Dresden im Buchstabenfieber

Herbstlese13

Literaturmesse Schriftgut macht das Buch erlebbar

Erleben und Mitmachen steht bei der Schriftgut im Mittelpunkt. Schon das dritte Mal lädt Projektleiterin Peggy Salomo vom 7. bis 9. November zu einem „erlesenen Programm“ in die Dresdner Börse. Wichtige Schwerpunkte sind auch in diesem Jahr das traditionelle Handwerk und das Mitmachen (Foto: Josefine Gottwald). Die Buchbinderinnung Sachsen bietet zahlreiche Stationen in „Leseräumen“ an, wo die Besucher sich selbst beim Schreiben, Drucken, Setzen, Buchbinden oder Papierschöpfen ausprobieren können. Dieses Jahr kann man erstmalig selbstgemachtes Pergament bestaunen und am Wochenende bei Interesse sogar die eigene Haut kalligrafisch bemalen lassen.

Die historische Linie, die im letzten Jahr mit der lebendigen Zeitreise in den Barock begann, wird jetzt mit „Walking Acts“ in Kostümen der Jahrhundertwende (1900) fortgesetzt. Die Gewandeten weisen auf die Aktionen der alten Handwerke hin und schaffen Atmosphäre – auch wenn es zur Epoche keinen literarischen Schwerpunkt gibt. Dafür können die Besucher einmal live erleben, wie eine Schulstunde zur Kaiserzeit ablief.

Messechef Ulrich Finger sieht die Schriftgut als „Plattform für regionale Kleinverlage, denen die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt teilweise zu teuer sind, und die viele Leute hier noch gar nicht kennen.“ Familiär und individuell heißt folglich die Devise. Auch das Veranstaltungsangebot hat regionale Schwerpunkte: Boris Preckwitz, Dresdner Stadtschreiber, und Bertram Reinecke, Gewinner des Lyrikstipendiums „Poet in Residence“, lesen aus ihren aktuellen Werken und laden zur Diskussion ein. Der Dresdner Autor Rolf Bergmann, bekannt durch „Damals im Roten Kakadu“, feiert die Premiere seines neuen Romans „Das mallorquinische Wagenrad“, eines Mallorca-Krimis, der im Dresdner Buchverlag erscheint. Auch der ehemalige Dresdner – jetzt Neu-Hamburger – Ralf Günther stellt seine historischen Romane vor, die zum Teil in Dresden spielen.

Aber auch Namen von Außerhalb sollen die hiesige Szene bereichern. Büchnerpreisträger Reinhard Jirgl liest auf der Messe aus seinem Bestseller „Nichts von euch auf Erden“. Projektleiterin Salomo freut sich besonders über die Veranstaltung mit Hans Pleschinski: „Das ist wirklich ein spannendes Thema“, sagt sie über „Königsallee“, den Roman zu Thomas Mann und der Bundesrepublik in den 50er Jahren.

Doch auch das familientaugliche Programm wird in diesem Jahr besonders breit angeboten. So findet die Messe das erste Mal gemeinsam mit der neuen Spielraum-Messe statt, einem Format, das vor allem das junge Publikum begeistern soll. Die Gründe dafür waren pragmatisch; Ulrich Finger erklärt: „Im Idealfall können die Kinder dort spielen, während ihre Eltern die Lesungen besuchen.“ Viertausend Quadratmeter Legospielfläche stellt die Messe dafür bereit. Außerdem sollen didaktisch wertvolle Konsolen- und PC-Spiele die Familien locken.

Aber auch Schriftgut will in der Börse mehr für Kinder anbieten. „In den letzten Jahren wurde im Bereich Kinder- und Jugendliteratur viel nachgefragt“, erklärt Peggy Salomo, „aber im Raum Dresden gibt es gar nicht so viele Autoren in dem Genre. Daher hat es bisher immer nicht richtig geklappt.“ Jetzt soll sich das ändern; der Messefreitag wird als Kinder- und Jugendtag ausgeschrieben, an dem nicht nur eine lange Lesenacht, sondern auch ein Bookslam der Bibliotheken, Schreibworkshops und ein Manga-Zeichenkurs angeboten werden. In diesem Jahr hat die Messe auch wieder einen eigenen Poetry Slam. Slammasterin Kaddi Cutz lädt in ihren „Geschichten übern Gartenzaun“ Gastpoeten aus ganz Deutschland ein.

Info: Die 3. Dresdner Literaturmesse „schriftgut“ findet zusammen mit „Spielraum“ vom 7. bis 9. November in der Messe Dresden statt.

Linktipp: www.schriftgut-messe.de

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