Dresden im Buchstabenfieber

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Literaturmesse Schriftgut macht das Buch erlebbar

Erleben und Mitmachen steht bei der Schriftgut im Mittelpunkt. Schon das dritte Mal lädt Projektleiterin Peggy Salomo vom 7. bis 9. November zu einem „erlesenen Programm“ in die Dresdner Börse. Wichtige Schwerpunkte sind auch in diesem Jahr das traditionelle Handwerk und das Mitmachen (Foto: Josefine Gottwald). Die Buchbinderinnung Sachsen bietet zahlreiche Stationen in „Leseräumen“ an, wo die Besucher sich selbst beim Schreiben, Drucken, Setzen, Buchbinden oder Papierschöpfen ausprobieren können.

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Rock’n’Roll ohne Love und Peace …

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Herbstauslese: „Damals im Roten Kakadu“

Herbstzeit ist auch Lesezeit. Unter dem Motto „Herbstauslese“ gibt es auf elbmargarita.de eine Serie, in der wir ausgewählte Romane und Erzählungen rezensieren, die in Dresden spielen. Heute: Rolf Bergmann: „Damals im Roten Kakadu“

Dresden, 1961: Hans, der sich Johnny nennt, ist passionierter Schachspieler und Ted Herold-Fan und will am liebsten Journalistik studieren. Ihn interessiert alles, von Sport bis Sonnenfinsternis, aber mit dem Studium ist das nicht so einfach: An der Uni Leipzig will man ihn nicht haben, weil er für den Beruf nicht genug politische Gesinnung beweist, und da ihm seine gebliebte Bruni ohnehin die kalte Schulter zeigt, überlegt er, mit Achim nach Brasilien auszuwandern

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Turnübungen mit (drei) Worten

Dresdner Literaturgruppe auf Erfolgskurs

Es war die Liebe zum Schreiben, die sechs Menschen im Jahr 2007 in einem Café zusammenführte. Ausgangspunkt war ein Studium an der Fernakademie Hamburg, das alle sechs absolvierten. Im Onlineforum des Seminars „Die große Schule des Schreibens“ haben sie sich kennengelernt – und zu einem Treffen in Dresden verabredet.

Das war die Gründungsstunde der Dresdner LITERATURNER, einer Gruppe von ambitionierten und nicht minder talentierten Freizeitliteraten, die zwar nicht alle direkt aus Dresden stammen, aber durch ihr Schreiben eng mit der Stadt verbunden sind. Denn fortan hieß es an jeweils einem Freitag im Monat ab halb sieben (bis open end): „Wort frei“ für gemeinsame Diskussionsrunden – zunächst in der Alten Wachstube im Großen Garten.

Inzwischen besteht die Gruppe aus zehn Mitgliedern, trifft sich im Herzen des Dresdner Literaturlebens, der Villa Augustin am Albertplatz, und hat bereits ihr erstes gemeinsames Buchprojekt veröffentlicht. „Irgendwann war uns die Arbeitsatmosphäre in der Alten Wachstube nicht mehr konzentriert genug, wir haben dann lange nach einem Raum gesucht“, erzählt Literaturner Willi Hetze. Er ist 1985 geboren und arbeitet derzeit als Honorardozent an der Uni Erfurt. Die Raumsuche trieb die Gruppe zwischenzeitlich an verschiedenste Stellen, bis hin zu einem Tapeziertisch in einer Podologiepraxis. Bei einer Lesung schlossen sie 2010 Bekanntschaft mit der Leiterin des Dresdner Literaturbüros, Andrea O’Brian. Seither ist die Gruppe im Werkstattraum der Bibliothek des Erich-Kästner-Museums zu Hause.

Dort lesen und diskutieren die Dresdner Literaturner seither ihre Texte. Hin und wieder stößt auch Rolf Bergmann als erfahrener Schriftsteller zur Gruppe hinzu. Er hilft und berät. Die Literaturner sind stolz darauf. Immer wieder liegt der Fokus bei den arbeitsintensiven Treffen auf dem handwerklichen Aspekt des Schreibens. Gerade das sei es, was die Arbeit der Gruppe ausmacht. „Wir haben das Prinzip der Kritik. Jeder Text wird von uns in der Gruppe auseinandergenommen“, sagt Hetze. Es werde viel gefeilt, viel diskutiert, nachgehakt. Oft haben sie schon einen Abend nur mit einer Geschichte verbracht. Das sei nur möglich, weil die Chemie zwischen den Mitstreitern absolut stimme. Dass dabei Hobbyschriftsteller aller Berufs- und Altersgruppen vereint sind, sei eher nützlich als hemmend. „So können wir von verschiedensten Erfahrungsbereichen und Sichtweisen lernen“, sagt Willi Hetze.

Zwei Jahre lang hat die Gruppe auf diese Weise an ihrem ersten Buchprojekt gearbeitet. Der Band „Drei Worte“ ist 2011 erschienen und vereint sowohl Prosa-, Lyrik- und Dramentexte – von denen nur die wenigsten von Dresden handeln. „Der Titel drei Worte ist durchaus wörtlich zu nehmen. Er bezieht sich auf die Überschriften der Beiträge, die jeweils aus genau drei Worten bestehen“, sagt Hetze. So habe man am Ende doch eine Gemeinsamkeit für die allzu unterschiedlichen Beiträge in dem Buch gefunden. Es ist mit einer Auflage von 500 Stück im Dresdner Buchverlag erschienen. „Wir können uns mit dem Verlag identifizieren.“

Gefunden haben sie den Verlag auf der Leipziger Buchmesse im vergangenen Jahr. Sofort habe der damals neu gegründete Verlag Interesse bekundet, wollte die Dresdner Autorengruppe ohne große Umschweife verlegen. „Die Präsentation des Buchprojektes war einfach überzeugend. Und man sollte als Dresdner Verlag ja auch Dresdner Autoren fördern“, sagt Peggy Salomo vom Dresdner Buchverlag. Und tatsächlich: Die Geschichten in dem Buch sind ein bunter Strauß aus kuriosen, witzigen, auch tragischen Begebenheiten, die nicht selten im Alltagsleben der Autoren ihren Ursprung fanden, „im Zuge der Arbeit jedoch oft auf einen ganz anderen Dreh kamen“, verrät Hetze.

Auch ein zweites Buchprojekt der Literaturner ist schon im Gespräch. Allzu viel soll aber noch nicht verraten werden. Nur, dass es sich dieses Mal um eine vernetzte Geschichte der Autoren handeln wird. Zudem wurde Anfang Mai ein Verein gegründet. „Das war nötig, da wir durch Lesungen und Honorare eine andere Struktur benötigen“, sagt Willi Hetze.

Und wie stehen die Literaturner heute zu ihrem Umfeld? Ist Dresden tatsächlich eine Literaturstadt? „Im Vergleich zu anderen Literaturstädten hat Dresden sicher Nachholbedarf. Aber die Dresdner sind sehr interessiert“, sagt Willi Hetze – er überlegt kurz und ergänzt: „Ja, Dresden ist eine Literaturstadt. Das Problem ist nur, dass hier allzu oft jeder seins macht.

Linktipp: http://www.literaturner.de/index.html

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