Die Lichter von Hamburg

Ein Weihnachtsbesuch in Dresdens Partnerstadt

Gemächlich ruckelt der Zug durch weiße Felder unterm blauen Himmel nach Norden. Der Koffer liegt im Gepäckträger verstaut, das gesamte Abteil liest. Ganze 25 Jahre zählt die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Dresden just in diesem Dezember – eine durchgehende ICE-Verbindung zwischen den beiden Städten gibt es allerdings bis heute nicht. Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU), die zum 25. Jubiläum vom 14. bis 16. Dezember in der Hansestadt weilt, war gewiss ein wenig schneller unterwegs. Doch für Otto-Normal-Touristen gilt auf der Anfahrt unfreiwillig und dennoch wohltuend das Motto der Entschleunigung.

Knapp fünf Stunden dauert die Fahrt im Eurocity vom Dresdner bis zum Hamburger Hauptbahnhof. Und der empfängt seine Gäste wiederum hektisch mit geschäftigem Großstadttrubel. Mitten im Berufsverkehr schiebt sich die S-Bahn von dort aus durch düstere Tunnel gen Reeperbahn, wo in einer unscheinbaren Seitenstraße ohne Rotlicht (!) schon die kleine Frühstückspension mit einem schlichten, warmen Zimmerchen wartet. Doch dieses dient vorerst nur als Kofferkammer, denn der Abend ist noch jung und das Hamburger Nachtleben, besonders in diesem Stadtteil, fröhlich und unbeschwert. Zum Beispiel auf dem Hamburger Dom. Im winterlichen Schneegestöber sind die meisten Fahrgeschäfte dieses riesigen Rummelplatzes zwar leer, dafür heizen in der Kälte zumindest gesalzene Maiskolben vom heißen Grill die Jahrmarktstimmung an.

Nach dem Rummelbummel ruft schon leise der leckerste Glühwein der Stadt (so der Hotelier) vom Weihnachtsmarkt auf St. Pauli herüber. Kleine Holzhütten verbreiten dort auf den ersten Blick die typische vorfreudengeschwängerte Marktstimmung im Advent, haben es aber, was Angebot und Dekoration betrifft, tatsächlich in sich. Nicht umsonst zählt Deutschlands meistgelesenes Boulevardblatt – das den Orosz-Trip übrigens kurz zuvor als „hohen Besuch“ in Hamburg ankündigte – den Weihnachtsmarkt auf St. Pauli zu den verrücktesten in der Welt. Auf den Glühweintassen strippen hier selbst Schneemänner und statt erzgebirgischer Schwippbögen bieten die Händler gläsernes Sexspielzeug als gänzlich unchristliches Geschenk feil. Das alles trübt die Romantik unter echten Schneeflocken, die sich wirbelnd in eine dampfende Tasse voll herrlich mundendem Apfel-Zimt-Wein strudeln, allerdings nicht im Geringsten.

Doch auch bei Licht betrachtet ist Dresdens Partnerstadt eine Reise wert. Und dabei grenzt es kein bisschen an Übertreibung, wenn man die Hamburger als die freundlichsten und hilfsbereitesten Großstädter dieses Landes bezeichnet. Ihre Herzlichkeit klingt auch lange nach der Rückkehr ins heimelige Sachsen noch nach. Ebenso wie die Eindrücke auf der gut einstündigen Rundfahrt durch den Hamburger Elbhafen. Wer sich hier vom trockenen Humor eines echten Nordlichts in die Geschehnisse zwischen Schiffsdocks und Landungsbrücken einweihen lässt, wird sich als Binnenländler plötzlich peinlich der Bedeutung bewusst, die die Schifffahrt für den Welthandel nach wie vor hat. Ganz nebenbei zeigt ein Blick auf die seit Jahren verplandudelte Baustelle der Elbphilharmonie aber auch kuriose Parallelen zur Dresdner Heimat auf. „In Hamburg dauert alles etwas länger“, so der Kommentar des Fremdenführers. Na, das kommt doch irgendwie bekannt vor. Obs wohl an der Elbluft liegt?

Vom Schiff aus setzt sich der winterliche Stadtbummel über festen Boden entlang der Landungsbrücken hinunter zur Speicherstadt fort. Zwischen rotbraunen Backsteinfassaden glitzert dort schon bald die Glasfassade des SPIEGEL-Hauses hervor. Mitten in der bewegten Hafenluft wird hier auch im digitalen Zeitalter noch viel Zeitung gemacht, einzelne Redaktionen kann man dabei teils wie im Schaufenster beobachten und so nicht nur viel Hanse-, sondern auch ein wenig Medienluft schnuppern. Am Rathausplatz riecht es dagegen wieder nach Weihnachtsleckereien. Hier sind die Marktstände innen oft kunstvoll verziert, ja wie richtige Ladengeschäfte aufgebaut, außen zudem fein säuberlich geordnet und entführen so etwa in die gemütliche „Schlemmer“- oder „Handwerkergasse“. Auch Dresdner Waren werden hier verkauft (Fotos: N. Czerwinka). Nur eine echte Tanne, die fehlt.

