Getanzter Studienabschluss

Palucca-Absolventen zeigen Bachelor-Choreografien

Normalerweise ist es nicht üblich, dass Studienprüfungen öffentlich stattfinden. In Fächern wie Betriebswirtschaft oder Mathematik wäre das wohl auch kaum interessant. Ganz anders ist das jedoch an den Dresdner Kunsthochschulen. Die Abschlussklasse der Palucca Hochschule für Tanz macht aus dem Studienabschluss in Hellerau sogar ein abendfüllendes Programm.

Unter dem Motto „Can you see what I see?“ tanzen die 19 Absolventen hier dreieinhalb Stunden lang durch sieben Stationen im Festspielhaus. Sie nehmen die Zuschauer mit auf eine tänzerische Reise von Performance zu Performance und von Raum zu Raum. Diese Reise beginnt auf der Empore und endet auf der großen Bühne. Es ist gleichzeitig eine Entdeckungstour quer durch die Welt des Tanzes an der Plaucca Hochschule.

Jede Choreografie erzählt ihre eigene Geschichte, manchmal sogar fast szenisch. Es sind traurige und fröhliche, nachdenkliche und auch lustige Geschichten, die die 19 Absolventen mit Musik und Tanz präsentieren. Sie nutzen die Architektur des Festspielhauses wunderbar aus, bringen Zeit, Raum und Körper so in ein faszinierendes Zusammenspiel.

Die Choreografien scheinen alle aus dem unmittelbaren Lebensumfeld der Tänzer motiviert zu sein. Viele davon bleiben auch nach diesem Abend noch eine ganze Weile im Kopf haften. Etwa die von Joana Martins, die sich in ihrer Performance „Se Sente dos Setenta“ mit dem Alter auseinandersetzt. Auch, wenn sich alles verändert, die Gefühle, die uns bewegen, sind dieselben. Eine starke und eindrücklich getanzte Botschaft.

Die unergründlichen Wege des Schicksals macht Nicole Stroh zum Thema ihrer Choreografie „Was wäre wenn …?“, in der sie zusammen mit Tom Leonard der ewigen Frage nachgeht, ob wir das Leben mit unseren Entscheidungen überhaupt beeinflussen können. Fesselnd ist auch die Abschlussarbeit von Anthony Bachelier, der mit Anne Manavella in der Choreografie „Death can dance“ eine sehr persönliche Erfahrung über den Tod seiner Großväter tanzend verarbeitet.

So hat jede Choreografie ihre eigene Welt, die sie für ein paar Minuten vor dem Publikum entfaltet und die drei genannten Beispiele sind bei Weitem nicht genug, um den Bachelorabend in Hellerau in seiner Vielfalt zu umschreiben. Vielleicht ist das auch gar nicht schlimm, denn Tanz lebt sowieso mehr von Bewegung und Musik als von geschriebenen Worten – und der gestrige (12.5.) Auftakt im Festspielhaus wird nicht umsonst als „Premiere“ bezeichnet: heute und morgen folgen drei weitere Vorstellungen. Tickets dafür gibt es für 14/ermäßigt 9 Euro.

Info: „Can you see what I see?“, die Palucca-Absolventenklasse 2015 im Festspielhaus Hellerau, am 13. Mai, 19 Uhr sowie am 14. Mai 14 Uhr und 19 Uhr

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