Das Weihnachtsfest begehen – Eine Kolumne
Weihnachten ist nur einmal im Jahr. Einige sagen jetzt: „Na Gott sei Dank!“, andere seufzen einmal und denken bei sich: „Eigentlich schade …“. Und insbesondere die letzten Tage vor dem Fest tendiere ich manchmal doch eher zur zweiten Gruppe von Menschen. Denn lassen wir den Stress, den Konsum und die drölfzigste Wiederholung von „Last Christmas“ im Radio einmal außen vor – wäre die Welt nicht etwas besser, wenn wir das ganze Jahr über so besinnlich wären, wie wir es in diesen vier Wochen sind oder zumindest tun?
Für mich ist Weihnachten vor allem Zeit. Zeit, um sich anzusehen, was in den vergangenen zwölf Monaten passiert ist. Zeit, um sich darüber klar zu werden, wen wir lieben und vermissen. Und Zeit, um sich etwas zu überlegen, wie wir das diesen besonderen Lichtern in unserem Leben auch zeigen können. Gar nicht so einfach, denn Geschenke wollen wohl überlegt sein. Nicht jeder mag Bommelmützen oder Seifen unterm Weihnachtsbaum.
Ich löse dieses Problem darum (und auch aus finanziellen Gründen) meist mit Weihnachtskarten. Dazu verschanze ich mich ein ganzes Wochenende an meinem Schreibtisch und veranstalte ein kreatives Chaos, wie es nach einem Meteoriteneinschlag nicht schöner sein könnte. So geschehen auch wieder am vergangenen Wochenende rund um den dritten Advent. Herausgekommen sind 14 Karten. 14 Mal ein Stückchen Zeit, das ich mir für jede einzelne Person genommen habe, um diese Kleinigkeit zu erstellen. Und jene 14 Karten werden sich bald gefüllt mit 14 – handschriftlichen! – Grüßen auf die Reise machen und ihre Empfänger hoffentlich erfreuen.
Das ist sicherlich nicht viel, keine große Geste, keine X-Box und auch kein Diamanten-Collier. Aber muss es das denn immer sein? Natürlich freue ich mich auch über ein Schmuckstück vom Liebsten oder über ein neues Objektiv für meine Kamera, das ich mir so hätte nie leisten können. Aber Weihnachtspost. Die bekomme ich mindestens genauso gerne. Denn da hat sich jemand das heutzutage wohl kostbarste Gut genommen, ein Stückchen davon abgebrochen, in Worte verpackt und versiegelt in einem Umschlag zu mir geschickt: Zeit. Kann ich mir denn mehr wünschen?
Darum freue ich mich schon jetzt darauf, dieses kostbare Geschenk zurückgeben zu können. Sicherlich gewürzt mit einem hübsch verpackten Buch hier und einer schon lang gewünschten CD dort, aber insgesamt sind es doch vor allem die gemeinsam verbrachten Momente, die ich schätze. Dieses Leuchten in den Augen, die Dankbarkeit und Freude. Ein Miteinander voller Liebe und Vertrauen. Dass es erst einen abgeschlagenen und mit Kugeln behangenen Baum braucht, damit wir Menschen dieses kleine, aber entscheidende Stückchen näher aneinander rücken, ist aber wirklich etwas schade, oder?
Vorsätze für das neue Jahr zu fassen ist ja leider oft vergebene Liebesmüh. Aber so grundsätzlich wäre es doch schön, wenn ein kleiner Krümel Weihnachten unter unseren Schuhsohlen kleben bleiben würde, wenn dieser kleine Funke in den Augen weiterglimmen könnte und wir damit das sogenannte Fest der Liebe jeden Tag in homöopathischen Dosen und vielleicht sogar unbewusst aufleben lassen könnten. Ich werde wohl versuchen, mir einen ordentlichen Vorrat dieses Weihnachtsglitzers anzulegen, damit ich das ganze Jahr 2015 davon zehren kann. Denn alles ist etwas schöner, wenn es glitzert – übrigens auch Weihnachtskarten und Geschenke. In diesem Sinne – fröhliche Weihnachten & Alles Liebe zum Fest!
Fotos: Silvana Arndt
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