Dafür verführen die goldschillernden Kolonaden unmittelbar gegenüber zum ausgiebigen Edel-Shopping ins Alsterviertel. Dort wird die Hamburger Freundlichkeit im hypermodernen Nescafé-Shop noch einmal spür- und schmeckbar, als eine Einheimische die faszinierten Touristen freundlich zu einem Frei-Espresso einlädt. Mit so viel Herzenswärme und Kaffee gestärkt, geht es durch lichtvoll strahlende Einkaufsgalerien und individuelle Ladengeschäfte schließlich weiter zum nächsten Weihnachtsmarkt. Vor glanzvoll verzierten Hansehausfassaden lockt dieser an der Alster mit exklusiven Waren und teuren Glühgetränken in weißbehütete Zelte. Weit romantischer noch ist es aber auf dem inzwischen wieder kräftig schneebetrubelten Gänsemarkt. Hier trifft sich Hamburg nach Arbeit oder Einkaufsbummel auf einen heißen Punsch unter dem Weihnachtsbaum – inmitten der herrlichen Häuser ist das die schönste Marktatmosphäre, die die Hafenstadt zu bieten hat.

Der zweite Abendspaziergang durch Hamburg führt am Konzerthaus vorbei, direkt in den als „Planten un Blomen“ berühmten Park, wo die Hamburger auf einer buntbeleuchteten Eisbahn noch ihre sportlichen Runden drehen. Von Weitem sind an dieser Stelle auch schon wieder die hell blinkenden Fahrgeschäfte des Doms zu sehen, die Reeperbahn ist nicht mehr weit – und der weihnachtliche Hamburg-Trip neigt sich dem Ende zu. Am nächsten Morgen gleitet dieses Mal der ICE elegant aus dem Hamburger Hauptbahnhof in Richtung Berlin. Ein letzter versonnener Blick fliegt auf die Hansestadt an der Elbe mit ihren heimeligen Backsteinfassaden – zum Glück sind es ja nur fünf Stunden …

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Sieben Tage bis zum Weltuntergang

Dresdens Mayacodex als Schicksalsschrift

Dresden ist Musik-, Kunst- und Barockstadt, aber keine Literaturstadt, wird immer wieder behauptet. Doch spätestens in diesen Tagen sollte mit diesem Vorurteil Schluss sein. Ist doch ein Objekt im Buchmuseum der Sächsischen Landesbibliothek, Staats- und Universitätsbibliothek (SLUB) seit Monaten schon im Fokus begieriger Weltuntergangspropheten: Jener gewichtige Teil des Mayakalenders nämlich, der sich, fachrichtig als „Codex Dresdensis“ bezeichnet, seit 1740 im Herzen der auf Kurfürst „Vater“ August von Sachsen (reg. 1553 bis 1586) zurückgehenden Buchsammlung in der Schatzkammer der Bibliothek befindet. Der Kurfürst konnte, als er 1556 damit begann, intensiv Bücher zu sammeln, freilich nicht ahnen, dass sein Hobby Dresden und der Welt einmal einen theoretischen Weltuntergang bescheren würde. Und tatsächlich war es ja auch August III., Sohn Augusts des Starken, der dieses „unschätzbare Mexicanische Buch mit Hieroglyphischen Figuren“ einst in Wien erwerben ließ. Eine folgenschwere Anschaffung, dank der Dresden nun zum Anlaufpunkt von Mayaforschern, deren Hobbyjüngern und Esoterikern gedeiht.

Denn wie inzwischen einhellig bekannt sein dürfte, endet mit dem „Codex Dresdensis“ am 21. Dezember 2012 für die Mayas ein ganzes Zeitalter. Noch vor sechs Jahren war der am besten erhaltene Dresdner zwar schon lange der Einzige von weltweit insgesamt drei Maya Codices, der öffentlich zugänglich ist, jedoch vom Gros der Touristen und Dresdner noch an den Rand der Vergessenheit gedrängt. Doch mit dem Herannahen des vermeintlich verhängnisvollen Datums 21.12.2012 wurde die 800 Jahre alte Handschrift mehr und mehr zum wahren Goldstück der SLUB-Schatzkammer. Weissagungen, astronomische Aufzeichnungen, Göttersagen und hieroglyphsche Kalenderziffern sind auf den 39 doppelseitig beschriebenen Blättern aus Feigenbaumrinde in bunten Farben zu sehen. Den Kalenderteil hat bereits der Dresdner Hofbibliothekar und Fürstenzugpassagier Ernst Förstemann (1822-1906) übersetzt. Doch auch nach über 200-jähriger Forschung sind noch lange nicht alle Zeichen der Mayas entschlüsselt.

