ToNi burghard friedrich ist der kopf des jungen Off-Opernteams szene12
Toni Burghard Friedrich ist einer der kreativsten jungen Regisseure in der Stadt. In der Lausitz aufgewachsen, studierte er Musiktheaterregie in Wien und kam schließlich nach Dresden zurück, um hier Theater zu machen. Im elbmargarita-Interview plaudert er aus dem Regiekoffer und verrät, an welcher Inszenierung er mit dem OFF-Opernteam von szene12 gerade werkelt.
Szene12 schenkt uns Dresdnern seit 2012 jedes Jahr eine unkonventionell inszenierte Opernaufführung. Auf welches Stück dürfen wir uns dieses Mal freuen?
Ich freue mich immer, wenn du „schenken“ sagst! Hat sich Dresden so etwas gewünscht? Dieses Jahr bringen wir einen Opernabend über Puccinis „La Bohéme“ auf die Bretter, die für uns die Welt bedeuten. Premiere wird am 22. September sein. Wir spielen 6 Vorstellungen, bis zum 3. Oktober.
Wie lange arbeitet ihr an so einer Inszenierung?
Mehr als ein Jahr! Unsere Arbeitsweise ist sehr speziell, da wir uns grundlegend keine Grenzen im Umgang mit dem Werk setzen. Nachdem wir letztes Jahr eine unbekannte Oper ausgegraben haben, möchten wir uns dieses Jahr mit diesem großen Klassiker der Opernliteratur beschäftigen. Wir erarbeiten u. a. eine neue Textfassung, es wird neukomponierte Stellen geben und alles muss als Kammeroper neuarrangiert werden. Dazu kommen neue Raum- und Lichtkonzepte. Das braucht viel Zeit, macht aber unglaublich viel Spaß.
Wo nehmt ihr immer diese irrsinnig begabten jungen Sänger für das Projekt her?
Es ist wunderbar, jedes Jahr mit so tollen Bühnenkünstlern zu arbeiten! Auch dieses Jahr haben wir ein super spannendes, hochprofessionelles Team zusammengestellt. Es ist vor allem das unermüdliche Engagement unseres musikalischen Leiters Matthew Lynch, der die Vorsingen ausgeschrieben und organisiert hat. U. a. ist er extra in seine Heimat nach England gefahren, um sich Sänger anzuhören.
Die Aufführung findet dieses Mal aber erstmals nicht im Labortheater statt. Warum?
Schon bei der Gründung von szene12 wollten wir Opern an ungewöhnlichen Orten aufführen. Das Labortheater war für uns ein tolles Theater, um mit unserer Arbeit zu beginnen. Zumal man viele Künstler direkt in der HfBK ansprechen kann, die immer ganz begeistert bei unseren Projekten mitgemacht haben.
Dieses Jahr wollten wir endlich diesen großen und aufwendigen Schritt wagen und haben mit dem Zentralwerk in Pieschen einen Ort gefunden, der unseren Vorstellungen als unkonventioneller Opernsaal vollends entspricht. Auch das ganze Team da ist super nett, es gibt schon viele gemeinsame Ideen!
Du bist freier Regisseur. Was kannst Du aus der Arbeit mit szene12 für andere Regieaufträge mitnehmen?
Ein wunderbares Team. Es ist immer wieder erstaunlich, wie persönlich und emotional unsere Inszenierungsgespräche sind. Es sind die ausführlichen Gedanken, die gemeinsame Arbeit und der ständige gemeinsame Austausch, der mich an unserer Arbeit interessiert. Wir haben ja den Luxus, unsere Werke selbst auszusuchen. Somit entsteht ein sehr vielfältiger Prozess.
Wie finanziert ihr das Projekt?
Unser derzeitiges Hauptthema. Nachdem szene12 immer weiter wächst, wächst natürlich auch der finanzielle Rahmen. Derzeit investieren wir gerade unglaublich viel Zeit in die Suche nach Sponsoren und die Erstellung von Förderanträgen. Es wird auch bald wieder eine Crowdfunding-Aktion geben, womit wir letztes Jahr sehr gute Erfahrungen gemacht haben. Natürlich freuen wir uns über jede Unterstützung. Auch bei der Finanzierung muss man kreativ sein!
Warum sollte man unbedingt mal bei euch vorbeigeschaut haben?
Wir entdecken mit unseren Besuchern die Oper neu. Hemmschwellen gibt es bei uns keine – wir sind locker und innovativ. Somit sind wir ein Ort, an dem Opernneueinsteiger und der absolute Fan aufeinander treffen.