Peter Theiler ist der neue Intendant der Semperoper und stellt die Saison 2018/19 vor
Es ist ein Bild, das sofort Wirkung zeigt: Die Dynamo-Ultras in der Semperoper. Ein Meer aus gelben Trikots und Schals im Parkett und auf den Rängen im großen Saal. Wenn das mal keine Ansage ist! Der neue Intendant Peter Theiler hat heute (22.2.) mit seinem Team das Programm der kommenden Spielzeit vorgestellt – und serviert neben starken Bildern noch so manches, das aufhorchen lässt.
Theiler (Foto: PR/Klaus Gigga) wirkt überraschend ehrlich, charmant und zielsicher, wenn er nach dreijähriger Vorbereitung seine erste Spielzeit in Dresden präsentiert. Kritische Fragen beantwortet er ohne Umschweife, etwa wenn es darum geht, dass Barockopern doch in bislang nicht gerade zu den Kassenschlagern zählten. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“, kontert Theiler sofort. Man müsse es doch erst einmal probieren.
Seine erste Spielzeit hat er mit dem sperrigen Motto „Lebendiges Gedächtnis und vitale Gegenwärtigkeit“ überschrieben. Dahinter verbirgt sich die Vision, mit Musiktheater zu relevanten Themen Position zu beziehen. Gerade das hat man zuletzt vermisst in Dresden. Das Opernprogramm wirkt facettenreich und solide: Mit der Premiere von Arnold Schönbergs „Moses und Aron“ wird die Spielzeit am 29. September eröffnet. Darauf folgen Neuinszenierungen von Richard Strauss‘ „Ariadne auf Naxos“, Bedrich Smetanas „Die verkaufte Braut“ und Jean-Philippe Rameaus „Platèe“. Mit Giuseppe Verdis „Nabucco“ wird Omer Meir Wellber als Erster Gastdirigent nach Dresden zurückkehren. Regie führt David Bösch, der auch Korngolds „Die tote Stadt“ inszenierte. Als Regisseur soll zudem seit Langem wieder Peter Konwitschny mit Meyerbeers „Les Hugenottes“ Akzente setzen.
Kaum Wechsel im Führungsteam der Oper
Die anderen Personalien sind wenig überraschend: Christian Thielemann dirigiert als Chefdirigent der Sächsischen Staatskapelle Dresden natürlich die Strauss-Premiere. Aaron S. Watkin bleibt weiterhin Ballettdirektor, Manfred Weiß Künstlerischer Leiter von Semper Zwei und Wolfgang Rothe darf sich nach sechs Jahren als Interimsintendant wieder ganz auf die kaufmännische Geschäftsführung des Hauses konzentrieren. Neu im Team ist dagegen Casimir Eule, der als Chefdramaturg und stellvertretender Intendant von Nürnberg nach Dresden wechselt.
So halten sich Kontinuität und Neuerungen die Waage, was auch am Corporate-Design erkennbar ist. Ungewöhnlich für neue Intendanten: Das Logo der Semperoper bleibt erhalten, wurde allerdings von einem eigenes von Theiler ins Haus geholten Grafikteam weiterentwickelt. Jährlich wechselnde Künstler und Fotografen sollen zudem die Optik der Plakate in den kommenden Spielzeiten prägen. Den Anfang macht mit Fotograf Andreas Mühe ein gebürtiger Chemnitzer, der die Premieren der Saison 2018/19 mit düsteren, kontrastreichen Bildern einfängt.
Womit wir wieder bei den Ultras von Dynamo Dresden wären: Mühe hatte die Idee, die Fußballfans im Opernsaal zu fotografieren. Eine Nacht und Nebelaktion, die Wirkung zeigt. „Ich kann sagen, es ist alles heil geblieben und es war berührend, wie die Dynamos auf das Opernhaus reagiert haben“, erklärt Theiler. Ein kurzer Trailer zu der Aktion spricht Bände: Emotionen wie im Stadion und Kunst für alle in der Semperoper – sieht aus, als könnte das ein guter Anfang sein.