Und so ist es kein Wunder, dass die Spekulationen im Vorfeld des 21. Dezember 2012 sprießen wie Unkraut und das Dresdner Buchmuseum als Heimat der prophetischen Handschrift bei Besuchern gefragt ist wie schon lange nicht mehr. Bereits im vergangenen Jahr haben nicht nur Gäste, sondern auch Medienstationen aus aller Welt die SLUB und ihren geheimnisvollen Kalender vor Ort betrachtet. Führungen gibt es seitdem jede Woche statt nur monatlich, die Öffnungszeiten des Buchmuseums mussten verlängert werden. Genaue Zahlen dazu bleibt die Bibliothek auf Anfrage am Dienstag (11.12.) bislang aber schuldig. Fakt ist jedoch, dass der globale Weltuntergangscountdown in Dresden – sozusagen in medias res – ganz und gar nicht von Panik begleitet, sondern stattdessen schon das ganze Jahr über mit einem umfassenden Veranstaltungsprogramm heruntergezählt wird (Screenshot).

So eröffnete am 23. Februar, also zehn Monate vor der angeblichen Apokalypse, die Ausstellung „Weltuntergang 2012?“ in der SLUB. Bis zum Mai dokumentierte sie anhand von Schautafeln den Weg der Maya-Handschrift von Mexiko nach Dresden und stellte die Kalenderrechnung der Maya vor, die eher den Weg in ein neues Zeitalter weist, denn einen echten Untergang heraufbeschwört. Am 21. Dezember locken dagegen gleich zwei Veranstaltungen in die Bibliothek. So organisiert die Konrad-Adenauer-Stiftung von 19 bis 21 Uhr im Lesesaal der SLUB eine Lesung zum Thema „Apokalypse“ (vorherige Anmeldung notwendig). Am Abend gibt es zudem um 21.30 Uhr im Vortragssaal ein Konzert zum Ende der Zeit, bei dem die Dresdner Sinfoniker das neue Zeitalter der Maya musikalisch begrüßen (das Konzert ist ausverkauft!). Und vielleicht beginnt dabei ja nicht nur für die Mayas eine neue Ära, nämlich der 14. Vierhundertjahreszyklus seit der Erschaffung der Welt, sondern ein bisschen auch für Dresden. Der Zyklus der Literaturstadt könnte er heißen – und er startet natürlich im Dresdner Buchmuseum.

Nicole Czerwinka

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Eine Prinzessin mit Tücken

Studenten inszenieren Elektro-Märchenoper

Julia Domke (23) studiert im neunten Semester Gesang und Gesangspädagogik an der Dresdner Hochschule für Musik Carl Maria von Weber und singt die Rolle der Königstochter in Wolfgang Mitterers Märchenoper „Das tapfere Schneiderlein“ am Kleinen Haus Dresden (Fotos: PR & HfM/Hans-Ludwig Böhme). Auf elbmargarita.de erzählt sie, was es damit auf sich hat.

Inwiefern folgt Wolfgang Mitterers Oper „Das tapfere Schneiderlein“ der Märchenvorlage?

Es gibt ja verschiedene Varianten dieses Märchens, aber die bekanntesten Szenen wie der Kampf mit den Riesen, das Einhorn und natürlich die berühmten Fliegen kommen auch in der Oper alle vor. Mitterer erzählt diese Geschichte mit seiner elektronischen Musik sehr plastisch, sodass jeder das Märchen wiedererkennen sollte. Es ist ja auch als Kinderoper konzipiert und wirklich witzig.

Diese Oper ist musikalisch sehr modern gestaltet. Welche Herausforderungen brachte das für die Einstudierung Deiner Partien mit sich?

Mitterer verwendet ja ausschließlich elektronische Musik, keine Orchestermusik und das macht die Rolle natürlich sehr anspruchsvoll, besonders weil die Prinzessin in Intervallsprüngen, sehr hoch und sehr schnell singt. Zudem ist die Partie nicht wirklich melodisch, es war also ein schweres Stück Arbeit, sich die Melodie zu erarbeiten, denn die Musik erscheint einem am Anfang nicht logisch.

Hast Du vorher schon in ähnlichen Produktionen mitgewirkt?

Ja, ich habe das Gretchen im „Wildschütz“ gesungen und ganz am Anfang des Studiums im Chor der „Zauberflöte“. Aber diese Rolle ist anders, auch von der spielerischen Seite her. Denn die Prinzessin ist eine sehr extrovertierte Figur, eine Art „Lillyfee auf Droge“, sagen wir immer.

Was nimmst Du aus dieser Arbeit für spätere Projekte mit?

Die Prinzessin hat mir viel gebracht. Da die Partie sehr hoch angelegt ist, habe ich vor allem gelernt, souverän mit den Höhen umzugehen und auch schnell zu reagieren, ohne aus der Puste zu kommen.

