus ihren Werken lesen. Die Lesung im Literaturhaus Villa Augustin findet im Rahmen einer Lesungsreihe namens „Schriftproben – lange Nacht der nordischen Literatur“ statt, bei der vom 30.8. bis 7.9. deutschsprachige und nordische Autoren in Berlin, Stuttgart und Dresden zusammentreffen. Initiiert wird das Ganze unter der künstlerischen Leitung von Susan Bindermann, Literaturagentin, und Moritz Malsch, Leiter der Lettrétage Berlin.

„Das Literaturhaus Villa Augustin pflegt schon seit Längerem engen Kontakt mit dem Berliner Literaturhaus Lettrétage. Dieses hat uns nun als Kooperationspartner für Schriftproben hinzugeholt“, sagt Jan Göthlich vom Dresdner Literaturhaus.

Insgesamt 15 Prosa-Autorinnen und Autoren zwischen 25 und 40 Jahren, die aus Dänemark, Finnland, Island, Norwegen, Schweden, Österreich und Deutschland kommen und sich in den literarischen Szenen ihrer Länder bereits einen Namen gemacht haben, stehen bei Schriftproben im Mittelpunkt. Sie sprechen über individuelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Bedingungen des Schreibens, diskutieren untereinander ihre jeweiligen poetologischen Positionen und stellen erstmals übersetzte literarische Texte öffentlich vor. Daneben erhalten die nordeuropäischen Teilnehmer über die vielfältigen Termine des Rahmenprogramms die Gelegenheit, wichtige Institutionen der deutschen Literaturlandschaft kennenzulernen.

In Dresden werden dabei zehn Autoren aus Dänemark, Schweden, Norwegen, Island und Finnland ihre Werke vorstellen. Unter anderem werden die norwegischen Autoren Dan Aleksander Andersen und Benedicte Meyer Kronberg über ihre Werke reden. Aus Schweden sind Eiríkur Örn Norddahl und Haukur Már Helgason mit von der Partie. Die Lesungen finden in Originalsprache durch die Autoren und in deutscher Übersetzung durch Schauspieler statt.

Alle Lesungen können anschließend als Podcast heruntergeladen und per Livestream mitverfolgt werden. Geplant ist zudem, im Anschluss an die Konferenz die Texte in Übersetzung als Anthologie zu veröffentlichen.

Nicole Czerwinka

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7000 Enten paddeln die Elbe hinunter

5. Dresdner Entencup erfolgreich gestartet

Ja, was schwimmt denn da? Das war ein Bild für die Götter: 7000 Quietscheenten paddelten beim 5. Dresdner Entencup am Nachmittag (19.8.) zwischen Carola- und Augustusbrücke wieder die Elbe hinunter. Die von den Dresdner Lions und Leo Clubs zum fünften Mal initiierte Spendenaktion lockte auch dieses Jahr Hunderte Stadtfestbesucher ans Elbufer. Schon Wochen zuvor hatten die Enten für jeweils fünf Euro treue Adoptiveltern gesucht – dank zahlreicher Sponsoren konnten diese dann – je nach Starteinlauf ihrer Ente – verschiedenste Preise gewinnen. Der Reinerlös der Veranstaltung kommt wie immer einem guten Zweck zugute. Dieses Mal wird das Geld der Interessengemeinschaft Sternwarte Gönnsdorf zur Verfügung gestellt. (NC)

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Doppelte Ironie in der Ruine

„Purcells Traum von König Artus“ in der St. Pauli Ruine

König Artus steht auf dem Abstellgleis. Noch während er innbrünstig seine Arien schmettert – liebevoll bewundert von der blinden Emmeline –, fegt eine Horde geldgieriger Investoren durch das alte Opernhaus. In Tankred Dorsts bissiger Satire „Purchells Traum von König Artus“, die just am Freitag (27. Juli) in der St. Pauli Ruine Premiere feierte (Foto: PR), wollen sie die Opernruine zu einem profitträchtigen Kaufhaus umgestalten. Mit Bauhelmen auf den glatt frisierten Köpfen rücken sie an, entfalten Baupläne und beratschlagen vor folienverhängten Wänden (Bühne & Kostüm: André Thiemig), was aus dem Gemäuer am besten zu machen wäre. Schon vor dem eigentlichen Beginn des Stückes stolzieren sie wild diskutierend durch die Publikumsreihen – und lassen die Zuschauer so quasi selbstironisch an der Präsenz des Stoffes teilhaben. In den folgenden gut zwei Aufführungsstunden liefern sie sich mit einigen merkwürdigen Gestalten, die sich in dem alten Gemäuer treffen sowie mit Figuren aus Henry Purchells „King Arthur“ einen ironischen Kampf von Künstleridealismus und Kommerzgier. In diesem ist es einzig die blinde Emmeline, gekonnt gespielt von Ingrid Schütze, die das wahre Gute im Menschen zu erkennen vermag – jedenfalls solange sie blind ist.

