Aoife O’Donovan gibt Dresden-Debüt bei den Musikfestspielen
Lange hat Dresden auf dieses Konzert warten müssen: Die Musiklounge mit der amerikanischen Folksängerin Aoife O`Donovan (Foto: Oliver Killig) war bereits 2020 bei den Dresdner Musikfestspielen angekündigt, dann im November 2021 wieder geplant. Beide Male musste die Veranstaltung wegen der Pandemie abgesagt werden. Umso schöner nun der Abend im Löwensaal, der viel musikalische Wärme und einige Überraschungen bescherte.
Moderiert von Festspielintendant Jan Vogler darf das Publikum sich bei diesem lockeren Format in entspannter Atmosphäre einfach zurücklehnen und genießen. Aoife O`Donovan beginnt ihr Gastspiel zunächst mit einem Geständnis: Es sei ihr erster Auftritt in Dresden, verspätetes Debüt im folkigen Singer-/Songwritergenre auch für die Musikfestspiele. Bevor sie dann ganz sachte startet, ihrer Gitarre fast flüsternd die ersten Akkorde entlockt, als sei es Zufall – und mit klarer, heller Stimme Songs von Liebe, Freundschaft und Begegnungen unterm Apfelbaum durch den Saal schweben lässt. Eine Frau, eine Gitarre, bezaubernde Geschichten an einem warmen Maiabend.
Akkord für Akkord breitet sie mit ihrer Musik eine knisternde Atmosphäre aus, in der man die sprichwörtliche Stecknadel fallen hören würde – vom scheinbar unvermeidlichen Klirren eines Weinglases in den Reihen abgesehen. Im lockeren Dialog mit Jan Vogler verrät die Sängerin, dass für sie stets zuerst die Musik, dann der Text komme, wobei unter anderem Erlebnisse in der Natur als Inspirationsquelle dienen. Da wirkt nichts aufgesetzt oder übertrieben. Authentisch, ja beinahe bescheiden und zugleich auf packende Art selbstbewusst stimmt Aoife O’Donovan Song für Song an, steigert Dynamik und Tempo nur sachte.
Besondere Intensität entwickelt der Abend im Zusammenspiel mit ihrem Mann Eric Jacobsen, der die Songs am Cello in sehnsuchtsvolle Farben taucht, während sich vor den Fenstern allmählich die Sonne senkt. Als zweiter Überraschungsgast folgt wenig später die Dresdner Singer/Songwriterin Jule Malischke, die dem Konzert ihrerseits lässigen Charme einhaucht und für eine besondere Kollaboration sorgt, die wohl nirgendwo mehr so zu erleben sein wird.
Im Finale wandelt sich das Duo dann zum Trio: Jan Vogler holt sein Stradivari-Cello auf die Bühne, um mit seinen Freunden Aoife O’Donovan und Eric Jacobsen den Schlussakkord anzustimmen. In familiärer Stimmung musizieren die drei gemeinsam, ihr Spiel lässt das gegenseitige Vertrauen spürbar werden, so als würde man direkt einen Blick ins Wohnzimmer werfen. Die klare Stimme von Aoife O’Donovan segelt souverän im warmen Ton der beiden Celli. Zur Zugabe ist dann auch die Gitarre wieder mit von der Partie für einen akustisch-kammermusikalischen Bob Dylan-Franz-Schubert-Mix und ein bezaubernder Abend klingt ebenso zart, einfühlsam und authentisch aus wie er begonnen hat.
Das Konzert wird am 28. Juli, 21.05 Uhr in verkürzter Form im Deutschlandfunk ausgestrahlt.