Interview: Nicole Czerwinka

Wolfgang Mitterer „Das tapfere Schneiderlein“ läuft als Gemeinschaftsproduktion der Dresdner Hochschulen für Musik und Bildende Künste diese Woche (11. bis 16.12.) täglich am Kleinen Haus Dresden

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Ein Fest vor dem Fest

Geballte Vorfreude in der Adventsstadt

Wer dieser Tage mit wachem Blick durch Dresden schlendert, kommt schon vor der Ankunft des ersten Adventus nicht um die Vorboten fröhlicher Feststimmung herum, die derzeit über der Stadt hereinbrechen wie ein Prasselregen an heißen Sommertagen. Nicht nur um die diesjährige Striezeltanne ist gut sechs Wochen vor dem Weihnachtsmann in den Meckermedien eine Schönheitsdiskussion entbrannt, die an Sinnlosig- und Oberflächlichkeit glatt Heide Klums Modellshow-Sprüche in den Schatten stellen könnte. Auch auf dem Postplatz sprießen schon merkwürdig weiße Zeltzipfel und amerikabunte Leuchtreklame aus dem Boden.

Die Neustadt hält da allerdings mit satten 3000 geschmackvoll platzierten LED-Leuchten (an den passenden Grünzeugketten, versteht sich) dagegen und wird so erstmals vom beliebten Szene- zu einem der schönsten Weihnachtsviertel Dresdens. Schon seit Freitag (23.11.) schmückt der Gewerbe- und Kulturverein Dresden Neustadt eV. die komplette Alaun- und Louisenstraße sowie Teile der Böhmischen und der Bautzner Straße mit insgesamt 70 Lichterketten, während in der Görlitzer und Rothenburger Straße wegen der Straßenbahnoberleitungen Kandelaber an den Hauswänden heimelige Adventsstimmung versprühen und dem Boulevard zwischen Neu- und Altmarkt nun mehr denn je entgegenglitzern.

Letzterer bleibt freilich mit der Eröffnung des 578. Dresdner Striezelmarktes am 28. November weiterhin der touristische Anziehungspunkt der selbsternannten Weihnachtsstadt schlechthin. Bis zum Heiligen Abend wird der Striezelmarkt samt seiner Zankfichte dabei täglich von 10 bis 21 Uhr (Heiligabend bis 14 Uhr) mit vorweihnachtlichen Köstlichkeiten und einem bunten Bühnenprogramm erfreuen. Jenseits der Wilsdruffer Straße reihen sich zudem gleich vier weitaus atmosphärischere, sprich teils historische, Märkte aneinander. So beginnt das bunte Mittelaltertreiben im Stallhof dieses Mal ganz matschfrei schon am 29. November um 17 Uhr. Von da an ist der Markt täglich von 11 bis 21.30 Uhr geöffnet. Zunächst bis zum kleinen Weihnachtsabend am 23. Dezember, anschließend jedoch noch einmal vom 27. bis 30. Dezember (dann nur bis 20 Uhr). Der Besuch ist allerdings auch dieses Mal nur unter der Woche ohne Eintritt möglich. Gänzlich eintrittsfreie Weihnachtsromantik unter einem dezent sternbestückten Bäumchen kann man dafür auf dem Neumarkt schnuppern (vom 30.11. bis 21.12., täglich von 11 bis 22 Uhr). Direkt an der Frauenkirche sowie in der Münzgasse öffnet zudem am 30. November der traditionelle Markt mit großer Glühweinpyramidenbar und niedlichen Büdchen seine Pforten (30.11. bis 24.12., So bis Do 10-21 Uhr, Fr/Sa 10-23 Uhr). Und auch am Dresdner Schloss gibt es wieder Glühgetränke, Kräppelchen und erzgebirgische Gaben (29.11. bis 24.12, So bis Do 11 bis 20 Uhr, Fr/Sa 11 bis 21 Uhr).

Die große Einkaufsmeile vor dem Hauptbahnhof wiegt sich ebenfalls in zaghafter Feststimmung. Der Weihnachtsmarkt auf der Prager Straße soll vom 29. November bis 23. Dezember 2012 erstmals unter dem Titel „Dresdner Winterlichter“ in ganz neuem Lichterglanz erstrahlen und zur festlichen Geschenkejagd beitragen. Am Postplatz könnte der Glühwein allerdings einen bitteren Beigeschmack haben. Denn während das in den vergangenen Jahren an dieser Stelle sehr beliebte Winterdorf inzwischen via (allerdings sehr rechtschreibschwacher) Online-Petition um seine Heimat in Dresden kämpft, entsprechende Presseanfragen zu seinem Verbleib bislang jedoch bewusst unbeantwortet lässt, wird die Stadt dort dieses Mal von einem etwas kitschig anmutenden Hüttenzauber (28.11. bis 24.12., täglich 10 bis 22 Uhr) wachgerüttelt. Hier sind unter anderem Abendbrot im Zeltrestaurant und Après Ski nahe der Haltestelle angesagt – ob Dresden das wirklich braucht, wird wohl noch vor Ablauf des unheilvorhersagenden Maya-Kalenders feststehen.