Basierend auf Purchells (1659-1695) Semi-Opera „King Arthur“ (1691) – in der sich der britische König Artus mit den Sachsen einen erbitterten Kampf um die blinde Prinzessin Emmeline liefert –, versuchen König Artus, dessen Ritter, Merlin und eine Horde merkwürdiger Alltags-Enthusiasten in Tankred Dorsts hintersinnigem Stück, die Opernruine gegen die Profithungrigen zu verteidigen. Der deutsche Dramatiker Dorst (geboren 1925 in Thüringen) ist bekannt für seine zeitkritisch-ironischen Theatersatiren und beschäftigte sich mit dem Artus-Stoff als Utopie einer besseren Welt bereits 1981 in seinem Werk „Merlin oder Das wüste Land“. Im Jahr 2004 wurde sein Stück „Purchells Traum von König Artus“ in Wiesbaden uraufgeführt.

Anstelle von Purchells kriegerischen Angelsachsen setzt Dorst die Investoren als feindliche Eindringlinge in den idealistischen Kulturbetrieb, indem Artus so etwas wie die Leitfigur einnimmt. Mit Umhang und Krone markiert er die von den alten edlen Ritter-Idealen beseelte Welt der Kunst und Fantasie, in der kein Platz für die Berechnung der Moderne ist. Frank Weiland gestaltet die Artus-Figur so gutherzig wie naiv und verleiht ihm so wahrhaft märchenhafte Züge, die dem verbissen-kühlen Konsumwillen des Geschäftsführers Collani (Björn Schröder) nicht nur optisch gegenüberstehen. So trifft der ahnungslose Edelmut des Königs in ironischer Weise gleichsam als „schöner Gedanke der Menschheit“ auf die Gier der Investorengruppe.

Als es in der St. Pauli Ruine dämmert, scheint der Sieg der Investoren jedoch zunächst besiegelt, ihre kühle Profitgier hat die Szene in Anlehnung an Purchells berühmte „Frost-Szene“ eine düstere Eislandschaft verwandelt. Doch „die Liebenden kommen immer zusammen am Ende“, sagt Artus und gewinnt den Kampf um Emmeline und gegen die Investoren, wenn auch knapp.

Das alte Opernhaus bei Dorst wird in der St. Pauli Ruine dabei zum sprichwörtlich bedrohten Theater. Schließlich stand auch die Existenz der seit 13 Jahren von einem gemeinnützigen Verein von Theaterenthusiasten bespielten Kirchruine im Herzen des Dresdner Hechtviertels schon mehrfach zur Disposition. Dank Ausbau und Neueröffnung im Frühjahr 2012 konnte das Ensemble dem eigentlich mit der Abrissbirne endenden Dorst-Stück nun ein versöhnliches Ende setzen. Ob dies auch im Sinne des zeitkritischen Dramatikers Dorst steht, ist fraglich. Abgesehen davon gerät die Pauli-Inszenierung von Regisseur Jörg Berger vor atmosphärischer Kulisse und immer wieder spannungsvoll ergänzt durch Gesänge und die Musik von Henry Purcell und dem amerikanischen Filmkomponisten Basil Poledouris (musikalische Leitung: Yvonne Dominik), jedoch zu einem kunterbunten, ideenreichen, mit schelmischem Witz gespickten Theaterabend, der allein von der teils schlechten Akustik bei den Sprechrollen getrübt wird.

