Sempersoiree rückt das Amerikanische Kunstlied ins Rampenlicht
Ellen Rissinger ist Amerikanerin und Vocal Coach an der Semperoper Dresden. Zusammen mit anderen Kollegen aus Amerika und Deutschland organisiert sie am 19. März, 20 Uhr die Soiree „Beautiful Child of Song“ über das Amerikanische Kunstlied. Wie es dazu kam, erzählt sie im Interview:
Wie bist Du auf die Idee gekommen, ausgerechnet das Amerikanische Kunstlied in Dresden auf die Bühne zu holen?
An der Semperoper gibt es viele amerikanische Sänger im festen Ensemble und im Jungen Ensemble in dieser Spielzeit. In den vergangenen Jahren haben wir bei Veranstaltungen wie der Langen Nacht der Theater ein oder zwei amerikanische Stücke gesungen, die immer sehr gut angekommen sind. Als ich erfahren habe, dass ich diese Spielzeit einen Liederabend machen darf, habe ich sofort gebeten, dass die Amerikaner am Haus mitmachen dürfen, damit wir unsere Heimatslieder präsentieren können.
Wer unterstützt Dich dabei?
Auf der Bühne stehen die Sänger Rachel Willis-Sørensen, Julia Mintzer, Tichina Vaughn, Simeon Esper, Aaron Pegram, Christopher Tiesi, Julian Arsenault und Zachary Nelson. Christopher Bruckman spielt Klavier, Janosch Armer die Violine und Haedun Lee das Cello. Die Moderation übernimmt die Dramaturgin Anne Gerber.
Was macht das Amerikanische Kunstlied aus?
Das Amerikanische Kunstlied ist genau wie unser Land von Einflüssen aus vielen anderen Ländern geprägt. Diese kommen in einem Klang zusammen, der wirklich einzigartig ist. Wie alle guten Lieder ist die Gattung besonders, weil die Musik und die Texte ein Bild malen, das man verstehen kann – egal, ob man die Sprache beherrscht oder nicht.
Warum hört hier man so wenig über diese Gattung?
Ich denke, weil es wirklich so viele gute Lieder in der Welt gibt. Es ist schwer, alles zu kennen: alle deutschen Meisterwerke, auch französische Melodien und Lieder aus Ländern wie Schweden, Tschechien usw. sind auch geografisch näher. Das Amerikanische Kunstlied ist erst ungefähr 150 Jahre alt, daher ist es eine jüngere Form. Das Kunstlied ist auch eine sehr persönliche Form des Singens, persönlicher als in der Oper, in der man ja einen Charakter spielt. Ein Lied einem Publikum zu überbringen, das heißt, dass mehr von sich selbst zeigen muss, und das machen wir alle natürlich viel besser in unserer Muttersprache.
Was magst Du an dieser Gattung besonders?
So eine schwere Frage! Ganz ehrlich: Bei diesem Abend finde ich, ist jedes Lied wirklich wunderschön und unvergleichbar mit den anderen! Was für mich eine tolle Entdeckung war, war, wie viele deutsche Gedichte von amerikanischen Komponisten vertont worden sind, zum Beispiel „Ich grolle nicht“ von Charles Ives und „Nacht liegt auf den fremden Wegen“, auch Heine Gedichte wurden von Charles Griffes vertont. Und ich werde meine Tränen bei „A Letter from Sullivan Ballou“ verstecken müssen. Ich komme nicht durch, ohne dabei zu weinen.
Was erwartet die Zuhörer an diesem Abend?
Ein sehr facettenreicher Abend, bei dem auch Komponisten im Publikum anwesend sein werden. Wir haben Lieder von George Gershwin, Stephen Foster, der erste bekannte Komponist Amerikanischer Kunstlieder, Charles Ives, Charles Tomlinson Griffes, Scott Perkins und Liam Wade, William Grant Still und Ned Rorem, Samuel Barber, Leonard Bernstein, John Kander und am Ende ein paar Gospellieder. Denn man braucht ein Happy Ending bei den Amerikanern.
Vielen Dank für das nette Interview!
Ein Kommentar