Weitaus traditionellere Gemütlichkeit mit größerem Potenzial für wirklich besinnliche Vorfreude versprechen dagegen drei kleine rechtselbische Weihnachtsmärkte. Sowohl den liebevoll gestalteten Weihnachtsmarkt in Loschwitz (geöffnet vom 1.12. bis 16.12., 13 bis 20 Uhr, Fr/Sa bis 21 Uhr, Sa/So ab 11 Uhr) als auch den 15. Neustädter Advent im Dresdner Barockviertel (Eröffnung am 30.11., 18.30 Uhr in der Dreikönigskirche) mit Adventsgeschichten von Prominenten (1.12. bis 23.12., täglich 18 Uhr an wechselnden Orten), sollte in Verbindung mit dem ebenfalls neu konzipierten Augustusmarkt auf der Hauptstraße und am Goldenen Reiter (29.11. bis 23.12., täglich 11 bis 21 Uhr) niemand verpassen.

Hast man sich erst durch das geballte Angebot an Dresdner Open-Air-Weihnachtsmärkten gefuttert, geschlendert und geschwärmt, locken natürlich auch Nachbarstädte wie Radebeul, Radeburg, Weinböhla oder Meißen mit Weihnachtlichem und Nascherreien für Zuckerschnuten – anschließend kann das eigentliche Fest dann aber getrost beginnen.

Nicole Czerwinka

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Weltstadt als Reiseziel

Dresden in der National Geografic

Ja, Dresden ist die schönste Stadt auf der Welt. Das wussten die Dresdner schon lange. Nun hat die Welt aber auch noch den offiziellen Beweis dafür. Denn die Zeitschrift National Geographic hat Dresden in diesem Jahr in ihre Liste der 20 sehenswertesten Orte aufgenommen. Dresden steht dort unter dem Titel „the comeback kid“ (deutsch soviel wie: die Zurückgekehrte, Wiederauferstandene) in einer Reihe mit Reisezielen wie Sri Lanka, London, dem Oman, Nordkolumbien, Island, den Virunga Vulkanen oder Neuseeland. Und kann sich zumindest aus dieser Warte nun definitiv als „Weltstadt“ rühmen.

Dresden sei eines der Toptouristenziele in Deutschland und mit einem halben Dutzend von weltklasse Museen – darunter das einmalige Deutsche Hygienemuseum – ausgestattet, steht in dem kleinen Text, der die Stadt neben einem Bild der Frauenkirche als „Topziel“ auf der Webseite von National Geografic näher vorstellt. Auch die Geschichte Dresdens von der Pracht des Augusteischen Zeitalters bis hin zum Angriff im Februar 1945 und dem Wiederaufbau wird in den wenigen Sätzen auf Englisch erzählt. Logisch, dass der Beitrag bei Facebook schon erste Dresdner Fans gefunden hat. Der Rest der Welt kommt später.

Nicole Czerwinka

Linktipp: http://travel.nationalgeographic.com

 

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Baracke statt Backsteinbau

Oder: Geschichten aus der Exzellenzuni I

Eigentlich könnte alles so schön sein. Die Bauarbeiten am Fritz-Foerster-Bau auf dem Campus der Technischen Universität Dresden (TUD) sollten just in diesen Tagen beginnen. Komfortable Studienbedingungen für die Fakultät Architektur waren hier vorgesehen – mitten auf dem Campus mit Studios, großzügigen Hörsälen und Computerräumen ausgestattet. Wie es sich für eine Exzellenzuniversität eben gehört. Schon seit den 90er Jahren schlummerten diese Pläne im Schubkasten der Universitätsleitung. Noch im Frühjahr wurden die Räume im Fritz-Foerster-Bau für dekontaminiert, weil hier früher Chemielabore untergebracht waren. Doch dann kam im Juni dieses Jahres die Exzellenzentscheidung – und mit ihr wurde eine neuerliche Neustrukturierung des Campus notwendig, die den Traum von altehrwürdigem Backstein für die Architekten wie eine Seifenblase zerplatzen ließ.

Die bittere Realität traf Anfang September via Brief von der Unileitung im Bürogebäude auf dem Zelleschen Weg ein, das die Fakultät Architektur derzeit am Campus (noch) ihre Heimat nennt. Im Zuge des Zukunftskonzeptes „Synergetische Universität“ werde statt der Fakultät die TU-Verwaltung im Fritz-Foerster-Bau Einzug halten. Die Architekten sollen stattdessen zukünftig vor den Toren des Kerncampus auf der August-Bebel-Straße ihre Bauwerke kreieren. In jenen abgewetzten Räumlichkeiten also, die von der TUD in den 90er Jahren eigentlich nur als Interimslösung während verschiedener Baumaßnahmen angemietet wurden, und mit denen sich seither einige Institute der Philosophischen Fakultät begnügen müssen. Letztere wiederum darf künftig auf den Zelleschen Weg ziehen, wo sie direkt gegenüber der Universitätsbibliothek gebündelt wird, damit sie nicht mehr so zersplittert ist.

