Musikalischer Märchenzauber

Moritzburg Festival mit drei Duos und einem Quartett

Familiäres Wiedersehen in der Kirche Moritzburg: Dank Wolkenbruchstimmung am Abendhimmel fand das Moritzburg Festival am Sonnabend (5.8.) unterm Kirchendach eine trockene Alternative zur Freilichtbühne auf der Schlossterrasse, wobei schnell Erinnerungen an frühere Festspieljahrgänge aufflammten. Das Programm des Konzerts war mit dem Titel „Märchenhafter Abend“ überschrieben – und löste dieses Versprechen mit drei zauberhaften, ganz unterschiedlich kolorierten Duos und Tschaikowskys loderndem Streichquartett Nr. 2 bravourös ein.

Zum Auftakt ließen Sindy Mohamed (Viola) und Illia Ovcharenko (Piano) Robert Schumanns Märchenbilder op. 113 verträumt durch den Raum schweben. Dominiert vom sonoren, warmen Bratschenton verliehen sie dem Stück etwas charaktervoll Melancholisches, wobei der dritte Satz fast andächtig ausklang. Ganz anders Leos Janaceks „Pohádka“, das Sandra Lied Haga (Violoncello) und Illia Ovcharenko als leidenschaftlichen Dialog zwischen dem Prinzen Iwan und der Prinzessin Marja gestalteten, voller Verlangen dabei das rhythmische Cello, warm und perlend im Kontrast das Piano. Ein spannungsvolles Sehnen und Lieben, das die Zuhörer in seinen Bann zog.

Als Überraschungsgast des Abends war anstelle der erkrankten Geigerin Stella Chen Kevin Zhu eingesprungen – in Moritzburg längst ein Publikumsliebling mit einem begnadeten Talent für feine Nuancen. Im Duo mit Anneleen Lenaerts (Harfe) trafen bei Camille Saint-Saens‘ Fantasie für Violine und Harfe op. 124 somit zwei Ausnahmesolisten zusammen. Ihr Zusammenspiel verlieh dem verträumten, sehnsuchtsvollen Stück eine besondere Aura, die sich wie ein sanftes Prickeln über den Saal legte und von fesselnder Intensität geprägt war.

Zugleich war Saint-Saens ein ebenso intimer wie packender Auftakt für das Feuerwerk, welches das Publikum schließlich mit Peter Tschaikowskys Streichquartett Nr. 2 F-Dur erwartete. Kevin Zhu, Mira Wang (Violine), Ulrich Eichenauer (Viola) und Bruno Philippe (Violoncello) ließen die verschiedenen Farben dieses prächtigen Stückes mit ungeheurer Leidenschaft lodern. Ein warmes Knistern, espritvolle Spannung, die bis zum expressiven letzten Satz bezaubert wie ein Gemälde in kräftigen Farben, von dem man den Blick nicht lassen kann. Die Kirche tobt, der Regen draußen ist vergessen.

Als Happy End für diesen märchenhaften Abend gibt’s als Zugabe den letzten, rauschenden Tschaikowsky-Satz gleich noch einmal. Der funkelnde Kontrast zum prasselnden Regen draußen – mit einem Zauber, der selbst in dunkler, trüber Nacht noch nachklingt.

Info: Moritzburg Festival bis 20. August, Programm und Tickets hier.

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