Anne-Sophie MuTter beschert feine furiose Eröffnung der Dresdner Musikfestspiele
Es war tatsächlich ein Höhepunkt zum Auftakt: Die Dresdner Musikfestspiele* starteten am Donnerstag (18.5.) besonders glanzvoll in ihre 40. Saison. Zur Eröffnung des diesjährigen Festivals hatte Intendant Jan Vogler gleich zwei Künstler in die Semperoper geladen, die Dresden seit Langem (Foto: PR/Oliver Killig) eng verbunden sind.
Geigerin Anne-Sophie Mutter war schon mehrfach bei den Musikfestspielen zu erleben und steht in diesem Jahr just genauso lange auf der Bühne, wie es das Dresdner Festival gibt. Für den Dirigenten Fabio Luisi war es zugleich der erste Auftritt seit seinem Abschied aus Dresden, wo er bis 2010 als Generalmusikdirektor die Geschicke der Sächsischen Staatskapelle Dresden leitete. Nun kam er zusammen mit „seiner“ Philharmonia Zürich an die Elbe und bescherte mit Anne-Sophie Mutter einen Festspielabend allererster Güte.
Der stand zu Beginn mit Toru Takemitsus „Nostalghia“ noch ganz im Zeichen des Innehaltens und Nachsinnens. In dem Stück, das sich Anne-Sophie Mutter für ihr Debüt mit Fabio Luisi in Dresden eigens auswählte, entwickelt der japanische Komponist (1930-1996) fast philosophisch feinfühlige Klangbilder, die vom Gefühl des Heimwehs erzählen. Anne-Sophie Mutter arbeitet dieses Gefühl der sehnsuchtsvollen Verlorenheit in seiner ganzen Intensität heraus. Immer wieder schimmern in ihrem Solo auch lyrisch-melancholische Stimmungen auf, während das Orchester klangliche Landschaften heraufbeschwört, die wiederum neue Sehnsucht wecken.
Im Anschluss dann also mit Max Bruchs berühmten Konzert für Violine und Orchester Nr. 1 g-Moll ein Klassiker, bei dem Solistin und Orchester wahrhaft triumphieren. Nach dem eher innerlich distanzierten Takemitsu zeigte Anne-Sophie Mutter mit Bruch ihre feurige, temperamentvolle Seite. Leidenschaftlich startet sie in den ersten Satz und zieht das Publikum sofort in ihren Bann. Ihr Spiel ist von einer fesselnden Intensität getragen, der man sich kaum entziehen kann. Spannungsvoll leuchtet sie auch feinste Nuancen des Stückes mit ungeheurer Virtuosität und Wendigkeit aus. Mit der Philharmonia Zürich unter Fabio Luisi hat sie dafür einen würdigen Partner an ihrer Seite. Denn auch das Orchester leuchtet mit seiner feinfühligen Interpretation, umschmeichelt das Solo, lehnt sich im richtigen Moment zurück, um dann wieder die Führung zu übernehmen.
Auch nach der Pause lässt Luisi die Philharmonie Zürich mit Johannes Brahms Sinfonie Nr. 4 in e-Moll in warmen Farben schimmern und funkeln, bringt im besten Sinne des diesjährigen Festspielmottos „Licht“ in den ihm altvertrauten Saal und zaubert so einen Beginn, der mehr als nur Lust macht auf die kommenden vier Festspielwochen bis 18. Juni 2017 in Dresden.
*Die Autorin dieses Beitrags ist Pressereferentin der Dresdner Musikfestspiele, der Artikel entstand jedoch unentgeltlich und unabhängig von dieser Aufgabe.