Dies bedeutet zumindest für die Philosophen zwar eine exorbitante Verbesserung der Studienbedingungen – für die Architekten aber zeitgleich einen enormen Verlust von schon jetzt kaum vorhandenen Raumvorteilen. Denn großzügige Studios, so viel steht jetzt schon fest, werden in der August-Bebel-Straße selbst mit massiven Umbaumaßnahmen kaum realisierbar sein und auch die vorhandenen Hörsäle sind für die rund 1200 Studenten zählende Fakultät viel zu klein. Was das heißt, das können etwa die Geschichtsstudenten sicher in so mancher Anekdote bitterironisch, also sprichwörtlich hautnah, erläutern.

Die Universitätsleitung – das ist spätestens seit einer fakultätsinternen Diskussion (ohne Presse) Ende Oktober klar – wird von ihrem Plan jedoch so schnell nicht abrücken. Der Fritz-Foerster-Bau ist seit September fest für die exzellente Verwaltung reserviert. In der August-Bebel-Straße prüft man indes, wie exzellent die Studienbedingungen dort für die Architekten wirklich ausgebaut werden können. Die Studenten derweil sehen nicht nur rot, sondern sogar schwarz – und tragen derzeit wöchentlich Protest-Kreuze oder gar -Särge über den Campus. „Wir begraben das Vertrauen in die Unileitung“, ist darauf zu lesen.

In Dekanat und Fachschaftsrat gibt man sich indes optimistisch. Die Fronten seien nicht verhärtet, weitere Gespräche mit dem Rektor stünden bevor. Ihr Ausgang wird wohl auch den Schluss für eines der ersten spannenden Kapitel im goldenen Buch unserer neuen Dresdner Exzellenzuniversität prägen.

Nicole Czerwinka

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Literatur- in der Barock-Stadt

Erste Schriftgutmesse bietet Lesestoff

Die Bücher halten am Wochenende Einzug auf der Messe in Dresden. Am Freitag (9.11.) beginnt die 1. Literaturmesse „Schriftgut“. „Wir sind sehr gespannt“, meint Ulrich Finger, Geschäftsführer der Messe bei der Pressekonferenz am Dienstag. „Nicht nur wie sie angenommen wird, sondern auch wie alles laufen wird.“

Schließlich ist das in gewisser Weise Neuland für die Messe, die auf beinahe 18-monatige Planungsarbeit für das Literaturereignis zurückblickt. „Vor gut anderthalben Jahren kam Gerd Sperhacke (Anm. d.R. Projektleiter Eigenmessen) auf mich zu und meinte, ‚ich habe da zwei Damen, die haben da so eine Idee. Wir müssen reden.’“ Die beiden erwähnten Damen sind Patricia Eichler und Peggy Salomo vom Verein Dresdner Gesellschaft für Literatur e. V., der bei der Schriftgut als Co-Veranstalter agiert. „Die Idee war, den Menschen Bücher näher zu bringen“, so Salomo. Aber die Gäste sollen nicht nur durch eine Ansammlung von Ausstellern tingeln, sondern sie  sollen mitmachen. „Sie sollen erleben, was es heißt, Seiten zu setzen oder Papier zu schöpfen“, erklärt Salomo.

Etwa 78 Aussteller rund um Bücher, Schrift, Lesen, Schreiben und Verlage werden sich in der Börse (Foto: PR) und der Halle 3 präsentieren. „Obwohl die Aussteller am Anfang skeptisch waren, sind wir froh, dass es doch so viele sind. Und wir nicht nur die Börse voll bekommen haben, sondern das wir auf die Halle 3 erweitern durften.“, so die stellvertretende Vereinsvorsitzende.

Die enge Zusammenarbeit mit dem Verein hat ein vollgestopftes Programm hervorgebracht. Neben Workshops, Lesungen gibt es sogar einen Poetry Slam. Am Freitag wird die Messe ihre Pforten bis 21 Uhr öffnen und am Samstag zur „Langen Dresdner Lesenacht“ bis 24 Uhr.

„Die „Schriftgut“, könnte richtungsweisend sein – wohin es für die Messe Dresden in den nächsten Jahren gehen kann“, meint Finger abschließend.

