Alchimist und Lebenskünstler: Johann Friedrich Böttgers Todestag jährt sich 2019 zum 300. Mal
Es ist die Geschichte eines geheimnisvollen Rezepts, die verzweifelte Suche nach dem Besonderen, die im Namen von Johann Friedrich Böttger (1682–1719) stets mitklingt. Der Legende nach wurde er von August dem Starken eingesperrt, damit er Gold machen möge. Doch statt des glänzenden Metalls fand der Alchimist und Chemiker 1707 etwas anderes, nicht minder Wertvolles: das europäische Porzellan. Böttger wurde populär. Seine Lebensgeschichte liest sich wie ein Krimi mit einer Episode aus „Harry Potter“.
Scharlatan oder Genie? Tatsächlich soll Johann Friedrich Böttger in alchimistischen Experimenten mehrfach Gold hergestellt haben. Zuerst gelang es ihm, vor seinem Lehrmeister Friedrich Zorn Silber in Gold zu verwandeln. Im Jahr 1713 beeindruckte er auch August den Starken, als er je einen Klumpen Silber und Gold produzierte – die beide in der Porzellansammlung Dresden zu sehen sind. Mit welcher Methode Böttger das angestellt hat, bleibt ein Rätsel. Nur eines steht fest: Die Alchemie hatte es dem 1682 in Schleiz geborenen Sohn eines Münzmeisters schon früh angetan. Im Alter von 14 Jahren beginnt er eine Apothekerlehre in Berlin, soll heimlich im Labor seines Herren experimentiert haben. Immer auf der Suche nach dem „Stein der Weisen“, von dem man damals glaubte, dass er unedle Metalle in edle wie Gold oder Silber wandeln könne.
Die Kunde von seinem Können verbreitete sich bald wie ein Lauffeuer durchs Land und Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, ließ ihn ins Berliner Schloss vorladen. Als Böttger darauf nach Wittenberg flüchtet, wird er verhaftet – und richtet eine Bittschrift an August den Starken. Nun wollten natürlich beide Monarchen den angeblichen Goldmacher für sich gewinnen. August der Starke siegte in dem Rennen und ließ Böttger am 27. November 1701 unter größter Diskretion nach Dresden überführen.
Hier arbeitete und lebte Böttger zwar komfortabel, aber dennoch unter ständiger Bewachung im Fürstenbergschen Haus, später auf der Festung Königstein, dann im Bünauischen Haus. August der Starke stellte es dem Alchimisten gegenüber so dar, dass er dessen Bitte nach Schutz ernst nähme und Böttgers Freiheit aus Sicherheitsgründen eingeschränkt blieben müsse. Er stellte ihm ab 1702 ein Entwicklerteam zur Seite, mit dem Böttger sich auf die Suche nach dem Stein der Weisen begab. Die Forscher ließen sich Mineralien aus dem Dresdner Umland ins Labor liefern, nahmen die Bodenschätze aus Freiberg und Meißen unter die Lupe. Einen Stoff zum Goldmachen fanden sie zwar nicht, wohl aber das Rezept zur Herstellung des bislang nur aus China bekannten „weißen Goldes“. Im Mai 1706 hatten sie unter Verwendung einheimischer Rohstoffe zunächst Erfolg beim Brand von rotem Porzellan. Es ist heute als Böttgersteinzeug bekannt.
Dies war die Initialzündung: Man unterbrach die Suche nach dem Stein der Weisen und verlegte sich ganz auf die Porzellanherstellung auf der Jungfernbastei der Festung Dresden. 1707 erfand Böttger zusammen mit Ehrenfried Walther von Tschirnhaus und Pabst von Ohain das europäische Porzellan – welches dem chinesischen Hartporzellan bald Konkurrenz machen sollte und beinahe wertvoller als echtes Gold war. Böttger war ein Held ohne Krone: Am 23. Januar 1710 wurde die Erfindung des Porzellans verkündet und die Existenz einer Porzellanmanufaktur in Dresden mitgeteilt. Die Produktionsanlagen zogen nun nach Meißen auf die Albrechtsburg. Das Gründungsdekret der königlich-polnischen und kurfürstlich-sächsischen Porzellanmanufactur datierte vom 6. Juni 1710. Der Staatsgefangene Böttger war ihr erster technischer Leiter, obgleich er in Dresden weiterhin unter Aufsicht bleiben musste. Erst im April 1714 erhielt er seine volle Freiheit zurück und zog in ein Haus am Pirnaischen Tor.
Indessen eröffnete auf dem Neumarkt das erste Porzellangeschäft Dresdens. August der Starke beschloss, dass die Porzellanmanufaktur sich fortan finanziell selbst tragen müsse und Böttger deshalb freie Hand habe, sich seinen Lebensunterhalt mit ihr zu verdienen. Die Weiterentwicklung und aufwendige Herstellung des wertvollen Produkts jedoch führte immer wieder zur finanziellen Schieflage. Zudem war Böttgers Gesundheit durch die vielen Experimente enorm angeschlagen. Als er 1718 bettlägerig wurde, stieß er die Manufaktur für 50 Taler an den bisherigen Pächter Peter Eggenbrecht ab. Am 13. März 1719 verstarb Böttger mit 37 Jahren in Anwesenheit seiner Familie in Dresden und wurde auf dem Johanniskirchhof beigesetzt. Sein Grab ist nicht erhalten. Seine Geschichte allerdings wurde legendär – und erwacht bei einem Rundgang durch die Porzellansammlung im Dresdner Zwinger und die Manufaktur in Meißen aufs Neue.
Ein Kommentar
Sofern B. im Besitz eines Teilchenbeschleunigers oder eines Kernreaktors gewesen ist, könnte ihm die Herstellung von Gold gelungen sein. Andernfalls sind die angeblichen Beweise entweder nicht aus Gold, oder sie waren schon immer Gold und sind nie etwas anders gewesen.