Nicole Czerwinka

„Purcells Traum von König Artus“ in der St. Pauli Ruine Dresden, wieder am 30. und 31.7.; 7./8./9./10. und 11.8. … jeweils um 19.30 Uhr

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Generation grenzenlos

Dresdnerin liest „Weiblich, jung, flexibel“

Carlynn und Ellen sind zwischen Mitte und Ende 20, mit dem (Germanistik-)Studium gerade fertig und auf dem Weg der beruflichen Selbstfindung. Die beiden Hauptfiguren in Felicitas Pommerenings Roman „Weiblich, jung, flexibel“ sind junge Frauen, wie wir ihnen auf der Straße im Jahr 2012 tagtäglich begegnen könnten, ohne es eigentlich zu merken. Zwei Mädels von nebenan, die das Schicksal der Generation grenzenlos teilen: Am Ende eines praktikumsreichen, nebenjobgeplagten und prüfungsintensiven Studiums stehen sie vor der Qual der Wahl oder der Herausforderung beruflicher Profilierung und befinden sich so mitten im Strudel unterbezahlter Full-Time-Jobs. Die Vorstellungen der beiden Protagonistinnen könnten dabei verschiedener nicht sein – ihre Probleme freilich bleiben dennoch dieselben. Während Carlynn sich nach einem geplatzen Vorstellungsgespräch bei einem versnobbten Fernsehsenderfuzzi erst einmal in Indien auf die Suche nach sich selbst begibt (ein Versuch, aus ihrem stringenten Lebenslauf einmal auszubrechen), beginnt Ellen eine Arbeit in einer Agentur für Kommunikationsdesign – mit dem utopischen Ziel, ihre 50-Stunden-Woche nach einem Jahr Befristung endlich in eine Teilzeitstelle umwandeln zu können.

Auf witzige Art erzählt Felicitas Pommerening, die ihre Jugend in Dresden verbrachte, in ihrem Debütroman anhand dieser beiden Figuren die Geschichte einer Generation, der nahezu alle Möglichkeiten offenstehen und die gleichzeitig an der Unbestimmbarkeit konkreter Ziele in einer von ständigem Wandel geprägten Zeit, in der Flexibilität zum vermeintlichen Allheilmittel wird, die Orientierung verlieren. Die eigentlichen Wünsche und Ziele der jungen Frauen – sei es die Erfüllung im Beruf, etwas „Sinnvolles“ zu tun oder auch nur der Wunsch nach Familie und Kindern – drohen in da schnell auf der Strecke zu bleiben.

Pommerening hat die Geschichten ihrer beiden Protagonistinnen aus vielen Berichten, persönlichen Eindrücken und diversen Lektüren zusammengestellt. Trotzdem bleibt ihr Roman immer Erzählung und stellt keine bierernste Dokumentation des Status quo da. Mit ihrer lockeren Schreibart spiegelt die Autorin auf humorvolle Weise die Konflikte junger Frauen – hin- und hergeworfen zwischen gesellschaftlichen Erwartungen, Generationskonflikten mit den Eltern und eigenen Wünschen sowie Ansprüchen an sich selbst – wider. Erfrischend ehrlich erzählt dieses Buch vom Leben zweier Freundinnen, die nicht primär nach Karriere und dem großen Geld streben, sondern vielmehr ihr eigenes kleines Glück in einer global geprägten Welt finden wollen. Anhängerinnen dieser Generation werden sich bei der Lektüre dieser 176 herzerfrischenden Seiten ganz sicher ab und an wiedererkennen und das eine oder andere Mal von herzhaften Lachen geschüttelt werden. – Mehr kann man nicht wollen.

Nicole Czerwinka

Termintipp: Felicitas Pommerening liest am Freitag (20.7.) in Dresden aus ihrem Roman „Weiblich, jung, flexibel“, 20 Uhr im Kinderladen Bambini am Blauen Wunder (Brucknerstr. 1)

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6000 wandeln übern Elbhang

Impressionen von der 4. Schlössernacht

Die Dresdner Schlössernacht zog am Sonnabend (14.7.) wieder rund 6000 Menschen in ihren Bann. Das Spektakel verwandelte das Gelände um Saloppe, Schloss Albrechtsberg, Lingnerschloss und Schloss Eckberg zum 4. Mal in eine märchenhafte Kulisse. Auf 15 Bühnen traten dabei rund 250 Künstler auf. Einige Wermutstropfen mussten die Gäste dieses Jahr dennoch verkraften. So war nicht nur das große Feuerwerk wegen des brütenden Wachtelkönigs und einer seltenen Fledermauspopulation am Elbhang abgesagt worden, auch ein Teil des Parks von Schloss Eckberg war den Abend über wegen einer geschlossenen Veranstaltung gesperrt, was die Freude am Lustwandeln bei einigen Gästen durchaus trübte. (NC)

