Oper mit Ragtime und Tanzszenen

Studenten arrangieren Scott Joplin für Tänzer und Orchester

Die Oper „Treemonisha“ von Scott Joplin (1867–1917) ist in Deutschland noch niemals aufgeführt worden. Das liegt vielleicht auch daran, dass zu dem 1911 entstandenen Werk bislang keine vollständige Instrumentierung, sondern lediglich ein Klavierauszug existierte. Dresdner Studenten haben sich dem Stoff nun angenommen – und bringen ihn heute (25.4.) in einer Kooperationsarbeit der Hochschulen für Musik (HfM) und Bildende Künste (HfBK) sowie der Palucca Hochschule für Tanz in einer Neufassung auf die Bühne des Kleinen Hauses (Foto: PR/Matthias Horn).

Das Libretto und die Musik stammen von Joplin selbst. Drei Studenten von Professor Thomas Zoller an der HfM haben den Klavierauszug nun für großes Orchester arrangiert und eigene Kompositionen hinzugefügt. Felix Klinger, der im 4. Semester Komposition für Jazz/Rock/Pop studiert, ist einer davon. „Die Musik von Joplin ist eher klassisch. Wir haben die Fassung für Orchester nah an der Klavierfassung ausgerichtet“, erzählt er. Diese Fassung haben die Studenten aber noch um Tanzszenen ergänzt. „Diese Szenen sind nicht im Libretto angelegt, wir haben dafür zwei Stücke und zwei Intros neu geschrieben, die auch Jazziges enthalten“, sagt Klinger.

Das Libretto erzählt die Geschichte der jungen Schwarzen „Treemonisha“, die in den Südstaaten der USA dem allgegenwärtigen Aberglauben innerhalb der Black Community die emanzipatorische Kraft der Bildung entgegensetzt. Ihre Geschichte wollen die Studenten nun auch mittels der Tanzszenen für heutiges Publikum erzählen, sodass sie auch im Europa der Jetztzeit verständlich wird. Die Regie in dem Stück übernimmt Massimo Gerardi, der auch die Choreografien für die Aufführung schrieb. „Wir haben eng mit Massimo zusammengearbeitet, es war wichtig für uns, dass die Musik genau die Stimmungen ausdrückt, die Massimo in den jeweiligen Szenen haben wollte“, erzählt Felix Klinger.

So nimmt der Tanz in der Neuinterpretation von Joplins Oper einen wichtigen Platz ein. „Es ist fast immer ein Tänzer auf der Bühne, auch die Sänger und die Solisten tanzen mit. Trotzdem ist das Ganze noch eine Oper, mit Tanz verwoben“, sagt der Kompositionsstudent. Musikalisch stützt sich aber der überwiegende Teil des Stückes auf Joplins Klavierauszug. Felix Klinger schätzt, dass etwa vier Fünftel der Musik im Stück auf Joplin zurückgehen: „Oder anders gesagt, nur etwa ein Fünftel davon stammt von uns.“ Die Eigenkompositionen von Felix Klinger, Keno Hankel und Florian Baum greifen dabei auch Ragtime-Elemente auf, da Joplin als der „Vollender“ des Ragtime-Stils angesehen wird.

Unter den jährlichen Opernprojekten der Dresdner Kunsthochschulen am Kleinen Haus sticht dieses auf jeden Fall als etwas Besonderes heraus: Selten ging die Kooperation der Hochschulen in den vergangenen zehn Jahren so weit, dass dabei eigene Stückfassungen mit Neukompositionen entstanden sind. Selten wurde auch die Palucca Hochschule für Tanz so intensiv in die Arbeit mit einbezogen – wohl noch nie war es der Fall, dass ein Choreograf als Regisseur gewonnen werden konnte. Die Hochschule für Bildende Künste zeichnet – wie in jedem Jahr – für Bühnen-, Masken- und Kostümbild verantwortlich. Die musikalische Leitung übernimmt HfM-Professor Franz Brochhagen.

Aufführungen am 25.4., 26.4., 30.4., 1.5., 21.5., 27.5. und 28.5.

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