Gitarrensound von Bach bis Tango

String Spring Festival versammelt GitarrIsten aus ganz Europa an der Musikhochschule

Mit sieben Workshops, vier Konzertabenden und dem European Guitar Award wird die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber beim String Spring Festival zum europäischen Zentrum der Profigitarristen. Dieses Frühlingstreffen in lauschiger Atmosphäre gilt als Geheimtipp in der Stadt, denn was nur wenige wissen: Am Rande der großen Dresdner Kulturtempel stimmen hier vier Tage lang die Stars der Gitarrenszene den Frühling an und laden Studenten wie Publikum zu einer musikalischen Rundreise durch verschiedene Stile und Klangfarben der akustischen Gitarrenmusik ein.

Auftakt mit Dresdner Gitarristen

Zum Auftakt stellten sich am Donnerstag und Freitag bei den abendlichen Konzerten zunächst die Gastgeber vor. Neben dem Gründungsvater des Festivals, dem Gitarristen Thomas Fellow, gehören dazu auch Stephan Bormann und Ralf Beutler, jenes Dreiergespann, das vor 20 Jahren gemeinsam die Neuausrichtung des Studiengangs Akustikgitarre an der HfM initiierte und in der Folge auch das Festival aus der Taufe hob. Inzwischen vereint der Studiengang neun Dozenten, die zum Eröffnungsabend mit ihren Vorträgen bereits eine gewaltige Vielfalt an Stilen präsentierten.

Verträumt und melancholisch, zwischen Jazz und Weltmusik wandern Beutler und Bormann auf ihren Instrumenten durch die Akkordfolgen, während Sina Neuberger nur wenig später lebhafte Tango- und feurige Milonga-Rhythmen aufflammen lässt. Das Duo Dirks & Wirtz erfüllt den Konzertsaal später mit fast schon rockigen Grooves – und bringt mit seinem lebhaften Spiel die Stimmung allmählich zum Brodeln. Den Schlusspunkt des ersten Abends setzen Thomas Fellow und Constanze Friend alias Friend’n Fellow mit ihrem lebhaften Soul. 25 Jahre stehen die beiden zusammen auf der Bühne – und verstehen sich dabei fast blind. Ein Blickkontakt, ein kaum sichtbares Nicken, schon scheint der andere zu wissen, wo der Partner hinwill, welche Richtung jetzt einzuschlagen, welcher Akkord anzustimmen ist. Eine Freude fürs Publikum, diesem eingespielten Duo zuzusehen und hören. Ihr voluminöser, vollmundiger Sound und die gigantische Soulstimme von Constanze Friend weckten an dieser Stelle bereits Vorfreude auf das Wochenende.

Mit den Juroren die Welt der Gitarre erkunden

Am Sonnabend dürfte denn auch jenen, die die europäische Gitarrenszene nicht oder wenig kennen, bei einem Blick ins Programm des Abends klar geworden sein, dass hier wirklich die Stars des Fachs zu Gast in Dresden sind. Mit einem Repertoire von Bach bis Tango, mit einer bunten, internationalen Mischung aus Klängen vom Balkan, aus der Türkei und aus England laden die Gitarristen und diesjährigen Juroren des European Guitar Award, Zoran Dudic, Erkan Ogur, Johannes Tonio Kreusch und Jon Gomm unter dem Motto „Die Welt der Gitarre“ zu einer akustischen Rundreise durch die Gitarrenszene ein.

Faszinierend, was jenseits der typischen Lagerfeuerromantik auf dem Instrument alles möglich ist! Da kommt eine Type wie Jon Gomm (Foto: PR) barfuß auf die Bühne und macht den Auftritt schon zur Show, indem er laut kommentierend Kabel und Mikro an sein Instrument anschließt, das er wenig später mit den Worten „This is my guitar and seh is called Wilma“, vorstellt. Auch musikalisch ist der heute weltweit gefeierte Gitarrist und Youtubestar mit seiner virtuosen Einmannshow die Überraschung des Abends. Mit bahnbrechendem Fingerstyle stellt er klassische Spielarten sprichwörtlich auf den Kopf und macht die Gitarre kurzerhand zu Band, deren Sound er mit gefühlvollen Gesangspassagen würzt.

Das ist an diesem Abend auch ein spannungsvoller Bruch zu dem spielerisch brillanten, aber eher zurückgenommenen „Siddhartha“ eines Johannes Tonio Kreusch oder zu der phantasievoll verträumten Virtuosität eines Zoran Dudic. Selbst der von türkischer Folklore inspirierte Groove, den Erkan Ogur auf seiner bundlosen Gitarre zu einem modernen Rocksound aufpeppt, gerät angesichts von Gomms humorvoll virtuoser Perfomance ein wenig in den Schatten. Jon Gomm verblüfft und irritiert, er fasziniert das Publikum und macht mit seiner scheinbar lockeren Ungezwungenheit unbändige Lust auf mehr. – Dazu ist heute, 19.30 Uhr beim Abschlusskonzert des diesjährigen String Spring Festivals noch einmal Gelegenheit!

String Spring Festival, 14. bis 17. April, Hochschule für Musik Dresden

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