Theater mit den Ohren sehen

„Der Gewitterbahnhofsstrand“ entführt am tjg auf eine akustische Entdeckungsreise

Wer würde nicht gern im Sommer das Zwitschern der Vögel oder das Rauschen des Meeres einfach einsammeln wie Muscheln am Strand? Der alte Maalra tut am Theater Junge Generation genau das. Er sammelt leidenschaftlich gern Geräusche: dunkles Gewittergrollen und dumpfe Bahnhofsdurchsagen, pfeifende Windböen oder klingelnde Straßenbahnen. Er ist der Protagonist im neuen Kinderstück „Der Gewitterbahnhofsstrand“ (Foto: PR/Robert Jentzsch) von Steffen Moratz und Lena Hach, das auf der Studiobühne in der Regie von Steffen Moratz Uraufführung feierte.

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Odyssee durchs Treppenhaus

Das Kinderstück „Laura war hier“ zeigt am tjg, was Familien mit Pizza gemein haben

Laura ist sauer: Ihre Mutter hat keine Pizza im Einkaufsbeutel und vor dem grantigen Hausmeister Wesekus hat sie ihre Tochter auch nicht beschützt. „Warum habe ich keinen Vater?“, fragt die Sechsjährige aufgebracht. Kein Vater, kein Hund, kein Bruder, nicht mal ein Onkel kann die Zweisamkeit mit ihrer Mutter stören. Sieht so eine richtige Familie aus? Autorin Milena Baisch schickt die Protagonistin aus ihrem Stück „Laura war hier“ (ab 6 Jahre) am Theater Junge Generation auf die Suche nach dem Ideal einer glücklichen Familie wie im Werbefernsehen.

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Oper als animiertes Bilderbuch

„Das Märchen vom Zaren Saltan“ an der Staatsoperette

Den berühmten „Hummelflug“ von Nikolaj Rimskij-Korsakow kennt beinahe jedes Kind. Seine Oper „Das Märchen vom Zaren Saltan“ (Foto: PR/Stephan Floß) allerdings schafft es eher selten auf die Spielpläne. Dabei gilt er in Russland als der Begründer der realistischen Märchenoper mit sozialkritischem Inhalt. Und seine Oper nach dem gleichnamigen Märchen von Alexander Puschkin ist in ihrer Handlung so zauberhaft, dass man sich fragt, warum die Staatsoperette Dresden sie erst jetzt wiederentdeckt.

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Verrückt verliebt im Mauerschatten

„Am kürzeren Ende der Sonnenallee!“ am TJG

Die Deutsche Einheit ist ein viertel Jahrhundert alt – eine ganze Generation. Nun ist es nicht gerade leicht, nachfolgenden Generationen die Tragweite dieser Einheit zu erklären – und erst recht nicht, nach 1990-Geborenen nur den Hauch einer Vorstellung vom Leben in der ehemaligen DDR zu vermitteln. Dennoch hat das Theater Junge Generation zum Einheitstag eine Premiere auf den Spielplan gehievt, die vom Alltag in der grauen Zone erzählt: Das Stück „Am kürzeren Ende der Sonnenallee“ (Fotos: PR/Dorit Günter)

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Gefangen im Reigen der Ordnung

Ania Michaelis inszeniert Kafkas „Process“ am TJG

Stell Dir vor, an deinem 30. Geburtstag stehen wild fremde Menschen in deinem Zimmer. Sie sagen dir, du bist verhaftet. Den Grund dafür nennen sie nicht. Genau dieses Szenario hat Franz Kafka in seinem Roman „Der Process“ (1914/15) durchgespielt. Die Hauptfigur Josef K. versucht zehn Kapitel lang über verschlungene Wege herauszufinden, warum er schuldig sein soll. Ania Michaelis hat diese krude Geschichte für die Bühne des Puppentheaters (Fotos: PR/Dorit Günter) am Theater Junge Generation (TJG) bearbeitet und für Publikum ab 16 Jahren in Szene gesetzt.