Janine Kallenbach

Linktipp: www.schriftgut-messe.de

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Dresden im Herbstgoldschimmer

Innenstadtspaziergänge …

Noch einmal richtig warm, dafür aber schon reichlich golden lockte der Herbst am Wochenende wieder ins Freie. Nicht nur die Teilnehmer des Dresden Marathons freuten sich über diese kleine Pause vom Schmuddelwinterwetter …

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Faszinierende Filmwelt aus Fernost

Die 10. Asiatischen Filmtage im Kino in der Fabrik

Es hat schon etwas von einem Kampf gegen Windmühlen, den Conny und Frank Apel vom Kino in der Fabrik da austragen. Doch unterkriegen lassen wollen sie sich nicht. Dafür sind sie einfach mit zu viel Herzblut bei ihrem kleinen Filmfestival dabei, auch wenn es so nicht mehr heißt.  Vor zehn Jahren riefen die beiden das „Asiatische Filmfestival“ ins Leben. Damals noch im Metropolis, einer Festivalzeit von drei Wochen und vielen Retroperspektiven. Doch die Zeiten ändern sich, nicht nur mussten die Apels das Metropolis aufgeben, sondern auch der deutsche Markt wendet sich in den letzten Jahren zunehmend vom asiatischen Film ab.  „Wir werden nicht um die Filme betteln“, sagt Frank Apel trotzig, „doch unsere Filmtage aufgeben werden wir auch nicht.“ Die asiatischen Filmfans dürften hier aufatmen. Und so haben sie allen Widerständen zum Trotz auch dieses Jahr ein interessantes Programm zusammengestellt.

Sie haben ihr Festival in Filmtage umbenannt und dürfen dieses Jahr das erste Mal eine Regisseurin zu ihrem Filmtagen begrüßen. Das birgt schon etwas Ironie. Die chinesische Regisseurin Xiaolu Guo wird am Samstag (20.10., 20 Uhr) bei der Dresdner Erstaufführung ihres in China verbotenen Filmes „Ufo in her Eyes“ anwesend sein. Ein kleiner Erfolg und große Bereicherung für die Filmtage. Schließlich setzt sich der Film auf interessante Art und Weise mit der Planwirtschaft, sozialistischen Ortsvorstehern und verstecktem Kapitalismus auseinander.

Doch Fakt bleibt, dass immer weniger Filme von den Kinoverleihen für die große Leinwand zur Verfügung gestellt werden. Deswegen arbeitet das KiF vermehrt mit Video- und DVD-Verleihen zusammen, um auch weiterhin den Dresdnern die Vielfalt des asiatischen Films zu präsentieren. Vor der eigentlichen Filmtage-Eröffnung zeigt das KiF den neuesten Bollywoodstreifen aus Indien „Joker“ (17.10., 20.15, 19.10., 17 Uhr) bevor es am Donnerstag offiziell mit einer „Kleinen Filmakademie“ (18.10., 20 Uhr) über den asiatischen Film und mit kulinarischen Genüssen los geht.

Fans sei die Hass-Trilogie, „Love Exposure“ (19.10., 19.30 Uhr), „Cold Fish“ (22.10., 19.30, 24.10., 19.30) und „Guilty of Romance“ (18.10., 17.00, 23.10., 21.45) des japanischen Regisseurs Sion Sono ans Herz gelegt. Oder das gelungene und sehr elegante Remake des 1962er Klassikers „Hara-Kiri – Tod eines Samurais“ (19.10, 21.45, 22.10, 21.45). Nicht zu vergessen sind die Filme von Kim Ki-Duk („Bin Jip“) oder Na Hong Li („The Chaser“). Bei über zwanzig Filmen in sieben Tagen fällt auch dieses Jahr die Wahl schwer. Zum Glück. Und so dreht sich nicht nur alles um „Bollywood – the greatest love story ever told“, Samuraii-Filme, südkoreanische Thriller, packende Dokus über chinesische Künstler, sondern am Ende einfach um eine faszinierende Filmewelt aus Fernost.

Janine Kallenbach

Linktipp: www.kif-dresden.de

Foto: REM aus „Bollywood-the greatest love story ever told“

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Fernsehturm ohne Geheimgesellschaft

Tellkamp-Buch: Vom Roman zum ARD-Zweiteiler

Mit furioser Eigenwerbung der öffentlich-rechtlichen Sender angekündigt, flimmerte der lang erwartete Zweiteiler zu Uwe Tellkamps Dresden-Roman „Der Turm“ (2008) am Tag der Einheit und dem Nacheinheitstag über die deutschen Bildschirme. Die Einschaltquoten von rund 7,5 Millionen (Marktanteil 21 Prozent) für den ersten und 6,3 Millionen (Marktanteil 19,7 Prozent) für den zweiten Teil rechtfertigen wohl auch für den Film die Bezeichnung als Bestseller.