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Schlössernacht ohne Feuerwerk …

… weil Wachtelkönig Ruhe braucht

Das ist wieder einmal typisch Dresden. An allen Ecken gehen in den Sommermonaten in der Stadt zum Wochenende Feuerwerke in die Luft. Nur die Dresdner Schlössernacht muss heute (14.7.) ohne Feuerwerk auskommen. Der Grund ist der Tierschutz. Während nebenan eine millionenschwere Brücke ohne Rücksicht auf Elbbiber, Hufeisenasen und anderes Getier aus dem Boden gestampft wird, sollen Wachtelkönig und Fledermaus nun wohl wenigstens am Elbhang ihre Ruhe haben. Auf der Webseite der Veranstaltung ist daher seit Donnerstag folgender Text zu lesen:

„Liebe Besucher,

seit dem 12. Juli haben wir leider die Gewissheit, daß die betreffenden Ämter unser grandioses Abschlußfeuerwerk in diesem Jahr nicht genehmigen. Grund dafür ist der Wachtelkönig. Um den lärmempfindlichen, vom Aussterben bedrohten Vogel und seine Brutstätten zu schützen, darf das Feuerwerk laut geltendem EU Recht nicht von den Elbwiesen aus gezündet werden.

Am Alternativstandort, dem Römischen Bad, verhindert eine Fledermauspopulation die Genehmigung, wie uns gestern mitgeteilt wurde. Wir finden das sehr schade!

Früher haben Könige auf dem Elbhang gefeiert, heute wollen Wachtelkönige ihre Ruhe haben. Aber – wir lassen uns die Vorfreude auf unsere Schlössernacht nicht von geflügelten Neu-Dresdnern trüben. Inzwischen ist die Zahl der mitwirkenden Künstler auf über 250 angewachsen, der Tanzboden ist verlegt, die Bühnen sind aufgebaut und die Zapfhähne poliert. Lassen Sie uns am Samstag wieder herrlich schlendern, schwofen und genießen!“ (NC)

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Eine Frau, eine Gitarre

Dresdner Künstler auf der Schlössernacht

Die Dresdner Musikerin Susann Großmann (Foto: PR) singt am 14. Juli bereits zum dritten Mal auf der Dresdner Schlössernacht. Auf elbmargarita.de verriet sie, wo man sie dort erleben kann, wie sich die Nacht verändert hat und worauf sie sich schon besonders freut.

Susann, Großmann, wo und wann werden Sie bei der Schlössernacht auftreten?

Auftreten werde ich auf der Bühne Nordseite, Schloss Eckberg, jeweils um 18.15 Uhr, 20.15 Uhr und 22.15 Uhr.

Wo kann man Sie unabhängig von der Schlössernacht als Solokünstlerin in der Stadt erleben?

Ich gebe zum Beispiel am 27. Juli um 19 Uhr im Biergarten von Katys Garage in der Neustadt ein Konzert und bin auch am 18. August ab 14 Uhr auf dem Postplatz zum Dresdner Stadtfest dabei.

Wie kam es, dass Sie bei der Schlössernacht (immer wieder) mitwirken?

Bei der Schlössernacht wirke ich zum dritten Mal mit, also seit der 2. Schlössernacht. 2010 bin ich durch gute Kontakte in das Line up „gerutscht“. Der Abend war sehr schön und meine Musik kam ganz gut an. Also konnte ich wieder auf 2011 hoffen. Da hat es dann wieder gut geklappt und nun bin ich 2012 wieder dabei. Ich bin selber gespannt, wie lange das noch so weitergeht.

Was werden Sie dieses Jahr dort präsentieren?

Dieses Jahr präsentiere ich an sich nichts neues. Meine Musik und mich auf sehr reduzierte Weise. Nur Gitarre und Gesang. Natürlich habe ich aber den Anspruch mein Repertoire immer anspruchsvoller zu gestalten. Es wird wieder einen Mix aus Coversongs und eigenen Liedern geben. Bei jedem der insgesamt drei Sets wird es andere Songs geben, es lohnt sich also immer wieder vorbeizuschauen.

Wie hat sich die Schlössernacht aus Ihrer Perspektive in den letzten Jahren gewandelt/entwickelt?