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Weihnachtsbühnenschau

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Wie Dresdens Theater die Adventszeit versüßen

Alle Jahre wieder, wenn Glühweinduft durch die Straßen weht und Winterfrost in die Nasen zwickt, zieht es die Welt in kuschelig warme Theatersäle. Dort steigen zur Weihnachtszeit Märchenfiguren aus der Vergessenheit empor, rütteln Melodien längst schlummernde Kindheitserinnerungen wach und lassen den Zauber des Jahresendes für ein paar wohlige Stunden lang Wahrheit werden. Was? Das glaubt ihr nicht? Dann schaut selbst, wie Dresdens Theater zur Weihnachtszeit funkeln:

Staatsschauspiel Dresden:

Am Staatsschauspiel Dresden versteckt sich dieses Jahr im Advent zum ersten Mal Erich Kästners „Klaus im Schrank“ und feiert samt seiner Familie ein verkehrtes Weihnachtsfest. Zudem treiben auch die drei Geister aus Charles Dickens „A Christmas Carol“ wieder ihr Unwesen im Palais im Großen Garten. Wer sich eines der beiden Stücke anschauen will, der muss jedoch schnell sein, die meisten Vorstellungen sind schon ausverkauft!

Landesbühnen Sachsen:

Dis Landesbühnen Sachsen bescheren zur Weihnachtszeit eine Qual der Wahl. Zum einen erobert hier die Musicalversion des Kultfilms „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ die Theaterbühnen, zum anderen wird hier wohl auch all jenen warm ums Herz, für die Engelbert Humperdincks Oper „Hänsel und Gretel“ zum Advent gehört wie Stollen und Lebkuchen. Zudem versüßt hier auch „Ox und Esel“, eine tierische Weihnachtsgeschichte von Norbert Ebel den Advent.

Theater junge Generation:

Das Theater der jungen Generation (tjg) tischt zum Fest dieses Jahr die ebenso komische wie nachdenkliche Geschichte über die verrückte Familie Herdmann auf. Diese will in dem turbulenten Stück „Hilfe, die Herdmanns kommen!“ natürlich unbedingt beim Krippenspiel in einer Kleinstadt mitmachen, schnappt sich flugs die begehrtesten Rollen und sorgt dabei für allerlei Aufruhr bei den Nachbarn. Ob am Ende daraus noch ein friedliches Fest wird?

Theaterkahn:

Lustig wird es auch auf dem Theaterkahn. Hier verbünden sich Patrick Barlow, Peter Kube und Tom Quaas zur sogenannten Weihnachtskultkomödie „Der Messias“, in dem die Weihnachtsgeschichte mit vielen Überraschungen einmal ganz anderes erzählt wird als sonst. An den Tagen rings ums Fest lädt zudem ein Programm mit Geschichten Musik vom Michael-Fuchs-Trio zu besinnlichen „Weihnachten auf dem Theaterkahn“ ein.

Comödie Dresden:

Ein süßer Protagonist der Weihnachtszeit wird zur Hauptfigur des neuen Weihnachtsmusicals an der Comödie Dresden. Das Stück „Willie der Weihnachtsstollen“ stammt aus der Feder des Comödien-Intendanten Christian Kühn und erzählt die Geschichte von einem in der Backstube vergessenen Stollen, der sich auf eine abenteuerliche Reise über den Striezelmarkt begibt. Mit von der Partie ist dabei auch DSDS-Sternchen Lisa Wohlgemut in der Rolle von Krümel, dem Baisertörtchen.

Theater Wechselbad der Gefühle:

Das schöne Märchen „Das singende, klingende Bäumchen“ flimmert dieses Jahr zum Fest nicht nur über die Fernsehbildschirme. Im Theater Wechselbad erobert der DEFA-Märchenklassiker nun auch die Bühne und wird dort nicht allein Kinderherzen an den Festtagen erfreuen. Die Produktion stammt übrigens von den Machern von „Die Hexe Babajaga“ und „Spuk unterm Riesenrad“.

