„Winnetou I“ auf der Felsenbühne in Rathen
Rasante Pferderitte, waghalsige Stunts, knallende Pistolen und dazu noch staubende Sandwolken: Die Neuinszenierung von „Winnetou I“ (Foto: PR/Hagen König) auf der Felsenbühne in Rathen beschert Action pur vor der wildromantischen Felskulisse in der Sächsischen Schweiz. Olaf Hörbe packte die Handlung nach der Vorlage Karl Mays hier in eine schlüssige zwei-Stunden-Bühnenadaption. Regie in dem Stück führt der Theaterintendant der Landesbühnen Sachsen, Manuel Schöbel, höchst selbst.
Erzählt wird die Geschichte Winnetous, den hier Michael Berndt schnittig verkörpert. Er ritt bereits 2014 in „Old Surehand“ als Winnetou über die Felsenbühne – und begeistert in dieser Rolle nicht nur darstellerisch, sondern auch zu Pferde. Winnetou begegnet hier den weißen Eroberern, die auf der indianischen Erde der Apachen das Eisenbahnnetz ausbreiten wollen. Er versucht, zwischen den Indianern und den fremden Eroberern zu vermitteln und freundet sich bald mit Old Shatterhand an. Jürgen Haase zeigt diesen als gütigen Logiker, dem man gern im Kampf gegen die Eroberer zusieht.
Stefan Wiel hat dazu eine typische Wild-West-Kulisse auf die Felsenbühne gezimmert, Marterpfähle und indianische Figuren hauchen dieser auf der anderen Seite das richtig Apachen-Flair ein. Es geht rasant und actionreich zu, ab und an wird die Szene auch von deftigen Witzeleien gewürzt – und eine Mädchenband sorgt mit dem Lied „Weißt Du, was ein Greenhorn ist?“ stets für kurze Auflockerung. Das Schöne an der Inszenierung ist: Sie ist auch für Nicht-Indianer-Kundige durchweg spannend und verständlich in Szene gesetzt. Schade ist eigentlich nur, dass sie (dank kindgerechtem Arrangement) nach runden zwei Stunden schon zu Ende geht – zumal dies ziemlich abrupt und ohne befriedigende Endlösung passiert.
Umso stärker allerdings schwelt nun bei den Besuchern die Vorfreude auf „Winnetou II“ und all die anderen Karl-May-Abenteuer, die sich sicher in den nächsten Jahren als Neuinszenierungen auf der Bühne im Wehlgrund anschließen werden. Alle, die den Auftakt mit „Winnetou I“ bislang verpasst haben, müssen sich jedoch beeilen: Nur mehr drei Aufführungen stehen in diesem Jahr auf dem Programm: am 5., 6. und 12. September (5./6.9., 16 Uhr, 12.9., 14 Uhr) kämpfen, streiten und sterben Karl Mays Helden hier erneut unter freiem Himmel und vor einmaliger Sandsteinkulisse.