„Die Olsenbande“ zaubert beim Theatersommer dänisches Flair in die Bautzner Ortenburg
In vielen Fenstern in der Bautzner Innenstadt sieht man dieser Tage die dänische, statt der deutschen Flagge flattern. Denn zum dritten Mal in Folge kapert die „Olsenbande“ mit einem genialen Coup beim 23. Bautzner Theatersommer die Bühne im Hof der Ortenburg. Lutz Hillmanns Adaptionen aus bewährten wie beliebten Filmszenen sind am Deutsch-Sorbischen Volkstheater in Bautzen seit beinahe 20 Jahren Kult. Die Erfolgsgeschichte soll bis 22. Juli mit dem Stück „Die Olsenbande hebt ab“ (Fotos: Uwe Soeder) zumindest unter freiem Himmel ihr Finale feiern – und wäre beinahe vorfristig zu Ende gegangen.
Egon-Olsen-Darsteller Olaf Hais brach sich bei der Vorstellung am Samstag (1.7.) das Knie. Die Sonntagsvorführung wuppte er noch tapfer im Rollstuhl. Hätte nicht innerhalb von zwei Tagen flugs Andreas Pannach die Rolle einstudiert, wäre es aber nicht erst am 22., sondern wohl schon am 2. Juli aus gewesen mit der Bautzner „Olsenbande“. Pannach sei Dank müssen Egon, Benny, Kjeld, Yvonne und Børge jedoch nicht in der Sonne Spaniens versauern. Nachdem das dumme Schwein den Koffer voll Geld klaut, geht es nun erst richtig los und die wilde Verfolgungsjagd durch den Burghof beginnt. Natürlich schmiedet Egon hier mehr als nur einen genialen Plan.
Zusammen mit der Olsenbanden-Familie, die inzwischen beträchtlich angewachsen ist, lässt er die Gauner Bang Johansen (Götz Schweighöfer), das dumme Schwein (Erik Dolata), den Schwarzen Baron (Marian Bulang) sowie natürlich die Polizei am Ende einmal mehr dumm aus der Wäsche gucken.
Hillmanns Bühnenadaption bedient sich frei dem typischen Witz der Filme, ohne auf eigene Akzente zu verzichten. Als krönender Abschluss folgt nach der Pause der große Clou: Wenn sich Egon, Benny und Kjeld im Takt der Musik durch die Wände des königlichen Opernhauses sägen, hämmern, bohren und Egon zum Dirigenten seines eigenen Plans wird, da bleibt kein Auge trocken. Reine Nebensache, dass der Komponist Friedrich Daniel Rudolph Kuhlau und die Ouvertüre zu seiner Oper „Elfenhügel“ ohne die beliebte Filmszene wohl nur einem kleinen Hörerkreis bekannt wären.
Operndurchbruch auf der Sommerbühne kongenial umgesetzt
Lutz Hillmann hat sie sich für seine Theaterstücke lange aufgespart, mit eigenen Ideen gewürzt – und mit Miroslaw Nowotny (Ausstattung) auf der Sommerbühne kongenial umgesetzt. Seine Kulisse in der Optik der Kopenhagener Hafenpromenade lässt sich dank zweier Drehbühnen lebendig wandeln. So kann sich die Olsenbande auf der größeren von beiden Zimmer für Zimmer durch die Oper bohren, während das Orchester hier nicht im Graben, sondern auf dem Sonnendach aufspielt.
Das Ensemble sowie der Fuhrpark aus Oldtimern, Fahrrädern und einem Flugzeug bescheren jedoch auch jenseits dieser Kultszene rasante Unterhaltung. Dass beim alten Citroen zwischendurch hinter der Bühne kurz die Batterie schlapp macht, bereitet nur den Boden für neue, spontane Gags. Andreas Pannach spielt den Egon am Debütabend, als hätte er es immer schon gemacht. István Kobjela und Rainer Gruß wirken als Benny und Kjeld wie aus dem Film geschnitten und Katja Reimann dreht in ihrer Rolle der Yvonne bald richtig auf.
Die Olsenbanden-Familie in Bautzen ist gross
Natürlich dürfen auch Børge (Marvin George), die kleine Fie (Bozena Bjarsch) und Bennys Freundin Ulla (Ana Pauline Leitner) nicht fehlen. Zur Bande gehört in Bautzen zudem stets Dynamit Harry Jan Mickan, der Egon dieses Mal zitternd beim Einbruch hilft. Als Kriminalassistent Holm brilliert Mirko Brankatschk an der Seite von Ralph Hensel als eitler Kommissar Jensen. Gabriele Rothmann ist die Bautzner Frau, die immer erschrickt, alten Hasen längst ans Herz gewachsen, lernen sie alle anderen auf der Ortenburg schnell kennen und lieben.
Es ist was faul im State Dänemark? Gewiss entpuppt sich das vermeintlich Gaunerhafte in guter alter Olsenbandenmanier hier bald als das wahre Gute. Die Staatsmacht übt sich in Eitelkeiten, während Egon schlussendlich eben einfach den besseren Plan hat und nach erfolgreicher Ausführung mit den anderen nach Sri Lanka abhebt. Mächtig gewaltig, eben.
In Bautzen ist damit natürlich nach dem 22. Juli noch längst nicht Schluss. In der nächsten Saison steht am Deutsch-Sorbischen Volkstheater eine musikalische Revue um das beliebte Gaunertrio auf dem Plan: „Die Olsenbande und das Gebiss des Grauens“ verspricht auch nach dem Sommer ein Wiedersehen mit den beliebten Charakteren aus Film und Theater. Es lebe Dänemark!
Info: „Die Olsenbande hebt ab“ beim 23. Bautzner Theatersommer, bis 22. Juli 2018, mittwochs bis sonntags im Hof der Bautzner Ortenburg, Anfahrt von Dresden, ca. 45 min mit dem Auto oder knapp 1h mit dem Zug ab Hbf. (14,30 EUR)
2 Kommentare
Liebe Nicole,
danke wieder mal für Deinen wunderbaren Artikel! Die Olsenbande- da werden bei mir Kindheitserinnerungen wach. Wir haben kürzlich erst alle alten Filme mal wieder gesehen.
Und dann wollte ich mich auch mal für diesen tollen Blog hier bedanken, den ich immer mit Begeisterung lese. Kannst Du auch mal einen Artikel über Bier in Dresden bringen?
Ich kenne nur „Watzke“, aber es gibt sicher noch andere interessante Sachen, evt. auch kleine Dresdner Brauereien? Ich liebe Dresden sehr. Leider wohnen wir z.Zt. in Berlin. Ich würd‘ so gern in Dresden leben, leider macht mein Mann da nicht mit….
Liebe Kathrin, vielen Dank für Deinen lieben Kommentar. Ich freue mich sehr, wenn ich mit meinem Blog auch Leser in Berlin erreiche. Das ist wirklich ein schönes Kompliment. Kommt doch einfach ab und zu mal nach Dresden, es ist ja nicht so weit. In den nächsten Wochen erscheinen hier auch noch ein paar hübsche Ausflugstipps für Stadt und Umland. Liebe Grüße Nicole