Societaetstheater:

Kein Theater, aber dafür umso mehr Weihnachten bescheren das Dresdner Societaetstheater und das Barockviertel im Advent. Beim Adventsgeschichtenkalender lesen stadtbekannte Dresdner im Barockviertel vom 1. bis zum 23. Dezember jeden Tag winterliche Märchen oder Weihnachtsgeschichten. Die literarischen Kalendertürchen öffnen sich jeden Tag um 18 Uhr an einem anderen Ort im Barockviertel. Glühwein, Gebäck und Kerzenschein inklusive.

Theaterhaus Rudi:

Weihnachtszeit ist auch im Theaterhaus Rudi gleich Märchenzeit. Hier sind Familien zu einer ganz besonderen Vorstellung von „Hänsel und Gretel“ eingeladen. Im Puppentheater mit Karla Wintermann steht außerdem „Frau Holle“ auf dem Programm und Katharina Randel inszeniert mit ihren Puppen das Märchen „Der Wolf und die sieben Geißlein“.

Projekttheater:

Heiliger Bimbam! Die Weihnachtsgeschichte soll gar nicht wahr sein? Die bühne, das Theater der TU Dresden, hinterfragt dieses Jahr in ihrer Weihnachtsshow „The Holy Shit!“, was wäre wenn. Zu sehen ist dieses freche, junge Theater dreimal im Dezember im Projekttheater Dresden – und ganz sicher wird dabei so manche lustige Wahrheit über das Weihnachtsfest entlarvt.

Semperoper:

Gleich dreifach märchenhafte Weihnachtsunterhaltung schenkt die Semperoper im Advent. Hier tanzt Peter Tschaikowskis Nußknacker-Ballett (Foto: PR/Costin Radu) kunterbunt über die Hauptbühne, während in Semper II „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ das kleine Publikum in seinen Bann zieht und „Hänsel und Gretel“ sich in der zuckersüßen Inszenierung von Katharina Thalbach aus dem Pfefferkuchenhaus der Hexe befreien.

Staatsoperette:

Die Staatsoperette Dresden setzt zum Jahresende ebenfalls auf den Zauber der Märchenwelt. Neben Humperdincks „Hänsel und Gretel“ kommt hier mit der „Weihnachtsgans Auguste“ ein weiteres typisches Weihnachtsstück unter den Baum. Und auch der „Zauberer von Oz“ spukt hier über die Bühne, um die Qual der Wahl perfekt zu machen.

Nicole Czerwinka

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Oberbürgermeisterin Orosz lenkt ein

Kraftwerk wird ab 2013 für Operette ausgebaut

Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz hat sich besonnen. Sie will gegen den Stadtratsbeschluss zum Ausbau des Kraftwerkes Mitte für die Operette und das Theater der Jungen Generation (TJG) nun keinen Widerspruch einlegen. „Wir haben innerhalb der Verwaltung den Beschluss für einen gemeinsamen Standort von TJG und Operette im Kraftwerk Mitte intensiv geprüft. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass ich auf einen Widerspruch verzichte“, erklärte Orosz. Der Stadtrat müsse jedoch für eine gesicherte Finanzierung des 90 Millionenprojektes sorgen.

Die Oberbürgermeisterin sieht nun vor allem Fraktionen, die den Beschluss herbeigeführt haben, in der Pflicht: „Ich bedaure sehr, dass der Kompromiss, die Operette alleine an den Wettiner Platz zu holen, nicht zustande gekommen ist. Jetzt gilt es, den Beschluss der Mehrheit umzusetzen und die unhaltbare Situation für diese wichtigen städtischen Kultureinrichtungen zu beenden. Dies bedeutet aber auch, dass die Fraktionen für eine seriöse Finanzierung des Projektes im Haushalt sorgen müssen. Diese Finanzierung darf nicht zulasten der gesetzten Prioritäten von Schulen und Kitas gehen“, so Orosz.

Der Stadtrat hatte am vergangenen Donnerstag über die Zukunft der beiden Kultureinrichtungen entschieden. Die Staatsoperette und das TJG sollen demnach gemeinsam in das Kraftwerk Mitte ziehen. Der Baubeginn ist für 2013 angesetzt. Helma Orosz wollte den Stadtratsbeschluss zunächst per Widerspruch kippen. (NL)

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