Gewandelt hat sie sich aus meiner Sicht nicht. Never change a running system … Außer, dass ich dieses Jahr bei Schloss Eckberg und nicht Schloss Albrechtsberg spiele. Die Veranstalter haben jedes Mal ganz individuelle und passende Orte für die Künstler gefunden. Letztes Jahr konnten sich die Zuschauer zum Beispiel während meines Konzerts in Ruhe setzen und sind dadurch wesentlich länger geblieben als beim ersten Mal 2010. Das hat einfach wunderbar gepasst. Ich bin gespannt, wie es dieses Jahr sein wird.

Was war Ihr schönstes Erlebnis bislang auf der Schlössernacht?

Es gab so viele schöne Momente. Die Atmosphäre der Schlösser, das fröhliche Publikum und die Gespräche mit den Leuten nach den Auftritten. Viele Kontakte haben sich daraus für mich ergeben. Ein Highlight war wohl der erste Abend, als die Veranstalter mich baten spontan noch länger zu spielen, weil es so gut ankam. Das war für mich überwältigend und eine Ehre. Als Musiker kann man immer nur schwer begreifen, dass die eigene Musik anderen Menschen so gut gefällt.

Gibt es etwas, auf das Sie sich schon besonders freuen?

Ich freue mich auf den gesamten Abend an sich und auf den neuen Auftrittsort. Da bin ich schon sehr gespannt!

Danke für das nette Gespräch.


Linktipps: www.susann-grossmann.de und www.dresdner-schloessernacht.de

Interview: Nicole Czerwinka

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Kaspers Abschied von Altkötzschenbroda

Letzte Kasperiade mit Hinterhof-Romantik

Es hat sich ausgekaspert in Altkötzschenbroda. Denn die nunmehr 25. Radebeuler Kasperiade fand heute (8. Juli) zum letzten mal auf dem Dorfanger in Radebeul-West statt. Im kommenden Jahr wird das bunte Figurentheater-Spektakel (Fotos: Czerwinka) nach Radebeul-Ost ziehen und dort rund um den Kulturbahnhof die Kinder erfreuen.

Wehmut kam bei Veranstaltern und Besuchern aber dennoch nicht auf. In gewohnt bunter Kaspermanier erzählten die Figurentheater in 36 Vorstellungen auf sieben Bühnen wieder kuriose, lustige und auch nachdenkliche Geschichten für Groß und Klein. Und vom Berliner Figurentheater-Regisseur Jan Mixsa gabs zum Abschied sogar ein extra Stück gedichtet: „Kasperquatsch in Radekötzsch“ sorgte für Schmunzelfältchen bei den Machern und beim Publikum an der Hofbühne.

Insgesamt ließen sich dieses Mal rund 1800 Zuschauer von der Bandbreite des modernen Figurentheaters in Altkö in den Bann ziehen. (NC)

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Musikfestival auf Tellkamps Spuren

„Offtracks“ lädt zu sechs Konzerten ein

Dresden ist in diesem Sommer um ein Kultur-Festival reicher. Vom 3. bis zum 8. Juli lädt das erste „Offtracks – Festival für Musik und multimediale Kunst“ einem Text von Uwe Tellkamp folgend an sechs verschiedenen Orten entlang der Straßenbahnlinie 11 zu sechs Konzerten ein, die jeweils mit Lesungen, Filmvorführungen, Ausstellungen und Tanz gepaart sind.

Die Idee stammt von acht Jazzstudenten der Dresdner Musikhochschule „Carl Maria von Weber“ (HfM). Ein Seminar zum Thema Musikmanagement motivierte die jungen Jazzer vor etwa eineinhalb Jahren dazu, ihr eigenes Konzept für ein Festival für Dresdner Nachwuchskünstler auf die Beine zu stellen. „Eigentlich wollten wir das Ganze recht kurzfristig organisieren, aber wir haben schnell gemerkt, dass die Veranstaltung Hand und Fuß haben muss, wenn wir sie in Dresden etablieren wollen“, sagt Musikstudentin Katharina Lattke, die für das Offtracks-Festival und den seit März als dessen Träger fungierenden gleichnamigen Verein die Pressearbeit übernommen hat.