Wie im Roman führt Regisseur Christian Schwochow die Zuschauer dabei zunächst per Standseilbahnfahrt hinauf in jenes Dresdner Viertel, das Tellkamp in seinem Roman zum gutbürgerlich abgegrenzten „Turm“ (Foto: N. Czerwinka) stilisiert. Mit flotten Schnitten haben die Filmemacher die Handlung des Wälzers auf zwei abendfüllende Filmeteile zusammengerafft, ohne die Vorlage dabei zu verhunzen. Die Abweichungen von der Romanhandlung sind nur gering und die paar eingefügten Szenen wirken eher erklärend, als störend. So wähnt sich Deutschlands Fernsehpublikum nach den gut 180 Filmminuten wohl glücklich, dass es sich die Lektüre der fast 1000 sprachlich teils zäh mäandernden Buchseiten über den DDR-Alltag in Dresdens Nobelviertel dank gesamtdeutschem Bildungsfernsehen nun ersparen konnte. Der Film erfüllt damit genau jene Hoffnung, die vor fast genau zwei Jahren bereits die gleichnamige Theaterinszenierung am Staatsschauspiel Dresden weckte – die mittels Schauspiel jedoch Lektüre nicht gänzlich ersetzen konnte, was Dresden und seine Gäste wiederum enttäuschte.

Der Handlungsort Dresden und sein Hirsch-Viertel aber – und das ist der eben große Unterschied zum Buch – spielen im Film allenfalls eine periphere Rolle. Die besagte Standseilbahnfahrt, ein Spaziergang auf den Straßen, eine Villa. Das ist neben den immer wieder eingeblendeten Panoramabildern auch schon alles, was von der Stadt im Film gezeigt wird. Im Gegensatz zum eigentlichen „Turm“ bekommt hier vielmehr das bei Tellkamp gegenüber angelegte (fiktive) „Bonzenviertel“ Ostrom mit roten Fahnen und Peter Sodann (als Barsano) ein Film-Gesicht. So rückt der sozialistische Staatsapparat vor einer Art türmerischer Geheimgesellschaft auf dem Bildschirm über weite Strecken in den Vordergrund.

Denn anders als im Roman steigen die Figuren in Thomas Kirchners Drehbuch von Anfang an von diesem Turm hinunter. Zwar sind die Hoffmanns, Rohdes und Tietzes (der Film wirft für Buchunkundige blitzschnell mit unzähligen Namen um sich) ebenfalls Intellektuelle und Ärzte, jedoch hat der Nischencharakter von Tellkamps „Turmgesellschaft“ (die es übrigens auch schon bei Goethe gab) auf dem Hirsch über den Dächern von Dresden im Film-„Turm“ kaum noch Bedeutung. Im Gegenteil: Die im Buch so bildhaft beschriebene Hermetik des Stadtviertels wird bei Schwachow zugunsten der Handlung und präziser Charakterdarstellungen (zumindest der Hauptpersonen) zurückgedrängt. Auch die Tellkamp‘sche Walpurgisnacht, in der sich Turmgesellschaft und Oströmer am Ende des Romans rauschhaft begegnen, wird eliminiert. Die bröckelige Umgebung der mit Antiquitäten und Kunst vollgestopften Villenstuben ist damit nur mehr Kulisse für das nackte Handlungsgerüst. Und dass dieses auf den heimischen Bildschirmen auch ohne den literarischen Schnickschnack drum herum funktioniert, ist wohl vor allem der Verdienst der grandiosen Darsteller sowie eines ausgefeilten Gestaltungskonzeptes, das immerhin Raum für kleine Anspielungen auf einige der literarischen Leitmotive der Romanvorlage (etwa Umweltverschmutzung und Naturbilder) lässt. Was man freilich nur dann erkennt, wenn man sie denn gelesen hat.

Das ist für Dresden und die (Primetime ARD-) Fernsehzuschauer, auch für Buchleser und offenbar sogar für den Autor selbst zu verschmerzen. Denn letztlich wirft der Film ja nur eine andere Perspektive auf das Buch, eine Perspektive, die der Roman aber durchaus in sich selbst widerspiegelt – obwohl man sich bei manch schnellem Szenenwechsel doch fragt, ob Nicht-Roman-Kenner alle Handlungsstränge noch nachvollziehen können. Was allein an dieser Perspektive stört, ist nicht dem Film und schon gar nicht dem detailreichen Roman geschuldet. Es ist allein der Anspruch, der in allen Ankündigungsinterviews und Filmvorschauen – sie sind bis heute in einer umfassenden Mediathek im Internet nachzulesen – an diesen Stoff gestellt wird. Zwischen den Zeilen nämlich erweckt dieses öffentlich-rechtliche Bonusmaterial einmal mehr den Eindruck, Tellkamps buchpreisgekröntes Werk solle nun, 22 Jahre nach der Wende, einem Massenpublikum via Filmabend vor der Flimmerkiste dazu verhelfen, die DDR und ihren Alltag posthum zu verstehen, ohne ihn dabei zu gleich wieder zu verklären. Dafür gab es auch schon andere, hochgelobte Beispiele. Erfüllt wurde diese Erwartung aber dennoch nie. Wer den „Turm“ allerdings ohne die Sehnsucht nach derlei historischen Erklärungen sieht, wird in ihm nicht nur eine geglückte Romanzusammenfassung, sondern auch einen packenden Film, eben eine „Geschichte aus einem längst versunkenen Land“ entdecken.

Nicole Czerwinka

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