Musikfestspiel-Auftakt mit der Staatskapelle Berlin
Die Dresdner Musikfestspiele 2014 sind eröffnet. Zum Auftakt gab die Staatskapelle Berlin (Foto: PR/Holger Kettner) am Freitagabend (23.5.) ein furioses Konzert in Semperoper. Auf dem Programm zum Start für den 37. Festspieljahrgang standen, noch fern vom diesjährigen Motto „Goldene Zwanziger“, zunächst drei wegweisende Werke der beiden just jubilierenden Stadtkinder, Richard Wagner (1813-1883) und Richard Strauss (1864-1949).
Mit dem Beginn der Musikfestspiele sei der Dresdner Frühling nach dem Internationalen Dixieland-Festival nun perfekt, sagte Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) in ihrer Eröffnungsrede vor ausverkauftem Haus, bevor sie Daniel Barenboim ans Pult der Berliner Staatskapelle ließ. Diese bescherte mit Richards Wagners Vorspiel zu „Die Meistersinger von Nürnberg“ (1862) einen energischen und passend festlichen Auftakt in die diesjährige Festspielsaison. Barenboim betonte die klaren Kontraste des Stückes deutlich, gestaltete es dennoch fließend, ohne diese allzu scharf gegeneinanderstoßen zu lassen. In der unmittelbaren Konfrontation der kontrastreichen Passagen zeigte sich, wie Wagner mit Musik hörbare Bilder malt. Barenboim arbeitete die Modernität dieser Musik besonders gut heraus, indem er ihre Einzelteile deutlich voneinander abgrenzte, ohne den Bogen zum großen Ganzen dabei zu verlieren.
Im Vergleich zu dem energiereichen Start schienen Wagners Vorspiel und der „Liebestod“ aus „Tristan und Isolde“ (1863) anschließend von tiefer romantischer Melancholie im Grundton getragen. Fast rauschhaft wirkte es, wie Daniel Barenboim dieses Werk zusammen mit seinem Orchester Stück für Stück zusammensetzte, die Stimmung aufbäumen und wieder abflauen ließ. Er hielt die Spannung bis in die flüsterndsten Passagen hinein – es ist wirklich faszinierend, wie man allein mit Stille einen ganzen vollen Opernsaal auf die Folter spannen kann –, hielt die Stille dabei gleichsam fest, bis auch der letzte im Zuschauerraum erwartend den Kopf hob und aufschaute; um dann einfach weiter zu gehen, weiter an einem neuerlichen musikalischen Bildnis Wagners zu arbeiten.
Auch nach der Pause gelang es Daniel Barenboim und der Staatskapelle Berlin, mit Richard Strauss’ sechsteiliger Tondichtung „Ein Heldenleben“ (1899) ergreifende Momente zu gestalten. Barenboim spielte auch hier kontrastreich mit der Dynamik, konnte die Erhabenheit des Werkes und dessen Details gut gegeneinander absetzen und arbeitete die Mehrdimensionalität der Musik wunderbar heraus. Hier ließ er die Unwägbarkeiten des Heldenlebens – mit dem Strauss vermutlich sein eigenes darstellen wollte – wuchtig aufbrausen. Barenboim stand wie erstarrt am Pult, als sein Orchester sich gerade zum größten Widerstreit aufbäumte – ein herrliches Bild – dann folgte ein kleiner Wink mit dem Taktstock und es ging weiter. Schon wenig später lädt Strauss’ Musik wieder zum Schwelgen ein. Wolfram Brandl an der Violine holte von kantig aufbrausend bis zart romantisch alles aus seinem Instrument heraus. So gelang auch der zweite Teil wundervoll, bis zum berührenden Schluss.
Am Ende des ersten Festspielkonzerts stand schließlich ein euphorisch applaudierender Saal, jedoch mit einem kleinen Wermutstropfen: Die Staatskapelle Berlin spielte wider Erwarten keine Zugabe, trotz des minutenlangen Applauses. Dennoch überwiegt die Freude an dieser starken Musik zweier Dresdner Geister, vorgetragen von den Gästen aus Berlin – sowie natürlich die Vorfreude auf weitere Konzerte im Rahmen der Dresdner Musikfestspiele, insgesamt 39 sind es bis zum 10. Juni 2014.
Linktipp: www.musikfestspiele.com