Sie war es auch, die dann im Internet auf die Kurzgeschichte „Der Schlaf in den Uhren“ stieß, mit der der Dresdner Autor Uwe Tellkamp im Jahr 2004 den Ingeborg-Bachmannpreis gewann. „Wir haben damals gezielt nach einer Geschichte gesucht, uns dabei mit regionalen Künstlern auseinandergesetzt und diesen Text von Tellkamp gefunden“, sagt Lattke. Tellkamps Erzählung handelt von einer Straßenbahnfahrt durch Dresden. In bildhafter Sprache erzählt der Autor darin, „wie die Straßenbahn in den Schienen schlenkerte und Funken stoben, wenn sie, von der Haltestelle Leipziger Straße kommend, vor dem Bahnhof Neustadt um die Ecke bog, die rotweiß gestrichene tschechische ‚Tatra‘-Bahn“. Die Erzählung folgt dieser Bahn die Bautzner Straße hinauf, bis zum jenem Stadtviertel, das Tellkamp in der Kurzgeschichte wie auch seinem berühmten Dresden-Roman zum „Turm“ stilisiert.

Diese literarische Bahnfahrt haben die acht Musikstudenten zum Grundgerüst ihres Festivalkonzepts gemacht. Schließlich schlängelt sich die Straßenbahnlinie 11 bis heute – wenn auch nicht mehr im rotweißen Tatra-Kleid – die Bautzner Straße entlang. „Wir haben den Text intensiv und mehrfach gelesen und mit den Bildern der einzelnen Stationen gearbeitet“, sagt Lattke. Entsprechend der Atmosphäre im Tellkamp-Text haben die jungen Organisatoren sich nicht nur die sechs Spielstätten – vom Sputnik bis zum Lingernerschloss – entlang der Linie 11, sondern auch die jeweils dort auftretenden Künstler gesucht. So wird das Festival am 3. Juli im Sputnik am Neustädter Bahnhof starten, wo der junge Schlagzeuger Demian Kappenstein zusammen mit der Choreografin und Tänzerin Valentina Carbo den ersten Abend mit Matineecharakter gestaltet. „Wir wollten beim Festival auch das Thema Zeit behandeln, weil es im Text einen großen Raum einnimmt, die Künstler haben das mit ihren eigenen Ideen dann jeweils weiterentwickelt“, so Lattke.

Die Straßenbahnlinie 11 bildet dabei nicht nur die Verbindung zwischen den einzelnen Stationen, sie ist zugleich ein sinnbildlicher Zeitstrahl, der alle Konzerte Tag für Tag, Station für Station miteinander verknüpft – stets unter dem Motto: „Sechs Tage, sechs Stationen, sechs Blickwinkel auf die Themen Zeit und Raum.“ – Ein ausgefeiltes Konzept für ein junges Festival, das vom Dresdner Amt für Kultur- und Denkmalschutz sicher nicht ohne Grund gefördert wird.

Die auftretenden Künstler sind dabei so verschieden, wie die Spielstätten selbst. Im Jazz- bis Popbereich, von Soloschlagzeug bis Vocalensemble, bewege sich der musikalische Stil beim Offtracks-Festival, sagt Lattke. Ergänzt wird dies beispielsweise durch Malerei, Performance, Film und Installationen junger Künstler aus Dresden. Entstanden seien diese Ideen ganz studentisch überwiegend im freundschaftlichen Austausch mit anderen Künstlern, ausgegoren dann meist bei Selbstgekochtem und langnächtlichen Diskussionsrunden am heimischen WG-Küchentisch.

Inzwischen werben neben der Webseite, ein eigens für „Offtracks“ entwickeltes Logo und eine Postkarte (Foto: PR/Jessica Struch) in der Stadt für die Veranstaltung – ebenso wie das Programm entstanden sie mithilfe eines soliden Kontaktnetzes zu anderen Studenten, Absolventen und Künstlern. Über die Internetplattform „Startnext“ werben die jungen Organisatoren für ihr Projekt zusätzlich Spenden ein. Und selbst Uwe Tellkamp, dem die Gruppe irgendwie rein zufällig in der Stadt mal begegnet sei, zeigte sich angetan von ihrem Vorhaben, berichtet Katharina Lattke stolz.

Ob das Offtracksfestival auch nach der Erstausgabe 2012 noch einmal stattfinden wird, ist allerdings derzeit nicht sicher. Es kommt wohl auch darauf an, wie viele Dresdner den Schienen der Linie 11 bei der Premiere vom 3. bis zum 8. Juli am Ende dann tatsächlich folgen werden.

(erschienen in DNN vom 02.07.12)

Linktipp: www.offtracksfestival.de

Programm:

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